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Redebeitarg von Dr. Gisela Penteker - Yek Kom

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Konferenz: Kurden in Deutschland<br />

Die Diskussionen über die<br />

Migrationspolitik in<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

haben heute eine andere<br />

Dimension als vor 20 Jahren. Sie<br />

bewegt sich zwischen Öffnung und<br />

Abwehr. Erst Mitte 70er Jahre<br />

begann die Auseinandersetzung<br />

um die soziale Integration der hier<br />

lebenden Migrantinnen und<br />

Hamide Akbayir<br />

Migranten. Die Politik hat endlich<br />

verstanden, dass Deutschland ein<br />

Einwanderungsland ist und Integration ein langfristiger<br />

Prozess ist. Staat und Parteien haben sogar die Pflicht,<br />

diesen Prozess aus dem Alltagshandeln ins öffentliche<br />

Bewusstsein zu tragen. Die Integration erfordert nämlich<br />

eine Interaktion zwischen der Aufnahmegesellschaft und<br />

den MigrantInnen.<br />

Obwohl für die meisten MigrantInnen Deutschland zum<br />

realen Mittelpunkt geworden ist, lässt die Frage der<br />

sozialen Partizipation noch zu wünschen übrig. Mit der<br />

Debatte um das Staatsangehörigkeitsrecht bekam die<br />

Integrationspolitik einen neuen Aspekt. Sie führte zum<br />

Anstieg der Einbürgerungszahlen, vor allem der Kurdinnen<br />

und Kurden.<br />

Wie bekannt, stellen Kurdinnen und Kurden mit ca<br />

800.000 Menschen die zweitgrößte Zuwanderungsgruppe<br />

in Deutschland dar. Anders als die anderen<br />

MigrantInnengruppen, haben sie mehrfache<br />

Migrationsgründe - Krieg, Unterdrückung und Zerstörung<br />

<strong>von</strong> Dörfern und Umwelt sind einige da<strong>von</strong>. Vor allem<br />

Frauen und Kinder sind hier<strong>von</strong> betroffen. Die spezifischen<br />

Fluchtursachen der Frauen werden immer noch nicht<br />

anerkannt.<br />

Die Integration der kurdischen Frauen kann im<br />

Zusammenhang mit der aktuellen Migrations- und<br />

Integrationpolitik behandelt werden. Integration ist ein<br />

komplexes Zusammenspiel politischer, sozialer und kultureller<br />

<strong>Kom</strong>ponenten. Häufig aber ist die Debatte<br />

hierüber einseitig ausgerichtet. Der Fokus liegt zu sehr auf<br />

der Religion – dem Islam - und der besonderen Stellung<br />

der Frauen im Kontext des Integrationsprozesses. Dies<br />

beeinflusst auch die Situation der kurdischen Frauen. Ihre<br />

Migrationsgründe, Lebenssituation und ihre Perspektiven<br />

sind vielfältig. Sie werden in der Öffentlichkeit häufig nicht<br />

wahrgenommen oder pauschal Kategorien wie “Islam,<br />

Ehrenmorde, Zwangsverheiratung“ zugeordnet.<br />

Es ist ein schwieriges Kapitel, über die Integration <strong>von</strong><br />

Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere die<br />

<strong>Redebeitarg</strong> <strong>von</strong> Hamide Akbayir<br />

Hamide Akbayir, CENÎ - Kurdisches Frauenbüro für Frieden, Düsseldorf<br />

der kurdischen Frauen zu diskutieren. Es bedarf einer<br />

intensiven Auseinandersetzung mit der Lebensweise kurdischer<br />

Frauen, um ihre Integrationsprobleme zu verstehen.<br />

Die patriarchalischen Systeme haben stark dazu<br />

beigetragen, dass sich die Kurdinnen in allen<br />

Lebensbereichen nicht entwickeln konnten. Ein großer Teil<br />

dieser Frauen lebt auch in Deutschland. Deshalb müssen<br />

wir ihren Lebensalltag näher beleuchten und ihrer<br />

Positionierung in Bezug auf Tradition, Emanzipation und<br />

Integration nachgehen. Gibt man ihnen ausreichend<br />

Gelegenheit, sich mit ihrer Identätit darzustellen und<br />

bringt ihnen Interesse und Verständnis entgegen, können<br />

sie sich öffnen und integrieren.<br />

Kurdinnen und Kurden sind seit Jahrhunderten Opfer <strong>von</strong><br />

Kriegen, nationalistischen und rückständigen Systemen<br />

gewesen. Ihre Identität wird bis heute geleugnet. Auch in<br />

Deutschland muss diese Frage auf breiter Ebene diskutiert<br />

werden. Die herrschende Politik in Deutschland<br />

gegenüber den Kurdinnen und Kurden erschwert auch die<br />

Integration der kurdischen Frauen, weil sie sich als ein Teil<br />

dieser Politik verstehen. Aus diesem Grund muss das auch<br />

im Zusammenhang mit den Repressionen gegen die<br />

Kurdinnen und Kurden insgesamt behandelt werden. Die<br />

Frau sieht nämlich ihre eigene Integration in der Lösung<br />

der kurdischen Frage, auch in Deutschland. Integration<br />

beginnt mit Anerkennung, Chancengleichheit und<br />

Dialogbereitschaft. Solange die Möglichkeiten der<br />

Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben<br />

nicht gewährleistet sind, können wir nicht <strong>von</strong> einer echten<br />

Integration der MigrantInnen, der Kurdinnen,<br />

sprechen.<br />

Der Begriff Integration ist kein fester Begriff, er muss je<br />

nach den Lebensumständen insbesondere für die kurdischen<br />

Frauen immer wieder neu definiert werden.<br />

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