CHbraunvieh 05-2011 - Schweizer Braunviehzuchtverband
CHbraunvieh 05-2011 - Schweizer Braunviehzuchtverband
CHbraunvieh 05-2011 - Schweizer Braunviehzuchtverband
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Alpwirtschaft und Tourismus<br />
Alpwirtschaft gut zu betreiben, heisst gute Weiden zu erhalten, diese zu pflegen und<br />
effizient zu nutzen. Aus der Milch und deren Verarbeitung zu gefragten Produkten soll ein<br />
maximaler Ertrag erwirtschaftet werden. Doch auch im Alpbetrieb wird ein Zustupf aus<br />
einem Nebenerwerb immer wichtiger.<br />
Als ob die gute Bewirtschaftung einer Alp nicht schon<br />
genug Arbeit erfordert, erachten immer mehr Betriebe<br />
einen Nebenerwerb als nötig. Und was bietet sich<br />
auf einer Alp besser an, als sich ein Stückchen vom<br />
Tourismuskuchen abzuschneiden. Je nach Lage einer<br />
Alp ergeben sich kleinere oder grössere Chancen.<br />
Der stetige Trend hin zu Naturprodukten oder allein<br />
die Naturverbundenheit vieler Mitmenschen leiten<br />
die Entwicklung der Kombination «Alpwirtschaft-<br />
Tourismus» in positive Bahnen. Man ist bereit, etwas<br />
zu zahlen, wenn das Angebot rundum stimmt.<br />
Alptourismus früher und heute<br />
Gerne erinnere ich mich zurück an die Anfänge. Da<br />
sah man noch ganz- oder halbamtliche Tariftafeln<br />
in den Alphütten hängen, welche die Preise für eine<br />
Tasse frische Milch, ein Stück Alpbutter oder Alpkäse<br />
klar festlegten. Heute ist die Vielfalt gross. Vom einfachen<br />
Glas Milch bis hin zum Erlebnis-Alptag oder gar<br />
Erlebnisferien auf einer Alp ist alles anzutreffen. Je nach<br />
Region und Kanton werden unterschiedlichste Traditionen<br />
breit bekannt gemacht und finden beim Gast<br />
grossen Anklang.<br />
Unterschiedliche Möglichkeiten und Chancen<br />
Nur, mit dem Angebot sind auch die Ansprüche<br />
gestiegen. Obwohl es auch immer Leute gibt, die die<br />
Abgeschiedenheit und die Einfachheit suchen, werden<br />
ein gewisser Komfort sowie Auswahlmöglichkeiten<br />
geschätzt. Der Hygiene wird ein immer höherer Stellenwert<br />
beigemessen. Ein Blick über unsere Grenzen<br />
nach Österreich und Südtirol macht aber alleweil Mut.<br />
Gibt es doch nichts Schöneres, als von Hütte zu Hütte<br />
zu wandern und sich gelegentlich wieder entsprechend<br />
zu stärken. Oder sich mit einem wohlschmeckenden<br />
Alpprodukt einzudecken, um so ein Stück «heile Welt»<br />
mit nach Hause nehmen zu können.<br />
Alptourismus ist kein Selbstläufer<br />
Man darf aber auch nicht die Gefahren oder Risiken<br />
ausser Acht lassen, die sich im Tourismus verbergen.<br />
Auch dann nicht, wenn ich an das schöne Bild von<br />
einem traditionellen Alpaufzug denke, oder an eine<br />
Alpwirtschaft, in der die Gäste genüsslich unsere Spezialitäten<br />
verzehren.<br />
Sich neben dem herkömmlichen Alpbetrieb auch in der<br />
Tourismusbranche zu behaupten, braucht zuerst einmal<br />
die nötige Zeit. Gäste wollen betreut und versorgt<br />
werden. Die Freundlichkeit, die man uns <strong>Schweizer</strong>n<br />
im Gastgewerbe ja vielfach abspricht, ist ein wichtiger<br />
Faktor für den Erfolg. Es ist beileibe nicht jedermanns<br />
(-fraus) Sache, sich mit Touristen abzugeben und für<br />
sie da zu sein.<br />
Zudem ist eine zeitgemässe Infrastruktur halt auch<br />
im Alptourismus nicht mehr wegzudenken. Der Gast<br />
erwartet einwandfreie, saubere sanitäre Einrichtungen,<br />
eine angepasste, leistungsfähige Küche und eben, die<br />
freundliche Bedienung.<br />
Martin Preisig, Vorstandsmitglied SBZV<br />
editorial<br />
Nr. 5 • Juni <strong>2011</strong> 3