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elde<br />
liberale depesche Das Magazin der Liberalen<br />
Schwerpunkt<br />
Europa ist das<br />
feste Fundament<br />
unseres Wohlstands<br />
5l 2011<br />
Grundsatzdebatte<br />
Werkstätten diskutieren<br />
über Freiheit, Ordnung<br />
und Chancen<br />
Fraktionsklausur<br />
Liberale Abgeordnete<br />
gut aufgestellt in<br />
die zweite Halbzeit
2<br />
> Editorial/Inhalt<br />
3 Reform der Pflegeversicherung<br />
4 FDP ist Garant für konsequente<br />
Konsolidierungspolitik<br />
5 Mitgliederentscheid der FDP<br />
6 Fraktion startet gut aufgestellt<br />
in die zweite Halbzeit<br />
8 Die Besten mit einem<br />
Deutschlandstipendium fördern<br />
9 Buchvorstellung:<br />
Philipp Rösler – ein Porträt<br />
10 Auf dem Weg zum neuen<br />
liberalen Grundsatzprogramm<br />
12 Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Berlin<br />
13 Kommunalwahlen in Niedersachsen<br />
14 Liberale diskutieren<br />
über Bildung im Internet<br />
15 Halbzeitbilanz der FDP-Bundestagsfraktion<br />
elde 5|2011<br />
Deutschland geht es gut<br />
Inhalt elde 5|2011<br />
Liebe Parteifreundinnen, liebe Parteifreude,<br />
zwei Jahre nach der Bundestagswahl wird Deutschland für seine wirtschaftliche Dynamik, die<br />
Sicherheit seiner Arbeitsplätze und seine Fortschritte beim Abbau der Neuverschuldung weltweit<br />
geachtet. In Verantwortung von FDP und CDU/CSU ist Deutschland zugleich Wachstumsmotor<br />
und Stabilitätsanker in Europa.<br />
Die Bewältigung der europäischen Schuldenkrise und die Reibungshitze in der Koalition haben<br />
diese gemeinsamen Erfolge zu oft überlagert. In der zweiten Hälfte der Legislaturperiode ist<br />
es jetzt an der Zeit, durch disziplinierte Arbeit an unseren Kernthemen und die fachliche Auseinandersetzung<br />
mit der Opposition zu überzeugen.<br />
Die wichtigste Frage, die wir dabei zu beantworten haben, wird sein, welchen Weg Europa<br />
nehmen soll. Unter dem Strich ist genau das die Frage, die wir auch beim Mitgliederentscheid<br />
beantworten müssen, den wir in den kommenden Wochen offen und fair debattieren werden.<br />
Wir arbeiten dafür, dass Europa eine Stabilitätsunion wird. Eine europäische Wirtschaftsverfassung<br />
muss die politisch ausgehöhlten Maastricht-Kriterien zu neuem Leben erwecken und mit mehr Verbindlichkeit und<br />
mehr Automatismen ausstatten. Wir möchten so den Gedanken eines liberalen Europas bewahren und stärken. Die Freiheiten<br />
des Reisens, Handelns, Arbeitens auf einem Kontinent – das sind liberale Ideen, die zu verteidigen sich lohnt.<br />
Die FDP wird das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler nur wiedergewinnen können, wenn wir unsere ordnungspolitischen<br />
Grundsätze neu begründen und in konkretes Regierungshandeln übertragen. Das heißt: Wir müssen die richtigen Konsequenzen<br />
aus der Finanzkrise ziehen und den Staat schneller aus der Abhängigkeit von den Finanzmärkten befreien. Darum<br />
hat die Entschuldung der öffentlichen Haushalte für uns Priorität. Da haben wir gute Fortschritte erzielt. Das Ziel der Schuldenbremse<br />
erreichen wir nicht erst 2016, sondern spätestens 2014. Die Entlastungen, die wir für geringe und mittlere Einkommen<br />
im Herbst beschließen und durch die Reduzierung der kalten Progression oder des Solidaritätszuschlags umsetzen<br />
werden, sollen dieses Ziel nicht gefährden.<br />
Deutschland geht es gut. Aber es bleibt viel zu tun. Wir packen es an.<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihr<br />
Christian Lindner<br />
Schwerpunkt<br />
I–VII Für eine europäische Stabilitätsunion<br />
Philipp Rösler: Mit solider Währung und<br />
wirtschaftlicher Vernunft<br />
Fünf Schritte zur Krisenvorbeugung<br />
16 führende Ökonomen: Deutschland darf<br />
nicht erpressbar werden<br />
Guido Westerwelle: Europa als Fundament<br />
unseres Wohlstandes stärken<br />
16 In Regierungsverantwortung:<br />
Harald Leibrecht<br />
17 Deutschlandtour der Abgeordneten<br />
19 Liberale Netzpolitik<br />
20 Erfolgreicher Schutz der Bürgerrechte<br />
22 Pro & Contra: Gehört der Müll in die Hand<br />
der Kommunen?<br />
23 Vince Eberts Rede zur Freiheit<br />
24 Liberales: Wolfgang Mischnick zum 90.<br />
25 Unterwegs im Land<br />
28 Fragebogen: Alexander Alvaro<br />
Titelfoto: Die FDP-Bundestagsfraktion nach der Rede des Fraktionsvorsitzenden Rainer Brüderle in der<br />
Debatte zur Ausweitung des Schutzschirms EFSF im Deutschen Bundestag.<br />
6 Fraktion in Klausur<br />
8 Deutschlandstipendium<br />
10 Grundsatzwerkstatt
* (FSC ® CO14047)<br />
Reform der<br />
Pflegeversicherung:<br />
Verbesserungen für Demenzkranke<br />
und ihre Angehörigen –<br />
Finanzielle Vorsorge stärken<br />
Zwei Drittel aller pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden zu Hause<br />
versorgt. Pflege findet dabei häufig in der Familie statt. Und jeder Mensch<br />
möchte so lange wie möglich zu Hause bleiben. Viele in der Familie sind aber<br />
mit den Aufgaben überfordert und brauchen dringend Unterstützung. Deshalb<br />
wollen wir mit der Pflegereform ambulante Hilfe stärken und Maßnahmen umsetzen,<br />
die für die pflegebedürftigen Menschen und die pflegenden Angehörigen<br />
Erleichterungen bringen.<br />
Zur Verbesserung der Situation für die pflegenden<br />
Angehörigen gehört auch der leichtere Zugang<br />
zu Informationen. Beispielsweise bei der<br />
Frage, welche Leistungen in Anspruch genommen<br />
werden können oder wie Entlastung konkret<br />
organisiert werden kann. Gleichzeitig wollen<br />
wir die Bürokratie, die wir auch in der Pflege<br />
besonders zu beklagen haben, abbauen. Außerdem<br />
zählt zu den Maßnahmen die Förde-<br />
rung neuer Wohnformen. Mir geht es dabei<br />
auch um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.<br />
Wir müssen Lebensumfelder schaffen,<br />
elde 5|2011<br />
Daniel Bahr<br />
in denen es Menschen möglich wird – Alten wie Jungen –, gemeinsam ihr<br />
Leben zu organisieren.<br />
Einen weiteren sehr wichtigen Schwerpunkt unserer Bemühungen bildet aber<br />
die Verbesserung der Situation für Demenzkranke. Dazu soll ein neuer Begriff<br />
> Pflegereform<br />
der Pflegebedürftigkeit eingeführt werden. Ich<br />
habe immer wieder betont, wie wichtig es mir ist,<br />
dass dieser neue Begriff in seiner Definition stärker<br />
auf den Grad der Selbstständigkeit hin ausgerichtet<br />
ist. Es geht nicht nur um körperliche Beeinträchtigungen,<br />
sondern eben auch um die besondere Situation<br />
von Demenzkranken. An diesem Ziel, das<br />
auch in der Koalitionsvereinbarung formuliert ist,<br />
halten wir fest.<br />
Die Entwicklung des Altersaufbaus der Gesellschaft<br />
wird dazu führen, dass die Zahl der pflegebedürftigen<br />
Menschen steigt. Wir müssen jetzt die richtigen<br />
Strukturen schaffen, damit menschenwürdige<br />
Pflege in der Zukunft bezahlbar ist. Andere Regierungen<br />
haben in ihren Legislaturperioden bei der<br />
Pflege gar nichts gemacht, beispielsweise Rot-<br />
Grün. Wir gehen das Thema jetzt an.<br />
Die Koalition hat im Koalitionsvertrag vereinbart,<br />
die Pflege zu reformieren. Wir wollen die Finanzierung<br />
der Pflegeversicherung um eine so genannte<br />
kapitalgedeckte Säule ergänzen, um für die steigende<br />
Zahl von Pflegebedürftigen im Alter und die<br />
damit verbundenen Kosten gewappnet zu sein.<br />
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr<br />
Du hast es in der Hand.<br />
Tetra Pak-Getränkekartons gehören zu den umweltverträglichsten<br />
Getränkeverpackungen. Denn sie bestehen<br />
überwiegend aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz.<br />
Und der stammt in steigendem Anteil aus vom Forest<br />
Stewardship Council ® (FSC)* zertifizierten Nutzwäldern<br />
und anderen kontrollierten Herkünften. Nur einer von<br />
vielen Gründen, weshalb Tetra Pak-Getränke kartons schon<br />
heute zukunftsweisend sind.<br />
tetrapak.de<br />
Foto: fotolia<br />
3<br />
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4<br />
> Aktuell<br />
Die Haushaltspolitik der<br />
Koalitionsfraktionen ist erfolgreich,<br />
sie ist ein Aushängeschild<br />
des politischen<br />
Handelns und Wirkens<br />
von FDP und Union. Die Koalitionsfraktionen<br />
veranschlagen im Haushaltsentwurf 2012 eine<br />
Neuverschuldung von 27,2 Milliarden Euro, der damalige<br />
SPD-Finanzminister Steinbrück hatte noch<br />
in seiner Haushaltsplanung 58,7 Milliarden Euro<br />
vorgesehen – also eine gut 30 Milliarden Euro höhere<br />
Neuverschuldung.<br />
Die Handlungsansätze<br />
in der<br />
Haushaltspolitik<br />
zwischen der<br />
Koalition und<br />
der SPD stehen<br />
diametral zueinander.<br />
Dies zeigt<br />
sich aktuell in<br />
dem von der<br />
SPD verabschiedeten„Natio-<br />
nalen Pakt für Bildung und Entschuldung“.<br />
Diese Koalition betreibt die Reduzierung der Neuverschuldung<br />
durch Sparbeschlüsse innerhalb des<br />
„Zukunftspakets“ und ein moderates Ausgabenniveau.<br />
Die SPD hingegen will erneut durch Steuererhöhungen<br />
den Haushalt konsolidieren! Das Wort<br />
„Sparen“ ist bei der SPD zu einem reinen Euphemismus<br />
verkommen. In der haushaltspolitischen<br />
Realität bedeutet „Sparen“ für die SPD „Steuererhöhung“.<br />
Mit dem Haushaltsentwurf 2012 werden die Voraussetzungen<br />
zur Erreichung zweier Zielmarken<br />
geschaffen:<br />
elde 5|2011<br />
Die FDP ist Garant für konsequente Konsolidierungspolitik<br />
und den Abbau der Neuverschuldung<br />
Jürgen Koppelin<br />
>> Einhaltung der neuen verfassungsrechtlichen Schuldenregel durch Rückführung<br />
der strukturellen Kreditaufnahme, so dass die strukturelle Neuverschuldung<br />
des Bundes maximal 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />
im Jahr 2016 beträgt.<br />
>> Einhaltung des Defizit-Kriteriums (3 %) von voraussichtlich 1,0 % des BIP<br />
im Jahr 2012 mit dem Ziel eines nahezu ausgeglichenen Staatshaushalts<br />
im Jahr 2014.<br />
Die derzeitige Haushaltsentwicklung ist erfreulich, der Trend weiterhin positiv.<br />
Die Koalition hat frühzeitig die Weichen für solide Staatsfinanzen gestellt und<br />
behält den Kurs der erfolgreichen Haushaltskonsolidierung unverändert bei.<br />
Mittelfristig wollen wir einen ausgeglichenen Bundeshaushalt ohne neue<br />
Schulden vorlegen, um dann den Abbau des angehäuften Schuldenbergs anzugehen.<br />
Dies ist<br />
auch eine Lehre aus<br />
der aktuellen Schuldenkrise<br />
einiger<br />
EU-Länder, in der<br />
sichtbar wird, welche<br />
dramatischen<br />
Konsequenzen eine<br />
uferlose Ausdehnung<br />
der öffentli-<br />
Otto Fricke Dr. Claudia Winterstein chen Verschuldung<br />
nach sich zieht.<br />
In der aktuellen Situation sind haushaltspolitische Vernunft und Verantwortung<br />
gefragt. Es geht um eine Balance aus Konsolidierung und zielgerichteten<br />
Investitionen für mehr Wachstum und Beschäftigung.<br />
Für die anstehenden Beratungen haben sich die Koalitionsfraktionen vorgenommen,<br />
die im Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt 2012 vorgesehene<br />
Nettokreditaufnahme in Höhe von 27,2 Milliarden Euro nach Möglichkeit zu<br />
unterschreiten. So sind alle finanziellen Spielräume, die sich im Rahmen der<br />
parlamentarischen Beratungen ergeben, vorrangig zur Reduzierung der Nettokreditaufnahme<br />
einzusetzen. Daher verbieten sich zusätzliche Ausgabenprogramme<br />
beispielsweise in Form von Infrastrukturprogrammen, wie sie von<br />
der Union mit einem Volumen in Höhe von 2 Milliarden Euro gefordert wurden.<br />
Es ist die FDP, die immer wieder als Garant für konsequente Konsolidierungspolitik<br />
und den Abbau der Neuverschuldung eintritt. Michael Schwalbe<br />
Foto: Picture-Alliance
elde 5|2011<br />
Mitgliederentscheid der FDP<br />
Eine Gruppe von Mitgliedern um den nordrhein-westfälischen Bundestagsabgeordneten<br />
Frank Schäffler (auf dem Bild 2.v.r.) hat in der Partei<br />
rund 3 400 Unterschriften für einen Mitgliederentscheid gesammelt und<br />
am 10. Oktober im Thomas-Dehler-Haus im Beisein von FDP-Generalsekretär<br />
Christian Lindner an Bundesgeschäftsführerin Gabriele Renatus<br />
übergeben. Nach der vorgeschriebenen Prüfung der Unterlagen wird der<br />
Bundesvorstand auf seiner Sitzung am 24. Oktober den Mitgliederentscheid<br />
formal in Gang setzen, Beginn und Ende der Abstimmung festlegen<br />
sowie einen Alternativantrag formulieren.<br />
Der Antragstext Frank Schäfflers richtet sich darauf, die FDP-Fraktion<br />
möge Anfang 2012 bei der Abstimmung im Bundestag dem Europäischen<br />
Stabilitätsmechanismus (ESM) ihre Zustimmung verweigern. Nach Beschlusslage<br />
des diesjährigen Rostocker Bundesparteitags und nach mehrheitlicher<br />
Auffassung des Bundesvorstands sowie der Bundestagsfraktion<br />
gilt der ESM als grundlegendes Instrument für eine Stabilitätsunion und<br />
