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Technisierung oder technische Verbesserung des Menschen?

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Befürchtungen einer Bürokratisierung <strong>oder</strong> Militarisierung der Gesellschaft, <strong>oder</strong> Befürchtungen<br />

einer hegemonialen Seite der Globalisierung gegenüber den traditionellen<br />

Kulturen stellen der gesellschaftlichen Technikdiskussion in generalisierender<br />

Absicht deutliche Fragen: welcher Grad an Regelhaftigkeit und Reproduzierbarkeit ist<br />

nötig, welcher möglich, welcher in welchen Bereichen erwünscht <strong>oder</strong> auch nur akzeptabel?<br />

Indem der reflexive Technikbegriff aber auch auf die positiven Eigenschaften<br />

der Regelhaftigkeit aufmerksam macht (s.o.), erweist er sich als ein Medium zur<br />

Austragung relevanter gesellschaftlicher Debatten, ohne in diesen bereits eine technikoptimistische<br />

<strong>oder</strong> -skeptische Ausgangsposition einzunehmen. Dies erscheint für<br />

die Betrachtung von <strong>Technisierung</strong> (s.u.) erforderlich, um nicht von vornherein durch<br />

die Wahl <strong>des</strong> begrifflichen und technikphilosophischen Ausgangspunktes das Ergebnis<br />

der Analyse zu determinieren.<br />

9.6.2 <strong>Technisierung</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> durch neuroelektrische Schnittstellen?<br />

An dieser Stelle können nun die begrifflichen Überlegungen und die Darstellung <strong>des</strong><br />

Stan<strong>des</strong> neuroelektrischer Schnittstellen und ihrer Entwicklungen unter der Frage<br />

nach der möglichen <strong>Technisierung</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> zusammengeführt werden. Dies<br />

betrifft sowohl heilende, also die Folgen von Krankheit, Behinderung <strong>oder</strong> Unfall mildernde<br />

<strong>oder</strong> kompensierende neuroelektrische Schnittstellen als auch 'verbessernde'<br />

Techniken.<br />

Die '<strong>Technisierung</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>' ist eine in der Debatte um Technik und die 'Zukunft<br />

der Natur <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>' (Habermas 2001) verbreitete Wortkonstellation. Nach<br />

dem Gesagten handelt es sich hierbei ohne Zweifel um eine generalisierende Wortkonstellation.<br />

Generalisierungen werden in dieser Wortkonstellation gleich in zweierlei<br />

Hinsicht vorgenommen:<br />

1. generelle Betrachtung von <strong>Technisierung</strong>en, in der es nicht mehr um einzelne<br />

partikulare Techniken geht, sondern um Technik allgemein;<br />

2. generelle Betrachtung '<strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>' und nicht einzelner <strong>Menschen</strong>, damit<br />

generalisierende Betrachtung entweder der Gattung Mensch <strong>oder</strong> in<br />

anthropologischer Hinsicht der Natur '<strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>' generell.<br />

Diese doppelte Generalisierungsperspektive erlaubt verschiedene semantische Assoziationen.<br />

So kann, entlang der Unterscheidung zwischen der individuellen und der<br />

sozialen Seite <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>, <strong>Technisierung</strong> als Entwicklung hin zu einer höheren<br />

Regelhaftigkeit <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> auf individueller Ebene (<strong>Technisierung</strong> der <strong>Menschen</strong>)<br />

<strong>oder</strong> auf kollektiver Ebene (<strong>Technisierung</strong> der Gesellschaft) verstanden werden. Die<br />

Befürchtungen sind ähnlich und umfassen eine ganze Reihe von Facetten, welche<br />

sämtlich mit einer stärkeren (und als unfreiwillig vorgestellten) Unterwerfung unter<br />

Regeln verbunden sind:<br />

• Autonomieverlust <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> aufgrund der zunehmenden Abhängigkeit<br />

von <strong>technische</strong>n Regeln (z.B. dem Funktionieren neuroelektrischer Implantate),<br />

• externe Kontrollmöglichkeiten individuellen Verhaltens, wenn externe Personen<br />

die Verfügungsgewalt über <strong>technische</strong> Regeln haben (z.B. Zugriff auf das<br />

Gehirn über neuroelektrische Schnittstellen); hierzu gehören auch Missbrauchsszenarien,<br />

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