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II. Theoretische Grundlagen - Dr. Jochen Beck

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- 22 - <strong>II</strong>. <strong>Theoretische</strong> <strong>Grundlagen</strong><br />

2.4 <strong>Grundlagen</strong>forschung „motorischer Entwicklung“<br />

Der traditionelle Entwicklungsbegriff, wie er bislang sowohl im Alltag als auch in den<br />

entsprechenden Wissenschaftszweigen verwendet wurde, orientiert sich vielfach an den<br />

biologischen Vorgängen von Wachstum und Reifung. Entwicklungsprozesse sind<br />

danach genetisch vorbestimmt und laufen unabhängig von äußeren Einflüssen, sozusagen<br />

nach einer inneren Uhr ab. Dies impliziert zum einen, daß Entwicklungsverläufe<br />

bei allen Individuen gleichermaßen vorprogrammiert sind, zum anderen, daß äußere<br />

Faktoren keinen oder allenfalls geringen Einfluß haben. Die daraus hervorgegangenen<br />

Stufen- und Phasenmodelle der allgemeinen wie auch der motorischen Entwicklung<br />

legen folgende Annahmen zugrunde (FILIPP/DOENGES 1983, 209f):<br />

1. Sequentialität<br />

Entwicklungsmäßige Veränderungen vollziehen sich in einer geordneten Sequenz, die sich<br />

als Aufeinanderfolge einzelner Stufen, Phasen oder Stadien darstellen läßt.<br />

2. Irreversibilität<br />

Die Abfolge der einzelnen Veränderungsschritte ist invariant und nicht umkehrbar.<br />

3. Unidirektionalität<br />

Veränderungen sind auf einen angenommenen Endzustand, ein bestimmtes Entwicklungsziel<br />

hin ausgerichtet.<br />

4. Universalität<br />

Veränderungsprozesse und ihre Abfolge sind für alle Personen relativ identisch, interindividuelle<br />

Unterschiede bestehen nicht für den Entwicklungsverlauf, sondern allenfalls<br />

für die Entwicklungsgeschwindigkeit.<br />

5. Strukturalismus<br />

Veränderungen sind qualitativ-struktureller Natur, daß heißt, Merkmale unterliegen einem<br />

kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Wandel.<br />

Entsprechend dieser Annahmen stehen bei einem biologisch orientierten Entwicklungsbegriff<br />

die Entwicklungsprozesse des Kindes- und Jugendalters im Vordergrund. Nach<br />

dem Erreichen des Entwicklungszieles (Unidirektionalität), sozusagen dem Höhepunkt,<br />

ist das weitere Leben zwangsläufig und unwiderruflich (Irreversibilität) durch einen stetig<br />

beschleunigten Abbau und Zerfall geprägt.

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