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181<br />

Zuge <strong>de</strong>r Gleichschaltung <strong>de</strong>s Rundfunks seine Stellung als<br />

Rundfunkredakteur. Im September 1935 folgt die Kündigung<br />

<strong>de</strong>s Ullstein-Verlags: „jüdisch belastet”. In „diesem<br />

seltsamen Unterschlupf”, wie er seinen (Teil)zeitarbeitsplatz<br />

in einer Rundfunkzeitschrift titulierte, aber eben „eine<br />

geschützte Stelle”, wenn auch eine „Degradierung”, konnte<br />

Klepper zwei Jahre lang sein Einkommen verbessern.<br />

Immerhin: Klepper kann jetzt die Arbeiten an seinem Opus<br />

magnum, seinem ersten großen Roman, mit noch größerer<br />

Intensität fortsetzen: „Der Vater. Roman eines Königs”, so<br />

<strong>de</strong>r Titel <strong>de</strong>s zweibändigen Werkes über <strong>de</strong>n Preußenkönig<br />

Friedrich Wilhelm I., <strong>de</strong>n Vater Friedrichs <strong>de</strong>s Großen.<br />

Klepper i<strong>de</strong>alisiert darin das Königtum und die Regierungskunst<br />

seines Protagonisten. Der Klepper´sche König<br />

ist Knecht Gottes, <strong>de</strong>r nicht <strong>de</strong>n Kampf sucht; allein das<br />

Wohl seiner Lan<strong>de</strong>skin<strong>de</strong>r liegt ihm am Herzen. Zwischen<br />

<strong>de</strong>n Zeilen wird klar: Dieses I<strong>de</strong>albild hat mit <strong>de</strong>m herrschen<strong>de</strong>n<br />

Führerkult nichts gemein. Der Roman wird sein<br />

größter schriftstellerischer Erfolg: Über 100.000 Exemplare<br />

wer<strong>de</strong>n bis zum Kriegsen<strong>de</strong> verkauft, auch in Offizierskreisen<br />

<strong>de</strong>r Wehrmacht wird „Der Vater” positiv aufgenommen.<br />

Er sichert ihm Bekanntheit in ganz Deutschland<br />

und das wirtschaftliche Auskommen <strong>de</strong>r Familie. Dennoch:<br />

nur vier Wochen nach <strong>de</strong>m Erscheinen wird <strong>de</strong>r<br />

erfolgreiche Romanschriftsteller En<strong>de</strong> März 1937 aus <strong>de</strong>r<br />

Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. In einem Brief<br />

an Hermann schreibt Klepper: „Auf die Entlassung im<br />

Rundfunk und bei Ullstein ist nun auch <strong>de</strong>r Ausschluß aus<br />

<strong>de</strong>r Reichsschrifttumskammer gefolgt; je<strong>de</strong>s Recht zu<br />

schriftstellerischer Betätigung in Deutschland ist mir seit<br />

<strong>de</strong>m Ostersonnabend entzogen”. Es sind Zeiten, in <strong>de</strong>nen<br />

sich Schreckensmeldungen und Hoffnungszeichen in einem<br />

ständigen Wechsel ereignen. So erteilte die Reichsschrifttumskammer<br />

nach einer Intervention bei Goebbels<br />

En<strong>de</strong> 1937 Klepper eine je<strong>de</strong>rzeit wi<strong>de</strong>rrufliche Son<strong>de</strong>rgenehmigung<br />

zur schriftstellerischen Tätigkeit, allerdings nur<br />

nach einer Vorzensur durch das Propagandaministerium.<br />

BEITRÄGE<br />

Am En<strong>de</strong> dieses Jahres dichtete Klepper sein Lied „Der du<br />

die Zeit in Hän<strong>de</strong>n hast / Herr, nimm auch dieses Jahres<br />

Last / und wandle sie in Segen”.<br />

1938: Für Jochen Klepper ist es ein Jahr <strong>de</strong>s Erfolges<br />

und <strong>de</strong>r Anerkennung. Seine Gedichtsammlung „Kyrie” ist<br />

ein solcher Erfolg, nicht nur bei Theologen, Kantoren und<br />

Komponisten. Jetzt wird Klepper als <strong>de</strong>r wahrgenommen,<br />

<strong>de</strong>r er immer sein wollte: ein protestantischer Dichter, ein<br />

Dichter <strong>de</strong>r Kirche. Es ist aber auch das Jahr, in <strong>de</strong>m überall<br />

in Deutschland die Synagogen brennen und Ju<strong>de</strong>n<br />

immer brutaleren Repressionen ausgesetzt sind. Für<br />

Brigitte und Renate, die bei<strong>de</strong>n Töchter, sehen die Eltern<br />

nur noch eine Rettung: die Auswan<strong>de</strong>rung. Brigitte gelingt<br />

noch vor Kriegsbeginn die Ausreise nach England. Für<br />

Tochter Renate ist die verzweifelte Suche nach einem Asylland<br />

lange ohne Erfolg. En<strong>de</strong> September 1941 muß<br />

Klepper („ich war gerne Soldat”) als „wehrunwürdiger”<br />

Soldat in <strong>de</strong>r "Mischehe" die Wehrmacht nach zehnmonatigem<br />

Dienst verlassen. Sein Militärdienst, zunächst im<br />

besetzten Polen, später in <strong>de</strong>r Sowjetunion, war vor allem<br />

auch <strong>de</strong>r – vergebliche – Versuch, Frau und Stieftochter<br />

besser schützen zu können. Nach seiner Rückkehr nach<br />

Berlin wird klar, daß Hanni Klepper und Tochter Renate,<br />

die jetzt <strong>de</strong>n gelben Stern tragen müssen, <strong>de</strong>r antijüdischen<br />

Vernichtungspolitik ausgeliefert sind. Inzwischen haben<br />

die Deportationen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Ju<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Osten begonnen.<br />

Das Wort „Selbstmord” taucht jetzt in seinen Tagebüchern<br />

auf. Nach einem Gespräch mit Reichsinnenminister<br />

Frick erreicht ihn En<strong>de</strong> Oktober 1941 ein „Schutzbrief”<br />

<strong>de</strong>s Ministers mit <strong>de</strong>r Zusicherung, daß Tochter Renate<br />

„nicht unter die Maßnahmen” falle, „die in Verbindung<br />

mit <strong>de</strong>m Evakuierungsprogramm zur Zeit durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n”. Aber bald kann auch Frick nicht mehr helfen.<br />

Im Dezember 1942 erlaubt Schwe<strong>de</strong>n unerwartet die<br />

Einreise von Renate. Aber Eichmann lehnt die Ausreise ab.<br />

Jochen Klepper bleibt bis zuletzt bei <strong>de</strong>r geliebten Frau und<br />

Tochter, er geht mit ihnen in <strong>de</strong>n Tod. <br />

Abbildungen: Porträtzeichnung (nach einer Fotographie) Andreas Neumann-Nochten; Foto unten: Jochen Jansen, Grab <strong>de</strong>r<br />

Familie Klepper in Berlin-Nikolassee

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