impact [PDF] - Publisuisse SA
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14 trend TV via Internet<br />
Manuel Dähler (51)<br />
leitet die Mediapulse Gruppe<br />
(Mediapulse AG und Publica Data AG),<br />
die für die in der Schweiz aktiven<br />
Radio- und TV-Medien die Marktdaten<br />
erarbeitet. Diese Daten dienen<br />
der Werbewirtschaft und den Programmschaffenden<br />
dazu, die Leistung<br />
von Programmen, Sendungen<br />
oder Werbeschaltungen festzustellen<br />
und zu vergleichen. Dähler ist Doktor<br />
in Medienpsychologie und arbeitete<br />
zuvor als Leiter Radio-Forschung und<br />
danach als Leiter Forschungsdienst<br />
bei der SRG SSR.<br />
Warum Werbekunden mehr bekommen,<br />
als sie zahlen<br />
Manuel Dähler, Leiter der Mediapulse-Gruppe, über die TV-Zuschauer,<br />
die in den Telecontrol-Messdaten noch nicht erfasst sind.<br />
<strong>impact</strong>: Herr Dähler, sind die Zuschauer,<br />
die TV über Internet (SRG-Streams,<br />
Zattoo, Wilmaa) oder mit mobilen Endgeräten<br />
konsumieren, in den Telecontrol-Messdaten<br />
erfasst? Manuel Dähler:<br />
Nein, derzeit nicht. Die TV-Nutzungen<br />
über das Internet sind heute in unseren<br />
Zahlen nicht enthalten. Und zwar unabhängig<br />
davon, ob die User einen Stream<br />
eines TV-Veranstalters anschauen oder<br />
dies über ein Portal wie Zattoo oder Wilmaa<br />
tun.<br />
Man kennt ja aber die NET-Metrix-Zugriffszahlen<br />
für diese Websites… Ja, aber<br />
das sind unterschiedliche Messwährungen.<br />
NET-Metrix misst die Zugriffszahlen,<br />
das ist vergleichbar mit Auflagenbeglaubigungen<br />
von Zeitungen. Bei Radio<br />
und TV wird dagegen die Nutzung auf der<br />
Zeitachse abgebildet – das ist die deutlich<br />
härtere Währung. Selbst die Zahl der<br />
«Unique Clients» im Internet ist nur eine<br />
Annäherung an die «Unique User».<br />
Ein Werbekunde von publisuisse erhält<br />
also derzeit effektiv mehr Kontakte als<br />
diejenigen, die ihm verrechnet werden?<br />
Über Zattoo, Wilmaa und die SRG-<br />
Streams wird ja die Werbung auch ausgestrahlt…<br />
Ja, das kann man so sagen.<br />
Gibt es denn Bestrebungen, diese zusätzlichen<br />
Zuschauer in die Telecontrol-<br />
Messung einzubeziehen? Ja, man ist intensiv<br />
daran, dies messtechnisch in den<br />
Griff zu bekommen. Einerseits setzen<br />
die Internet-Forscher viel daran, um zu<br />
Streaming-Messdaten zu kommen. Andererseits<br />
werden auch die Messsysteme<br />
so weiterentwickelt, damit sie künftig<br />
die Nutzung über Internet auf den TV-<br />
Bildschirmen, aber auch auf Computern<br />
erfassen. Es wird sich zeigen, welche<br />
Lösung die beste ist. Wichtig ist,<br />
dass man eine Variante findet, die möglichst<br />
alle Anbieter erfasst und ein vollständiges<br />
Abbild bietet – und zwar möglichst<br />
unabhängig von Anbietern und<br />
Verbreitern. Und dann sollte sich diese<br />
Lösung auch noch finanzieren lassen.<br />
Wann wird man diese Lösung gefunden<br />
haben? Das lässt sich in der Entwicklungsphase<br />
nicht genau beziffern. Sagen<br />
wir es so: In wenigen Jahren, aber noch<br />
nicht gleich dieses Jahr.<br />
Fakt ist aber, dass der TV-Konsum über<br />
diese alternativen Kanäle zunimmt. 50<br />
Prozent aller Besitzer eines TV-fähigen<br />
Handys in der Schweiz haben während<br />
der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft<br />
Südafrika 2010TM diese Technologie mindestens<br />
einmal genutzt. Ja, wenn spezielle<br />
Ereignisse wie eine Fussball-WM<br />
mit attraktiven Einstiegsangeboten kombiniert<br />
werden, sind Nutzungsspitzen zu<br />
erwarten. Es wird sich aber weisen, welche<br />
Angebote sich auf Dauer durchsetzen.<br />
Klar ist, dass sich mit den neuen Endgeräten<br />
die Zeiten und Orte, wo TV konsumiert<br />
werden kann, ausdehnen. Und<br />
die jüngere Generation muss nicht umsteigen<br />
