Ein Jahr als Au-pair im Kloster Zu guter Letzt noch ... - Hotel Waldhaus
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6 JANUAR 2013<br />
Vom <strong>Waldhaus</strong> bis zum künstlerischen Höhepunkt an der dOCUMENTA (13) 2012<br />
«Immer den sensiblen Umgang<br />
mit der Natur berücksichtigend,<br />
lässt Alfred Bradler erkennen,<br />
wie Schöpfung lebt.» (Andreas<br />
Bromba, Morgenstern Stiftung<br />
und Galerie, Berlin)<br />
«Steine» beziehungsweise das rote Band –<br />
ein Bericht in den <strong>Waldhaus</strong> News vom Dezember<br />
2005 – erzählt vom Beginn unseres<br />
3-wöchigen Land-Art-Projekts mit dem roten<br />
Band. Binden, markieren, sichtbar machen,<br />
exper<strong>im</strong>entieren mit Steinen, Felsen, Felsblöcken<br />
und Findlingen in der grandiosen<br />
Bergwelt des Oberengadins. Genauer gesagt<br />
in der Fexschlucht, an der Via Engiadina<br />
oberhalb Sils Baselgia, um die Lejins<br />
bei Furtschellas, <strong>im</strong> Fextal, am Corvatsch, <strong>im</strong><br />
Fedoztal und <strong>im</strong> Bachlauf auf dem Weg zum<br />
Fornogletscher.<br />
«6. Juli 2005 Steinmarkierungen an der<br />
Via Engiadina – rotes Band teilt Felsen,<br />
markiert Gesteinswände, verbindet auseinanderstrebende<br />
Findlinge. Durch die Fremdheit<br />
und die Signalwirkung des roten Bandes<br />
wird die umgebende Natur sichtbarer, dem<br />
menschlichen <strong>Au</strong>ge bewusster.» (<strong>Waldhaus</strong><br />
News Dezember 2005)<br />
Diesen ersten spannenden Exper<strong>im</strong>enten,<br />
dokumentiert in Galerieausstellungen mit<br />
Fotografien, Zeichnungen, Ölbildern und<br />
gebundenen Steinskulpturen, folgten Land-<br />
Art-Installationen und Exper<strong>im</strong>ente mit dem<br />
roten Band in den Bergen Mallorcas, an der<br />
felsigen Küste Süd-Zyperns, <strong>im</strong> Karwendel-<br />
Gebirge und in den Dolomiten.<br />
Schon auf Mallorca erweiterte sich unser<br />
Blickwinkel vom Gestein zu den Bäumen,<br />
speziell zu den uralten, knorrigen Olivenbäumen.<br />
Es folgte eine 3-teilige Land-Art-<br />
Installation unter dem Titel «Wald» auf dem<br />
Bergkunstpfad am Hochpillberg bei Schwaz<br />
in der Silberregion Karwendel in Tirol, mit<br />
der wir die Besonderheit und Schönheit<br />
des Bergwaldes, aber auch die <strong>Ein</strong>griffe in<br />
die Natur durch die Hand des Menschen bewusst<br />
machten. <strong>Ein</strong> überd<strong>im</strong>ensionaler roter<br />
Vorhang aus 50 breiten roten Gurtstreifen<br />
schwingt in Form eines riesigen Trapezes<br />
an einem dunklen Engpass eines düsteren<br />
Fichtenwaldes, versperrt leuchtend rot den<br />
Weg. In einem grossen Kahlschlag am steilen<br />
Berghang bekommen unzählige Baumstümpfe<br />
Markierungen durch breite rote<br />
Band-Ringe. Der Kahlschlag löst sich von<br />
seiner Umgebung, die Dramatik der Zerstörung<br />
wird sichtbar.<br />
Im Juni 2012 starteten wir eine mehrwöchige<br />
Arbeit bei Wind und wechselhaftem<br />
Wetter <strong>im</strong> Habichtswald in Kassel-Wilhelmshöhe.<br />
Es entstand die Land-Art-Installation<br />
«bleeding trees» anlässlich der dOCUMENTA<br />
(13); eine eindrucksvolle, vier Hektar grosse<br />
Flächenskulptur, die einen wesentlichen Gedanken<br />
dieser dOCUMENTA (13) aufgreift,<br />
