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Foto: www.sxc.hu/Dennis Taufenbach Warum Chris Adam Holzkohleöfen baut, um das Klima zu schützen. Auch wenn er von Umwelt- und Entwicklungshilfeorganisationen hören muss, Holzkohle sei nicht umweltfreundlich. Urwälder in Entwicklungsländern fallen nicht nur dem Holzbedarf der Industrie - länder zum Opfer. Auch die lokale Bevölkerung benötigt das Material, um Holzkohle zu gewinnen. Neben der Waldzerstörung kommt es dabei zum Ausstoß von klimaschädlichen Schwelgasen bei der Holzkohle-Produktion. Alleine Kenia und Sambia haben zusammen einen jährlichen Holzkohleverbrauch von circa drei Millionen Tonnen – eine enorme Umweltbelastung. Doch auch, wenn den Menschen die negativen Folgen des Kahlschlags wie Dürre und Bodenaustrocknung bewusst sind, gibt es für viele keine Alternative: Solarenergie oder auch nur Kerosin bleiben für sie unerschwinglich. Um ihr Überleben zu sichern, müssen sie auf den Wald zurückgreifen. Der Einsatz von Holzkohle in Entwicklungsländern lässt sich noch nicht vermeiden, aber effizienter und umweltfreundlicher gestalten. Dieser Aufgabe widmet sich der deutsche Industrie-Designer und ehemalige Entwicklungshelfer Chris Adam. Während bei den üblichen Öfen aus 100 Kilo Holz gerade einmal 15 bis 20 Kilo Holzkohle entstehen, entwarf Adam einen Ofen, der dabei die doppelte Menge, also 30 bis 40 Kilo Holzkohle produziert. Dieser „Low-Cost- Retortenmeiler“ erzeugt gleichzeitig 75 Prozent weniger Schwelgase – insbesondere weniger Methan – als übliche Meiler und ist damit weitaus klimaschonender. Die Reduktion der Schwelgase ermöglicht der Retortenmeiler mittels einer Düse, über die der Rauch kontrolliert abgelassen, umgelenkt und umweltfreundlich verbrannt wird. Der Name „Low-Cost“ rührt daher, dass die Anlage nicht industriell hergestellt werden muss, sondern in Selbstbauweise von zwei geschulten Personen mit Material im Wert von nur 300 Euro errichtet werden kann. Damit ist der Holzkohleofen auch in ärmeren Regionen realisierbar. Ebenso genügt eine Person, um die Anlage zu bedienen. Innerhalb eines Tages kann diese erledigen, woran bei einem herkömmlichen Erdmeiler drei bis vier Personen eine Woche lang arbeiten müssen. „Viele schätzen den 1-Tages-Ablauf der Produktion. Traditionelle Verkohlung erfordert bis zu einer Woche und mehr um einen einzigen Meiler fertigzustellen“, so Adam. Trotz geringer Resonanz erste Erfolge Ungeachtet des viel versprechenden Ansatzes fand Adams Erfindung bei Umweltund Entwicklungsorganisationen bislang meist wenig Anklang – Holzkohle sei nicht umweltfreundlich. Dabei wird übersehen, dass in den Entwicklungsländern oft eine Alternative fehlt. „Bis vor fünf Jahren war die Standardmeinung der Verantwortlichen in vielen Entwicklungshilfeprojekten, dass die Verwendung von Flüssiggas-Kochern die Lösung für die Haushalte der ‘South Countries’ sein würde. Holzkohle war verpönt“, bedauert Adam. Dennoch verzeichnet Adam durch viel Eigeninitiative bereits erste Erfolge, indem er Kontakt zu den Einheimischen und Unternehmen vor Ort sucht. So wird der 2006 mit dem Internationalen Designpreis Focus Energy ausgezeichnete Retortenmeiler unter anderem bereits erfolgreich in Kenia, Namibia und Peru eingesetzt. Weitere Projekte in Uganda, Brasilien, Peru und Tansania sind in Planung. Für die Zukunft wünscht sich Chris Adam vor allem eines: „Dass eine bedeutende Organisation, die entwicklungspolitisch tätig ist, die Verbreitung der ,adam-retort‘ aufgreift.“ Mehr zu dem Projekt finden Sie unter www.biocoal.org Die „Low-Cost-Retortenmeiler“ von Chris Adam finden bislang nur bei der Bevölkerung aber nicht bei großen Institutionen Anklang, obwohl sie doppelt so viel Kohle wie die üblichen Öfen produzieren und klimaschonender sind. www.forestfinance.de FF 27 Foto: Chris Adam Waldwirtschaft