DER BIEBRICHER, Ausgabe 257 - Frank Hennig
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Biebricher Verkehrsinitiative geht noch lange nicht die Puste aus<br />
Zweieinhalb Jahre engagiert sich nun schon<br />
die Initiative „Biebricher gegen Verkehr<br />
XXL“ für mehr Lebensqualität der rund<br />
1 000 Anwohner an der Äppelallee, der<br />
Hagenauer Straße sowie den angrenzenden<br />
Straßen. Einige verkehrsberuhigende Maßnahmen<br />
durch die Stadt in den engen Siedlungsstraßen<br />
konnten zwar schon erreicht<br />
werden, doch andere zugesagte dagegen<br />
– wie die Blitzersäule auf der Äppelallee –<br />
sind bis heute nicht realisiert.<br />
Das größte Problem, so Initiativensprecher<br />
Mario Bohrmann,<br />
sei die überaus starke Lärm- und<br />
Umweltbelastung der Anwohner<br />
an der Äppelallee und Hagenauer<br />
Straße durch den immer weiter<br />
zunehmenden Verkehr und insbesondere<br />
durch den Schwerlastverkehr. Die<br />
sich rasant fortsetzende Ausweitung des<br />
angrenzenden Gewerbegebietes, der Neubau<br />
der Schiersteiner Brücke, der Bau einer<br />
Trockenmischanlage im Dyckerhoffbruch<br />
sowie eines Biomasse-Heizkraftwerkes am<br />
Knettenbrechweg, nähren seine Befürchtungen<br />
und Prognosen.<br />
Der Ausbau des XXXL-Möbelmarktes auf<br />
das Doppelte der bisherigen Fläche führe<br />
zum Verkehrsinfarkt rund um die Äppelallee<br />
und den Knotenpunkten. Dagegen wehrt<br />
sich die Bürgerinitiative. Bereits im Juli vergangenen<br />
Jahres hatten Anwohner der Äppelallee<br />
und der Malmedyer Straße bei der<br />
Stadt ihren Widerspruch eingereicht. Doch<br />
erst am 5. November ging bei Gericht der<br />
zusätzliche „Eil“-Antrag auf aufschiebende<br />
Wirkung ein. Von „Eile“ ist indes bislang<br />
trotz Eilverfahren wenig zu spüren, erklärte<br />
Bohrmann bei einer Versammlung am 13.<br />
März im Siedlerhaus in der Zaberner Straße.<br />
Er erwarte jedoch wöchentlich die Entscheidung<br />
des Verwaltungsgerichtes.<br />
18 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / APRIL 2013<br />
Verkehrsbelastung<br />
ist<br />
und bleibt Kern<br />
der Debatte<br />
Auf Einladung der Initiative hatte auch Wiesbadens<br />
künftiger Oberbürgermeister Sven<br />
Gerich an der Versammlung teilgekommen.<br />
Er erklärte, dass er heute noch keine Versprechungen<br />
machen könne, dass er sich<br />
aber über den Sachstand und die Probleme<br />
informieren wolle. Unstrittig sei für ihn,<br />
dass das Verkehrskonzept für Gesamt-Biebrich<br />
geregelt werden müsse und getroffene<br />
Vereinbarungen der Stadt mit der Bürgerinitiative<br />
einzuhalten seien. Genau das kritisiert<br />
die Initiative und macht dies am<br />
Beispiel des Bürgerforums deutlich,<br />
das nicht mehr läuft, obwohl es<br />
vom Wiesbadener Stadtparlament<br />
seinerzeit so beschlossen wurde.<br />
Damit gehe die Bürgerbeteiligung<br />
wieder gegen null, war im Saal zu<br />
hören. Aber auch emotionale Stimmen,<br />
wie: „Aufgabe der Stadt ist es, für<br />
die Bürgerinnen und Bürger da zu sein und<br />
nicht nur für Konzerne“ oder „die Industrie<br />
tanzt der Stadt auf der Nase rum und die<br />
macht nichts“ waren zu hören.<br />
Der Möbelgigant XXXL baut indes<br />
weiter – auf eigenes Risiko. Es erscheint<br />
allerdings fraglich, ob die<br />
von der Initiative angeführten Steigerungen<br />
des Verkehrs und des<br />
Lärms in einem ohnehin dramatisch<br />
belasteten Gebiet einen Baustopp<br />
rechtfertigen, heißt es. Die Anwohner<br />
und die drei Kläger lassen solche<br />
Argumente nicht gelten: „Nicht wir<br />
sind in ein Gewerbegebiet gezogen,<br />
es kam zu uns.“ Verschärft wird<br />
die ohnehin angespannte Situation<br />
indes durch die Entscheidung von<br />
Mann Mobilia auch das derzeit noch<br />
stehende Möbelhaus an der Äppelallee<br />
abzureißen und neu zu bauen.<br />
Ein entsprechender modifi zierter<br />
Bauantrag liege dem Bauamt vor, so<br />
Baudezernentin Sigrid Möricke. Durch den<br />
Neubau erhöht sich zudem die Zahl der nötigen<br />
Parkplätze um 79 auf künftig 1 145.<br />
Durch die Zufahrt zur Tiefgarage vom neuen<br />
Kreisel an der Friedrich-Bergius-Straße<br />
als auch von der Äppelallee erhofft sich<br />
das Baudezernat weniger Fahrverkehr und<br />
weniger Störungen bei der Umfahrung des<br />
Gesamtgebäudekomplexes. „Mit dem totalen<br />
Abriss und Neubau, auch des Bestandsbaus,<br />
ergibt sich doch eine völlig andere<br />
Situation“, war vonseiten der Verkehrsinitiative<br />
zu hören, die auch weiterhin für eine<br />
Verkehrs- und Lärmreduzierung und gegen<br />
weitere Belastungen der Anwohner kämpfen<br />
wird. (hdh)<br />
Kurz nach dem Redaktionsschluss gab<br />
das Verwaltungsgericht die Ablehnung<br />
des Eil-Antrages der Anwohner bekannt.<br />
Begründung: „Nachbarschaftliche<br />
Rechte werden nicht verletzt. Beim<br />
XXXL-Bauvorhaben werde nichts anderes<br />
errichtet, als bereits vorhanden sei<br />
- nur eben größer.“<br />
Am Rande des Wohngebietes an der Äppelallee<br />
entsteht mit 71 000 Quadratmetern Verkaufs-<br />
und Lagerfl äche ein neuer XXXL-Möbelmarkt.<br />
Doch die Bürger fragen sich weiterhin: „Wohin<br />
mit dem Verkehr?“<br />
HANS-DIETER HERRMANN