Jahresgesund-heitsbericht 2010 (pdf, 2.3 MB) - Frankfurt am Main
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6 Epidemiologie und Prävention von Infektionskrankheiten in <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> <strong>2010</strong><br />
A Infektionsepidemiologische Situation in<br />
<strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong>: Zus<strong>am</strong>menfassung<br />
Am Anfang des Jahres <strong>2010</strong> ebbte auch<br />
in <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> die Influenzapandemie<br />
allmählich ab. Der beherrschende<br />
Virustyp Influenza A(H1N1) 2009 hat<br />
sich zwar etabliert und auch die Saison<br />
<strong>2010</strong>/2011 dominiert. Der Keim war bisher<br />
jedoch vergleichsweise wenig aggressiv.<br />
Viele Menschen besaßen durch<br />
Kontakt mit dem Virus in der Pandemiesaison<br />
auch noch eine gewisse Immunität,<br />
so dass die neue Grippewelle vergleichsweise<br />
mild verlief.<br />
Die Zahl der Tuberkuloseerkrankungen<br />
ist in <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> im Jahr<br />
<strong>2010</strong> um 25% auf 114 gestiegen. Derartige<br />
Schwankungen bei den Erkrankungszahlen<br />
sind auf lokaler Ebene nicht<br />
untypisch. Der erneute Anstieg zeigt<br />
aber, wie wichtig es ist, die bestehenden<br />
risikogruppenspezifischen Präventionsangebote<br />
fortzuführen, um die auch aus<br />
anderen Ballungsgebieten bekannten<br />
hohen Fallzahlen in bestimmten Bevölkerungsgruppen<br />
– sozial Benachteiligte,<br />
Migranten, Drogenabhängige und HIV-<br />
Infizierte – nachhaltig zu senken bzw.<br />
auf niedrigem Niveau zu halten.<br />
Auffällig ist seit einigen Jahren, dass die<br />
Betreuung der Tuberkuloseerkrankten<br />
komplexer wird. Zwar spielen multiresistente<br />
Keime mit unter 2% in <strong>Frankfurt</strong><br />
<strong>am</strong> <strong>Main</strong> weiterhin keine wesentliche<br />
Rolle, jedoch erschweren zunehmend<br />
Verständigungsprobleme, prekäre soziale<br />
Verhältnisse oder eine zusätzliche Suchterkrankung<br />
eine Führung der Patienten<br />
während der mindestens sechsmonatigen<br />
Behandlungszeit. Trotzdem konnte<br />
in <strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> bei 80% aller Tuberkuloseerkrankten<br />
die Behandlung<br />
nach der regulären Zeit von sechs Monaten<br />
erfolgreich abgeschlossen werden.<br />
Eine Zwangsabsonderung war <strong>2010</strong> nur<br />
in einem einzigen Fall notwendig.<br />
Der starke Anstieg der HIV-Neuinfektionen<br />
nach der Jahrtausendwende ist<br />
deutschlandweit seit einigen Jahren zum<br />
Stillstand gekommen. Mit 88 HIV-Neuinfektionen<br />
gegenüber 87 im Vorjahr<br />
spiegelt sich dieser Trend nun auch in<br />
<strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> wider. Die Inzidenz ist<br />
etwa 3-mal so hoch wie in der Bundesrepublik<br />
bzw. in Hessen. Mit 30 Fällen<br />
wurde mehr als ein Drittel der HIV-Neuinfektionen<br />
in den anonymen Sprechstunden<br />
im Amt für Gesundheit festgestellt.<br />
Hauptrisikogruppe sind nach wie<br />
vor Männer, die Sex mit Männern haben<br />
(MSM). Daher bleibt diese Bevölkerungsgruppe<br />
weiter im Fokus der gemeins<strong>am</strong><br />
mit AIDS-Aufklärung und AIDS-Hilfe erarbeiteten<br />
Präventionsmaßnahmen. Daneben<br />
spielt die Präventionsarbeit mit<br />
Jugendlichen an Schulen, Häftlingen in<br />
Justizvollzugsanstalten und Menschen<br />
mit hoher Promiskuität weiterhin eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Ähnlich ist die Situation bei der Syphilis.<br />
Dem Robert Koch-Institut wurden aus<br />
<strong>Frankfurt</strong> <strong>am</strong> <strong>Main</strong> 74 akute Neuinfektionen<br />
anonym gemeldet (Vorjahr: 77), die<br />
Inzidenz liegt d<strong>am</strong>it um etwa das 4fache<br />
höher als in Hessen bzw. im Bundesgebiet.<br />
Jeder sechste dieser Syphilisfälle<br />
wurde im Amt für Gesundheit diagnostiziert.<br />
Die Neuinfektionen an Hepatitis B haben<br />
– nach einem Minimum von 10 Fällen<br />
im Jahr 2009 – mit 22 Fällen wieder<br />
das Niveau früherer Jahre erreicht, während<br />
die Zahl der Erstdiagnosen von Hepatitis<br />
C weiter rückläufig war. Auch<br />
wenn die Therapie- und Heilungsmöglichkeiten<br />
für chronische Verläufe beider<br />
Erkrankungen verbessert werden konnten,<br />
dürfen die Präventionsanstrengungen<br />
nicht nachlassen. Dies betrifft insbesondere<br />
die Aufforderung zur Impfung<br />
gegen Hepatitis B bei Kindern und Angehörigen<br />
von Risikogruppen. Daneben<br />
gewinnen sexuelle Übertragungsrisiken<br />
offenbar auch für die Hepatitis C an Bedeutung.<br />
So hat bundesweit die Zahl der<br />
Infektionen an Hepatitis C in der Gruppe<br />
der Männer, die Sex mit Männern haben<br />
in den letzten Jahren deutlich zugenommen.