ForestFinest 1/2009
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.
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derer des ursprünglichen Urwalds (siehe hierzu auch Artikel<br />
„Bestanden: Unser Wald lebt, Seite 31). Und dennoch bedeuten sie<br />
einen wesentlichen Unterschied, den zwischen konventionell und<br />
ökologisch bewirtschafteten Flächen. Diesen gravierenden Unterschied<br />
– „bio“ versus „konventionell“ – kennen wir in Deutschland<br />
bereits aus der Landwirtschaft. Für Waldwirtschaft gilt er ebenso.<br />
Mit den gleichen fatalen Folgen in der industriell-konventionellen<br />
Forstwirtschaft, vor allem in den Tropen.<br />
Konventionelle Forstwirtschaft<br />
Schnelles Wachstum, koste es was es wolle, ist das Motto der konventionellen<br />
Forstwirtschaft. Es soll den als Nachteil geltenden Faktor<br />
„Langfristigkeit“ eliminieren. Denn Waldinvestoren, die auf<br />
schnelles Geld setzen, können und wollen nicht lange warten. Für<br />
kurzfristige Renditen wird hier mit schnellwüchsigen Bäumen aufgeforstet.<br />
So werden beispielsweise riesige Eukalyptuswälder gepflanzt.<br />
Doch deren Monokulturen bieten kaum Lebensraum für<br />
Tier- und Pflanzenarten, laugen die Böden aus und verbrauchen<br />
sehr viel Wasser. Ihre Verwendung in der „ökologischen“ Forstwirtschaft<br />
ist deswegen von Umweltverbänden nicht gern gesehen<br />
und weitgehend obsolet.<br />
Ökologische-nachhaltige Forstwirtschaft<br />
„Bio-Wälder“ zeichnen sich dadurch aus, dass hier mehrere und vor<br />
allem einheimische Baumarten wachsen. Bei einer Monokultur kann<br />
man kaum von Forst und schon gar nicht von Wald sprechen, sondern<br />
es handelt sich um eine Plantage. Ein – egal ob ökologisch oder<br />
konventionell bewirtschaftetes – Blumenkohlfeld würde man<br />
auch nicht als Wiese bezeichen.<br />
Ökologische Misch-Forste haben die Chance, sich zu einem Wald<br />
hin zu entwickeln. Es sind Mischwälder, in der die Natur auch<br />
Förster sein darf, wenn auch nur nebenberuflich. Denn in der<br />
ersten Umtriebszeit, die im Grunde wie eine Baumschule beginnt,<br />
steht die Forstwirtschaft noch im Vordergrund. Bewirtschaftet<br />
werden diese ökologischen Forste jedoch von Beginn an nachhaltig.<br />
Das heißt, es wird nur das geerntet, was auch nachwächst<br />
„Wälder sind vor deutschen Banken nicht sicher“<br />
Das schrieb der WWF 2003 und veröffentlichte eine Studie, die elf Banken<br />
auf den Öko-Prüfstand gestellt hatte. Die Umweltschützer beauftragten<br />
die Oekom Reasearch Agentur, die Existenz, Anwendung und Transparenz<br />
von Umwelt- und Sozialstandards bei der Finanzierung von Projekten im<br />
Bereich Waldumwandlung und Waldwirtschaft zu untersuchen. Bis heute<br />
ist es die aktuellste Untersuchung zum Thema Wald, Nachhaltigkeit und<br />
Banken.<br />
Auf einer Notenskala von A + bis D erhielten ABN AMRO (Niederlande), die<br />
Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft sowie die HypoVereinsbank<br />
ein B +, die UBS (Schweiz) ein B -. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />
und die Dresdner Bank wurden mit C +, die Westdeutsche Landesbank<br />
mit C bewertet. Das Schlusslicht des Ratings, die Commerzbank,<br />
erreichte nur ein C -. Die Deutsche Bank, die Norddeutsche Landesbank<br />
und die Industriekreditbank hatten ihre Teilnahme an dem Rating verweigert<br />
und konnten nicht bewertet werden. Alle genannten Banken sind<br />
weltweit in Projekten engagiert, für die in großem Stil ursprüngliche Wälder<br />
gerodet wurden.<br />
beziehungsweise nachgepflanzt wird oder aber notwendigerweise<br />
entnommen werden muss, um das Wachstum des Gesamtsystems<br />
Wald zu fördern. Dabei werden weitgehend keine chemischen<br />
Mittel verwendet und auch keine Großmaschinen, die dem<br />
Waldboden schaden. Die Einbindung in lokale und regionale<br />
Strukturen zur Schaffung von dauerhaften Arbeitsplätzen für die<br />
heimische Bevölkerung gehört dazu.<br />
FSC–Siegel – zertifizierte Sicherheit?<br />
Ein weltweit anerkanntes Gütesiegel für nachhaltige Waldwirtschaft<br />
ist das FSC-Siegel. Es berücksichtigt ökologische und soziale Faktoren.<br />
Hierzu wurde ein einheitlicher Standard entwickelt, deren Prinzipien<br />
und Indikatoren an Gegebenheiten vor Ort angepasst werden.<br />
So ist es international möglich, selbst für größere Monokulturen<br />
das FSC-Siegel zu erhalten. Es kann sogar passieren, dass langjährig<br />
konventionell betriebene Forste nach einer Umstellungszeit sich<br />
erst am Ende von Umtriebszeiten größere Waldbestände vom FSC<br />
zertifizieren lassen. Diese Politik der Zertifikatsvergabe beruht auf<br />
der Annahme, dass man konventionelle Betriebe „abholen“ muss,<br />
dort wo sie sind, um sie in eine bessere, ökologischere Richtung zu<br />
entwickeln. Es gibt durchaus zweifelnde Stimmen von Forstexperten<br />
und Umweltschutzorganisationen, die diese Art der Zertifizierung<br />
für nicht hinreichend halten und für strengere Maßstäbe zumindest<br />
in den Tropen plädieren. Auch innerhalb des FSC gibt es um<br />
diese Fragen eine rege Diskussion.<br />
Ökologisch bewusste Investoren sollten also genau prüfen, in<br />
welche Art FSC-zertifizierter Projekte sie investieren. Das FSC-<br />
Zertifikat ist für tropische Forste ein guter Anfang, aber vielleicht<br />
noch nicht umfassend aussagefähig, um konsequente ökologische<br />
Forstwirtschaft in den Tropen zu definieren. Inzwischen gibt es<br />
sogar Forst-Projekte, die die FSC-Zertifizierung als nicht hinreichend<br />
zur Unterscheidung von „öko“ und „nicht öko“ betrachten und<br />
deswegen mit dem Gedanken spielen, auf das Siegel zu verzichten.<br />
Hinter solchen Argumenten könnten aber natürlich auch schlicht<br />
wirtschaftliche Überlegungen stehen, denn auch die FSC-Zertifizierung<br />
kostet.<br />
www.forestfinance.de FF 17<br />
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