den Aspekt der Ökologie. An die 600 riesige<br />
alte Buchenbäume bekamen blutrote Filzmanschetten,<br />
die fortschreitende weltweite<br />
Naturzerstörung erhielt hier ein Denkmal.<br />
Die Bäume bluten, «bleeding trees».<br />
«Die rote Markierung einer grossen Anzahl<br />
von Bäumen in einer Wald beherrschenden<br />
D<strong>im</strong>ension entwickelt sich zugleich<br />
zu einer eindrucksvollen Flächenskulptur.<br />
Das serielle Rot der Markierungen ‹fliesst›<br />
gleichsam durch den Wald, der Wald wird<br />
zur Installation». (Dr. Ra<strong>im</strong>und Kast, Kurator<br />
«bleeding trees»)<br />
Mit den <strong>Jahr</strong>eszeiten wird sich diese Installation<br />
bis zum 30. Juni 2013 verändern<br />
und <strong>im</strong>mer neue ästhetische Erlebnisse bieten.<br />
Die Schönheit des Waldes berührt die<br />
Besucher – unsere Vision wurde Realität.<br />
<strong>Zu</strong>r Land-Art-Installation «bleeding<br />
trees» erscheint eine Mappe mit vier In-<br />
stallationsfotos, gestaltet von Nik Schölzel<br />
<strong>im</strong> Format 40 cm x 50 cm, sowie einer<br />
Dokumentation der Aktion und einem Stück<br />
roter Original-Baumbinde <strong>im</strong> gleichen Format.<br />
<strong>Au</strong>flage: 30 nummerierte und von Alfred<br />
Bradler und von Nik Schölzel signierte<br />
Exemplare. www.bleeding-trees.com<br />
Last but not least: eine temporäre, überd<strong>im</strong>ensionale<br />
Fallskulptur, wie ein Lavastrom<br />
über weisse Kalksteintrassen. Seit<br />
September 2012 fällt eine 90 Meter lange,<br />
2 Meter breite Filzbahn über drei Abbau-<br />
Terrassen eines monumentalen Kalksteinbruches<br />
auf der schwäbischen Alb <strong>im</strong> Alten-<br />
tal bei Gerhausen-Blaubeuren. <strong>Au</strong>ch hier, um<br />
«sichtbar» zu machen, auf drastische Veränderungen<br />
in der Natur durch <strong>Ein</strong>griffe der<br />
Menschen hinzuweisen. <strong>Au</strong>ch hier mit hohem<br />
ästhetischem Anspruch.<br />
Vom Projekt «Steine» in und um Sils Maria<br />
bis hin zum vorläufigen Höhepunkt «bleeding<br />
trees» anlässlich der dOCUMENTA (13)<br />
begleitet uns <strong>im</strong>mer die dankbare Erinnerung<br />
an die ersten Exper<strong>im</strong>ente mit dem<br />
roten Band, die uns vor nunmehr sieben<br />
<strong>Jahr</strong>en ermöglicht wurden durch das grosszügige,<br />
freundliche Engagement von Felix<br />
Dietrich und Urs Kienberger und ihren<br />
Familien. «Für uns war das Projekt Steine<br />
<strong>im</strong> Oberengadin ein spannendes, schönes,<br />
anstrengendes, beglückendes, fruchtbares<br />
Exper<strong>im</strong>ent und wir sind dankbar für dieses<br />
freie Arbeiten in künstlerischer <strong>Waldhaus</strong>residenz.<br />
Das rote Band wird uns auch<br />
in <strong>Zu</strong>kunft begleiten und sich durch unterschiedlichstes<br />
Gelände innerhalb und ausserhalb<br />
Europas ziehen.»<br />
Alfred und Eka Bradler<br />
www.alfred-bradler.com<br />
Alfred und Eka Bradler haben auch bleibende<br />
Spuren hinterlassen mit dem Wandbild von<br />
1994 <strong>im</strong> Ruheraum unserer Sauna. Sils und<br />
das Engadin haben umgekehrt bleibende<br />
Spuren in ihr Leben gezeichnet. Mario Azzato,<br />
von 1986 bis 1998 <strong>im</strong> <strong>Waldhaus</strong> und jetzt<br />
seit Langem Chef de Service in der Osteria/<br />
