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Technisierung oder technische Verbesserung des Menschen?

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and enable new sports, art forms and mo<strong>des</strong> of interaction between people. 10 […] The<br />

human body will be more durable, healthy, energetic, easier to repair, and resistant to<br />

many kinds of stress, biological threat and aging process (Roco/Bainbridge 2002, S. 4ff).<br />

[…] Convergences of many technologies will enhance the performance of human warfighters<br />

and defenders […] (Roco/Bainbridge 2002, S. 287).<br />

Diese Texte beanspruchen mehr, als nur zukünftige Möglichkeiten aufzuzeigen. Vielmehr<br />

wollen sie, wie daran zu erkennen ist, dass sie zumeist in einem 'konstativen<br />

Futur' verfasst sind (Grunwald 2006a), die zukünftige Entwicklung als eine heute<br />

schon fixierte und daher bloß noch zu 'konstatierende' Entwicklung antizipieren.<br />

Roadmaps und Meilensteine sollen die Verbindung zwischen heutiger Forschung<br />

und den visionären Zukünften herstellen (Roco/Bainbridge 2002, S. 4ff.). In diesem<br />

Sinne beanspruchen die Visionen, nicht bloß mögliche Zukünfte zu formulieren, sondern<br />

bereits im heutigen Wissenschaftsbetrieb durch die gegenwärtige Agenda und<br />

zu erreichende Meilensteine verankert zu sein und auf diesem Weg zur Realisierung<br />

der weit gespannten Visionen zu führen. 11<br />

9.2.3 Utopien der <strong>technische</strong>n <strong>Verbesserung</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong><br />

Die konvergierenden Technologien sollen nach Roco/Bainbridge (2002) weit reichende<br />

Perspektiven bieten, den menschlichen Körper und Geist als gestaltbar anzusehen<br />

und ihn gezielt durch <strong>technische</strong> Maßnahmen zu 'verbessern' (vgl. auch<br />

Williams/Frankel 2006). Als Gegenstände <strong>des</strong> Verbesserns werden einerseits sensorische,<br />

motorische und kognitive Fähigkeiten <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> 12 sowie andererseits die<br />

Verlängerung seiner Lebenszeit gesehen.<br />

Neuro-Enhancement<br />

Das mittlerweile auch in der deutschen Sprache häufig verwendete Wort 'Neuro-<br />

Enhancement' bezeichnet <strong>Verbesserung</strong>en durch Implantate <strong>oder</strong> Medikamente, die<br />

an das Nervensystem <strong>oder</strong> an das Gehirn angeschlossen werden <strong>oder</strong> darauf einwirken.<br />

Wenn der Mensch technomorph als informationsverarbeiten<strong>des</strong> Wesen modelliert<br />

wird, können <strong>technische</strong> <strong>Verbesserung</strong>en der Datenaufnahme aus der Umwelt<br />

(Sensorik), <strong>technische</strong> <strong>Verbesserung</strong>en der Datenverarbeitungs- und Speicherfähigkeit<br />

<strong>des</strong> Gehirns und <strong>technische</strong> <strong>Verbesserung</strong>en in Bezug auf die Steuerung externer<br />

motorischer Systeme unterschieden werden.<br />

Ausgangspunkt für sensorische Implantate ist in der Regel zunächst die Motivation,<br />

den Ausfall von sensorischen Funktionen (z.B. <strong>des</strong> Auges <strong>oder</strong> <strong>des</strong> Ohres) technisch<br />

zu kompensieren (vgl. dazu die in Kap. 9.1 beschriebenen Cochlea- und Retina-<br />

Implantate). Durch Fortschritte bei der Nanoinformatik, z.B. in Bezug auf Miniaturisierung<br />

<strong>oder</strong> die Erhöhung der Datenaufnahme- und -verarbeitungskapazität der Implantate,<br />

könnten sie den räumlichen Dimensionen und der Leistungsfähigkeit der na-<br />

10 An diesem Zitat zeigt sich deutlich der Unterschied dieses 'Neuro-Enhancement' von den gegenwärtig<br />

für Heilungs- <strong>oder</strong> Wiederherstellungszwecke eingesetzten neuroelektrischen<br />

Schnittstellen (vgl. Kap. 9.1).<br />

11 Auf diese Weise unterscheiden sich die futuristischen Visionen der Nanotechnologie einerseits<br />

von den technik- und anwendungsnäheren 'Leitbildern' (Dierkes et al. 1992) und andererseits<br />

von Science Fiction, welche keinen Anspruch auf Realisierbarkeit erhebt (Grunwald 2006a).<br />

12 Diese Formen der <strong>Verbesserung</strong> werden im Folgenden sämtlich als 'Neuro-Enhancement' bezeichnet,<br />

da sie direkt über neuroelektrische Schnittstellen mit dem Gehirn verbunden werden.<br />

12

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