MenScHen 44 Der Mundelsheimer „Männer-Chor“ singt das Hohelied auf den Lemberger. Für die junge Truppe aus Schwaigern spielt der Trollinger eine wichtige Rolle.
en hat. Jeweils ein Hektar aus dem Besitz der Beteili- gten wurde für das Projekt ausgewählt. Gemeinsam wird das Wachstum im Weinberg begleitet. Angestrebt wird eine optimale Reife. Die Menge wurde auf maximal 70 Hektoliter/Hektar begrenzt, mehr, als in Fellbach für die Premiumweine angestrebt wird (50 Hektoliter/Hektar), aber doch so wenig, dass überzeugende Qualität entstehen kann. Der erfahrene Kellermeister Werner Seibold, der „next generation“ schon entwachsen, hört beim Ausbau „auf die jungen Kerle“, die teilweise Weinbau studierten und die weite Welt gesehen haben. Die weitesten Reisen unternahm vermutlich die einzige junge Dame in der Truppe: Christl Schäfer war zunächst württembergische Weinkönigin (2008/9) und dann Deutsche Weinprinzessin (2009/10). Kurz vor unserem Besuch im späten Herbst 2010 hat sie gerade ihre Rieslingtrauben geerntet und kann bereits verkünden: „Das Mostgewicht stimmte, die Säure ist stabil und nicht zu hoch. Wird ab Mai 2011 viel Spaß machen. Der Rote kommt dann nach der Sommerpause.“ Die Fellbacher sind zuversichtlich, dass er ähnlich wie der 2009er ausfällt, von dem man schwärmte: „Tiefdunkel, mit feinen Fruchtaromen nach dunklen Kirschen und Brombeeren. Kräftige Struktur am Gaumen, mit weichen Tanninen.“ ein schwerer Barriquewein war für die Mundelsheimer Jungwinzer Vorbild für einen Top-Lemberger Auf eine einzige klassische Sorte konzentrierten sich zwei weitere Jungwinzergruppen in Mundelsheim (Lemberger) und Schwaigern (Trollinger). In Mundelsheim machten neun junge Männer im Alter von 19 bis 26 Jahren 2008 gemeinsame Sache; das Ergebnis kommt jetzt auf den Markt. Sprecher Samuel Fink (25) ist als Weinbaumeister Profi, er hat bei zwei namhaften Weingütern seine Ausbildung gemacht und erinnert sich an den Anfang: „Wir haben gemeinsam bei einem Abendessen einen schweren, konzentrierten Barriquewein probiert. Da wurde die Idee geboren und wir beschlossen, so etwas ebenfalls zu machen.“ Man spazierte zur Geschäftsführerin der ambitionierten Weingärtnergenossenschaft, Heidi Kroboth, bekam sofort grünes Licht und die Zusage, dass auch Barriques zur Verfügung gestellt werden. So wurde im Frühjahr 2009 mit dem Rebschnitt gestartet. Im Herbst Wer die Fachmesse ProWein in Düsseldorf besucht, hat am Montag, 28. März, von 13.30 bis 14 Uhr am Stand des Deutschen Weininstituts in Halle 4 die Möglichkeit, die Weine der vier Jungwinzer-Projekte in einer von Rudolf Knoll moderierten Probe kennen zu lernen. hatte man von 20 Ar 800 Liter Lemberger gewonnen. Die Vinifikation in vier kleinen Eichenholzfässern nahmen die Mundelsheimer Jungwinzer selbst vor; man gönnte dem Wein viel Reifezeit. Das Ergebnis, „Unicus“ genannt, ist ein komplexer, würziger, feuriger Lemberger mit feinem Kräuter- und Brombeerduft. „Wir sind begeistert“, strahlt Fink und meint: „Der Preis von 29,99 Euro ist zwar ungewöhnlich, aber gerechtfertigt.“ Kein Widerspruch: Das ist das Preisniveau, auf dem manche Toperzeuger längst mit ihren Weinen angelangt sind (die aber nicht unbedingt besser sein müssen). „Visionäre“ – tief verwurzelt mit dem Heuchelberg und seinem Trollinger 14 Nachwuchswinzer (neun Männer, fünf Frauen) machten sich bei der Genossenschaft Heuchelberg Weingärtner um einen besonderen Trollinger verdient. „Wir wollten etwas für das Image dieser immer noch etwas unterschätzten Sorte tun“, meint Gruppensprecher Steffen Zeyer. Susanne Reiner, die weibliche Wortführerin, Weingärtnerin und im Hauptberuf Industriekauffrau, hat zudem die Herkunft im Visier: „Wir sind mit dem Heuchelberg tief verwurzelt.“ Die „Vision Heuchelberg“ nahm mit dem Jahrgang 2010 Gestalt an. Vom Rebschnitt bis zur Flaschenfüllung arbeitete man selbstständig. Vorstandsmitglied Bernd Rieker und der stellvertretende Kellermeister Oliver Diebold begleiteten mit ihren Ratschlägen das Projekt, das auch im Internet verfolgt werden konnte. Durch die starke Ertragsregulierung wurde am Ende extrem wenig geerntet (im Schnitt 35 Hektoliter/Hektar). Das ist beim eigentlich ertragsstarken Trollinger kaum mehr zu unterbieten. Lässt man die Reben wachsen, kommt locker die drei- bis vierfache Menge in die Kelter. Was in der Schwaigener Kellerei angeliefert wurde, war so etwas wie ein Trollinger-Konzentrat. Nach traditioneller Vergärung auf der Maische kam der Wein ins große Holzfass. Rund 7000 Flaschen werden im Frühjahr gefüllt, der Preis war bei Redaktionsschluss noch nicht festgelegt, wird aber human sein (deutlich unter 10 Euro). „War ein Riesenaufwand“, meint Hans Mendel, Verkaufsleiter der Heuchelberg Weingärtner. „Aber es hat sich gelohnt. Und es war für uns ein Vergnügen, mit den jungen Leuten zu arbeiten.“ WeiTeRe inFoS: www.vinitiative.de (Lauffener Weingärtner) www.fellbacher-weine.de www.heuchelberg.de www.mundelsheimerwein.de 45