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Technisierung oder technische Verbesserung des Menschen?

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Über geeignete neuroelektrische Schnittstellen könnten zusätzlich zu Armen und<br />

Beinen weitere, neu zu erfindende motorische Endgeräte an das Nervensystem angeschlossen<br />

und direkt vom Gehirn gesteuert werden. Für Ausbildungszwecke und<br />

bestimmte Berufsgruppen könnte dies eine attraktive Zusatzkompetenz mit sich bringen:<br />

"Cognitive enhancements are envisioned by many as a future component of<br />

education […] and by some as a future component of jobs" (Wolbring 2008b, S. 28).<br />

Unklar ist allerdings, wie das menschliche Gehirn die Informationen über neuartige<br />

Organe verarbeitet und wie sich diese Sinneserweiterung mental auswirken würde,<br />

wenn z.B. zusätzlich zu unseren Gliedmaßen ein dritter Arm in Form eines Roboters<br />

durch neuronale Signale aus dem Gehirn zu steuern wäre. Besonders das Militär<br />

zeigt großes Interesse an diesen spekulativen Möglichkeiten. Einschlägige Projekte<br />

der US-amerikanischen Organisation DARPA sollen z.B. bereits relativ kurzfristig<br />

beitragen zur (nach Coenen 2008a)<br />

• Revolutionierung der Prothetik durch Nutzung von Gehirnaktivität für die Kontrolle<br />

assistiver Technologien und bis 2010 die Entwicklung sensorisch und<br />

motorisch voll funktionsfähiger Gliedmaßen;<br />

• Entwicklung von Systemen, mit denen Computer die Leistungsfähigkeit von<br />

Soldaten erheblich verbessern, vor allem bei Stress und der notwendigen<br />

Kontrolle einer Vielzahl von Geräten;<br />

• <strong>Verbesserung</strong> der Leistungsfähigkeit von Soldaten bei Schlafentzug.<br />

Weitergehende Möglichkeiten wie die Steuerung von Kampfjets allein durch Gehirnaktivität<br />

(dies wird für 2045 prognostiziert), die Entwicklung von Exoskeletten, durch<br />

die normale Bewegung bei schwerer Beladung möglich sein soll, <strong>oder</strong> eine 'bionische'<br />

Ausrüstung, mit der Soldaten ähnlich wie ein Gecko Wände ohne die übliche<br />

Kletterausrüstung hinaufklettern können sollen, gehören zu mittel- und längerfristigen<br />

Erwartungen an die '<strong>technische</strong> <strong>Verbesserung</strong>' <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong>.<br />

Verlangsamung <strong>oder</strong> Abschaffung <strong>des</strong> Alterns<br />

Vorstellungen und Erwartungen, das Altern erheblich zu verlangsamen <strong>oder</strong> abzuschaffen,<br />

spielen in der Diskussion über eine <strong>Verbesserung</strong> <strong>des</strong> <strong>Menschen</strong> eine zentrale<br />

Rolle. Genährt werden Hoffnungen dieser Art durch einige nanomedizinische<br />

Entwicklungen (vgl. Kap. 2.2), ergänzt allerdings um eher spekulative Annahmen. Zu<br />

den relevanten Entwicklungen gehören zum einen neue Diagnoseverfahren, die eine<br />

ständige Überwachung <strong>des</strong> Gesundheitszustan<strong>des</strong> in hoher Detaillierung erlauben<br />

sollen (Freitas 1999). Zum anderen werden nanotechnologisch basierte Verfahren<br />

entwickelt, mit denen eine zielgenaue Ansteuerung von betroffenen Körpergegenden<br />

mit Medikamenten ermöglicht wird ('drug delivery'). Bereits mit diesen Verfahren wäre<br />

in vielen Fällen eine erheblich frühere und effizientere Behandlung von Degradationsprozessen<br />

möglich, und zwar, so die Hoffnung, mit erheblich weniger Nebenwirkungen<br />

als bei klassischen Therapien, die, verglichen mit den nantotechnologischen,<br />

ausgesprochen grob erscheinen. Wenn das Altern auf zellularer Ebene ein Degradationsprozess<br />

ist – was durchaus medizinisch umstritten ist – könnte damit das Altern<br />

verlangsamt werden, indem auftretende Degradationsprozesse umgehend entdeckt<br />

und repariert werden könnten.<br />

In diesem Kontext sind weitergehende Vorstellungen dahingehend im Umlauf, dass<br />

mit nanotechnologischen Mitteln ein zweites, und zwar ein <strong>technische</strong>s Immunsystem<br />

installiert werden könnte. Technisch basieren derartige Vorstellungen letztlich auf<br />

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