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Marcus Maeder: Ambient - Blog

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<strong>Ambient</strong><br />

transrituell 20 Immanenz in einer hochtechnologisierten und -fragmentierten<br />

Welt; sie betten uns ein in Elektrizität und Kommunikationsflüsse.<br />

Doch um <strong>Ambient</strong> als differenzierte Form einer mimetischen<br />

Zeremonie klassifizieren zu können, ist eine Analyse der Beschaffenheit,<br />

eine Phänomenologie von <strong>Ambient</strong>musik, einschließlich der Orte und<br />

der Räume, wo sie stattfindet, vonnöten.<br />

Zur Ästhetik von <strong>Ambient</strong>musik<br />

Einer Beschreibung von heutiger <strong>Ambient</strong>musik muss vorausgeschickt<br />

werden, dass »<strong>Ambient</strong>« seit der Begriffsschöpfung durch den Musiker<br />

Brian Eno 1976 einen starken Wandel erfahren hat. Der Musikstil<br />

<strong>Ambient</strong> hat sich in einen Rezeptionsrahmen und ein Begriffsgefüge<br />

verwandelt, in welchem elektronische/digitale Musik wie auch bildende<br />

Kunst – das zeigt der diesem Beitrag Folgende von Sabine Gebhardt Fink<br />

auf – konzipiert und rezipiert wird. Was heute im Kontext von <strong>Ambient</strong><br />

produziert wird, unterscheidet sich in einigem von der popkulturellen<br />

Urform der <strong>Ambient</strong>musik, der esoterisch angehauchten »Kosmischen<br />

Musik« 21 der 1970er Jahre. Es haben sich Musikformen herausgebildet,<br />

welche größere Nähe zu Kunstkonzepten denn zur Popmusik oder zur<br />

orchestralen Musik aufweisen. Was heute als <strong>Ambient</strong>musik produziert<br />

wird, bedient sich aus dem reichen Fundus von Strategien der künstlerischen<br />

Avantgarden des 20. Jahrhunderts.<br />

Wird im <strong>Ambient</strong>-Zusammenhang von Medienmusik gesprochen,<br />

dann sind bislang außermusikalisch verwendete Technologien und<br />

Kommunikationsformen in die Herstellung und Kontextualisierung<br />

von Musik involviert. 22 Bei Digitaler Musik handelt es sich meist nicht<br />

um absolute Musik, vor einigen Jahren hat der Labelbetreiber Achim<br />

Szepanski darauf hingewiesen: »dass elektronische Musik immer eine<br />

Vielfalt textueller Fragmente, Sub- und Randtexte, Reviews und Konzeptualisierungen<br />

mit sich führt«. 23 Wenn hier eine Phänomenologie<br />

von Digitaler Musik und <strong>Ambient</strong> versucht werden soll, dann ist der Be-<br />

20 Bezügl. Assoziationen zu Schamanismus im Techno vgl. Peter Matussek: »Berauschende<br />

Geräusche«, in: Andreas Hiepko/Katja Stopka (Hg.), Rauschen – seine Phänomenologie<br />

und Semantik zwischen Sinn und Störung, Würzburg: Königshausen<br />

& Neumann 2001, S. 227f.<br />

21 »Synthesizing traditional folk with Middle European orchestral traditions, improvised<br />

rock, endless keyboard drones and mindaltering drugs.« David Keenan: »Kosmische<br />

music«, in: The Wire 308, Oktober 2009, S. 44.<br />

22 »Elektronische und digitale Musik ist zudem eingeschrieben in die Epochalität des<br />

Technischen, sie ist Medienmusik.« <strong>Marcus</strong> S. Kleiner: »Soundcheck«, in: <strong>Marcus</strong> S.<br />

Kleiner/Achim Szepanski, Soundcultures, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2003, S. 9.<br />

23 Aram Lintzel: »Der Sound der Transcodierung«. Online: www.heise.de/tp/r4/<br />

artikel/7/7493/1.html vom 30. Januar 2010.<br />

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