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Technisierung oder technische Verbesserung des Menschen?

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• wie stehen wir zu den Leistungssteigerungen individueller <strong>Menschen</strong>, die<br />

längst Teil unserer Gesellschaft sind: Schönheitschirurgie, Doping im Sport<br />

<strong>oder</strong> Leistung stimulierende Pharmazeutika?<br />

• kann eine Spirale in Gang gesetzt, die zu einem Zwang immer weiterer <strong>Verbesserung</strong>en<br />

führt, um z.B. auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben?<br />

• sollen öffentliche Forschungsgelder bereitgestellt werden, um Angebote <strong>des</strong><br />

Verbesserns wissenschaftlich zu entwickeln und in die Praxis zu überführen?<br />

Welche Rolle dürfen hierbei ökonomische Argumente spielen (diese nehmen<br />

einen großen Raum in Williams/Frankel 2006 ein)?<br />

Diese Fragen markieren bestimmte Punkte in einer unübersichtlichen und sich noch<br />

formierenden Debatte. Im Folgenden geht es darum, dieses 'Material' zu strukturieren,<br />

die schon im Umlauf befindlichen ethischen Argumentationsmuster zu rekonstruieren<br />

und auf diese Weise einen Überblick über die unübersichtliche Debattenlage<br />

zu gewinnen.<br />

9.5.2 Ethische Argumentationsmuster<br />

Das Thema der <strong>technische</strong>n <strong>Verbesserung</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> durch konvergierende<br />

Technologien wurde in der philosophischen Ethik rasch aufgenommen (z.B. Kushf<br />

2004b; Siep 2006; Jotterand 2008, Schöne-Seifert et al. 2008). Vorbereitet war seine<br />

Behandlung durch Debatte über eine gen<strong>technische</strong> <strong>Verbesserung</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong><br />

(Robertson-von Trotha 1995; Habermas 2001). Es werden unterschiedliche Argumentationsmuster<br />

eingesetzt, nicht nur aus der Ethik, sondern auch in Bezug auf<br />

anthropologische und technikphilosophische Fragen. Die Debatte ist gekennzeichnet<br />

einerseits durch die hohen involvierten Unsicherheiten in Bezug auf <strong>technische</strong> Möglichkeit,<br />

Zeiträume einer Realisierung und Ausmaß und Ausprägung gesellschaftlicher<br />

Folgen, andererseits durch hohe normative Unsicherheiten. Methodisch lassen<br />

sich die meisten Reflexionen als Gedankenexperimente verstehen, in denen Annahmen<br />

über empirische Ausprägungen und Folgen von <strong>Verbesserung</strong>stechnologien<br />

getroffen und in ethischer Hinsicht, also z.B. in Bezug auf Verletzungen von Rechten<br />

Betroffener, untersucht werden.<br />

Die Argumentationsmuster sind inkommensurabel. Anthropologische Überlegungen<br />

zur Natürlichkeit <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>oder</strong> zu Mensch/Technik-Verhältnis lassen sich nicht<br />

ohne weiteres mit ethischen Folgenüberlegungen konfrontieren. Im Folgenden werden<br />

die verschiedenen Argumentationsmuster strukturiert, bevor (in 9.5.3) eine Diagnose<br />

<strong>des</strong> gegenwärtigen Stan<strong>des</strong> versucht wird.<br />

Folgenethische Überlegungen<br />

Angenommen, eine <strong>technische</strong> <strong>Verbesserung</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> sei in der Zukunft möglich,<br />

ist nach den erwartbaren Folgen und den (nicht beabsichtigen) Nebenfolgen zu<br />

fragen (vgl. Kap. 4.2).<br />

An erster Stelle ist hier die Verteilungsgerechtigkeit zu nennen. Eine <strong>Verbesserung</strong><br />

individueller menschlicher Fähigkeiten wäre wahrscheinlich mit hohem Aufwand an<br />

Ressourcen, Wissen und Kapital verbunden, was den Kreis der Nutznießer stark einschränken<br />

würde. Daher erscheint die Forderung nach einer gleichen Verteilung der<br />

Zugangschancen naiv: "It is likely that neurocognitive enhancement, like most other<br />

things, will not be fairly distributed" (Farah et al. 2004, S. 423). Es stellt sich die Frage,<br />

wer es sich leisten könne, sich verbessern zu lassen, und welche Folgen eine<br />

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