gegen eine Schuldenunion.<br />
Ein Mitgliederentscheid ist bislang zweimal durchgeführt worden: 1995<br />
stimmte eine Mehrheit für den sogenannten Großen Lauschangriff. 1997<br />
ging es darum, ob die Wehrpflicht zugunsten einer Freiwilligenarmee ausgesetzt<br />
werden sollte. Dieser Mitgliederentscheid fand nicht das nötige<br />
Quorum und war folglich eine Mitgliederbefragung. woe.<br />
> Mitgliederentscheid<br />
Das Verfahren des<br />
Mitgliederentscheids<br />
Grundsätzlich kann ein Mitgliederentscheid<br />
nur auf Antrag<br />
der Vorstände oder der Parteitage<br />
von mindestens fünf Landesverbänden,<br />
einem Drittel<br />
der Kreisverbände oder 5 Prozent<br />
der Mitglieder der FDP<br />
durchgeführt werden. Der Bundesvorstand<br />
hat das Recht,<br />
einen Alternativantrag zur Abstimmung<br />
zu stellen und den<br />
Zeitraum des Verfahrens festzulegen. Sollte<br />
mindes tens eine der Voraussetzungen für einen<br />
Antrag erfüllt werden, sendet die Bundespartei<br />
die Abstimmungsunterlagen einschließlich der<br />
Antragstexte an alle Parteimitglieder. Dies kann<br />
als Briefpost oder über das Mitgliedermagazin<br />
elde geschehen.<br />
Die Abstimmung selbst findet per Briefwahl<br />
statt. Die Mitglieder senden ihre Stimmzettel,<br />
die Erklärung über die persönliche Kennzeichnung<br />
des Stimmenzettels und den Wahlumschlag<br />
innerhalb des Abstimmungszeitraums an<br />
die Bundesgeschäftsstelle zurück. Der Abstimmungszeitraum<br />
wird dabei vom Bundesvorstand<br />
festgelegt. Eine Kommission aus je einem Vertreter<br />
der Landesvorstände zählt die Stimmzettel<br />
aus. Hat sich mindestens ein Drittel der Mitglieder<br />
an dem Mitgliederentscheid beteiligt, ist<br />
das Ergebnis die politische Beschlusslage der<br />
FDP und entspricht einer Entscheidung des Bundesparteitages.<br />
Wird dieses Quorum nicht erreicht,<br />
ist das Ergebnis als Mitgliederbefragung<br />
zu werten.<br />
Foto: Petra Horstick<br />
Du hast es in der Hand.<br />
Tetra Pak-Getränkekartons gehören zu den umweltverträglichsten<br />
Getränkeverpackungen. Denn sie sind<br />
nach Gebrauch vielseitig verwertbar: als Rohstoff<br />
und als Energieträger in einer Vielzahl von Industrien.<br />
Das spart Ressourcen – und jährlich zehntausende<br />
Tonnen CO<br />
²<br />
-Emissionen. Das sind nur einige von<br />
vielen Gründen, weshalb Tetra Pak-Getränkekartons<br />
schon heute zukunftsweisend sind.<br />
tetrapak.de<br />
5<br />
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6<br />
> Fraktionsklausur elde 5|2011<br />
Rainer Brüderle im Gespräch mit Jürgen Fitschen<br />
von der Deutschen Bank.<br />
Europa, Bildung und die Soziale Marktwirtschaft<br />
– das sind einige der Brot- und Butterthemen,<br />
mit denen sich die FDP-Bundestagsfraktion auf<br />
ihrer traditionellen Herbstklausur in Bensberg<br />
befasst hat. Am Ende standen die „Bensberger<br />
Erklärung“ mit ihren 12 Punkten zur Sicherung<br />
der Stabilität in Deutschland und Europa sowie<br />
ein Beschluss zur Stärkung der parlamentarischen Kontrollrechte bei weiteren<br />
Entscheidungen zur Euro-Rettung.<br />
Schwerpunkte der „Bensberger Erklärung“ sind die Europapolitik und die<br />
Euro-Stabilisierung. Weiterhin die steuerliche Entlastung der Bürger und die<br />
Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik. Damit ist die FDP-Bundestagsfraktion gut<br />
gerüstet für die zweite Hälfte der Legislaturperiode. Das wichtigste Projekt<br />
ist nach Ansicht des FDP-Fraktionsvorsitzenden Rainer Brüderle die Sicherung<br />
der Stabilität in Europa: „Deutschland ist der Stabilitätsanker Europas und<br />
wir tragen die Verantwortung dafür, dass Europa ein Erfolg wird.“<br />
Impulse für die politische Arbeit<br />
Um den Blick durch Anregungen von außen zu schärfen, hat die FDP-Fraktion<br />
anerkannte externe Referenten eingeladen, die zahlreiche Impulse für die politische<br />
Arbeit der Fraktion setzten. In mehreren Foren wurden Zukunftsthemen<br />
mit den Referenten diskutiert und dabei in der Sache hart gerungen. Die<br />
Foren befassten sich mit der Verantwortung der Sozialen Marktwirtschaft,<br />
der Netz- sowie der Bildungspolitik. Dr. Karen Horn, Leiterin des Hauptstadtbüros<br />
des Instituts der deutschen Wirtschaft, ging in ihrem Vortrag auf das<br />
ethische Fundament der Sozialen Marktwirtschaft ein. Die Soziale Marktwirtschaft<br />
brauche klar definierte Regeln, innerhalb derer sich die Teilnehmer frei<br />
bewegen könnten. Horn hob damit ein Kernanliegen der Liberalen hervor und<br />
sprach vielen Abgeordneten aus dem Herzen.<br />
Philipp Schindler, Vice President Northern und Central Europe von Google,<br />
referierte im Forum „Die Welt im Netz“ über die wachsende Bedeutung des<br />
Internets. Das Netz revolutioniere die Welt, wie es zuvor nur der Buchdruck<br />
getan habe. Insbesondere der Datenschutz war ein Knackpunkt in der Debatte,<br />
da dies für die FDP-Bundestagsfraktion einen größeren Schwerpunkt<br />
darstellt als für manche Firmen im Netz. Die FDP-Fraktion ist jedoch gerade<br />
in der Netzpolitik und in der intensiven Begleitung der Internet-Enquetekommission<br />
des Deutschen Bundestages sehr gut aufgestellt.<br />
Die Abgeordneten debattieren über die Schuldenkrise. Volker Wissing im Gespräch<br />
mit Medienvertretern.<br />
Fraktion startet gut aufgestellt in die zweite Halbzeit<br />
Sybille von Obernitz, Bereichsleiterin Berufliche Bildung<br />
und Bildungspolitik bei der DIHK, hat im<br />
Forum „Aufstieg durch Bildung“ den Teilnehmern<br />
offene Handlungsfelder für die nächsten zwei<br />
Jahre aufgezeigt. So die noch zu klärende Beteiligung<br />
der Länder an der Qualifizierungsinitiative,<br />
die Evaluierung der Programme für nicht ausbildungsreife<br />
Jugendliche und die ausbaufähige Beteiligung<br />
deutscher Hochschulen am Nationalen<br />
Stipendienprogramm. Lobende Worte fand sie für<br />
das Anerkennungsgesetz.<br />
Wie in der Eurokrise<br />
den Aufschwung nutzen?<br />
Dr. Jürgen Hambrecht, ehemaliger Vorstandsvorsitzender<br />
der BASF, und Berthold Huber, Erster Vorsitzender<br />
der IG Metall, sprachen darüber, wie der<br />
wirtschaftliche Aufschwung genutzt werden kann.<br />
Danach entspann sich eine sehr offene Diskussion<br />
mit den beiden herausragenden Vertretern der<br />
deutschen Industrie. Aus ganz verschiedenen<br />
Blickwinkeln wurden Themen wie Bildung, Innovation<br />
und die Entwicklung des Arbeitsmarktes erörtert.<br />
In der Teilnahme des IG Metall-Vorsitzenden<br />
sah der Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle auch<br />
ein Zeichen für eine künftig engere Zusammenarbeit,<br />
trotz mancher unterschiedlicher Positionen.<br />
Unter dem Programmpunkt „Die freiheitliche Zukunft<br />
Europas“ stellte Jürgen Fitschen, Mitglied<br />
des Vorstands der Deutschen Bank, dar, wie aus<br />
Sicht der Banken mit der Eurokrise umgegangen<br />
werden sollte. Die Wirtschaftsweise Beatrice<br />
Weder di Mauro stellte in einem für alle gut verständlichen<br />
Vortrag mehrere Möglichkeiten zum<br />
Umgang mit der Eurokrise vor. Überhaupt war die<br />
Debatte um die Finanz- und Schuldenkrise sowie<br />
die Stabilisierungsmaßnahmen das bestimmende<br />
Thema auf der Klausur der FDP-Bundestagsfrak-
elde 5|2011<br />
tion. Gleich zu Beginn stellten die Abgeordneten in einem förmlichen Beschluss<br />
klar, dass bei der Änderung des Gesetzes zur Übernahme von Gewährleistungen<br />
im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus<br />
geregelt werden muss, dass der Deutsche Bundestag vor allen wesentlichen,<br />
insbesondere das Haushaltsrecht des Bundestages betreffenden Entscheidungen<br />
der entsprechenden Gremien seine Zustimmung erteilen muss. Deutsche<br />
Vertreter in allen Gremien der EFSF müssen bei fehlender vorheriger Zustimmung<br />
des Bundestages jeweils mit Nein stimmen. Auch die Einführung von<br />
Eurobonds wurde definitiv abgelehnt. Diese harte Haltung der Fraktion war<br />
absolut notwendig, um in der aktuellen Debatte über den EFSF die Beteiligungsrechte<br />
des Parlaments zu wahren.<br />
Weiterhin fordern die Liberalen den Aufbau unabhängiger Rating-Agenturen<br />
in Europa. Die Vormachtstellung der drei amerikanischen Agenturen sei nicht<br />
sinnvoll, sagte Brüderle in Bensberg: „Wir brauchen hier mehr Wettbewerb.<br />
Wir setzen uns für die Gründung weiterer unabhängiger und privat finanzierter<br />
Rating-Agenturen, möglichst mit Sitz in Europa, ein." Eine Finanztransaktionssteuer<br />
lediglich für die 17 Euro-Staaten lehnte er ab. Solange nur ein<br />
Teil der Europäischen Union die Sondersteuer erhebe, könne diese ihre Wirkung<br />
nicht entfalten. Die FDP-Fraktion will der Steuer nur dann zustimmen,<br />
> Fraktionsklausur<br />
Die Gastreferenten Dr. Jürgen Hambrecht (Mitte) und Berthold Huber. Christoph Schnurr während der Klausurtagung.<br />
wenn diese für alle 27 EU-Staaten fällig wird. Die<br />
Schieflage, die zwischen den Finanzzentren Frankfurt<br />
und London entstünde, sei nicht zu vertreten,<br />
unterstrich Brüderle. „Wir wollen keine neue Wettbewerbsverzerrung<br />
in Europa.“<br />
Im Anschluss an die Herbstklausur lobten FDP-<br />
Fraktionschef Rainer Brüderle und der Erste Parlamentarische<br />
Geschäftsführer Jörg van Essen die<br />
gute Atmosphäre bei den Diskussionen. Brüderle<br />
zeigte sich fest entschlossen, das Vertrauen der<br />
Bürger bis zur Bundestagswahl 2013 zurückzuerobern:<br />
„Wir haben noch zwei Jahre vor uns. Wir<br />
werden als Koalition insgesamt und auch die Freien<br />
Demokraten wieder Vertrauen zurück gewinnen<br />
und die nächste Bundestagswahl gemeinsam erfolgreich<br />
bestreiten. Unser Ziel ist nicht, die Regierungstätigkeit<br />
mit Ende der Legislaturperiode zu<br />
beenden, sondern in der nächsten Legislaturperiode<br />
fortzuführen.“ Tina Wender/Daniel Kölle<br />
Du hast es in der Hand.<br />
Tetra Pak-Getränkekartons gehören zu den umweltverträglichsten<br />
Getränkeverpackungen. Denn sie bestehen<br />
überwiegend aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz,<br />
der bei verantwortungsbewusster Waldwirtschaft nahezu<br />
unbegrenzt zur Verfügung steht. Das ist nur einer<br />
von vielen Gründen, weshalb Tetra Pak-Getränkekartons<br />
schon heute zukunftsweisend sind.<br />
tetrapak.de<br />
7<br />
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8<br />
> Aktuell<br />
elde 5|2011<br />
Sie investieren in Bildung: Dr. Peter Röhlinger, Patrick Meinhardt, Prof. Dr. Martin Neumann und Heiner Kamp (v.l.).<br />
Die Besten mit einem Deutschlandstipendium fördern<br />
FDP-Bundestagsabgeordnete gehen mit gutem Beispiel voran<br />
Mit dem Deutschlandsti -<br />
pen dium hat die FDP ein<br />
Kernanliegen ihrer Bildungspolitik<br />
umgesetzt.<br />
Un abhängig vom Einkommen<br />
der Eltern werden besonders engagierte und<br />
leistungsstarke Studenten mit monatlich 300 Euro<br />
gefördert. Die Hochschulen müssen dazu private<br />
Stifter werben. Diese zahlen 150 Euro pro Monat,<br />
die anderen 150 Euro legt der Bund oben drauf.<br />
Stifter können Unternehmen, Vereine oder Privatpersonen<br />
sein. Die Auswahl der Stipendiaten erfolgt<br />
nach klaren Kriterien durch die Hochschulen.<br />
Einige FDP-Bundestagsabgeordnete haben sich<br />
entschieden, mit gutem Beispiel voranzugehen und<br />
sind selbst aktiv geworden. Patrick Meinhardt, bildungspolitischer<br />
Sprecher und Berichterstatter der<br />
FDP-Bundestagsfraktion für das Deutschlandstipendium,<br />
ist es wichtig, einen Theologie-Studenten<br />
seiner eigenen Heimatuniversität Heidelberg<br />
zu fördern. Der Student soll möglichst aus einer Familie<br />
kommen, für die das Studium nicht selbstverständlich<br />
ist. „Das spiegelt auch meine eigene Lebensbiographie<br />
wider“, so Meinhardt.<br />
Auch der Bildungspolitiker Heiner Kamp wird zum<br />
Wintersemester „Pate“ für einen Deutschlandstipendiaten.<br />
Seine Motivation war es, einem jungen<br />
Menschen unter die Arme zu greifen, der finanziell nicht so gut gestellt ist,<br />
aber außerordentliche Leistungen im Studium bringt. Kamp: „Ich möchte mit<br />
dem Stipendium zeigen, dass sich Leistung lohnt.“ Demnächst will er seinen<br />
Stipendiaten persönlich treffen und ihm helfen, ein Netzwerk aufzubauen.<br />
Professor Dr. Martin Neumann, forschungspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion,<br />
hat seinen Schützling – einen Elektrotechnikstudenten der Brandenburgischen<br />
Technischen Universität – bereits kennengelernt und ihn zu<br />
einem weiteren Treffen nach Berlin eingeladen. „Es geht darum, begabte Studenten<br />
zu fördern, damit sie mehr Zeit für Lehre und Forschung haben“, erklärt<br />
Neumann. Er sieht das Deutschlandstipendium auch als Investition in den<br />
Standort.<br />
