100 Jahre F F F F - Turnverein 1909 ev Bergheim/Sieg
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und erledigten dergleichen Aufgaben mehr. Der Dingstuhl hatte also zum Teil die<br />
Funktion eines heutigen Amtsgerichts.<br />
Die Schöffen wurden aus den Bewohnern der gerichtszugehörigen Ortschaften bestellt.<br />
Zum <strong>Bergheim</strong>er Dingstuhl stellte das Kirchspiel <strong>Bergheim</strong> 5, das Kirchspiel<br />
Mondorf 2 Schöffen.<br />
Die Schöffen waren ehrenamtliche, nicht beamtete und nicht in festem Gehalt stehende<br />
Gerichtsmitglieder. Als Entschädigung für ihre Dienste erhielten sie eine kleine<br />
Vergütung aus den gerichtlichen Gefällen, sie brauchten keine Herrenhühner zu<br />
zahlen und waren von Jagd- und Herrendiensten befreit. 27<br />
Die verschiedenen Abgaben, die die Dorfbewohner aufzubringen hatten, waren<br />
meist sehr belastend.<br />
Dreimal im Jahr wurde der Schatz, eine direkte Steuer auf den Grundbesitz, eingezogen<br />
- als Lichtmessbede, Maibede und Herbstbede. Der Schatz wurde ursprünglich<br />
in Naturalien in den "Keller" des Amtssitzes geliefert. Der Verwalter jener Abgaben<br />
hieß darum der "Kellner". Im 18. Jahrhundert wurde diese Steuer in Geld eingezogen.<br />
Auf die bäuerlichen Anwesen kam ferner die Lieferung des Futterhafers zu, der<br />
u. a. der Versorgung der herrschaftlichen Pferde diente.<br />
Zur Unterhaltung des Militärs und der Gesandtschaften und anderer Verpflichtungen<br />
des Herzogtums verlangte die Landesregierung die jährliche Steuer, die die<br />
jülich-bergischen Landstände einforderten. Sie wurde Jahr um Jahr nach Bedarf neu<br />
festgesetzt und konnte die Grundsteuer, den Schatz also, um das 6-fache übersteigen.<br />
So betrug beispielsweise 1784 die auf das Kirchspiel <strong>Bergheim</strong> fallende <strong>Jahre</strong>ssteuer<br />
1268 Reichstaler, 42 Albus, 9 Heller. 28<br />
Auf Wein, Bier und Branntwein kam eine indirekte Abgabe, eine Alkoholsteuer.<br />
Dazu kamen die Zolleinkünfte, der Landzoll aus Mondorf, der Wasserzoll (<strong>Sieg</strong>zoll)<br />
zu <strong>Bergheim</strong>, die zuletzt ein Generalzollpächter vereinnahmte.<br />
Und endlich mussten die Eingesessenen des Kirchspiels <strong>Bergheim</strong> an den Zehntherrn,<br />
die <strong>Sieg</strong>burger Benediktinerabtei, den Zehnt, den 10. Teil der Erträge aus der<br />
Getreide-Erzeugung und der Wein-Ernte, abführen. 29<br />
Wenn die Steuern nicht gezahlt wurden bzw. nicht aufzubringen waren, kam es in<br />
der Regel zur Zwangsversteigerung. 30<br />
208<br />
27) Näheres über die <strong>Bergheim</strong> betreffende bergische Amtsverwaltung bei Brodeßer, Heinrich:<br />
Das Kirchspiel <strong>Bergheim</strong>-Müllekoven, Troisdorf 1999.<br />
28) Dazu Olligs/Classen: Lülsdorf am Rhein, Lülsdorf 1951, Sp. 252 – 257.<br />
29) Brodeßer, Kirchspiel <strong>Bergheim</strong>-Müllekoven, wie oben Anm. 27.<br />
30) Wie vor.