Download - Stadt und Land
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freiZeiT<br />
Von Hasen <strong>und</strong> Eiern<br />
Ende März dreht sich wieder alles ums Ei.<br />
Nicht etwa um das berühmte Ei des Kolumbus<br />
oder all die kleinen, gesprenkelten<br />
Vogeleier, die dann schon wieder in den<br />
Nestern liegen <strong>und</strong> aus denen bald eine<br />
neue Generation zwitschernder Blaumeisen,<br />
Spatzen <strong>und</strong> Finken schlüpfen wird.<br />
Nein, es ist ein höchst ungewöhnliches Ei,<br />
um das sich alles drehen wird: Das Hasenei.<br />
Obwohl es noch keinem Naturforscher gelungen<br />
ist, einen Hasen zu beobachten,<br />
der mit Kochtöpfen oder Pinseln hantiert,<br />
ist das Hasenei immer hartgekocht <strong>und</strong><br />
quietschbunt bemalt. Und da Hasen keine<br />
Eier essen, sind sie so fre<strong>und</strong>lich, diese kleinen,<br />
wohlschmeckenden Kunstwerke in<br />
der Nähe von uns Menschen so offensichtlich<br />
zu verstecken, dass auch Kinder sie<br />
finden können. Gedankt wird es den Hasen<br />
jedoch nicht, denn da man sich ja<br />
nicht nur von Eiern ernähren kann, landet<br />
häufig auch der Hase selbst in unseren Mägen.<br />
Abends wird dann um große Feuer<br />
herumgetanzt. Ostern ist ein sonderbares<br />
Fest.<br />
Es sind christliche Feiertage, deren Ursprünge<br />
weit in heidnische Zeiten zurückreichen.<br />
Damals feierte man das Kommen<br />
des Frühlings, <strong>und</strong> der Name leitet sich<br />
von „Austro“, der germanischen Göttin<br />
der Morgenröte, ab. Osterhase <strong>und</strong> Osterei<br />
sind dabei vor allem Symbole der Fruchtbarkeit.<br />
In Regionen, in denen traditionell<br />
das Schaf im Mittelpunkt des bäuerlichen<br />
Lebens steht, isst man eher das Osterlamm<br />
als den Osterhasen. In Polen gibt es Zurek,<br />
eine Mehlsuppe mit Wurst <strong>und</strong> Ei. Die Russen<br />
freuen sich auf Pas'cha, eine Süßspeise<br />
aus Quark, Zucker <strong>und</strong> Ei. In Hessen wird<br />
Goethes Leibgericht gegessen, die „Grie<br />
Sos“, eine grüne Soße aus acht Kräutern<br />
<strong>und</strong> gehackten Eiern. Eier sind immer dabei.<br />
Man kann auch allerlei Spiele r<strong>und</strong><br />
ums Ei veranstalten. Da gibt es das Eiertitschen,<br />
bei dem alle Anwesenden ihre Eier<br />
in Zweikämpfen solange mit der Spitze<br />
aneinanderschlagen, bis nur noch ein<br />
heiles Ei übrig ist. Oder man lässt die Eier<br />
einen Hang hinabrollen, wobei dann entweder<br />
jenes Ei gewinnt, das am weitesten<br />
gerollt ist, oder eben das unversehrt unten<br />
angekommene Ei. Dieses Spiel wird je<br />
nach Region als Eierschieben, Eiertrudeln<br />
oder Eierschibbeln bezeichnet. Kein W<strong>und</strong>er,<br />
dass vor allem Kinder das Osterfest<br />
lieben <strong>und</strong> dass Ostern mit Kindern am<br />
schönsten ist.<br />
In Berlin gibt es daher auch allerlei Osteraktivitäten,<br />
die ganz auf Familien mit Kindern<br />
ausgerichtet sind. Das Naturk<strong>und</strong>emuseum<br />
veranstaltet eine Eier-Rallye<br />
durch seine Räume, bei der die Kleinen alles<br />
r<strong>und</strong> ums Ei erfahren <strong>und</strong> am Ende<br />
noch den Hasen beim Bemalen helfen<br />
dürfen. Beim Ostermarkt in der Zitadelle<br />
Spandau kann man Kunsthandwerker wie<br />
Porzellanmaler, Holzschnitzer, Glasbläser<br />
<strong>und</strong> sogar Musikinstrumentenbauer bei<br />
ihrer Arbeit beobachten, eine Ausstellung<br />
mit „Sorbischen Eiern“ bew<strong>und</strong>ern <strong>und</strong><br />
sich im Traktorfahren, Sackhüpfen, Hufeisenwerfen<br />
oder Ponyreiten üben. Auch<br />
Malwettbewerbe gibt es <strong>und</strong> einen Streichelzoo<br />
mit Hasenausstellung. Die Erwachsenen<br />
können so lange der Sorbischen<br />
Tanzgruppe in ihren Originaltrachten zuschauen.<br />
Wer es gerne etwas zentraler hat,<br />
für den bietet sich der traditionelle Ostermarkt<br />
auf dem Alexanderplatz an. Auch<br />
hier warten Handwerkerhütten, ein Streichelzoo,<br />
Osterbäume <strong>und</strong> Live-Musik.<br />
Außerdem gibt es – weltweit einzigartig –<br />
ein Ostereierhaus aus 5800 in Handarbeit<br />
umhäkelten Eiern zu sehen. Ostereiersuchen<br />
allerdings wird auf dem Alexanderplatz<br />
eher schwierig. Dafür empfiehlt sich<br />
eher das FEZ in der Wuhlheide. Hier kann<br />
man mit der Parkeisenbahn fahren, sich<br />
am Eierwettlauf beteiligen <strong>und</strong> dreimal<br />
täglich mit seinen Kindern auf die Eiersuche<br />
gehen.<br />
Wem nach all dem zur Abr<strong>und</strong>ung noch ein<br />
echtes Osterfeuer fehlt, der sollte sich mit<br />
seinen Kindern am Sonntagnachmittag in<br />
den Britzer Garten begeben oder um 22 Uhr,<br />
wenn die Hasen Feierabend haben <strong>und</strong> die<br />
Kleinen schon im Bett sind, noch mal in der<br />
Kulturbrauerei vorbeischauen. Hier findet<br />
traditionell die wildeste Osterparty für Erwachsene<br />
statt, die mit Tänzen um <strong>und</strong><br />
Sprüngen durch das Feuer den heidnischen<br />
Ursprüngen dieses Festes huldigt.<br />
26 STADT UND LAND Journal Nr. 40 • März 2013