wie wir, sondern wächst bereits<br />
mit diesen neuen Möglichkeiten auf.<br />
Die technische Herausforderung des digitalen<br />
Fernsehens hat Mediapulse bei<br />
der Messmethodik ja auch in den Griff<br />
bekommen. In der Tat. Seit Frühling 2008<br />
sind wir in der Lage, auch Digitalfernsehen<br />
mit verschlüsselter Verbreitung –<br />
etwa über Cablecom oder Swisscom TV<br />
– zu analysieren. Unser Messsystem liest<br />
das Textbanner auf dem Bildschirm und<br />
kann so eruieren, welches Programm gerade<br />
geschaut wird. Digital-TV mit unverschlüsselter<br />
Zufuhr haben wir schon vorher<br />
in unsere Messdaten einbezogen.<br />
Das Massenmedium TV wirkt in der Werbung als crossmedialer Antreiber<br />
und Multiplikator. Vor allem die Kombination mit dem Web verspricht<br />
schnelle und nachhaltige Erfolge, wie die Beispiele der Uhrenmarke Louis<br />
Erard und der Firma zebrabox zeigen.<br />
Text: Erich Goetschi. Fotos: publispot<br />
Der TV-Spot dauert nur acht Sekunden:<br />
Untermalt von den Geräuschen einer<br />
Schreibmaschine, gleitet unten nach und<br />
nach der Text «Horloger – Créateur de<br />
Montres mécaniques depuis 1931» ins<br />
Bild. Hintergrund ist ein Uhrwerk, vor<br />
dem gleichzeitig zwei Uhrenmodelle eingeblendet<br />
werden. Mit dem akustischen<br />
Zeichen der Glocke, die bei Schreibmaschinen<br />
das Zeilenende ankündigt, wechselt<br />
das Bild dann aufs Logo «Louis Erard»,<br />
verbunden mit der Baseline «déjà à/schon<br />
für 695.–». So entschlackt der Spot, so<br />
gross ist auch seine Wirkung. Obwohl<br />
keine Webadresse genannt wird, sorgt<br />
die TV-Werbung für eine markante Erhöhung<br />
der Click-Rate auf die Internet-Site<br />
der Uhrenfirma.<br />
«Während der nationalen Kampagne in<br />
der Vorweihnachtszeit 2009 verdoppelten<br />
sich die Zugriffe auf unsere Website»,<br />
Crossmediale Wirkung von TV-Spots market 15<br />
Wenn die Werbung<br />
richtig tickt …<br />
sagt Alain Spinedi, Direktor von Louis<br />
Erard. Tatsächlich: Bewegte sich die Anzahl<br />
der Visits vergangenes Jahr zwischen<br />
2500 und 3000, stieg diese in den Monaten<br />
November und Dezember auf 5200<br />
und 5400. Spinedi ist überzeugt, dass die<br />
TV-Spots, aufgeschaltet zwischen publikumsträchtigen<br />
Sendegefässen in der<br />
Primetime wie zum Beispiel Nachrichtenformaten,<br />
daran einen grossen Anteil haben.<br />
«Das Medium Fernsehen ist für uns<br />
sehr wichtig», sagt Spinedi. Uhren seien<br />
eine emotionale Angelegenheit, und das<br />
bewegte Bild eigne sich perfekt, um diese<br />
Emotionen zu transportieren.<br />
Dabei «hat eigentlich niemand auf uns<br />
gewartet», wie es Susanne Farner, Marketingverantwortliche<br />
bei Louis Erard, angesichts<br />
der grossen Konkurrenz in der<br />
Uhrenbranche formuliert. Die Marke war<br />
in der Tat Anfang der 1990er-Jahre sogar<br />
ganz von der Bildfläche verschwunden.<br />
Doch heute befindet sich Louis Erard wieder<br />
auf Kurs. Seit 2003 eine Investorengruppe<br />
unter der Führung des heutigen<br />
Direktors Alain Spinedi die Führung der<br />
traditionsreichen Marke übernommen<br />
hat, wurden im altehrwürdigen Gebäude<br />
an der Rue de l’Ouest im jurassischen Le<br />
Noirmont bereits über 80 000 Uhren gefertigt.<br />
Die Produktepalette umfasst ausschliesslich<br />
mechanische Uhren. Das lässt<br />
hohe Preise für die Kollektionen erwarten.<br />
Doch das Gegenteil ist der Fall: Louis-<br />
Erard-Uhren sind grösstenteils im mittleren<br />
Preissegment zwischen 700 und 3000<br />
Franken angesiedelt. Der Grundgedanke<br />
des Unternehmens ist es denn auch,<br />
hohe Uhrmacherkunst zu erschwinglichen<br />
Preisen anzubieten. «Eine mechanische<br />
Uhr muss nicht zwangsläufig Tausende<br />
von Franken kosten», sagt der Chef<br />
Alain Spinedi. ➔<br />
<strong>impact</strong> 3 | Oktober 10