Der Bildungspolitiker Dr. Peter Röhlinger hat einen anderen Weg gewählt, um<br />
sich zu engagieren. Er wirbt aktiv vor Ort bei Studenten und Hochschulen für<br />
das Deutschlandstipendium und hält Vorträge. Mit Erfolg. Die Fachhochschule<br />
Jena hat ihr Kontingent bereits voll ausgeschöpft und die Universität Jena ist<br />
auf dem besten Weg dorthin. Der Tierarzt weiß aus eigener Erfahrung, welche<br />
Vorteile ein Stipendium hat. Er selbst hatte am Ende seines Studiums in der<br />
DDR 30 Mark im Monat als Unterstützung erhalten. „Das klingt nicht viel,<br />
aber damit konnte ich damals immerhin mein Zimmer bezahlen“, erinnert sich<br />
Röhlinger.<br />
Alle vier eint, dass sie eine neue Stipendienkultur in Deutschland etablieren<br />
wollen, die die Besten fördert. Berücksichtigt werden bei der Auswahl der Stipendiaten<br />
aber nicht nur gute Noten, sondern auch soziales Engagement und<br />
besondere Lebensumstände. In der Regel wird ein Stipendiat für zwei Semester<br />
gefördert. 2011 sind 5.000 Stipendien neu vergeben worden. 2012 will die Bundesregierung<br />
die Zahl auf 20.000 Stipendiaten steigern. Mehr Informationen<br />
unter www.deutschland-stipendium.de. Tina Wender
Anzeige<br />
Kanzlerin stellt Buch über<br />
den „mächtigsten Mann<br />
Deutschlands“ vor<br />
elde 5|2011<br />
Die Spannung in der Berliner Katholischen Akademie war greifbar.<br />
Gerade hatte sich die Bundeskanzlerin vernehmlich kritisch<br />
geäußert über den offenen Umgang ihres Vizes mit dem Griechenland-Problem.<br />
Am 27. September nun präsentierten Philipp<br />
Rösler und Angela Merkel gemeinsam vor der versammelten<br />
Hauptstadtpresse die Biografie „Philipp Rösler. Ein Porträt“ mit<br />
der Unterzeile „Glaube. Heimat. FDP.“, die der Journalist und<br />
Berliner Büroleiter der „Rheinischen Post“, Michael Bröcker, verfasst<br />
hat. Das 156-seitige Buch erscheint im Leipziger St. Benno-<br />
Verlag.<br />
Wie vereinbart der Familienmensch Philipp Rösler Politik und Privatleben?<br />
Was macht er als überzeugter Katholik in der FDP?<br />
Und wie schafft man es vom vietnamesischen Waisenhaus zum<br />
„mächtigsten Mann Deutschlands“, wie Bröcker schreibt. Und<br />
das auch noch in so jungen Jahren. Überraschende und ehrliche<br />
Antworten sowie ein Interview mit Röslers Ehefrau Wiebke liefert<br />
dieses erste Porträt.<br />
Angela Merkel charakterisierte während der Buchpräsentation<br />
ihren Stellvertreter als „homo politicus“, der einen der außergewöhnlichsten<br />
Lebensläufe eines deutschen Politikers überhaupt<br />
Bildung stärken<br />
> Buchvorstellung<br />
habe. Sie arbeite gern mit dem Wirtschaftsminister zusammen,<br />
sagte die Kanzlerin: „Ich glaube, wir haben dieses gegenseitige<br />
Vertrauen gefunden.“ Während der Präsentation stellten beide<br />
ihre Vorliebe für die Musik Udo Jürgens‘ fest. Ob es im Februar zu<br />
einem gemeinsamen Konzertbesuch kommt, blieb offen. R.K.<br />
Foto: Petra Horstick<br />
Talente fördern<br />
Wie funktioniert der genetische Finger ab -<br />
druck? Wie wird aus flüssigem Kunststoff<br />
eine Sportbrille? Als „Forscher für einen<br />
Tag“ können interessierte Kinder und<br />
Jugendliche Antworten auf spannende<br />
Fragen selbst herausfinden: in den „Baylabs“,<br />
den Schülerlaboren von Bayer.<br />
Darüber hinaus unterstützt die Bayer<br />
Science & Education Foundation innovative<br />
Projekte für einen attraktiven naturwissenschaftlichen<br />
Unterricht. Dafür stellt die<br />
Stiftung Schulen im Einzugsgebiet jedes<br />
Jahr rund 500.000 Euro zur Verfügung. Seit<br />
Jahrzehnten ist Bayer zudem Partner des<br />
Schülerwettbewerbs „Jugend forscht“.<br />
So fördern wir die Talente von jungen<br />
Menschen. Für eine starke Bildung in<br />
Deutschland. www.bayer.de<br />
9
10<br />
> Grundsatzdebatte elde 5|2011<br />
Auf dem Weg zum neuen<br />
liberalen Grundsatzprogramm<br />
In sechs Grundsatzwerkstätten diskutierten im September über 1000 Mitglieder<br />
Leitgedanken, Stil und Schwerpunkte eines neuen Grundsatzprogramms.<br />
Mitglieder aller Landesverbände folgten einer Einladung von Generalsekretär<br />
Christian Lindner, dem Vorsitzenden der Grundsatzkommission,<br />
nach Leipzig, München, Hamburg, Bonn, Hannover und Stuttgart. Gesprächspartner<br />
der moderierten Diskussion waren auf dem Podium neben<br />
Lindner auch Mitglieder der Grundsatzkommission und Vertreter von Arbeitskreisen,<br />
die sich in den vergangenen Monaten für die Grundsatzarbeit<br />
gegründet hatten.<br />
Nach der Begrüßung durch Vertreter des gastgebenden Landesverbands<br />
skizzierte Christian Lindner jeweils kurz die bisherige Arbeit der Grundsatzkommission<br />
anhand der liberalen Leitbegriffe Freiheit, Ordnung und Chancen.<br />
Freiheit sei der bleibende Wert der Liberalen: Jeder Mensch solle seine<br />
Einzigartigkeit entfalten können. Der Liberalismus sei ein Programm zur Ermächtigung<br />
des Einzelnen. Der zweite wichtige Begriff sei der Begriff der<br />
„Ordnung“. In der ordoliberalen Tradition heiße liberale Ordnungspolitik,<br />
klare und faire Regeln für alle zu gewährleisten – nicht nur in der Marktwirtschaft,<br />
sondern auch für Rechtsstaat und Demokratie. Nach der Finanzkrise<br />
müssten Liberale neu nachdenken, welche Regeln Ordnungspolitik für<br />
die Marktwirtschaft verlange. Unter dem Leitbegriff der Chancen forderte<br />
Lindner einen Neuanfang in der Bildungs- und Sozialpolitik. Er plädierte für<br />
den „aufstiegsorientierten Sozialstaat“ im Gegensatz zum „verholzten<br />
Fotos: fotolia, Shutterstock<br />
Wohlfahrtsstaat“. Das Grundsatzprogramm<br />
wollte Lindner als Grundierung einer Wand verstanden<br />
haben, die Tagespolitik dagegen als die<br />
Farbe darauf.<br />
Den Anregungen aus der Grundsatzkommission<br />
folgte eine Phase des Gesprächs aller Teilnehmer<br />
in kleinen Gruppen. Je drei bis fünf Teilnehmer<br />
formulierten ihre wichtigsten Anliegen an die<br />
Grundsatzdebatte. Diese Anliegen standen dann<br />
im Mittelpunkt der weiteren Diskussion. Immer<br />
wieder wurde der Wunsch geäußert, das Grundsatzprogramm<br />
dürfe inhaltlich nicht zu abstrakt<br />
und sprachlich nicht zu schwierig sein und müsse<br />
den Leser auch emotional „mitnehmen“. Vor diesem<br />
Hintergrund müsse das Programm auch zu<br />
konkreten Fragen Stellung nehmen.<br />
In der inhaltlichen Diskussion wurden zahlreiche<br />
Themen angesprochen. Besonders häufig standen<br />
Finanzmärkte, Bildung, Demokratie und die Zukunft<br />
Europas im Mittelpunkt der Diskussion.<br />
Immer wieder wurde auch über den Begriff der<br />
Sozialen Marktwirtschaft gesprochen. Die Teil-
Anzeige<br />
elde 5|2011<br />
nehmer forderten, die klaren Regeln der Sozialen Marktwirtschaft auch auf<br />
die Finanzmärkte anzuwenden. Selbstverständlich bewegte auch die aktuelle<br />
Lage der FDP die Teilnehmer. Insbesondere besorgte die Teilnehmer der<br />
Verlust an Glaubwürdigkeit.<br />
Zum Abschluss der sechs Werkstätten zog Chris tian Lindner ein Fazit:<br />
„Unter den Mitgliedern gibt es ein starkes Bedürfnis, sich inhaltlich einzubringen<br />
– kritisch, aber auch konstruktiv. Die Diskussion darüber, was uns<br />
zusammenhält, stärkt uns als Partei – und sie macht Freude.“ Durch die<br />
Werkstätten sei es gelungen, die Parteibasis früh in die Arbeit am neuen<br />
Grundsatzprogramm einzubinden. Gleichzeitig wurde auch über aktuelle<br />
Herausforderungen der FDP gesprochen. „In Zeiten wie diesen lohnt es sich<br />
zur Selbstvergewisserung, einen Blick auf den inneren Kompass zu werfen“,<br />
so Lindner.<br />
Alle Wortbeiträge wurden schon während der Veranstaltungen auf Stellwänden<br />
dokumentiert. Daneben konnten die Mitglieder ihre Anregungen<br />
zu den 20 Thesen auch schriftlich einreichen. Diese werden im Thomas-Dehler-Haus<br />
nun ausgewertet und fließen in den Entwurf des Grundsatzprogramms<br />
ein.<br />
Ursprünglich war geplant, auf dem a.o. Bundesparteitag am 12. und 13.<br />
November in Frankfurt einen Entwurf für das neue liberale Grundsatzprogramm<br />
vorzulegen. Angesichts des Diskussionsbedarfs zu dringlichen Themen<br />
ist ein Entwurf jedoch zurückgestellt. Auf dem a.o. Bundesparteitag<br />
wird es aber einen Bericht über den Stand der Debatte geben. Der Entwurf<br />
zum neuen liberalen Grundsatzprogramm wird dann Anfang 2012 von der<br />
Grundsatzkommission vorgelegt. Nach breiter Diskussion in der ganzen Partei<br />
und dann fast zweijähriger Arbeit soll das neue Grundsatzprogramm der<br />
FDP auf dem 63. Bundesparteitag am 21. und 22. April 2012 in Karlsruhe<br />
beraten und beschlossen werden. Bernhard Müller-Härlin<br />
Gut, dass es Versicherungen gibt.<br />
> Grundsatzdebatte<br />
Das Wichtigste ist, bei der Er -<br />
arbeitung des neuen Grundsatzprogramms<br />
die ganze liberale<br />
Familie einzubeziehen. Nur<br />
durch Einbeziehung aller Kenntnisse<br />
und Erfahrungen, kann<br />
ein modernes Grundsatzprogramm<br />
entstehen. Dies war auch<br />
die Ur sprungsidee, als sich im<br />
Dresdner Stadtteil Laubegast<br />
FDP-Mitglieder trafen, um die<br />
Anforderungen an ein zeitge mä -<br />
ßes liberales Grundsatzpapier<br />
zu diskutieren.<br />
Jana Licht, FDP Dresden<br />
MAN IST SCHLIESSLICH<br />
NUR EINMAL ALT.<br />
Wir sorgen bei 42 Millionen Deutschen mit einer Lebensversicherung<br />
für eine entspannte Rente.<br />
11
12<br />
> Landtagswahlen elde 5|2011<br />
Mecklenburg-Vorpommern: Ernüchternde<br />
Niederlage im Land, aber in alle Kreistage gewählt<br />
Bei der Landtagswahl am 4. September in Mecklenburg-Vorpommern und einer<br />
am 18. September erforderlichen Nachwahl auf der Insel Rügen erzielte die<br />
FDP M-V ein Gesamtzweitstimmenergebnis von 2,8 Prozent und wird somit in<br />
der kommenden Legislaturperiode nicht im Schweriner Landtag vertreten sein.<br />
Der Wahlabend war ernüchternd für die Liberalen im Land. Nach einem engagierten<br />
Wahlkampf mit vielen guten Ideen, fleißigen Helfern und Unterstützern<br />
war das Ergebnis eine bittere Enttäuschung. Uns war aufgrund aktueller Umfragen<br />
in Bund und Land bewusst, dass die Fünf-Prozent-Hürde nur mit viel<br />
Glück zu nehmen wäre.<br />
Die Ursachen für die Wahlniederlage sind vielfältig und sicher auch dem Umstand<br />
geschuldet, dass ein Wechselwille der Bürgerinnen und Bürger in M-V<br />
Die Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin war für<br />
die FDP am 18. September eine bittere Niederlage.<br />
Die FDP verliert massiv; sie erreicht nur noch 1,8%<br />
(-5,8) der Zweitstimmen und verfehlt somit den<br />
Einzug in das Berliner Abgeordnetenhaus. Bei den<br />
Erststimmen kommen die Liberalen auf 1,4% (-5,7).<br />
Der FDP-Landesvorsitzende Chris -<br />
toph Meyer analysiert: „Die FDP<br />
Berlin hat eine bittere Wahlniederlage<br />
erlitten, an der es nichts<br />
zu beschönigen gibt. Wir danken<br />
allen Wählerinnen und Wählern,<br />
die uns ihr Vertrauen ausgesprochen<br />
haben, für ihre Unter stüt -<br />
zung. Wir wer den dieses Wahl -<br />
ergebnis schonungs los analysieren<br />
und danach selbst verständ - Christoph Meyer<br />
lich für Berlin weiterkämpfen.“<br />
In Berlin waren laut einer Befragung von Infratest<br />
dimap für die Gesamt-Wählerschaft besonders die<br />
Themen soziale Gerechtigkeit, Wirtschaft und<br />
Schule/Bildung die wichtigsten Wahlthemen. Die<br />
nicht erkennbar<br />
war. Der FDP M-V ist<br />
es in den vergangenen<br />
Jahren nicht<br />
ausreichend gelungen,<br />
nachhaltige<br />
Akzente in der Landespolitik<br />
zu setzen<br />
und sich damit vom<br />
Bundestrend zu<br />
Ilona Rettig<br />
lösen.<br />
Um uns für die kommende<br />
außerparlamentarische Oppositionsarbeit<br />
im Land zu rüsten, werden wir in den kommenden<br />
Wochen mehrere Regionalkonferenzen durchführen,<br />
in denen wir uns zusammen mit den Mitgliedern<br />
selbstkritisch mit dem Wahlergebnis auseinandersetzen<br />
und unsere künftigen politischen Aufgaben<br />
definieren.<br />
Ein Lichtblick waren die Kreistagswahlen in M-V. Die<br />
FDP zog wieder in alle Kreistage der nun größten<br />
Landkreise Deutschlands ein. Wir verfügen damit<br />
nach wie vor über eine starke kommunalpolitische<br />
Basis, die mit einer guten Politik vor Ort die Rückkehr<br />
in den Landtag erleichtern wird.<br />
Ilona Rettig, amtierende Landesvorsitzende<br />
Abgeordnetenhauswahl in Berlin<br />
war für die Liberalen eine bittere Enttäuschung<br />
Wähler der FDP stellten auch diesmal eindeutig die Wirtschaftspolitik<br />
(54% / +4) in den Mittelpunkt, gefolgt von den Bereichen<br />
Schule/ Bildung (23% / -5), Steuerpolitik (21% / -4) und deutlich gestiegen Integration/<br />
Ausländer (21% /+13). Außerdem zeigte sich ein hoher Anteil an<br />
Kurzentschlossenen: so sagten 18% der FDP-Wähler, dass sie sich erst am<br />
Wahltag entschieden hätten. R.K.