Enoteca Murütsch <strong>im</strong> Romantik <strong>Hotel</strong> Margna<br />
in Sils Baselgia, ist der Mann ihrer Tochter<br />
und Vater ihrer Enkelin.<br />
Und <strong>noch</strong> einmal Bradler:<br />
«rennSAPRI…renn!»<br />
«Wie wir soeben erfahren, ist die renn-<br />
SAPRI* <strong>im</strong> <strong>Waldhaus</strong> angekommen. Gestartet<br />
ist die muntere, leuchtend rote Kultfigur<br />
aus der Familie der SAPRI* von Alfred Bradler<br />
in Berlin Mitte, rannte ohne Halt nach<br />
New York, Chicago, Kapstadt, Dubai, Sidney,<br />
Moskau, Tiflis, Seoul, Hamburg, Wien, Paris,<br />
Rom, Florenz, München, Graz, Ulm, St. Moritz,<br />
S-chanf, Scuol und Sils-Maria ins <strong>Waldhaus</strong>,<br />
<strong>als</strong> <strong>Au</strong>sdruck urbaner Lebensfreude, und ist<br />
nicht zu stoppen. Momentan tummelt sie sich<br />
wahrscheinlich, wenn die Gäste schlafen, in<br />
der <strong>Waldhaus</strong>bar, an der Rezeption, in der<br />
Halle und flitzt die Treppen rauf und run-<br />
Não falo portugues!<br />
Drei vollbepackte Rucksäcke,<br />
drei Paar Flip-Flops, drei Köche<br />
und null Worte Portugiesisch.<br />
So die vielversprechende <strong>Au</strong>sgangslage<br />
für einen spannenden<br />
Monat in Brasilien.<br />
Gestartet sind wir in Manaus, um den<br />
Amazonas zu entdecken. Wohlbehütet und<br />
geführt von Englisch sprechenden <strong>Ein</strong>he<strong>im</strong>ischen<br />
haben wir den Dschungel durchstreift,<br />
mit Piranhas <strong>im</strong> Rio Negro gebadet, Ka<strong>im</strong>ane<br />
von Hand gefangen und <strong>im</strong> Schutze von<br />
Mückennetzen in Hängematten geschlafen.<br />
Um dem feuchtwarmen Kl<strong>im</strong>a zu entkommen,<br />
sind wir an den Küstenort São Luis geflogen.<br />
Damit verliessen wir die gängige Touristenroute<br />
und mischten uns unter das brasilianische<br />
Volk, mit allen Vor- und Nachteilen…<br />
So sahen wir uns schon <strong>im</strong> ersten Ortsbus<br />
mit dem Problem konfrontiert, unseren<br />
riesigen Rucksack durch ein sehr kleines,<br />
enges Drehkreuz zu bringen. <strong>Au</strong>ch sonst hatte<br />
Sâo Luis seine Tücken. <strong>Zu</strong>m Beispiel eine<br />
Stunde Zeitverschiebung, die wir zwei Tage<br />
lang nicht bemerkten. Trotz allem erreichten<br />
auch wir die wunderschönen, weissen<br />
Sanddünen von Lençois Maranhenses, wenn<br />
auch auf abenteuerlich-holprigem Weg. Um<br />
uns von den ganzen Strapazen zu erholen,<br />
gönnten wir uns zwei Tage am tropischen<br />
Strand von Maceio. Gestärkt von Sonne und<br />
frischer Kokosnuss, erkundeten wir die afrikanisch<br />
angehauchte Metropole Salvador unter<br />
den Fittichen eines echten, leidenschaftlichen<br />
<strong>Ein</strong>he<strong>im</strong>ischen. Trotz Verständigungsproblemen<br />
haben wir das bunte, musikgeladene<br />
Treiben dieser Stadt genossen.<br />
Die nächste Anlaufstation führte uns bei<br />
Nacht und Nebel ins Landesinnere zum Nationalpark<br />
Chapada Diamantina. <strong>Au</strong>f den alten<br />
Spuren der Diamantensucher entdeckten wir<br />
die Wildnis und kühlten uns unter eindrucksvollen<br />
Wasserfällen ab. Besonders hervorzuheben<br />
sind der klare Sternenh<strong>im</strong>mel, die leidenschaftlichen<br />
Kochkünste unseres Guides<br />
