ForestFinest 1/2009
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.
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Waldwirtschaft<br />
Dick, rund und alt – Starkholz<br />
Es gibt zu viele starke Bäume in deutschen Wäldern. Weil sie früher begehrt und deshalb teurer waren als<br />
dünnere, hat sich die holzverarbeitende Industrie auf schwächere und mittlere Stämme konzentriert. Inzwischen<br />
laufen dünnere Stämme dem Starkholz deutlich den Rang ab. So gibt es nun ein im wahrsten Sinne des Wortes<br />
wachsendes Problem: Einen großen Vorrat an starken Bäumen und nicht genügend Kapazitäten, sie effektiv und<br />
ihrem Potential entsprechend zu verwerten.<br />
Schwimmhalle in Bad Dürrheim:<br />
Astfreies Starkholz und neuartige Klebstoffe<br />
ermöglichen hölzerne Konstruktionen, von denen<br />
man früher kaum zu träumen wagte.<br />
Foto: Burgbacher Holztechnologie GmbH, Trossingen<br />
Heute macht das sogenannte Starkholz<br />
ein Fünftel des gesamten Vorrates aus.<br />
Dazu zählen Bäume mit mehr als 50 Zentimeter<br />
Durchmesser in Brusthöhe. Sein Anteil<br />
dürfte noch weiter steigen. In dieser Entwicklung<br />
liegt eine doppelte Gefahr. Zum<br />
einen bleiben die ökologisch wünschenswerten<br />
naturnahen Wälder mit gut gemischter<br />
Altersstruktur nur über längere<br />
Zeiträume bestehen, wenn alte Bäume immer<br />
wieder Platz für jüngere machen. Zum<br />
anderen wird es in Zukunft kaum noch<br />
alte Bäume geben können, wenn schon<br />
die jüngeren intensiv genutzt werden.<br />
Verwendung des Starkholzes<br />
Bei Starkholz ist die Qualität des Holzes auf<br />
der Ebene des Bestandes wie auch des einzelnen<br />
Stammes recht ungleichmäßig verteilt.<br />
So kann ein vergleichsweise kurzes<br />
Stück des Endstammes durchaus Furnierqualität<br />
bieten, während das anschließende<br />
Stück lediglich eine Transportlänge niedriger<br />
Güte aufweist. Innerhalb der einzelnen<br />
Stammabschnitte jedoch ist die Holzstruktur<br />
von hoher Homogenität und Qualität.<br />
Aus Nadelholz beispielsweise lassen sich fehlerfreie<br />
Lamellen, Kanthölzer, Friese und<br />
Latten fertigen, die mit einem gleichmäßigen<br />
und dichten Aufbau der Jahresringe<br />
nicht nur eine ansprechende Optik, sondern<br />
ebenso eine hohe Festigkeit aufweisen.<br />
Allerdings zeigen Umfragen, die bei Kunden<br />
und Herstellern geführt wurden, dass<br />
das Wissen um die Potenziale von Starkholz<br />
noch recht gering ist und folglich die Zurückhaltung<br />
bei der Anwendung derartiger<br />
Produkte auch noch recht groß ist.<br />
Ein Verbund sucht nach Lösungen<br />
Tatsächlich können oder wollen viele moderne<br />
Sägewerke starke Bäume gar nicht<br />
mehr verarbeiten. Ein Ausweg aus diesem<br />
Dilemma lässt sich nur im Zusammenspiel<br />
von Waldbau und Holztechnik, Wissenschaft<br />
und Praxis finden. Der Forschungsverbund<br />
„Starkholz – Aktivierung von Wertschöpfungspotenzialen<br />
zur nachhaltigen<br />
Nutzung und Verwendung von Nadel- und<br />
Laubstarkholz“, verankert an der Forstlichen<br />
Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-<br />
Württemberg, greift deshalb auf die Zusammenarbeit<br />
von Forstmann und Ingenieur<br />
zurück. Hinzu kommen holzverarbeitende<br />
Unternehmen sowie regionale Organisationen<br />
des Holzmarketings, denen<br />
wiederum Sägewerker, Zimmerleute, Architekten,<br />
Möbelhersteller und andere Berufsgruppen<br />
angehören.<br />
Das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung fördert den Verbund mit<br />
rund 30 Millionen Euro. Das Helmholtz-<br />
Zentrum für Umweltforschung koordiniert<br />
das Projekt wissenschaftlich. Alle zusammen<br />
wollen auf nationaler und europäischer<br />
Ebene ein Netzwerk für Wissenschaft und<br />
Praxis schaffen und vor allem die drei Fragen<br />
klären: Wie kann die Wertschöpfungskette<br />
Forst-Holz sowohl gewinnorientiert als<br />
auch ökologisch verträglich und sozial gerecht<br />
optimiert werden? Wie können Waldlandschaften<br />
so genutzt werden, dass die Lebensqualität<br />
der Menschen verbessert wird<br />
und gleichzeitig die Ressourcen langfristig<br />
gewährleistet sind? Wie sieht der Wald der<br />
Zukunft aus? Einige Antworten auf diese<br />
Fragen finden Sie auf www.starkholzforschung.de.<br />
24 FF www.forestfinance.de