Anzeige<br />
elde 5|2011<br />
Die Ergebnisse der Kommunalwahl sind für uns niedersächsische Liberale<br />
eine Niederlage gewesen. 2006 haben wir bei der Kommunalwahl<br />
mit landesweit 6,7 Prozent und 761 Sitzen in Gemeinderäten<br />
und Kreistagen das beste Ergebnis bei Kommunalwahlen seit<br />
etwa dreißig Jahren erzielt. Nunmehr – nur fünf Jahre später –<br />
haben wir nur noch 3,4 Prozent und 409 Sitze. Dies zeigt den dramatischen<br />
Verlust, den wir erlitten haben. Und es darf nicht vergessen<br />
werden, dass hinter jeder Zahl engagierte Bürgerinnen und<br />
Bürger stehen, die der FDP und somit unserer gemeinsamen Sache<br />
vor Ort ein Gesicht und eine Stimme gegeben haben. Viele Hundert<br />
Kandidatinnen und Kandidaten haben während des Kommunalwahlkampfs<br />
unzählige Abende und Wochenenden für die FDP geopfert<br />
– eine Leistung, die leider allzu oft unerwähnt bleibt. Unser<br />
Dank gilt deshalb den vielen Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern,<br />
die sich in diesem Sommer für die FDP eingesetzt haben.<br />
Die niedersächsische FDP wird jetzt auf Regionalkonferenzen gemeinsam<br />
mit der Basis die Kommunalwahl analysieren und Lösungen<br />
für die nächsten Jahre erarbeiten. Wir werden die Basis – bei<br />
allen Zwängen des Parlaments- und Regierungsalltags – stärker in<br />
die Entscheidungen einbinden, die in Berlin und Hannover getroffen<br />
werden. Denn nur dann können wir unseren Mitgliedern zumuten,<br />
dass sie vor Ort auch die Verantwortung dafür übernehmen, was<br />
andernorts gemacht wird, und von ihnen erwarten, sich für die FDP<br />
einzusetzen! Matthias Wantia<br />
> Kommunalwahlen<br />
Niedersachsen: Die Basis wird stärker eingebunden<br />
In Schweden in aller Leute Munde.<br />
In Deutschland in keinem Laden.<br />
Die FDP Niedersachsen hat Stefan Birkner zum neuen Landesvorsitzenden<br />
gewählt. Er erhielt auf einem außerordentlichen Landesparteitag<br />
in Hannover 87,4 % der Stimmen. Er tritt damit die Nachfolge<br />
von Philipp Rösler an. Birkner plädierte für eine neue und intensivere<br />
Dialog- und Mitwirkungskultur innerhalb der Partei. „Wir brauchen<br />
einen klaren, verständlichen und konsequenten Kurs“, sagte<br />
der neue Landesvorsitzende und sicherte dem FDP-Bundesvorsitzenden<br />
Philipp Rösler den Rückhalt der niedersächsischen FDP zu: „Wir<br />
haben zusammen Erfolge gefeiert – wir stehen auch zusammen,<br />
wenn der Wind mal kräftig von vorne kommt!“<br />
Snus sind kleine, mit Tabak gefüllte Beutel. Die Schweden genießen ihre entspannende Wirkung, in dem sie sich einen<br />
Beutel zwischen Lippe und Zahnfleisch klemmen. Den Deutschen bleibt dieser Genuss vorenthalten, da Snus hierzulande<br />
verboten ist. Obwohl Studien belegen, dass der Konsum von Snus zwar nicht risikofrei, aber im Vergleich zum Rauchen<br />
etwa 90% weniger schädlich ist. Deshalb meinen wir, dass das rauchfreie Snus bei der aktuellen Diskussion<br />
zum Gesundheitsschutz die ideale Möglichkeit darstellt, den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden.<br />
Mehr über unser Engagement erfahren Sie auf www.bat.de<br />
Foto: Picture-Alliance<br />
13
14<br />
> Bildung kontrovers elde 5|2011<br />
Liberale diskutieren über Bildung im Internet<br />
Das Thema Bildung bewegt die Menschen und<br />
bedarf deshalb mehr Aufmerksamkeit. Das haben<br />
auch die zahlreichen Grundsatzwerkstätten in<br />
den vergangenen Wochen deutlich gemacht, auf<br />
denen die Bildungspolitik eines der bestimmenden<br />
Themen war.<br />
Auf dem kommenden außerordentlichen Bundesparteitag<br />
der FDP am 12. /13. November 2011<br />
werden wir umfassend über die Bildungspolitik<br />
beraten. Ziel ist es, die bildungspolitischen Positionen<br />
der Liberalen weiterzuentwickeln und Antworten<br />
auf die drängenden Herausforderungen<br />
des Bildungssystems zu geben. Die Bildungsthesen<br />
des Leitantrages sollen aber nicht nur von<br />
den Delegierten auf dem Parteitag beraten werden<br />
können. Wir möchten allen Mitgliedern und<br />
an Bildung interessierten Menschen die Chance<br />
geben, über Bildung mitzureden, mitzudiskutieren<br />
und eigene Vorschläge einzubringen.<br />
Bereits seit einigen Wochen führen wir eine intensive<br />
Debatte über moderne Bildungspolitik im<br />
Internet. Unter www.fdp.de in der Rubrik „Bildung<br />
kontrovers“ stellen wir fünf zentrale Thesen<br />
des Antrages im Vorfeld des a.o. Bundesparteitag<br />
zur öffentlichen Diskussion. Unterstützt<br />
werden wir dabei von Bildungspolitikern der FDP<br />
und externen Bildungsexperten. In kurzen Videostatements<br />
beantworten sie die wichtigsten Fragen<br />
zur jeweiligen These. Dazu ist jeder eingeladen,<br />
sich in die <strong>Online</strong>diskussion „Bildung kontrovers“<br />
mit seiner Meinung aktiv einzubringen<br />
und die Videostatements der Bildungsexperten zu kommentieren und zu bewerten<br />
sowie die Vorschläge anderer Diskussionsteilnehmer zu debattieren.<br />
Die bisher geführten Diskussionen in den jeweiligen Foren haben gezeigt,<br />
dass vor allem die Möglichkeit, öffentlich, konstruktiv und kritisch diskutieren<br />
zu können, von vielen Teilnehmern positiv bewertet wurde. Bis Mitte<br />
November haben Sie noch die Chance, mit uns in den Bildungsdialog zu treten<br />
und die Diskussion um die Zukunft der Bildungspolitik in Deutschland<br />
zu bereichern. Machen Sie mit und unterstützen Sie uns, liberale Bildungspositionen<br />
in die Öffentlichkeit zu tragen.<br />
Sabine Beyer<br />
Folgende Thesen stehen zur Diskussion:<br />
>> „Deutschland braucht eine Bildungsverfassung –<br />
mit Subsidiarität“ mit Cornelia Pieper und Patrick Meinhardt<br />
>> „Spitzenförderung und Breitenförderung sind gleichberechtigte<br />
Bildungsziele“ mit Prof. Martin Neumann und Dr. Bernhard Bueb<br />
>> „Öffentliche und private Investitionen in Bildung sind<br />
Zukunftsinvestitionen“ mit Lasse Becker und Heiner Kamp<br />
>> „Ohne verstärkte Integration droht Deutschland ein<br />
‚Bildungsabstieg’“ mit Serkan Tören und Nihat Sorgec<br />
>> „Gute Bildung setzt auf Qualität und Vielfalt statt auf<br />
Strukturdebatten“ mit Birgit Homburger und Helmut Klein
elde 5|2011<br />
> Aktuell<br />
HALBZEIT – Die FDP-Bundestagsfraktion zieht Bilanz<br />
Vor zwei Jahren bekamen FDP und Union den klaren<br />
Wählerauftrag, zusammen eine bürgerliche Bundesregierung<br />
zu bilden. Die Wähler wollten eine neue, eine<br />
andere Politik. Das Ergebnis nach zwei Jahren Schwarz-<br />
Gelb: Deutschlands Wirtschaft boomt, wir haben die<br />
niedrigsten Arbeitslosenzahlen der vergangenen 20 Jahre und bei den Staatsfinanzen<br />
steht die schwarz-gelbe Koalition bestens da. Auch bei den Bürgerrechten<br />
haben die Liberalen für eine Trendwende gesorgt. Und bei aller Kritik,<br />
die teilweise sicherlich angebracht ist, hat diese Koalition für<br />
Deutschland viel erreicht. Die FDP-Bundestagsfraktion zieht<br />
daher zur Halbzeit der Legislaturperiode Bilanz und zeigt mit<br />
einer neuen Broschüre, wo sich ganz persönlich für die Menschen<br />
in diesem Land etwas zum Positiven verändert hat. Auf<br />
über 70 modern gestalteten Seiten zeigt die Fraktion dabei, dass<br />
es viel mehr ist, als in der öffentlichen Debatte diskutiert wird.<br />
Diese Koalition hat in allen Bereichen vorzeigbare Ergebnisse erzielt.<br />
„Die Halbzeitbilanz zeigt: Deutschland liegt vorn. Die FDP<br />
hat für mehr Netto bei Familien gesorgt, Bürokratie abgebaut,<br />
die Wehrpflicht ausgesetzt, Bürgerrechte gestärkt und die<br />
Grundlagen für einen stabilen Euro geschaffen. Wir freuen uns<br />
auf die zweite Halbzeit! “ so der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion,<br />
Rainer Brüderle.<br />
Die Aufzählung von Rainer Brüderle kann dabei noch lange fortgeführt<br />
werden, denn gerade auch auf Druck der Liberalen wurde vieles erreicht:<br />
Ob bei der Stabilisierung des Euros, dem Abbau der Neuverschuldung,<br />
Rainer Brüderle<br />
den ersten steuerlichen Entlastungen, Änderungen<br />
bei der Erbschaftsteuer, 12 Milliarden Euro für Bildung<br />
und Forschung, BAföG-Erhöhung, der Gleichstellung<br />
eingetragener Lebenspartner, „Löschen<br />
statt Sperren“, dem Stopp des Bürokratiemonsters<br />
ELENA, einer neuen Energiepolitik, dem Führerschein<br />
ab 17, der Strukturreform in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
oder vielem mehr; überall<br />
hat diese Koalition gute Entscheidungen<br />
mit einer liberalen Handschrift<br />
getroffen. Es gilt nun, dies<br />
auch in den nächsten beiden Jahren<br />
fortzuführen und das Erreichte<br />
selbstbewusst zu vertreten.<br />
Die Abgeordneten der FDP-<br />
Bundestagsfraktion tun dies in<br />
ihren zahlreichen Veranstaltungen.<br />
Zur Veranschaulichung können<br />
sie nun auch die neue Bilanz<br />
der FDP-Bundestagsfraktion verwenden.<br />
Sie finden diese auf der<br />
Homepage der Fraktion unter<br />
www.fdp-fraktion.de. Dort finden<br />
Sie auch ein Bestellformular für ihr ganz persönliches<br />
Exemplar der Halbzeitbilanz. Daniel Kölle<br />
15
I<br />
> Schwerpunkt<br />
Philipp Rösler:<br />
elde 5|2011<br />
Für ein starkes Europa<br />
mit solider Währung und<br />
wirtschaftlicher Vernunft<br />
Der Deutsche Bundestag hat am 29. September mit der Zustimmung<br />
zum erweiterten EFSF-Rettungsfonds ein wichtiges Signal<br />
gesendet: Wir stehen als Regierungskoalition klar zur Europäischen<br />
Union und zur Zukunft des Euroraums. Dafür gab es eine<br />
breite eigene Mehrheit. Wir Liberale haben dazu als entscheidender<br />
Stabilitätsanker ganz erheblich beigetragen. Wir haben<br />
zugleich das Königsrecht des Parlaments durchgesetzt: Auch<br />
beim EFSF behält der Haushaltsgesetzgeber das letzte Wort. Auf<br />
die FDP ist Verlass: Wir halten auch in stürmischen Zeiten entschlossen<br />
und standfest Kurs, wenn es um mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />
in Europa und um die Stabilität unserer Währung geht.<br />
Uns leitet dabei eine langfristige europäische Vision. Kurzfris -<br />
tige Maßnahmen wie die Stärkung der EFSF sind wichtig, aber<br />
sie dürfen nicht den Blick auf das darüber hinaus Notwendige<br />
verstellen. Die FDP bleibt dabei die treibende Kraft. Denn wir<br />
haben ein klares Ziel vor Augen: eine Europäische Stabilitätsunion,<br />
getragen von pro-europäischem Geist und gegründet auf<br />
wirtschaftlicher Vernunft. Wir wollen keine europäische Zentralregierung,<br />
von der niemand weiß, welche Richtung sie einschlägt<br />
und wie sie sich demokratisch legitimiert. Zentralistische<br />
Europapolitik bringt Europa nicht weiter, auch weil Integration<br />
am Ende nur durch einen geordneten Wettbewerb um die bes -<br />
ten Lösungen gelingt. Werden die Anreize eines geordneten<br />
Wettbewerbs ausgeschaltet, gerät die Wettbewerbsfähigkeit<br />
Europas und die Akzeptanz der europäischen Idee in Gefahr.<br />
Zur Ordnung des Wettbewerbs brauchen wir ein klares Werteund<br />
Regelsystem in Europa, das am Ziel der Stabilität ausgerichtet<br />
ist und die dafür notwendigen Maßnahmen und Mechanismen<br />
festschreibt. Wenn die Hauptursache der aktuellen Krise<br />
die Verschuldung ist, dann gehört zu diesem Wertegerüst auf<br />
jeden Fall eine Schuldenbremse mit Verfassungsrang. Sie muss<br />
für alle europäischen Staaten, mindestens in der Eurozone, verpflichtend<br />
werden. Wir brauchen zudem einen Wettbewerbsfä-<br />
higkeitstest, der sich an den Grundprinzipien der Sozialen<br />
Marktwirtschaft orientiert. Da geht es um Fragen wie: Wie flexibel<br />
ist der Arbeitsmarkt, wie innovationsfreudig ist die Wirtschaft,<br />
wie gut ist die Infrastruktur? Hier muss jedes Land seine<br />
Hausaufgaben machen. Denn mehr Wettbewerbsfähigkeit ist<br />
der entscheidende Schlüssel auf dem weiteren Weg.<br />
Wir wollen die Eurozone als Ganzes erhalten. Aber gerade um<br />
diese Einheit zu bewahren und zu verteidigen, darf man keine<br />
Option zur Erreichung einer Schuldentragfähigkeit ausschließen.<br />
Alle notwendigen Instrumente müssen für den Notfall griffbereit<br />
sein. Nur so können wir dann auch jederzeit das Richtige tun<br />
und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass ein Land in finanziellen<br />
Schwierigkeiten schnell und nachhaltig wieder auf die<br />
Beine kommt. Nur so schaffen wir neues Vertrauen bei den Bürgern,<br />
den Unternehmen und den Investoren. Die Beteiligung privater<br />
Gläubiger im Vertragsentwurf für den künftigen Europäischen<br />
Stabilitätsmechanismus ESM ist ein erster Schritt in diese<br />
Richtung. Damit stärken wir die Gläubigerhaftung und stärken<br />
die ordnungspolitisch zentrale Haftung der Investoren. Unser<br />
Ziel muss es bleiben, dieses Haftungsprinzip durch ein umfassendes<br />
Resolvenzverfahren weiter zu stärken. Wir brauchen ein<br />
geordnetes Verfahren zur Wiederherstellung der wirtschaftlichen<br />
Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Es geht darum, das<br />
betroffene Land innerhalb der Eurozone wieder wettbewerbsfähig<br />
zu machen. Mit einem solchen Verfahren setzt man ein<br />
Stoppschild auf dem unter Rot-Grün eingeschlagenen Weg in<br />
eine Transferunion. Wichtige Elemente eines solchen Verfahrens<br />
sind objektive Regeln für die Feststellung der Schuldentragfähigkeit,<br />
ein unabhängiges, mit der Durchführung des Verfahrens<br />
beauftragtes Gremium und eine klare Gesundungsperspektive<br />
für die betroffene Volkswirtschaft durch das Sanierungsprogramm.<br />
Ein klares Wertegerüst, Schuldenbremsen mit Verfassungsrang,<br />
einen regelmäßigen Test der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit,<br />
automatische Sanktionen und Mechanismen zur Haftungsdurchsetzung<br />
sowie ein glaubhaftes Resolvenzverfahren: Das ist das<br />
Fundament für ein Europa der Stabilität und des Wachstums.<br />
Auf diesem Fundament können die Menschen ihre individuellen<br />
Stärken entfalten und einbringen. So kommen wir raus aus<br />
einem Schuldeneuropa, hin zu einer Stabilitätsunion. Für uns Liberale<br />
liegt darin die Zukunft Europas.
