13.05.2013 Aufrufe

ForestFinest 1/2009

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

derer des ursprünglichen Urwalds (siehe hierzu auch Artikel<br />

„Bestanden: Unser Wald lebt, Seite 31). Und dennoch bedeuten sie<br />

einen wesentlichen Unterschied, den zwischen konventionell und<br />

ökologisch bewirtschafteten Flächen. Diesen gravierenden Unterschied<br />

– „bio“ versus „konventionell“ – kennen wir in Deutschland<br />

bereits aus der Landwirtschaft. Für Waldwirtschaft gilt er ebenso.<br />

Mit den gleichen fatalen Folgen in der industriell-konventionellen<br />

Forstwirtschaft, vor allem in den Tropen.<br />

Konventionelle Forstwirtschaft<br />

Schnelles Wachstum, koste es was es wolle, ist das Motto der konventionellen<br />

Forstwirtschaft. Es soll den als Nachteil geltenden Faktor<br />

„Langfristigkeit“ eliminieren. Denn Waldinvestoren, die auf<br />

schnelles Geld setzen, können und wollen nicht lange warten. Für<br />

kurzfristige Renditen wird hier mit schnellwüchsigen Bäumen aufgeforstet.<br />

So werden beispielsweise riesige Eukalyptuswälder gepflanzt.<br />

Doch deren Monokulturen bieten kaum Lebensraum für<br />

Tier- und Pflanzenarten, laugen die Böden aus und verbrauchen<br />

sehr viel Wasser. Ihre Verwendung in der „ökologischen“ Forstwirtschaft<br />

ist deswegen von Umweltverbänden nicht gern gesehen<br />

und weitgehend obsolet.<br />

Ökologische-nachhaltige Forstwirtschaft<br />

„Bio-Wälder“ zeichnen sich dadurch aus, dass hier mehrere und vor<br />

allem einheimische Baumarten wachsen. Bei einer Monokultur kann<br />

man kaum von Forst und schon gar nicht von Wald sprechen, sondern<br />

es handelt sich um eine Plantage. Ein – egal ob ökologisch oder<br />

konventionell bewirtschaftetes – Blumenkohlfeld würde man<br />

auch nicht als Wiese bezeichen.<br />

Ökologische Misch-Forste haben die Chance, sich zu einem Wald<br />

hin zu entwickeln. Es sind Mischwälder, in der die Natur auch<br />

Förster sein darf, wenn auch nur nebenberuflich. Denn in der<br />

ersten Umtriebszeit, die im Grunde wie eine Baumschule beginnt,<br />

steht die Forstwirtschaft noch im Vordergrund. Bewirtschaftet<br />

werden diese ökologischen Forste jedoch von Beginn an nachhaltig.<br />

Das heißt, es wird nur das geerntet, was auch nachwächst<br />

„Wälder sind vor deutschen Banken nicht sicher“<br />

Das schrieb der WWF 2003 und veröffentlichte eine Studie, die elf Banken<br />

auf den Öko-Prüfstand gestellt hatte. Die Umweltschützer beauftragten<br />

die Oekom Reasearch Agentur, die Existenz, Anwendung und Transparenz<br />

von Umwelt- und Sozialstandards bei der Finanzierung von Projekten im<br />

Bereich Waldumwandlung und Waldwirtschaft zu untersuchen. Bis heute<br />

ist es die aktuellste Untersuchung zum Thema Wald, Nachhaltigkeit und<br />

Banken.<br />

Auf einer Notenskala von A + bis D erhielten ABN AMRO (Niederlande), die<br />

Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft sowie die HypoVereinsbank<br />

ein B +, die UBS (Schweiz) ein B -. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

und die Dresdner Bank wurden mit C +, die Westdeutsche Landesbank<br />

mit C bewertet. Das Schlusslicht des Ratings, die Commerzbank,<br />

erreichte nur ein C -. Die Deutsche Bank, die Norddeutsche Landesbank<br />

und die Industriekreditbank hatten ihre Teilnahme an dem Rating verweigert<br />

und konnten nicht bewertet werden. Alle genannten Banken sind<br />

weltweit in Projekten engagiert, für die in großem Stil ursprüngliche Wälder<br />

gerodet wurden.<br />

beziehungsweise nachgepflanzt wird oder aber notwendigerweise<br />

entnommen werden muss, um das Wachstum des Gesamtsystems<br />

Wald zu fördern. Dabei werden weitgehend keine chemischen<br />

Mittel verwendet und auch keine Großmaschinen, die dem<br />

Waldboden schaden. Die Einbindung in lokale und regionale<br />

Strukturen zur Schaffung von dauerhaften Arbeitsplätzen für die<br />

heimische Bevölkerung gehört dazu.<br />

FSC–Siegel – zertifizierte Sicherheit?<br />

Ein weltweit anerkanntes Gütesiegel für nachhaltige Waldwirtschaft<br />

ist das FSC-Siegel. Es berücksichtigt ökologische und soziale Faktoren.<br />

Hierzu wurde ein einheitlicher Standard entwickelt, deren Prinzipien<br />

und Indikatoren an Gegebenheiten vor Ort angepasst werden.<br />

So ist es international möglich, selbst für größere Monokulturen<br />

das FSC-Siegel zu erhalten. Es kann sogar passieren, dass langjährig<br />

konventionell betriebene Forste nach einer Umstellungszeit sich<br />

erst am Ende von Umtriebszeiten größere Waldbestände vom FSC<br />

zertifizieren lassen. Diese Politik der Zertifikatsvergabe beruht auf<br />

der Annahme, dass man konventionelle Betriebe „abholen“ muss,<br />

dort wo sie sind, um sie in eine bessere, ökologischere Richtung zu<br />

entwickeln. Es gibt durchaus zweifelnde Stimmen von Forstexperten<br />

und Umweltschutzorganisationen, die diese Art der Zertifizierung<br />

für nicht hinreichend halten und für strengere Maßstäbe zumindest<br />

in den Tropen plädieren. Auch innerhalb des FSC gibt es um<br />

diese Fragen eine rege Diskussion.<br />

Ökologisch bewusste Investoren sollten also genau prüfen, in<br />

welche Art FSC-zertifizierter Projekte sie investieren. Das FSC-<br />

Zertifikat ist für tropische Forste ein guter Anfang, aber vielleicht<br />

noch nicht umfassend aussagefähig, um konsequente ökologische<br />

Forstwirtschaft in den Tropen zu definieren. Inzwischen gibt es<br />

sogar Forst-Projekte, die die FSC-Zertifizierung als nicht hinreichend<br />

zur Unterscheidung von „öko“ und „nicht öko“ betrachten und<br />

deswegen mit dem Gedanken spielen, auf das Siegel zu verzichten.<br />

Hinter solchen Argumenten könnten aber natürlich auch schlicht<br />

wirtschaftliche Überlegungen stehen, denn auch die FSC-Zertifizierung<br />

kostet.<br />

www.forestfinance.de FF 17<br />

Titel

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!