II. Theoretische Grundlagen - Dr. Jochen Beck
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- 20 - <strong>II</strong>. <strong>Theoretische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />
2.3 Talentsuche/-förderung<br />
Ziel der Eignungsforschung im Bereich des Leistungssports ist weniger die lebenslange<br />
Bindung an eine Sportart als vielmehr die Entwicklung von Strategien und Methoden<br />
für die Suche, Selektion und Förderung von Talenten.<br />
Ein Talent im Sport ist eine Person, „deren Struktur von anatomisch- physiologischen<br />
Merkmalen, Fähigkeiten und weiteren Persönlichkeitseigenschaften mit hoher Wahr-<br />
scheinlichkeit erwarten läßt, daß diese Person unter bestimmten Trainings- und<br />
Umweltbedingungen das Leistungsniveau der nationalen oder internationalen Spitzen-<br />
klasse in einer bestimmten Sportart erreichen kann. (SINGER 1981, 16)<br />
Dem Ausmaß an Begabung kommt im Bereich des Spitzensports eine zunehmend<br />
größere Bedeutung zu. Optimale Trainingsbedingungen, wie sie in den Sportnationen<br />
mittlerweile üblich sind, reichen ganz offensichtlich nicht mehr aus, um einen Platz an<br />
der internationalen Spitze zu garantieren.<br />
Die gezielte Suche und Auswahl sportlich begabter Menschen bezieht sich auf<br />
Personengruppen, die ihre größtmögliche Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht haben.<br />
Konzeptionen der Talentauswahl stehen daher in einem engen Zusammenhang mit den<br />
Erkenntnissen der motorischen Entwicklung im Kindes- und Jugendalter (JOCH 1985,<br />
148).<br />
Eignung oder Talent ist kein Phänomen, das sich bei einer einmaligen querschnittlichen<br />
Diagnose offenbart, sondern zeigt sich erst im Verlauf langjähriger Entwicklungsprozesse<br />
und Trainingsmaßnahmen im sozial vorgegebenen Kontext. Durch Auswertung<br />
von Sportzensuren, schulischen Wettkämpfen, Sichtungswettkämpfen der<br />
Vereine und Verbände sowie standardisierter Tests gelingt es daher allenfalls, auffällige<br />
Personen, also „Bewegungstalente“, zu sichten und in weitere Maßnahmen der<br />
Selektion und Förderung einzugliedern.<br />
Nach CARL (1984, 922) ist es bislang jedoch nicht gelungen, wissenschaftlich exakte<br />
Verfahren anzugeben, mit denen die Entwicklung einzelner leistungsbestimmender<br />
Merkmale oder komplexer sportlicher Leistungen für die Trainingspraxis hinreichend<br />
genau zu prognostizieren sind. „Zur Zeit ist es noch nicht möglich, etwa die Entwicklung<br />
der personalen Leistungsbedingungen so exakt zu prognostizieren, daß dies insgesamt<br />
als ein praxisrelevantes Hilfsmittel zur langfristigen sportartspezifischen Talentbestimmung<br />
anzusehen ist“.