elde 5|2011<br />
Fünf Schritte zur Krisenvorbeugung<br />
1. Ein unabhängiger „Expertenrat für Europäische Stabilität“<br />
schafft Transparenz und verbessert die Disziplin.<br />
Er stellt sicher, dass die bestehenden Verfahren der wirtschaftsund<br />
haushaltspolitischen Überwachung nachdrücklich verfolgt<br />
und konsequent auf das Ziel der langfristigen Stärkung der Wirtschaftskraft<br />
ausgerichtet werden. Das neue Verfahren wird zu<br />
einem echten „Stresstest für die Wettbewerbsfähigkeit“.<br />
2. Krisenprävention und Krisenbewältigung zusammenführen.<br />
Mittelfristig könnte der Expertenrat mit dem künftigen Europäischen<br />
Stabilitätsmechanismus (ESM), über den der Bundestag<br />
Anfang 2012 entscheidet, zusammengeführt werden. Ähnlich<br />
wie im Internationalen Währungsfonds, würden so Krisenprävention<br />
und -bewältigung aus einer Hand und mit hoher Expertise<br />
ermöglicht.<br />
3. Nationale Schuldenregeln, schnelleres Eingreifen und niedrigere<br />
Defizite.<br />
Alle Mitgliedstaaten sollten das Regelwerk des Stabilitäts- und<br />
Wachstumspaktes durch eine Schuldenbremse verbindlich und<br />
glaubwürdig in ihrer Verfassung verankern. Verwarnungen und<br />
Sanktionen müssen schneller und automatischer greifen – nicht<br />
erst, wenn ein Land die Zielvorgaben bei Defizit oder Schuldenstand<br />
reißt. Die Defizitgrenze im Stabilitäts- und Wachstumspakt<br />
wird von 3 % auf 2 % abgesenkt.<br />
Fotos: Picture-Alliance, fotolia<br />
> Schwerpunkt<br />
Die Stabilität des Eurogebiets ist gefährdet durch mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und<br />
gravierende Haushaltsprobleme einiger Mitglieder. Deutschlands derzeit wichtigster Beitrag<br />
zum Umkehrschub ist das Gesetzgebungsverfahren zur Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes.<br />
Mit hoher Geschlossenheit hat die FDP-Fraktion im Bundestag die Kanzlermehrheit für<br />
die Ausweitung des Rettungsschirms EFSF ermöglicht.<br />
Weitere Schritte zu einer Stabilitätsunion, die das Vertrauen dauerhaft sichern, müssen folgen.<br />
FDP-Chef Philipp Rösler hat ein Fünf-Punkte-Programm entwickelt, um die Strukturen und<br />
Instrumente der Währungsunion konsequent am Gedanken der Krisenvorbeugung auszurichten.<br />
Dazu gehören:<br />
4. Grobe Verstöße gegen die Spielregeln der Währungsunion<br />
ahnden.<br />
Länder, die wiederholt und in grober Weise gegen die Regeln<br />
bzw. Empfehlungen zum Abbau übermäßiger Defizite verstoßen,<br />
sollten durch einen temporären Stimmrechtsentzug von Entscheidungen<br />
im Rat ausgenommen sein. Wenn ein Land im<br />
„Stresstest für Wettbewerbsfähigkeit“ durchfällt, kann der Expertenrat<br />
Vorschläge über die Mittelverwendung des betreffenden<br />
Mitgliedstaates an die EU-Organe richten. Wenn das Land<br />
die Empfehlungen zu Strukturreformen wiederholt nicht umsetzt,<br />
sollten alle Zahlungen aus dem EU-Haushalt vorübergehend<br />
ausgesetzt werden.<br />
5. Nationale Bankenrestrukturierungsregime einführen.<br />
In der Wirtschafts- und Finanzkrise waren die Staatshaushalte<br />
verwundbar gegenüber systemischen Bankenkrisen. Um die Bedrohung<br />
solcher Krisen für die öffentlichen Haushalte einzudämmen,<br />
sollten alle Länder verpflichtet werden, nationale Bankenrestrukturierungsregime<br />
einzurichten. Gewinne zu privatisieren,<br />
um dann im Schadensfall die Last auf die Steuerzahler abzuwälzen,<br />
muss in Zukunft für Europa insgesamt ausgeschlossen werden.<br />
woe.<br />
II
III<br />
> Schwerpunkt<br />
elde 5|2011<br />
Resolvenz – der Weg zurück zu einer neuen Perspektive<br />
Zu unserem liberalen Wertekanon gehört: Die europäische Idee<br />
und die Gemeinschaftswährung waren, sind und bleiben das<br />
feste Fundament unserer Politik. Nur gemeinsam können wir erfolgreich<br />
unsere Zukunft gestalten. Ein wirtschaftlich starkes<br />
Europa ist die Voraussetzung für ein wirtschaftlich starkes<br />
Deutschland. Wir Deutschen profitieren besonders von Europa<br />
und vom Euro.<br />
Deshalb haben wir ein ganz besonderes Interesse, Europa mit<br />
wirtschaftlicher Vernunft zu gestalten. Wenn einzelne Länder<br />
heute ökonomische Probleme haben, können sie kurzfristig unter<br />
die solidarischen Rettungsschirme schlüpfen. Unerlässlich sind<br />
darüber hinaus langfristige Wachstums-Perspektiven für Länder<br />
mit erheblichen strukturellen Defiziten. Entsprechend forderte<br />
der Deutsche Bundestag am 17. März 2011 die Bundesregierung<br />
auf, Restrukturierungsregeln für Staaten der Eurozone<br />
zu entwickeln.<br />
Bundeswirtschaftsminister Phi -<br />
lipp Rösler hat diesen Auftrag<br />
ernst genommen. Erste Vorstellungen<br />
hat er in einem Gastbeitrag<br />
für die „Welt“ am 12. September<br />
dargelegt. Dafür gab es<br />
Anerkennung von Wirtschaftsexperten<br />
(siehe Seite VI), aber auch<br />
Kritik aus der Politik (siehe Seite<br />
IV), die sich an seinen offenen<br />
Worten entzündete, es müssten<br />
auch Vorkehrungen getroffen<br />
werden für den Notfall geordneter<br />
Staateninsolvenzen. Sie sind<br />
– und das sagen heute alle offen<br />
– nicht das Ziel, wohl aber eine<br />
Möglichkeit.<br />
Rösler hat seine Ansätze mittlerweile<br />
weiter entwickelt.<br />
Diesmal sogar unter dem Beifall<br />
des Bundesfinanzministers:<br />
„Absolut positiv… Wirtschafts- und Finanzminister arbeiten ja<br />
vor allen Dingen an einem umfassenden Ansatz für Griechenland.“<br />
(Schäuble-Pressekonferenz am 4. Oktober)<br />
In einem Eckpunkte-Papier des Wirtschaftsministeriums heißt es<br />
daher: „Wir müssen … die Voraussetzungen dafür schaffen, dass<br />
ein Land in finanziellen Schwierigkeiten schnell und nachhaltig<br />
wieder auf die Beine kommt. Die Beteiligung privater Gläubiger<br />
über die Einführung von Collective Action Clauses ist ein erster<br />
Schritt. Für diese Länder brauchen wir aber einen umfassenden<br />
Restrukturierungsprozess: Erforderlich ist ein geordnetes Verfahren<br />
zur Wiederherstellung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit<br />
eines Landes. Es geht dabei nicht um die Pleite eines<br />
Landes – im Gegenteil: Es geht darum, das betroffene Land wieder<br />
fit und wettbewerbsfähig innerhalb der Euro-Zone zu machen.“<br />
Ziel eines solchen Restrukturierungsverfahrens<br />
müsse es sein, dass das angeschlagene<br />
Land seine wirtschaftliche<br />
Wettbewerbsfähigkeit zurückerlangt und<br />
gestärkt aus dem Restrukturierungsprozess<br />
herauskommt. Das Ziel ist also die<br />
„Resolvenz“. Das Modell folgt grundsätzlich<br />
dem Insolvenzverfahren bei Unternehmen<br />
– so ist z. B. Karstadt gestärkt<br />
und wettbewerbsfähig daraus hervorgegangen<br />
–, auch wenn natürlich Unterschiede<br />
für Unternehmen und Staaten evident<br />
sind.<br />
Wichtig ist: Im Vertragsentwurf für den<br />
ESM ist die Beteiligung privater Gläubiger<br />
bereits vorgesehen. Das konkrete Verfahren<br />
einer Schuldenrestrukturierung aber<br />
ist nicht geregelt. Rösler strebt an, dass<br />
in die Anleiheverträge der Euro-Staaten<br />
Umschuldungsklauseln aufgenommen<br />
werden, vor allem Regeln, um Mehrheitsentscheidungen<br />
zu ermöglichen. woe.
