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Wie är's Gesangbuch ei <strong>de</strong>r Hand,<br />
die mü<strong>de</strong>n Oogen feste zu,<br />
uf sem Gesichte Himmelsruh,<br />
sen weißen Kupp, holbrechts gewandt,<br />
Oandächtig hingen über hing,<br />
's woar zum Besielen<br />
woar’sch das Ding.<br />
Zum grüßten Glücke schnarcht' a nich.<br />
Doch ehb a noch su feste schluf,<br />
im „Letzten Teele” ruckt' a sich;<br />
beim „Amen “ wacht a vulgens uf,<br />
Song’s Schlußlied wie<strong>de</strong>r kräftig miet<br />
Und wankte heem mit stulzem Schriet.<br />
Doas ging asu sen stäten Gang<br />
schunt viele, viele Joahre lang.<br />
Bis das <strong>de</strong>r Paster plutze starb<br />
und ünsem Klein sen Spaß vertorb.<br />
Der neue Herr, a Kandidate,<br />
goar sihr a frommer vur sem Gotte,<br />
wie där die irschte Predigt hatte<br />
und fest da Alten schloofen soag,<br />
nicht blußig, daß a sihr <strong>de</strong>rschroak,<br />
ging ernstlich ooch mit sich zu Roate,<br />
wie sitter Kirchenschän<strong>de</strong>rei<br />
a En<strong>de</strong> wull zu machen sei,<br />
und fand <strong>de</strong>nn richtig ooch an Ploan:<br />
Sechs Fenn'ge nämlich woogt a droan,<br />
und sotzte an durchtriebnen Pengel<br />
hort hing'ren Klein als biesen Engel.<br />
Där selld’n stußen, zerrn und zwicken,<br />
su wie a schloofen tät und nicken.<br />
Ganz christlich woar'sche nich, die Zucht,<br />
je<strong>de</strong>nnoch recht schlau ausgeducht.<br />
ZurWeihnacht<br />
A an<strong>de</strong>rn Sunntig fuhrt a’s aus.<br />
Där Lümmel zwickte, ‘s woar a Graus.<br />
Uft hätte unser prave Klein<br />
Vur Schmerz schier laut<br />
uf mügen schrein,<br />
und hoat bei sitter Nie<strong>de</strong>rtracht<br />
doasmol kee Ooge zugemacht.<br />
Där neue Forr woar ganz beglückt<br />
vo senner Schläue und entzückt.<br />
Je<strong>de</strong>nnoch Lache vur <strong>de</strong>r Zeit<br />
Hoat moncher schunt goar uft bereut.<br />
Denn gleich die andre Wuche nümm,<br />
do trieb's där Aale wie<strong>de</strong>r schlimm.<br />
A schlief wie sust vo A bis Z,<br />
viel fester wie im Fe<strong>de</strong>rbett.<br />
Do hoat <strong>de</strong>r Forr ganz außer sich<br />
zuirscht da Pengel vürgenummen:<br />
„Verdammter Strick,<br />
jetzt weich nicht aus!<br />
Du hast doch Geld von mir erhalten.<br />
Weshalb nun störst du mir <strong>de</strong>n Alten<br />
Beim Schlafen nicht im Gotteshaus?”<br />
Doch doasmol koam a<br />
oan ken Stummen.<br />
„Huchwür<strong>de</strong>n” spricht <strong>de</strong>r Kropp<br />
mit Lachen,<br />
„Huchwür<strong>de</strong>n, kund ich's<br />
an<strong>de</strong>rsch machen?<br />
Sie stackten mir doch bluß<br />
zwee Gröschel<br />
fur’sch Ziehn und Zwicken<br />
ei mei Täschel;<br />
<strong>de</strong>r Klein jedoch goab mir<br />
Ober-Krummhübel im Winter mit <strong>de</strong>n Teichrän<strong>de</strong>rn<br />
zwee Gruschen,<br />
Wenn ich’n schloofen ließ<br />
und kuschen.”<br />
Doas war dam Herrn <strong>de</strong>nn doch zu org:<br />
bezahlen goar fur’sch Kirchenschloofen?<br />
Där Toobig schmackt’m doch zu stork,<br />
nu wulld a sich da Sün<strong>de</strong>r koofen.<br />
A nächsten Sunntig, noch <strong>de</strong>r Prädig<br />
(na, Vater Klein, Gott sei dir gnädig!),<br />
do foßt a’n oan <strong>de</strong>r Kirchtür ob<br />
und kimmt im goar saksie<strong>de</strong>groob:<br />
ha wär doch schunt a aler Moan<br />
und könn<strong>de</strong> wull mehr Eisahn hoan;<br />
<strong>de</strong> Kirche wär kee Wirtshaus nich,<br />
sei Schloofen doas verbät a sich,<br />
a gäb a bieses Beispiel bluß<br />
und Ärgernis und viel Verdruß.<br />
und schreit zuletzt ihm eis Gesicht:<br />
„Was schlaft ihr <strong>de</strong>nn zu Hause nicht?”<br />
Der Ale tutt zwoar sihr verlägen,<br />
doch spricht a endlich:<br />
„Nu, meinswägen,<br />
wenn Sie partu Bescheed wulln han,<br />
ich wiel ju gerne Auskunft gan.<br />
Ich wohn’ asu em Auszugsstübel<br />
doas ihs im Winter goar nich übel;<br />
weil's ober über’m Schoofstoal leit,<br />
do hoat’s a Fest zur Summerzeit.<br />
wiel ich amol mit Ruhe schloofen<br />
(Woas sol ich erschte grußviel lügen?),<br />
Do muß ich schunt zur Kirche loofen;<br />
Bei mir <strong>de</strong>rheem hoat’s zu viel Fliegen,<br />
Und nischt wie sitte gruße Brummer.<br />
Doas ihs, Herr Forr,<br />
doas ihs mei Kummer!”<br />
Robert Rößler