Ich bin dann mal weg - der Abtei Münsterschwarzach
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Meine Zeit in Indien<br />
„Einfach wird <strong>der</strong> Weg nicht immer sein, auch das wirst du schnell feststellen, aber du wirst er-<br />
fahren, in Gottes Fußspuren lohnt sich das Leben.“... stand auf <strong>der</strong> Postkarte, die ich von einer<br />
guten Freundin zum Abschied bekam, als ich nach Indien flog.<br />
Wäre ich nicht losgeflogen...wäre ich vielleicht nie in meinem Leben frei lebenden Papageien,<br />
Wildschweinen, Streifenhörnchen und Affen begegnet, von den heiligen Kühen, die ich den gan-<br />
zen Tag beobachtete, <strong>mal</strong> ganz abgesehen.... vieles gäbe es zu berichten von <strong>der</strong> Indian culture:<br />
Stromausfälle, kein Licht, keine Ventilatoren, für ein paar Stunden kein Wasser aus den Leitun-<br />
gen; Blitze und Donner wie Weltuntergangsstimmung zum Ende <strong>der</strong> Regenzeit; leckeres, aber<br />
scharfes Essen, alles in allem: I enjoy my life.<br />
Die Straßenkin<strong>der</strong>, die ich täglich im Projekt besuchte, gehen nicht zur Schule, sie verdienen sich<br />
Geld am Bahnhof, putzen Schuhe, verkaufen Wasser o<strong>der</strong> fegen Zugabteile, ihr Zuhause ist die<br />
Straße. Die Namen ihrer Eltern und Geschwister erinnern sie kaum, sie wissen, wann die großen<br />
Züge nach Delhi und Bombay fahren, <strong>dann</strong> müssen sie am Bahnhof sein...<br />
Gelebt habe ich das Jahr über im Kloster. Essen, Arbeit und Gebet strukturierten meine Tage.<br />
„Glaubst du, dass Gott dich liebt?“, fragte mich einer <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>, mit denen ich im Kloster lebte.<br />
Oft war ich überrascht über die Fragen, Gedanken und Gespräche, die sich im Kloster mit den<br />
Brü<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Schwestern ergaben. Aber ich habe es genossen, ganz ehrlich und offen über Glau-<br />
bensfragen und –zweifel zu sprechen, miteinan<strong>der</strong> und füreinan<strong>der</strong> zu beten, Angst und Freude<br />
gemeinsam vor Gott zu bringen, im Glauben zu wachsen und Vertrauen zu üben.<br />
Immer <strong>mal</strong> wie<strong>der</strong> konfrontiert mit <strong>der</strong> Frage, woher ich den Mut und die Zuversicht nahm, für<br />
ein Jahr nach Indien zu fliegen, kann ich nur mit meinem Tagebuch, geschrieben in Indien, ant-<br />
worten: „dass Zweifel, ganz ganz viele mich begleiten, aber heute kann ich sagen und glauben,<br />
dass diesen Schritt zu wagen, alles hinter mir zu lassen, aufzubrechen, Abschied zu nehmen und<br />
loszugehen nur möglich ist und war im Vertrauen auf Gott, dass Gott mich begleite, wohin ich<br />
auch gehe und dass seine Zusage den Menschen da<strong>mal</strong>s auch mir heute gilt: Fürchte dich nicht!“<br />
The way we go, depends not on Got, but on how we respond to his call!<br />
Wiebke<br />
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