Rind im Bild - Rinderzucht Schleswig-Holstein e.G.
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Zur Überwachung der Eutergesundheit der einzelnen<br />
Kühe eignet sich der LKV-Rückbericht von der<br />
Milchkontrolle sehr gut. Anhand der monatlich auf<br />
Einzeltierebene untersuchten Zellgehalte kann man<br />
leicht auffällige Tiere mit erhöhten Zellgehalten<br />
aufspüren. Diese Tiere bedürfen dann einer besonderen<br />
Beobachtung und in Abhängigkeit vom Zellgehalt<br />
und davon, ob klinische Symptome (Flocken,<br />
geschwollenes Euter, etc.) auftreten, muss in Form<br />
von weiteren Untersuchungen und Behandlungen<br />
reagiert werden.<br />
Zusätzliche Untersuchungen zur Überwachung<br />
der Eutergesundheit können <strong>im</strong> ZML durchgeführt<br />
werden. So können Sie jederzeit gesonderte Proben<br />
(sowohl Viertel- wie auch Einzelgemelksproben)<br />
von Einzeltieren auf Zellzahl untersuchen lassen.<br />
Zusätzlich bietet das ZML seit einigen Monaten die<br />
Untersuchung von Milchproben auf Mastitiserreger<br />
mit der PCR-Methode an (PCR = Polymerase<br />
Kettenreaktion, Nachweis von Erbsubstanz der<br />
Mastitiserreger in der Milch). Be<strong>im</strong> Auftreten von<br />
Mastitiden ist eine Untersuchung von Viertelgemelksproben<br />
auf Mastitiserreger sinnvoll, um eine<br />
gezielte Therapie einzuleiten. Des Weiteren ist diese<br />
Untersuchung gut geeignet,<br />
- um Ursachen für chronische Zellzahlerhöhungen<br />
und Milchleistungsminderung bei Einzeltieren<br />
abzuklären<br />
- um Therapieerfolge zu kontrollieren<br />
- zur Vorbeuge vor dem Trockenstellen, nach der<br />
Kalbung, vor Umsetzen/Verkauf und in der Qua-<br />
rantäne.<br />
Für diese Untersuchungen kann das Probenentnahmematerial<br />
<strong>im</strong> ZML angefordert werden.<br />
Bakteriologische Beschaffenheit<br />
Um die bakteriologische Beschaffenheit der Milch<br />
zu überwachen, werden monatlich Ke<strong>im</strong>zahlproben<br />
der Anlieferungsmilch untersucht. Der Ke<strong>im</strong>gehalt<br />
ist ein Parameter für die Reinheit bzw. Sauberkeit<br />
der Milchgewinnung. Ein gesundes Euter liefert<br />
praktisch sterile Milch mit einem Ke<strong>im</strong>gehalt von<br />
weniger als 10.000 Ke<strong>im</strong>e/ml. Ke<strong>im</strong>e befinden sich<br />
überall in der Umwelt. Sie lassen sich nicht beseitigen,<br />
sondern nur in der Zahl begrenzen und am<br />
Wachstum hindern. Die Ke<strong>im</strong>zahl ist somit ein Maß<br />
für die Kontamination der Milch nach Verlassen<br />
des Euters. In der Anlieferungsmilch in <strong>Schleswig</strong>-<br />
<strong>Holstein</strong> lag der durchschnittliche Ke<strong>im</strong>gehalt in<br />
den letzten Jahren konstant bei 17.000 bis 18.000<br />
Ke<strong>im</strong>e/ml. Ein Anteil von 93 % der Betriebe wies<br />
in diesem Jahr bisher einen Ke<strong>im</strong>gehalt unter<br />
50.000 Ke<strong>im</strong>e/ml auf (Tabelle 3) und lag damit in<br />
dem Bereich, in dem eine Meierei die Milch sogar<br />
in die S-Klasse für besonders gute Qualität einstu-<br />
// <strong>Rind</strong> <strong>im</strong> <strong>Bild</strong> 4/2011<br />
// LKV<br />
Tabelle 2 : Verteilung der Anlieferungsmilch in Zellgehaltsklassen<br />
<strong>im</strong> Zeitraum Januar bis Oktober 2011<br />