elde 5|2011<br />
Warum nur die helle Empörung über notwendige Vorkehrungen?<br />
Tatsächlich erfüllt der Minister aber mit seiner Arbeit den klaren Auftrag der Mehrheit des Deutschen Bundestages,<br />
wenn er an Verfahren zur geordneten Staateninsolvenz bzw. Resolvenz arbeitet. Das mediale Echo auf Philipp Röslers<br />
Vorstoß zu Vorkehrungen für mögliche Fälle von Staatsinsolvenzen enthielt zunächst geballte Kritik – auch vom<br />
Koalitionspartner CDU. Dazu hatte das Parlament bereits am 26. Oktober 2010 die Bundesregierung – auch mit den<br />
Stimmen der CDU/CSU – aufgefordert.<br />
Im damaligen Antrag hieß es: „Der Deutsche Bundestag fordert<br />
die Bundesregierung auf, sich in weiteren Verhandlungen auf<br />
EU-Ebene mit Nachdruck dafür einzusetzen, dass bis spätestens<br />
zum Auslaufen der Frist, in der Notfallkredite unter dem ,Rettungsschirm’<br />
beantragt werden können (30. Juni 2013), Umschuldungsregeln<br />
für Staaten der Eurozone entwickelt worden sind,<br />
die auch gesamtwirtschaftliche Fragen hinsichtlich des Verzichts<br />
der Gläubiger auf Teile ihrer Forderungen in die Betrachtung einbeziehen.<br />
Sollte ein solches Insolvenzrecht von einer Mehrheit<br />
von Staaten nicht mitgetragen werden, soll die Bundesregierung<br />
frühzeitig ankündigen, ihre Zustimmung zur Unterstützung zahlungsunfähiger<br />
Staaten davon abhängig zu machen, dass zuvor<br />
diese ein Umschuldungsverfahren durchlaufen haben, in dem<br />
Gläubiger auf erhebliche Teile ihrer Forderungen verzichtet<br />
haben.“<br />
Schon am 4. Mai des vergangenen Jahres meldete die Düsseldorfer<br />
„Rheinische Post“: Schäuble will „geordnetes Insolvenzverfahren"<br />
für EU-Staaten. „Wir müssen uns überlegen, wie im<br />
Extremfall Mitgliedsländer in die geordnete Insolvenz gehen können,<br />
ohne dass die Euro-Zone insgesamt gefährdet ist", sagte<br />
Schäuble der Zeitung. Die EU-Arbeitsgruppe zur Zukunft des Stabilitätspakts<br />
müsse „eine Art Insolvenzverfahren für Staaten"<br />
schaffen, forderte der CDU-Politiker. Auch müsse es schärfere<br />
Sanktionsmechanismen geben. „Dazu gehört auch, dass Mitgliedsländer,<br />
die gegen Regeln verstoßen, für eine bestimmte Zeit<br />
keine Zahlungen aus dem Kohäsionfonds bekommen." Der vorübergehende<br />
Verzicht auf das Stimmrecht sei ebenfalls „eine<br />
wirksame Maßnahme", sagte Schäuble.<br />
Bereits am Vortag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel in der<br />
ARD gesagt: „Dass wir mehr Finanzmarktregulierung brauchen,<br />
Fotos: Picture-Alliance, fotolia, Hendrik Lange<br />
> Schwerpunkt<br />
das ist unbestritten.“ Es müsse auch Änderungen am EU-Vertragswerk<br />
geben, „dass man auch eine geordnete Insolvenz, wenn<br />
man so will, eines Staates haben kann, wo Gläubiger dann auch<br />
mit herbeigezogen würden“. Daran werde gerade gearbeitet.<br />
Im „Spiegel“ vom 12. September 2011 nun wurde von Vorkehrungen<br />
des Bundesfinanzministeriums für den Fall einer griechischen<br />
Staatsinsolvenz berichtet („Viel Geld für nichts“, S.25).<br />
Und ebendort sprach der Minister-Amtsvorgänger Schäubles,<br />
Peer Steinbrück, das Thema im Interview an: „Im Extremfall geht<br />
es dann um ein geordnetes staatliches Insolvenzverfahren.“<br />
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle legte in der EFSF-<br />
Debatte im Bundestag die Doppelzüngigkeit der Sozialdemokraten<br />
bloß, die Steinbrücks Sinnieren über eine Insolvenz nicht kritisierten,<br />
wohl aber die Darlegungen Philipp Röslers zu notwendigen<br />
Vorkehrungen für den Ernstfall.<br />
Eine Woche zuvor hatte bereits Generalsekretär Christian Lindner<br />
im Parlament Klartext gesprochen: „Wir brauchen eine Wirtschaftsverfassung,<br />
die auf klaren Regeln basiert und Stabilität befördert.<br />
Lassen Sie es uns klar sagen: Es geht auch um geordnete<br />
staatliche Insolvenzverfahren, wenn sie im Extremfall erforderlich<br />
sind. Der Bundeswirtschaftsminister hat damit eine Notwendigkeit<br />
ausgesprochen. Er hat damit das klare Signal an all diejenigen,<br />
die Nothilfe beanspruchen, gesendet, dass das Prinzip von<br />
Leistung und Gegenleistung nicht gebrochen werden kann.“ Der<br />
Opposition wollte er den Hinweis darauf nicht ersparen, wer in<br />
rot-grüner Zeit mit der Aufweichung der Stabilitätskriterien die<br />
„Einladung zu einer Schuldenunion“ ausgesprochen hatte:<br />
„Nachdem Sie uns einen Scherbenhaufen hinterlassen haben, stören<br />
Sie jetzt auch noch die Aufräumarbeiten!“ woe.<br />
IV
V<br />
> Schwerpunkt<br />
Wirtschaftsminister Dr.Philipp Rösler wird von Ministerpräsident Giorgos Papandreou<br />
im Amtssitz empfangen.<br />
elde 5|2011<br />
Griechische Medien zum Besuch Bundeswirtschaftsminister Philipp Röslers in Griechenland:<br />
„Ein ermutigendes Signal der deutschen und euro -<br />
päischen Solidarität für ein Land in ernster Lage“<br />
Deutschland wird Griechenland dabei unterstützen, die Bedingungen<br />
für Investitionen im Land zu verbessern. Zugleich erklärt<br />
sich die griechische Regierung bereit, Hindernisse für ein Engagement<br />
deutscher Unternehmen aus dem Weg zu räumen. Das<br />
ist das Ergebnis einer zweitägigen Reise von Bundeswirtschaftsminister<br />
Dr. Philipp Rösler Anfang Oktober nach Athen. Begleitet<br />
wurde Rösler von rund 50 Vertretern mittelständischer Unternehmen.<br />
Hintergrund des Besuchs war die einhellige Meinung<br />
aller Experten: Konsolidierungsmaßnahmen allein reichen<br />
nicht aus. Nur durch neue Investitionen und Wachstum kommt<br />
Griechenland wirtschaftlich wieder auf die Beine. Bei seinen politischen<br />
Gesprächen warb Bundeswirtschaftsminister Rösler für<br />
eine Fortsetzung des Reformkurses in Griechenland. In Athen<br />
traf Rösler mit den führenden Vertretern der griechischen Regierung<br />
zusammen, darunter Ministerpräsident Giorgos Papandreou,<br />
Finanzminister Evangelos Venizelos und Wirtschaftsminister<br />
Michalis Chrysochoidis. „Ich habe Respekt vor den Leis -<br />
tungen, die die griechische Regierung auf den Weg gebracht<br />
hat. Dieser Prozess muss entschlossen fortgeführt werden“,<br />
sagte Rösler zum Abschluss.<br />
Der Bundeswirtschaftsminister sprach sich für die Entwicklung<br />
Europas hin zu einer europäischen Stabilitätsunion aus. Er bekräftigte<br />
seinen Vorschlag, die Voraussetzungen für ein künftiges<br />
Resolvenzverfahren für Länder mit erheblichen strukturellen<br />
Defiziten zu schaffen. „Dabei geht es um die Wiederherstellung<br />
der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.“ Im Rahmen der Reise<br />
unterzeichnete Bundeswirtschaftsminister Rösler eine Gemeinsame<br />
Erklärung mit seinem griechischen Amtskollegen Chrysochoidis.<br />
Diese sieht unter anderem deutsche Hilfe bei der Modernisierung<br />
der Verwaltung und dem Aufbau einer Förderbank<br />
vor. Auch konkrete Projekte wurden bereits während der Reise<br />
Foto: Daniel Biskup<br />
Der deutsche Wirtschaftsminister und sein griechischer Amtskollege Michalis<br />
Chrysochoidis während des griechisch-deutschen Wirtschaftsforums.<br />
angebahnt. So prüft ein Firmenkonsortium der deutschen E.ON<br />
den Bau einer Gaspipeline von Italien nach Griechenland mit<br />
einem Investitionsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro. Unter<br />
kleineren deutschen und griechischen Unternehmen gab es erste<br />
Vertragsabschlüsse. In der Gemeinsamen Erklärung und in den<br />
politischen Gesprächen sicherte die griechische Regierung eine<br />
Lösung alter Streitfälle über ausstehende Zahlungen für deutsche<br />
Unternehmen zu.<br />
Zuvor hatte Rösler bei einem Empfang vor mehreren Hundert<br />
Unternehmern in Athen darauf hingewiesen, dass Hindernisse<br />
für Investitionen bald aus dem Weg geräumt werden müssen:<br />
„Griechenland braucht grundlegende Veränderungen. Zentrale<br />
Punkte sind mangelnde Rechtssicherheit und zu langsame Genehmigungsverfahren.<br />
Besonders beim Problem ausstehender<br />
Zahlungen für griechische Staatsaufträge an deutsche Unternehmer<br />
müsse es Fortschritte geben.“ Die deutsch-griechische<br />
Zusammenarbeit soll auch nach dem aktuellen Besuch fortgeführt<br />
werden. Fest steht: Die Reise des Bundeswirtschaftsministers<br />
war erst der Anfang eines langen Prozesses. Aber sie war<br />
ein „ermutigendes Signal der deutschen und europäischen Solidarität<br />
für ein Land in einer ernsten Lage“, so das Echo in der<br />
griechischen Öffentlichkeit. Holger Schlienkamp<br />
Foto: Picture-Alliance
elde 5|2011<br />
Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Rösler plädiert öffentlich<br />
dafür, über eine „geordnete Staatsinsolvenz" nachzudenken.<br />
Er ist dafür von seinem Kabinettskollegen, Finanzminis -<br />
ter Schäuble, und vor allem von Bundeskanzlerin Merkel öffentlich<br />
kritisiert worden. Auch sein Parteikollege, Staatsminister<br />
Hoyer, hat Kritik am Wirtschaftsminister geübt.<br />
Die Unterzeichner dieser Erklärung sind Ökonomen und sind seit<br />
langem der Meinung, dass eine Staatsinsolvenz Griechenlands<br />
in Betracht gezogen werden sollte. Hierüber ein regierungsamtliches<br />
„Denkverbot" erlassen zu wollen, ist ein Rückfall in<br />
obrigkeitsstaatliches Denken, das à la Bismarck die Probleme<br />
des Landes unter Ausschaltung der Öffentlichkeit lösen möchte.<br />
Ein solches Denken passt nicht zu einer offenen, demokratischen<br />
Gesellschaft, in der die öffentliche Diskussion dazu beiträgt,<br />
dass Entscheidungen rationaler und mit Unterstützung<br />
der Mehrheit gefällt werden.<br />
Wenn Deutschland bei seiner Politik der „Euro-Stabilisierung"<br />
eine Staatsinsolvenz eines Mitgliedstaates nicht in Erwägung<br />
zieht, ist es durch die Gläubiger der Staatsanleihen beliebig<br />
erpressbar. Es provoziert mit dieser Position geradezu die ständige<br />
Erweiterung der Rettungsschirme unter deutscher Führung<br />
und lenkt den Euroraum auf direktem Wege in eine Transfer-<br />
Union. Nur wenn die Mittelmeerstaaten das Risiko einer Staatsinsolvenz<br />
einkalkulieren müssen, werden sie bemüht sein, ihre<br />
Staatshaushalte zu konsolidieren.<br />
Wenn aber Teile der Bundesregierung oder andere politische<br />
Kräfte den Übergang zu einer Transfer-Union wünschen sollten,<br />
so mögen sie dies offen aussprechen und mit der deutschen<br />
Wählerschaft diskutieren. Eine derart fundamentale Veränderung<br />
der europäischen Verfassung bedarf der Legitimation<br />
durch Wahlen zum Bundestag. Andernfalls droht im Land des<br />
> Schwerpunkt<br />
Die optimale Währung für Europa? Segen und Fluch des Euro<br />
Seit Monaten beherrscht die Verschuldungskrise der Euro-Staaten die Schlagzeilen. Im Vertrag<br />
über die Arbeitsweise der EU ist zwar eindeutig festgelegt, dass kein Mitgliedsland und keine<br />
Gemeinschaftsinstitution für die Schulden eines anderen Mitgliedslandes haftet. Diese Nicht-<br />
Beistands-Klausel aber wurde umgangen.<br />
Droht die Europäische Währungsunion nun zu einer Transferunion zu degenerieren? Welche Vorteile<br />
bietet sie eigentlich? Und mit welchen Maßnahmen lässt sich der gegenwärtigen Krise begegnen?<br />
Fragen wie diesen geht das im Olzog-Verlag erschienene Buch „Die optimale Währung<br />
für Europa? Segen und Fluch des Euro“ nach. Es enthält Beiträge von Charles B. Blankart, Timothy<br />
Congdon, Pascal Salin und Jürgen Stark. Herausgegeben wurde es von Peter Altmiks, Mitarbeiter<br />
des Liberalen Instituts der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.<br />
16 führende Ökonomen unterstützen die Position Philipp Röslers:<br />
Deutschland darf nicht erpressbar werden<br />
Am 16. September gaben 16 führende Ökonomen – darunter mit den Professoren Clemens Fuest und<br />
Kai Konrad zwei der wichtigsten Berater von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die folgende<br />
Erklärung zur Stabilisierung des Euro ab:<br />
weitaus größten Nettozahlers eine populäre Bewegung zum<br />
Austritt aus der Europäischen Union.<br />
Die Unterzeichner dieser Erklärung unterstützen daher die Äußerung<br />
des Bundeswirtschaftsministers, dass eine geordnete<br />
Staatsinsolvenz von überschuldeten Euro-Mitgliedern auch seitens<br />
der Bundesregierung in Betracht gezogen werden sollte.<br />
Peter Bernholz, Universität Basel<br />
Norbert Berthold, Universität Würzburg<br />
Charles Beat Blankart, Humboldt- Universität Berlin<br />
Axel Börsch-Supan, Max-Planck-Institut für Sozialrecht<br />
und Sozialpolitik, München<br />
Friedrich Breyer, Universität Konstanz<br />
Johann Eekhoff, Universität zu Köln<br />
Clemens Fuest, Universität Oxford<br />
Jürgen von Hagen, Universität Bonn<br />
Stefan Homburg, Universität Hannover<br />
Kai Konrad, Max Planck Institut für Steuerrecht<br />
und Öffentliche Finanzen, München<br />
Albrecht Ritschl, London School of Economics<br />
Friedrich Schneider, Universität Linz<br />
Hans Werner Sinn, Universität München, Ifo-Institut, München<br />
Viktor Vanberg, Walter Eucken Institut, Universität Freiburg i. Br.<br />
Roland Vaubel, Universität Mannheim<br />
Carl Christian von Weizsäcker, Universität zu Köln,<br />
Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschafts -<br />
gütern, Bonn<br />
VI
VII<br />
> Schwerpunkt<br />
Guido Westerwelle:<br />
elde 5|2011<br />
Europa als Fundament unseres Wohlstands stärken<br />
Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle nennt am 1. Oktober in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche<br />
Zeitung“ die Entscheidung des Deutschen Bundestages mit der Kanzlermehrheit für den ausgebauten Europäischen<br />
Rettungsfonds EFSF einen „wichtigen und richtigen Schritt zur Überwindung der Schuldenkrise“. Viele<br />
Menschen machten sich große Sorgen und die Politik müsse sie ernst nehmen.<br />
Westerwelle schreibt: „Die Europäische Union ist zuallererst ein<br />
politisches Projekt. Es sind ureigene deutsche Interessen, die<br />
dieses Europa für uns so wertvoll machen. Europa bleibt Fundament<br />
deutscher Außenpolitik, denn nur eingebunden in die<br />
Gemeinschaft sind Deutschlands Sicherheit und Frieden garantiert.<br />
Europa und sein Binnenmarkt bleiben ebenso Fundament<br />
unseres Wohlstands. Heute kommt hinzu, dass wir nur als geeintes<br />
Europa unserer Stimme, unseren Interessen und unseren<br />
Werten in einer neuen, globalisierten Weltordnung Gehör verschaffen<br />
können. Weil Europa für uns Deutsche auch künftig unverzichtbar<br />
ist, müssen wir unseren Teil dazu beitragen, unser<br />
gemeinsames europäisches Haus in der Euro-Zone in Ordnung<br />
zu bringen.“ Es komme nun darauf an, „einen Weg zu beschreiten,<br />
der in eine echte Stabilitätsunion führt“.<br />
Entscheidend dafür seien vier Punkte:<br />
Erstens müssten Wirtschafts- und Finanzpolitiken enger koordiniert<br />
werden. In den Eurostaaten müsse sich eine verbindliche<br />
Kultur der Haushaltsdisziplin ausprägen. „Die Verankerung nationaler<br />
Schuldenbremsen in den Verfassungen der Euro-Staaten<br />
wird inzwischen in vielen Euro-Ländern vorangetrieben. Auch<br />
die vom Europäischen Parlament gerade gebilligte Stärkung des<br />
Stabilitäts- und Wachstumspakts ist wichtig“, betont der Außenminister.<br />
Zweitens: Europa müsse eine Finanzverfassung erhalten, die<br />
es braucht. Westerwelle: „Der Finanzmarkt ist noch nicht hinreichend<br />
eingehegt: Wir brauchen solide, mindestens auf europäischer<br />
Ebene angelegte Eigenkapitalregelungen für Finanzinstitute<br />
und eine starke Bankenaufsicht. Nur so können wir künftigen<br />
Finanzblasen und Schuldenkrisen vorbeugen. Auch der<br />
Aufbau einer unabhängigen europäischen Rating-Agentur muss<br />
weiter vorangetrieben werden.“<br />
Foto: fotolia<br />
Drittens: Ohne Wachstum bliebe eine Stabilitätskultur auf Dauer<br />
unfruchtbar. „Zu einer Strategie für mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />
in Europa gehört, dass wir in den anstehenden EU-Haushaltsverhandlungen<br />
für die Jahre 2014-2020 die Mittel spürbar<br />
umsteuern: mehr Investitionen in Bildung, Forschung, Infrastruktur,<br />
weniger in die Subventionierung“, heißt es in dem Zeitungsbeitrag.<br />
Viertens: Der Stabilitätspakt sei weiter zu stärken in Richtung<br />
automatischer Sanktionen. Westerwelle: „Vor allem aber müssen<br />
wir dem Grundsatz, dass sich Solidarität und Solidität gegenseitig<br />
bedingen, echten Biss geben. Einsichtsrechte und<br />
Empfehlungen reichen nicht aus. Staaten, die in Zukunft die Solidarität<br />
des Rettungsschirms in Anspruch nehmen wollen, müssen<br />
in dieser Zeit der europäischen Ebene verbindliche Durchgriffsrechte<br />
in ihre Haushaltsentscheidungen einräumen.“<br />
Der Außenminister kommt zu der Schlussfolgerung: „Eine Änderung<br />
der europäischen Verträge wäre der klarste Weg, größere<br />
haushaltsrechtliche Verbindlichkeit zu erreichen und dabei<br />
die grundsätzliche Einbeziehung der EU-Institutionen zu gewährleisten.<br />
Wir müssen die Konstruktionsdefizite des Maastrichter<br />
Vertrages von 1991 überwinden.“<br />
Sollte die Zeit für einen solchen Schritt trotz der Krise noch nicht<br />
für alle reif sein, dann müssten die Euro-Länder vorangehen,<br />
etwa im Rahmen eines völkerrechtlichen Vertrages. Und er ergänzt:<br />
„Wir können nur erfolgreich vorangehen, wenn wir auch<br />
die Frage der demokratischen Legitimation überzeugend beantworten.“<br />
In der Krise stecke auch eine Chance. „Stärken wir den Euro als<br />
weltweite Reservewährung, eröffnet uns das gewaltige Vorteile<br />
im globalen Wettbewerb“, resümiert Guido Westerwelle. woe.