und das zu unserem Erstaunen trinkbare,<br />
wenn auch gelb gefärbte Flusswasser. Der<br />
spontane Blick auf den Busplan zog uns nach<br />
Itacaré. Dort empfing uns ein Surfer-Reggaeangehauchtes<br />
Städtchen mit wunderschönen<br />
ter bis hin zum Hallenbad. Oder ist sie gar<br />
<strong>im</strong> Privé? Machen Sie sich auf die Suche.»<br />
Eka Bradler<br />
*SAPRI sind frech, prall, kraftvoll, heiter,<br />
anmutig, standfest, dynamisch, distanziert,<br />
verschlüsselt, auch erotisch. SAPRI sind<br />
manchmal winzige 5 mm klein oder riesige<br />
9 m gross. SAPRI machen stark, geben Mut,<br />
entspannen. Lassen Sie sich doch auch ein<br />
wenig «saprifizieren». www.sapri.de<br />
kleinen Sandbuchten. Der <strong>Zu</strong>fall wollte es,<br />
dass wir den einzigen Regentag unserer Reise<br />
<strong>im</strong> Bus verbrachten, mit dem Ziel Arraial<br />
d’Ajuda, einem weiteren bekannten Badeort.<br />
Hier frönten wir der exotischen Papaya, dem<br />
einhe<strong>im</strong>ischen Bier und dem schmackhaften<br />
Moqueça, einem brasilianischen <strong>Ein</strong>topf mit<br />
Fisch, Kokosnuss und Tapioka.<br />
<strong>Zu</strong> <strong>guter</strong> <strong>Letzt</strong> verschrieben auch wir<br />
uns <strong>noch</strong> der Faszination Rio de Janeiros.<br />
Geschlafen haben wir mitten in einer der<br />
vielen Favelas, mit Blick auf die ganze Copacabana.<br />
Dort mischten wir uns unter<br />
die Schönen und Sportlichen und genossen<br />
einen st<strong>im</strong>mungsvollen Sonnenuntergang.<br />
<strong>Au</strong>ch die Kunst fehlte nicht in unserem Reiseprogramm.<br />
Das «UFO» des berühmten Oscar<br />
Niemeyer erlaubte uns eine tolle <strong>Au</strong>ssicht auf<br />
die Skyline von Rio. Richtig spannend wurde<br />
es, <strong>als</strong> wir <strong>im</strong> Fussballstadion von Flamengo<br />
sassen und das Stadt-Derby miterlebten (Flamengo<br />
gg. Botafogo). Als krönenden Abschluss<br />
bestiegen wir den bekannten Berg Corcovado,<br />
auf welchem sich die eindrückliche Christusstatue<br />
befindet. Der <strong>Au</strong>sblick über ganz Rio<br />
war atemberaubend und bestätigt die Faszination<br />
für diese Stadt.<br />
Vier Wochen später: drei Rucksäcke vollbepackt<br />
mit Erlebnissen, drei Paar durchgelaufene<br />
Flip-Flops, drei braungebrannte<br />
Köche und einige Worte Portugiesisch. So<br />
blicken wir auf unsere spannende Rundreise<br />
durch Brasilien zurück.<br />
Claudia Emmenegger<br />
Mit Bravour schloss Claudia Emmenegger aus<br />
Schüpfhe<strong>im</strong> (Luzern) 2007 ihre dreijährige<br />
Lehre <strong>als</strong> Köchin in der <strong>Waldhaus</strong>küche ab,<br />
und mit dem gleichen Schwung führt sie<br />
seither ihr Leben fort. Unter anderem hat<br />
sie letztes <strong>Jahr</strong> die Luzerner Wirteprüfung<br />
gemacht, arbeitet jetzt <strong>als</strong> Koch in Champéry<br />
<strong>im</strong> Wallis und will demnächst in Neuchâtel<br />
eine Winzerlehre in Angriff nehmen.<br />
Mit ihr in Brasilien unterwegs: die Toggenburgerin<br />
Andrea Scheu, von 2008 bis 2009<br />
Chef Entremetier <strong>im</strong> <strong>Waldhaus</strong>, und Fabienne<br />
Wälti, die bei Ex-<strong>Waldhaus</strong>-Souschef Eva<br />
Forrer in Biel in der Lehre war und seit Dezember<br />
2012 in der <strong>Waldhaus</strong>küche kocht.