Gasthaus & Pension - Hörselberg-Bote
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mit dem Alpenepos Zlatorog der internationale<br />
Durchbruch als Schriftsteller. Das Werk wurde<br />
in mehrere Sprachen übersetzt und mehrfach<br />
als Kantate und Oper vertont. Dem Erfolgsepos<br />
folgten Gedicht- und Prosabändchen wie Lieder<br />
eines fahrenden Gesellen (1878), Spielmannslieder<br />
(1881), Von der Landstraße (1882) oder<br />
Sommermärchen (1881). Baumbach hängte sein<br />
Hauslehrerdasein an den Nagel und lebte fortan<br />
als freischaffender Autor.<br />
1885 kehrte der „fahrende Geselle“ in sein Elternhaus<br />
nach Meiningen und seinen geliebten<br />
Thüringer Wald zurück. 1888 ernannte ihn der<br />
Meininger „Theaterherzog“ Georg II. zum Hofrat.<br />
Im Jahr darauf wurde Baumbach Hauspoet<br />
der Ilmenauer Gabelbach-Gemeinde. Mehrmals<br />
suchte er deren Domizil unterhalb des Kickelhahn<br />
auf. Sein literarisches Schaffen fand in Meiningen<br />
eine Fortsetzung mit neuen Gedichtsammlungen,<br />
Prosabändchen und Versepen. Für die Einwohner<br />
der kleinen Residenzstadt war er vor allem als<br />
„Hütes- oder Kloßdichter“ eine lokale Attraktion.<br />
Rudolf Baumbach an seine Nichte in Danzig.<br />
Postkarte vom 8.4.1894<br />
Ueber allen Wipfeln ist Ruh‘,<br />
In allen Gipfeln spürest Du<br />
Kaum einen Hauch.<br />
Dies schreibt Dein Oheim im Walde.<br />
Hoffentlich balde<br />
Schreibst Du auch.<br />
Goethe u. R. Bch.<br />
<strong>Hörselberg</strong>-<strong>Bote</strong> Nr. 83 / 2010<br />
38<br />
In nostalgischer Stimmung hatte Baumbach noch<br />
in Triest ein längeres Gedicht mit dem Titel Lied<br />
vom Hütes verfasst. Dieses behandelt in humoristischer<br />
Weise Herkunft und Namensgebung für<br />
das hiesige Leibgericht: den „rohen“ Kartoffelkloß.<br />
Heute verwendet es die Meininger Gastronomie<br />
zu Werbezwecken.<br />
Ein Schlaganfall mit Lähmungsfolgen machte<br />
dem literarischen Schaffen Rudolf Baumbachs<br />
1895 ein Ende. Es folgte zehnjähriges Siechtum,<br />
der einst wanderlustige Naturfreund konnte sein<br />
Haus nur noch im Rollstuhl verlassen. Rudolf<br />
Baumbach starb am 21. September 1905.<br />
Rudolf Baumbach an Mutter und Schwestern<br />
in Meiningen. Postkarte vom 22.8.1885<br />
Ich höre Harfenklingen,<br />
Die Geister werden wach:<br />
Heinrich von Ofterdingen,<br />
Wolfram von Eschenbach.<br />
Ein Zug in reichem Staate<br />
Durch’s Thor der Wartburg geht,<br />
Und aus der Kemenate<br />
Tritt Frau Elisabeth.<br />
Es schallt vom <strong>Hörselberg</strong>e<br />
Der wilden Jagd Geschrei.<br />
Im Felsen hämmern die Zwerge - - -<br />
Ich wollt’ Ihr wäret dabei.<br />
R. Bch.<br />
Repro: Meininger Museum