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Marcus Maeder: Ambient - Blog

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<strong>Ambient</strong><br />

»Until recently music was inseparable from the space in which it was performed<br />

– including the social space. One very strong movement in the late<br />

nineteenth and twentieth centuries was towards music as an immersive, environmental<br />

experience. […] It’s a drift away from narrative and towards landscape,<br />

from performed event to sonic space.« 56<br />

Raum wird zum gestalteten Behältnis eines Milieus künstlerischer Kommunikation:<br />

Innerhalb der aufgeführten Musik mittels Raumsimulationen<br />

wie Hall, Echo oder Surround-Rendering, im Bild über dreidimensionale<br />

Raumdarstellungen. Durch die Integration des Virtuellen<br />

verschachtelt sich die <strong>Ambient</strong>situation in reale und fiktive Raumerfahrungen,<br />

man könnte sagen, dass sich im <strong>Ambient</strong> ein alter Wunsch<br />

der Surrealisten eingelöst hat. Ihr Vordenker André Breton schrieb hierzu<br />

1924 in seinem ersten surrealistischen Manifest: »Ich glaube an die<br />

künftige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von<br />

Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so<br />

sagen kann: Surrealität.« 57 Damit sind heutige, medientechnologischvirtuell<br />

geschaffene oder ergänzte <strong>Ambient</strong>situationen beschrieben, die<br />

nicht nur aus räumlichen/technischen Simulationen bestehen, sondern<br />

künstlerisch entworfen sind, was heißt, dass fiktive, erfundene – mögliche<br />

– Elemente Teil der immersiven Erfahrung sind. Die »reale« Welt<br />

wird durch das Mögliche erweitert, das Mögliche, der Entwurf wird Bestandteil<br />

der medientechnologisch mimetisierten Wirklichkeit. Raum<br />

und Imaginationskraft lassen so eine Emergenz entstehen, welche eine<br />

Neubeschreibung unserer Umwelt unternimmt.<br />

Die Immanenzebene<br />

Die Pfade der in diesem Beitrag ausgeführten Gedanken zu <strong>Ambient</strong><br />

führen uns zuletzt von der Immersion zur Immanenz als ihrer philosophischen<br />

Dimension. Immersion als Ausgangssituation beschreibt nicht<br />

nur Grade der realen Erlebbarkeit einer virtuellen Umwelt, sondern fördert<br />

als Emergenz einer mimetischen Zeremonie, einer <strong>Ambient</strong>situation<br />

eine umfassende Weltwahrnehmung. Die immersive mimetische<br />

Zeremonie verzahnt unser Bewusstsein analogistisch mit der Welt, auch<br />

wenn sie als Erlebnisrahmen meist von ihr abgekoppelt inszeniert wird.<br />

Die medientechnologisch erzeugten und performten, »zelebrierten«<br />

Soundscapes unserer Erfahrungswelt steuern Immanenzerfahrung an:<br />

es entsteht ein Soundtrack der Immanenz, ein polyphoner Erlebniston<br />

56 Brian Eno: Vorwort, in: Mark Prendergast, The <strong>Ambient</strong> Century, S. xvii.<br />

57 André Breton: Die Manifeste des Surrealismus, Hamburg: Rohwolt Verlag 2004,<br />

S. 18.<br />

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