I n R e g i e r u n g s v e r a n t w o r t u n g<br />
elde 5|2011<br />
Auf beiden Seiten des Atlantiks zu Hause<br />
Diesmal: Harald Leibrecht, Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit<br />
Harald Leibrecht ist Transatlantiker aus Leidenschaft.<br />
In den USA geboren, fühlt er sich sowohl<br />
diesseits als auch jenseits des Atlantiks zu Hause.<br />
Er besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft, hat<br />
einen Teil seiner Studienzeit in den USA verbracht<br />
und hat Familie und Freunde „drüben“, wie er zu<br />
sagen pflegt. Der Bundestagsabgeordnete musste<br />
demnach nicht lange überlegen, als ihm angeboten<br />
wurde, ehrenamtlich als Koordinator der Bundesregierung<br />
für die transatlantische Zusammenarbeit<br />
tätig zu werden.<br />
„Unterschiede erklären und Gemeinsamkeiten befördern“,<br />
so beschreibt Harald Leibrecht seine<br />
Aufgabe als Transatlantik-Koordinator. Er sieht<br />
sich als Mittler zwischen den Gesellschaften: „Die<br />
Pflege der kulturellen Beziehungen wird immer<br />
wichtiger in Zeiten, in denen traditionelle Verbindungen<br />
abnehmen. Einen Automatismus in den<br />
transatlantischen Beziehungen gibt es heute in<br />
dieser Form nicht mehr. Es gibt immer weniger<br />
amerikanische Soldaten in Deutschland, die in ihr<br />
Land zurück gehen und ein modernes Deutschlandbild<br />
mit nach Hause nehmen. Außerdem verändert<br />
sich die amerikanische Gesellschaft rasant<br />
durch Einwanderung aus dem hispanischen und<br />
asiatischen Raum. Nur noch 64 Prozent der Ame-<br />
> In Regierungsverantwortung<br />
Während eines Besuches der USA und Kanadas war Harald Leibrecht gemeinsam mit<br />
Staatsminister Werner Hoyer (Mitte) Gastredner bei der Veranstaltung „Current issues<br />
facing the trans atlantic partnership“ der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in<br />
Washington.<br />
rikaner haben europäische Wurzeln. Ein persönlicher Bezug zu Europa ist bei<br />
weiten Teilen der amerikanischen Bevölkerung nicht mehr gegeben.“<br />
Der persönliche Kontakt nach Nordamerika ist für Harald Leibrecht das A und<br />
O seiner Arbeit. Regelmäßiges Reisen ist er als Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung gewöhnt. Seit seinem Amtsantritt<br />
vor wenigen Wochen war Harald Leibrecht bereits mehrfach in den „Staaten“<br />
und in Kanada. Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit wird er einmal<br />
mehr den Atlantik überqueren.<br />
Auf deutscher Seite erklärt Harald Leibrecht oft, dass Amerikaner trotz vieler<br />
Gemeinsamkeiten„keine anderen Europäer“ sind. „Man muss verstehen, dass<br />
Amerika ein Land mit eigener Mentalität und Geschichte ist. Während für uns<br />
Deutsche die gesetzliche Krankenversicherung zum Beispiel völlig selbstverständlich<br />
und unverzichtbar ist, hat dieses Thema in den USA eine große Kontroverse<br />
ausgelöst.“ Der kulturelle und zivilgesellschaftliche Dialog ist für<br />
den Transatlantik-Koordinator deshalb eine zentrale Säule seiner Tätigkeit.<br />
Als stellvertretender Vorsitzender des Unterausschusses Auswärtige Kulturund<br />
Bildungspolitik ist er in diesem Themenbereich ohnehin fest verwurzelt.<br />
In einer multipolaren Welt ist es Harald Leibrecht ein zentrales Anliegen, die<br />
Bedeutung der transatlantischen Beziehungen zu betonen: „Wir teilen historische<br />
Erfahrungen und gemeinsame Werte, aber auch die wirtschaftlichen<br />
Beziehungen verbinden uns. Auch wenn wir bei der Bewältigung internationaler<br />
Aufgaben nicht zwangsweise dieselben Ansätze haben, sehe ich darin<br />
keine Belastung für die transatlantischen Beziehungen. Eine stabile Partnerschaft<br />
muss unterschiedliche Meinungen aushalten können. Das ändert nichts<br />
daran, dass die USA für Deutschland der wichtigste Partner außerhalb der Europäischen<br />
Union sind und bleiben.“ Milena Fernando<br />
16
17<br />
> Deutschlandtour 2011 elde 5|2011<br />
Seit fünf Jahren im Sommer unterwegs:<br />
Die FDP-Bundestagsfraktion<br />
Zwei Busse, fünf Wochen, zehn Mitarbeiter,<br />
knapp 50 Stationen und fast 5.000 gefahrene<br />
Kilometer – das ist die Bilanz der<br />
Deutschlandtour 2011 in nackten Zahlen.<br />
Was diese Ziffern nicht abbilden, ist das bunte Leben, was sich<br />
hinter jeder einzelnen Station verbarg. Auch wenn es das Wetter<br />
in diesem Jahr nicht wirklich gut mit uns meinte – jeder Kilometer<br />
hat sich gelohnt! Wie jedes Jahr tourte die FDP-Bundestagsfraktion<br />
jetzt schon zum fünften Mal in Folge in der parlamentarischen<br />
Sommerpause durch die Republik und suchte den Dialog mit den<br />
Bürgerinnen und Bürgern in ganz Deutschland. Vom CSD in Essen<br />
über den Altstadtlauf in Herrenberg, das Volksfest in Landau, den<br />
verkaufsoffenen Sonntag in St. Peter-Ording, den Handwerkermarkt<br />
in Magdeburg bis zur Hanse Sail in Rostock waren die verschiedensten<br />
Standorte dabei. Besonders konzentriert hat sich die<br />
traditionelle Sommertour in diesem Jahr allerdings auf die Spielorte<br />
der Frauen-Fußball-WM in Deutschland. Bei mehreren Viertel-<br />
und Halbfinalspielen beispielsweise in Wolfsburg, Frankfurt,<br />
Dresden oder Mönchengladbach war auch die FDP-Bundestagsfraktion<br />
für die Menschen vor Ort „am Ball“. Dies war das Motto<br />
der diesjährigen Tour und so zeigte sich die Fraktion ganz von ihrer<br />
sportlichen Seite. Am mitgebrachten Tischkicker stellten sich die
auf Deutschlandtour 2011<br />
Abgeordneten nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern zum sportlichen<br />
Duell, sondern auch deren Fragen und Kritik. Als Belohnung<br />
für gewonnene Kickerspiele waren kleine Stofffußbälle bei kleinen<br />
und großen Kindern beliebt. Die Erwachsenen konnten sich an der<br />
„AnspielBar“ oder im Magazin „Am Ball“ über die bisherigen politischen<br />
Treffer der Fraktion in der Koalition informieren. Oft angesprochen<br />
und heftig diskutiert wurden die Themen Euro-Rettung,<br />
die Aussetzung der Wehrpflicht, der Datenschutz und die<br />
Steuerpolitik. Die Bilanz der FDP in der Koalition kann sich hier<br />
sehen lassen. Kritische Stimmen gab es für die Darstellung und<br />
das Miteinander der Koalitionspartner untereinander. Ebenfalls ein<br />
„heißes Eisen" waren die Plagiatsvorwürfe gegen einzelne FDP-<br />
Abgeordnete.<br />
Politik ist kein Zuschauersport, sondern lebt vom Mitmachen.<br />
Daher nahmen sich die Abgeordneten auch reichlich Zeit, um den<br />
Menschen im direkten Gespräch Fragen zu beantworten, Entscheidungen<br />
zu erklären und auch konstruktive Kritik entgegenzunehmen.<br />
Die Besucher honorierten es sehr, dass die Liberalen nicht<br />
nur vor Bundestagswahlen, sondern auch jetzt zu ihnen kommen,<br />
um mit ihnen zu diskutieren.<br />
Viele weitere Informationen und Fotos von der diesjährigen Tour<br />
finden Sie unter www.deutschlandtour2011.de. Daniel Kölle<br />
elde 5|2011<br />
> Deutschlandtour 2011<br />
18
19<br />
> Aktuell elde 5|2011<br />
Einen Schritt weiter:<br />
Liberale Netzpolitik<br />
Wir alle konnten in den letzten<br />
Wochen viele Kommentare<br />
zum Erfolg der Piratenpartei<br />
in Berlin lesen. Oft<br />
war dann die Rede davon, dass es ihr gelungen sei,<br />
„aus dem Stand“ knapp 9 % zu holen. Davon kann<br />
keine Rede sein. Vielmehr ist das Thema Netzpolitik<br />
von allen etablierten Parteien so lange und so weit<br />
vernachlässigt worden, dass sich die Unzufriedenen<br />
außerhalb dieser Strukturen<br />
zusammenfanden.<br />
Dass es sich hier nicht um<br />
ein paar Randfiguren mit<br />
obskuren Hobbies handeln<br />
konnte, war abzusehen:<br />
Über 134.000 Zeichner<br />
der Petition gegen das<br />
Zugangserschwerungsgesetz<br />
sprechen eine ebenso<br />
deutliche Sprache wie das<br />
Mobilisierungspotential<br />
der jährlichen „Freiheit<br />
statt Angst“ – Demonstrationen<br />
oder auch die<br />
zunehmende Professionalisierung<br />
der netzpolitischen<br />
Aktivisten.<br />
Aber Netzpolitik ist keine<br />
Herausforderung, und<br />
schon gar keine Bedrohung.<br />
Sie ist eine Chance<br />
– für die gesamte Gesellschaft<br />
und gerade für uns<br />
Liberale. Wir können viele<br />
unserer Ziele wie bessere<br />
Bürgerbeteiligung und<br />
Transparenz oder Daten-<br />
Anzeige<br />
schutz und Bürgerrechte gerade durch die technischen<br />
Möglichkeiten des Internets noch besser vermitteln<br />
und umsetzen. Als einzige Partei im Bundestag<br />
bringen wir technischen Sachverstand in die<br />
Debatte ein, wir sind also besser aufgestellt als unsere<br />
Mitbewerber.<br />
Was uns wie auch anderen Parteien aber fehlt, ist<br />
eine Gremienstruktur, um Interessenten von außerhalb wie innerhalb zu signalisieren,<br />
dass sie sich netzpolitisch in der FDP engagieren können und dass ihre<br />
Expertise auf fruchtbaren Boden fällt. Wir müssen auf allen Ebenen Interessenten<br />
an Ansprechpartner in der Partei verweisen können. Wir müssen in eigens<br />
befassten Fachausschüssen liberale Grundsätze der Netzpolitik entwickeln.<br />
Denn das ist es, was der Piratenpartei fehlt. Dort wird kein Programm verkauft,<br />
sondern ein Lebensgefühl.<br />
Als Liberale können wir Netzpolitik auf ein philosophisches Fundament stellen.<br />
Einem bunten Strauß von kontextlosen Einzelforderungen stellen wir ein Gesamtkonzept<br />
gegenüber,<br />
das Netzpolitik als Sache<br />
der ganzen Gesellschaft<br />
begreift. Ein rein nutzerorientierter<br />
Ansatz wäre hier<br />
kurzsichtig und ließe die<br />
vielen kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmer<br />
im IT-Bereich außen vor.<br />
Hier können wir eine unserer<br />
Kernkompetenzen<br />
gegen die Piraten ins Feld<br />
Papi, warum hast Du<br />
nicht vorgesorgt?<br />
führen.<br />
Lernen allerdings können<br />
wir auch – nicht bei Inhalten,<br />
aber im Bereich der<br />
Methoden. In Sachen innerparteilicherTransparenz<br />
haben wir Aufholbedarf.<br />
Anträge könnten kollaborativ<br />
über das Internet<br />
erarbeitet werden und so<br />
auf eine breite innerparteiliche<br />
Basis gestellt werden<br />
– und das völlig transparent.<br />
Wir testen ein solches<br />
System in der Enquetekommission<br />
Internet und<br />
digitale Gesellschaft, wo wir unter www.demokratie.de die Öffentlichkeit in<br />
einmaligem Ausmaß in die Entscheidungsfindung einbeziehen.<br />
Wir müssen darüber nachdenken, wie wir Politik neu organisieren wollen und<br />
wie wir das Potenzial unserer Mitglieder besser ausschöpfen können. Wir stehen<br />
an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter der politischen Partizipation –<br />
lassen Sie uns gemeinsam Politik einen Schritt weiter denken!<br />
Jimmy Schulz, Mitglied der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“<br />
Wenn wir die Last der steigenden Pflegekosten nicht unbegrenzt<br />
unseren Kindern und Enkeln aufbürden wollen, müssen wir jetzt handeln.<br />
Noch ist es früh genug, mit kapital gedeckten Rück stellungen für<br />
die ganze Gesellschaft vorzusorgen. Die Private Kranken versicherung<br />
weiß, wie es geht. www.gesunde-versicherung.de<br />
PKV – Die gesunde Versicherung.