Zellgehalt nach Klassen (in 1000/ml)<br />
bis 125 126 - 250 251 - 400 über 400<br />
Anteil der Lieferanten in der Klasse (%) 7 56 35 2<br />
fen und mit einem Milchgeldzuschlag honorieren<br />
kann. Etwa 6 % der Betriebe lagen <strong>im</strong> Bereich über<br />
50.000 Ke<strong>im</strong>e/ml und 0,6 % wiesen mit mehr als<br />
100.000 Ke<strong>im</strong>e/ml einen deutlich zu hohen Ke<strong>im</strong>gehalt<br />
auf (Tabelle 3). Hier müssen Abzüge <strong>im</strong><br />
Milchgeld in Kauf genommen werden. Zudem besteht<br />
die Gefahr einer Liefersperre.<br />
Tabelle 3: Durchschnittlicher Ke<strong>im</strong>gehalt der Anlieferungsmilch<br />
<strong>im</strong> Zeitraum Januar bis Oktober 2011<br />
< 100.000 Ke<strong>im</strong>e/ml < 50.000 Ke<strong>im</strong>e/ml > 100.000 Ke<strong>im</strong>e/ml Durchschnitt<br />
99,4 % 93,1 % 0,6 % 17.000 Ke<strong>im</strong>e/ml<br />
Ursachen für einen erhöhten Ke<strong>im</strong>gehalt sind in der<br />
Regel in den Bereichen Melktechnik und Melkhygiene<br />
zu suchen. 90 % des Gesamtke<strong>im</strong>gehaltes<br />
der Rohmilch stammen von den Melkgerätschaften,<br />
nur etwa 10 % haben andere Ursachen wie<br />
beispielsweise schmutzige Euter oder Euterentzündungen.<br />
Besonders die Reinigung und Desinfektion<br />
der Melkanlage sowie die sofortige Kühlung der<br />
Milch sind entscheidend dafür, dass die Ke<strong>im</strong>zahlen<br />
niedrig sind. Treten Probleme mit der Ke<strong>im</strong>zahl auf,<br />
können zur Ursachenfindung Milchproben aus verschiedenen<br />
Abschnitten der Melkanlage gewonnen<br />
und <strong>im</strong> ZML untersucht werden. Ist die Ursache entdeckt<br />
und behoben, lassen sich hohe Ke<strong>im</strong>zahlen in<br />
der Regel schnell in den Griff bekommen.<br />
Anzahl positiver Hemmstoffbefunde<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
127<br />
130<br />
145<br />
Hemmstoffe<br />
Hemmstoffe sind alle Substanzen, die das Wachstum<br />
von Ke<strong>im</strong>en in der Milch hemmen. Dies sind in<br />
erster Linie Tierarzne<strong>im</strong>ittel zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten<br />
(Antibiotika), in seltenen Fällen<br />
kann es sich auch um Rückstände von Reinigungs-<br />
und Desinfektionsmitteln handeln. Das Freisein der<br />
Milch von Hemmstoffen sichert die gesundheitliche<br />
Unbedenklichkeit für den Verbraucher. Zudem ist es<br />
Vorraussetzung für die technologische Unbedenklichkeit<br />
für die Weiterverarbeitung der Milch und<br />
vermeidet wirtschaftliche Verluste für den Milcherzeuger.<br />
Damit die Milch frei von Hemmstoffen<br />
bleibt, hat der Gesetzgeber eine Untersuchungspflicht<br />
und <strong>im</strong> Falle eines positiven Befundes einen<br />
empfindlichen Abzug vom Milchgeld vorgeschrieben<br />
(0,05 Euro für den laufenden Monat).<br />
Abbildung 2 zeigt die Anzahl der positiven Hemmstoffbefunde<br />
in Anlieferungsmilchproben in den<br />
vergangenen Jahren. Im Jahr 2008 wurden relativ<br />
viele Proben (145) mit positivem Befund festgestellt<br />
Abbildung 2: Anzahl positiver Hemmstoffbefunde in den Jahren 2006 bis 2011<br />
88<br />
77<br />
2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
(Jan.-<br />
Okt.)<br />
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