Handbuch Kompetenzfeststellung in Klasse 7 (KomPo7)
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<strong>Handbuch</strong> <strong>KomPo7</strong><br />
„Wir glauben eben nur, was wir sehen, leider sehen wir nur, was wir glauben wollen.“<br />
(ATTESLANDER, 1995)<br />
Beobachtungen werden durch Individuen vorgenommen und s<strong>in</strong>d somit immer subjektiv. Die<br />
Wahrnehmung wird e<strong>in</strong>erseits bee<strong>in</strong>flusst durch die Erfahrungen der Person, den jeweiligen<br />
kulturellen H<strong>in</strong>tergrund, deren Normen, Werte und E<strong>in</strong>stellungen, andererseits durch die<br />
Beschaffenheit der S<strong>in</strong>nesorgane der beobachtenden Person. Somit kann e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />
Fehlern auftreten, die im Folgenden kurz beschrieben werden.<br />
Es gibt Fehler zu Lasten dder Beobachter<strong>in</strong>nen und Beobachter (Wahrnehmungsfehler),<br />
Fehler zu Lasten des Beobachtungssystems und Fehler zu Lasten der Beobachtungssituation.<br />
E<strong>in</strong> erster Schritt zur M<strong>in</strong>imierung all dieser Fehler ist deren Kenntnis. Die wichtigsten<br />
Fehler s<strong>in</strong>d im Folgenden aufgelistet:<br />
• E<strong>in</strong>stellungsfehler: Nicht <strong>in</strong>s Subjektive fallen, sondern vorurteilsfrei an den Menschen<br />
herangehen; Beobachtungen nicht verallgeme<strong>in</strong>ern.<br />
• Halo-Effekt: Bestimmte Eigenschaften oder besonders hervorstehende Merkmale<br />
werden auf die ganze Person h<strong>in</strong> verallgeme<strong>in</strong>ert („ Der kriegt dann das andere auch<br />
nicht zustande!“).<br />
• Erwartungseffekte: Bestimmte Kleidung oder z.B. e<strong>in</strong> Pierc<strong>in</strong>g lassen auf Fähigkeiten<br />
schließen.<br />
• Normfehler: Die Personen werden ane<strong>in</strong>ander gemessen. In e<strong>in</strong>er sehr schlechten<br />
Gruppe kommt dann e<strong>in</strong> durchschnittlich guter Teilnehmer besser weg.<br />
• Milde- und Strengefehler: Wenn aus Mitleid negativ bewertete Verhaltensweisen<br />
ausgeblendet oder diese aus Strenge überbewertet und sanktioniert werden.<br />
• Emotionale Beteiligung: z.B. persönliches Interesse an e<strong>in</strong>er Person.<br />
• Logische Fehler: Wer nicht pünktlich ist, ist unzuverlässig. Wer zittert, ist nervös...<br />
etc.<br />
• Observer Drift: Ermüdung der Beobachter<strong>in</strong>nen und Beobachter – ablenkende<br />
Gedanken.<br />
• Mangelnde Beherrschung des Kategoriensystems<br />
• Kontrasteffekt: Hier wird besonders das beobachtet, was im Gegensatz oder Kontrast<br />
zu den Persönlichkeitsmerkmalen der Beobachter<strong>in</strong>nen und Beobachter steht.<br />
• Effekt des ersten E<strong>in</strong>drucks: Der erste E<strong>in</strong>druck, den wir bei e<strong>in</strong>er Beobachtung<br />
gewonnen haben, wird auf das Bild der betreffenden Person im Voraus übertragen<br />
(„So e<strong>in</strong>en Typen hatten wir doch schon mal...“).<br />
• Fehler der zentralen Tendenz: Bezeichnet die Neigung, e<strong>in</strong>en unbekannten<br />
Menschen „<strong>in</strong> der Mitte“ e<strong>in</strong>zuordnen (Auswertungsfehler).<br />
• Verurteilung durch Wortwahl: „labil, depressiv, nicht lernwillig“ etc.<br />
• Mangelnde Trennschärfe der Beobachtungskategorien<br />
• Schlechte Sicht/Hörverhältnisse: z.B. zu kle<strong>in</strong>e Räume.<br />
• Reaktivität der Personen: Diese verhalten sich anders aufgrund der<br />
Beobachtungssituation.<br />
Gefördert aus Mitteln des Hessischen M<strong>in</strong>isteriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung und der Europäischen Union – Europäischer Sozialfonds Seite 14