elde 5|2011<br />
> Aktuell<br />
Recht ist, was der Freiheit dient<br />
Erfolgreicher Schutz der Bürgerrechte<br />
„Recht ist, was der Freiheit dient.“ Mit diesem Zitat von<br />
Thomas Dehler lässt sich treffend beschreiben, worauf<br />
es den Liberalen in der Rechtspolitik ankommt: Den<br />
Schutz der Freiheit mit den Herausforderungen des<br />
Rechts in Einklang zu bringen.<br />
Die Zwischenbilanz nach fast zwei Jahren schwarz-gelber Bürgerrechtspolitik<br />
kann sich sehen lassen: 31 Gesetzentwürfe aus dem Bundesjustizministerium<br />
hat die Bundesregierung bereits beschlossen. Der Trend immer neuer Sicherheitsgesetze<br />
wurde gebrochen. Erstmals werden die ausgedehnten Befugnisse<br />
für die Geheimdienste beschnitten. Die von der Bundesregierung eingesetzte<br />
Regierungskommission wird die Sicherheitsgesetzgebung seit dem 11. September<br />
kritisch unter die Lupe nehmen und einer generellen Revision unterziehen.<br />
Und falsche Grundgesetzänderungen, wie etwa<br />
die zum Einsatz der Bundeswehr im Inneren,<br />
stehen nicht mehr auf der Agenda. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger<br />
ist zufrieden mit dem<br />
bisher Erreichten: „Erstmals seit nunmehr zwölf<br />
Jahren hat es seit Beginn dieser Legislatur -<br />
periode 2009 keine Verschärfungen von Sicherheitsgesetzen<br />
gegeben. Ein neues Sicherheitspaket<br />
wurde verhindert.“ Die bestehenden Ge-<br />
setze sind konsequent anzuwenden.<br />
Wichtiger Erfolg der Liberalen war die Abschaffung<br />
der Netzsperren. Das von SPD und CDU/<br />
Sabine Leutheusser-<br />
Schnarrenberger<br />
CSU verabschiedete Zugangserschwerungsgesetz wurde korrigiert. Nun gilt<br />
„Löschen statt Sperren“ für Internetseiten mit kriminellen Inhalten. Weitere<br />
„Baustelle“ der liberalen Rechts- und Netzpolitik: die Vorratsdatenspeicherung.<br />
Nachdem sie vom Bundesverfassungsgericht gekippt wurde, hat das<br />
Bundesjustizministerium den Vorschlag der FDP-Fraktion als Gesetzentwurf<br />
vorgelegt. Die anlasslose und pauschale Speicherung sämtlicher Kommunikationsdaten<br />
aller Bürger wird damit verhindert. Stattdessen sollen die ohnehin<br />
vorhandenen Telekommunikationsdaten „schockgefrostet“ werden – im sogenannten<br />
„Quick-Freeze-Verfahren“.<br />
Die digitale Welt bringt weitere Herausforderungen mit sich. Kostenfallen im Internet<br />
hat die Bundesregierung im August einen wirksamen Riegel vorgeschoben.<br />
Künftig soll mit einem neuen Button sichergestellt werden, dass im Internet<br />
geschlossene Verträge nur dann verbindlich werden, wenn der Verbraucher die<br />
Kostenpflicht wirklich kennt. „So erreichen wir, dass<br />
die Verbraucher nicht mehr von hohen Kosten überrascht<br />
werden“, erklärt der Rechtsexperte der FDP-<br />
Bundestagsfraktion Stephan Thomae.<br />
Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Stiftung Datenschutz<br />
wird noch in diesem Jahr gegründet.<br />
„Datenschutz ist nicht länger eine nationale, sondern<br />
längst eine globale Herausforderung. Effektiver<br />
Datenschutz kann und sollte durch Gesetze<br />
allein nicht sichergestellt werden“, so die stellvertretende<br />
Vorsitzende und innenpolitische Sprecherin<br />
der FDP-Bundestagsfraktion, Gisela Piltz. Inhaltlich<br />
soll deshalb die<br />
Stiftung da ansetzen,<br />
wo Gesetze<br />
nicht weiterhelfen.<br />
Wichtige Fortschrit -<br />
te konnten die Liberalen<br />
innerhalb der<br />
Koalition auch bei<br />
der Gleichstellung<br />
Gisela Piltz<br />
eingetragener Lebenspartnerschaften<br />
erzielen. Ende<br />
Juni 2011 hat der Deutsche Bundestag die volle<br />
Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften<br />
im Beamtenrecht verabschiedet. Die<br />
Gleichbehandlung von Lebenspartnern im Erbschafts-<br />
und Schenkungssteuerrecht ist bereits erfolgt.<br />
Darüber hinaus hat die Bundesregierung im<br />
August die Gründung der Magnus-Hirschfeld-<br />
Stiftung auf den Weg gebracht.<br />
„Wir wollen eine Politik, die die Grundrechte achtet<br />
und bewahrt, ganz konkret und greifbar“, so<br />
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. „Deshalb<br />
steht für uns immer der Mensch im Mittelpunkt liberaler<br />
Rechtspolitik.“ Birte Betzendahl<br />
Foto: fotolia<br />
20
21<br />
Anzeige<br />
> Bildung elde 5|2011<br />
Das „Bologna“ der beruflichen Bildung ist auf dem Weg<br />
„Kopenhagen“ heißt die Devise, wenn es darum<br />
geht, die berufliche Aus- und Weiterbildung fit für<br />
die Zukunft zu machen. Wie seinerzeit „Bologna“<br />
durch die Schaffung eines europäischen<br />
Hochschulraums die Beschäftigungsfähigkeit<br />
der EU-Bürger verbessern<br />
sollte, soll der 2002 von<br />
den europäischen Bildungsminis -<br />
tern in Gang gesetzte „Kopenhagen-Prozess“<br />
Gleiches durch mehr<br />
Kooperation in der beruflichen Bildung<br />
erreichen. Im Juni forderte das<br />
Europäische Parlament die Mitgliedstaaten<br />
auf, die Maßnahmen im Be- Nadja Hirsch<br />
reich der beruflichen Bildung endlich<br />
umzusetzen:<br />
> Grenzüberschreitende Angebote sollen zumindest<br />
optionaler Bestandteil der beruflichen Bildung<br />
sein. Die Anerkennung von im Ausland<br />
erworbenen Lernergebnissen ist dafür ausschlaggebend.<br />
> Strukturelle Reformen müssen für mehr Qualität<br />
sorgen. Ein duales System wie in Deutsch-<br />
Bildung ist unsere wichtigste Ressource<br />
Gerade vor dem Hintergrund der demographischen<br />
Entwicklung unserer Gesellschaft sind eine sehr<br />
gute Bildung junger Menschen und das lebenslange<br />
Lernen aller Menschen von herausragender<br />
Bedeutung für die Innovations- und Zukunftsfähigkeit<br />
Deutschlands. Deutschland hat keine natür -<br />
lichen Rohstoffe in nennenswertem Umfang, so<br />
muss es viel mehr auf die Talente und Fähigkeiten<br />
seiner Menschen setzen. Bildung<br />
ist damit zweierlei: Das Versprechen<br />
einer Chance auf gesellschaftlichen<br />
Aufstieg und die entscheidende<br />
Zukunftsressource<br />
unseres Landes.<br />
Die tendenziell schrumpfende Bevölkerung,<br />
Hürden auf dem Weg<br />
zu einer höheren Ausbildung,<br />
aber auch der in bestimmten Berufsgruppen<br />
zu beobachtende Sebastian Blohm<br />
Exodus hochqualifizierter Fachkräfte<br />
führt zum heute allseits sichtbaren Phänomen<br />
des Fachkräftemangels. Unter diesen Bedingungen<br />
wird die optimale Förderung aller Talente,<br />
insbesondere angesichts des sich verschärfenden<br />
globalen Wettbewerbs, zur entscheidenden Zukunftsfrage<br />
unseres Landes.<br />
Ein wichtiger Schlüssel sind Bildungschancen für<br />
alle Heranwachsenden, unabhängig von sozialem<br />
Hintergrund und Herkunft. Verschiedene Untersu-<br />
land ist selten. Oft ist die Aus- und Weiterbildung nur schlecht in den Bildungszyklus<br />
integriert oder mit der Arbeitswelt verzahnt.<br />
> Die Nachfrage nach Gering- und Nichtqualifizierten nimmt ab. Deshalb<br />
muss die berufliche Bildung flexibler werden und die Potenziale<br />
von Geringqualifizierten, Migranten, Arbeitssuchenden,<br />
Menschen mit Behinderungen sowie Schulabbrechern fördern.<br />
Menschen mit geringem Einkommen könnten durch ein<br />
Gutscheinsystem Zugang zur Weiterbildung erhalten.<br />
> Ausbildungsangebote in Modulform können helfen, diese<br />
besser in die verschiedenen Lebensstadien der Menschen einzupassen.<br />
> Instrumente wie der Europäische Qualifikationsrahmen sollen<br />
die berufliche Bildung transparenter und vergleichbarer<br />
machen, müssen aber konsequent umgesetzt und angewandt<br />
werden.<br />
Für einen europäischen Arbeitsmarkt mit einer mobilen Arbeitnehmerschaft<br />
ist die berufliche Bildung eine, wenn nicht die wichtigste Voraussetzung. Das<br />
„Bologna der beruflichen Bildung“ ist auf dem Weg. Als Liberale bringen wir<br />
die Erfahrungen aus dem Bologna-Prozess konstruktiv ein und unterstreichen<br />
die enormen Chancen für Arbeitnehmer und Unternehmen.<br />
Nadja Hirsch, FDP-Europaabgeordnete und Initiatorin<br />
des Entschließungsantrags des Europäischen Parlaments zur Beruflichen Bildung<br />
chungen haben jedoch gezeigt: In kaum einem anderen europäischen Land<br />
hängt der Bildungserfolg so stark von der sozialen Herkunft ab wie bei uns.<br />
Dies gilt insbesondere für den Zugang zu einer universitären Ausbildung.<br />
Dies untermauert eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD)<br />
im Auftrag des Reemtsma Begabtenförderungswerkes unter 2.968 repräsentativ<br />
ausgewählten Studierenden aller Fachrichtungen. Ohne die Unterstützung<br />
der Eltern und studienbegleitende Erwerbsarbeit, wäre demnach für die meisten<br />
Studierenden ein Hochschul-Abschluss nicht finanzierbar. So sichern die<br />
Eltern bei 61 Prozent der Studierenden einen Teil des benötigten<br />
Einkommens, 56 Prozent tragen durch Jobben zur Finanzierung<br />
bei. Eine marginale Rolle spielen nach wie vor Stipendien: Lediglich<br />
fünf Prozent der Befragten finanzieren ihr Studium ganz oder<br />
in Teilen durch ein Stipendium.<br />
Die mit der Einführung des Deutschland-Stipendiums verbundenen<br />
Hoffnungen der Studierenden haben sich - was die Quantität<br />
der Förderung betrifft - bislang nicht erfüllt: Die Möglichkeit, ein<br />
Stipendium zu erhalten, schätzen die meis ten Befragten heute<br />
weniger aussichtsreich ein als noch vor einem Jahr. Nur noch gut<br />
ein Drittel der Befragten (36 Prozent) beurteilt die Chancen auf<br />
ein Stipendium als „sehr groß“ oder „eher groß“. Bei einer Umfrage<br />
vor einem Jahr vertraten noch 53 Prozent diese Meinung. Mehr als die<br />
Hälfte der Studierenden (54 Prozent) fordert, bei der Stipendienvergabe die finanzielle<br />
Situation bzw. die Bedürftigkeit des Antragstellers stärker zu berücksichtigen.<br />
Es muss uns gelingen, allen jungen Talenten und hochqualifizierten Leistungsträgern<br />
im Land attraktive Rahmenbedingungen und Aufstiegschancen zu bieten.<br />
Sonst fehlen Deutschland in Zukunft zunehmend intelligente Köpfe im globalen<br />
Wettbewerb. Dies zeigt die Studie überdeutlich.<br />
Sebastian Blohm, stellvertretender Vorsitzender des Reemtsma Begabtenförderungswerks
Gehört der Müll in die Hand der Kommunen?<br />
Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer<br />
des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU)<br />
Ein erfolgreiches System<br />
wird aufs Spiel gesetzt<br />
Derzeit sind alle Abfälle aus Haushalten – außer<br />
Verpackungen – überlassungspflichtig an die Kommunen<br />
und das sollte unbedingt so bleiben.<br />
Deutschland hat im Bereich der Haushaltsabfälle<br />
mit 64 Prozent EU-weit die höchsten Recyclingquoten<br />
– dank der starken Rolle der Kommunen. In Bereichen<br />
der Abfallwirtschaft, die liberalisiert wurden,<br />
sieht das anders aus. Beispiel Verpackungsentsorgung:<br />
Berechnungen des VKU zufolge<br />
könnte die Kunststoffverwertungsquote hier bei<br />
nur 31 Prozent liegen. Beispiel Gewerbeabfälle zur<br />
Verwertung, die nicht den öffentlich-rechtlichen<br />
Entsorgungsträgern überlassen werden müssen:<br />
Laut einer Studie des Umweltbundesamtes liegt<br />
die Gesamtquote bei 16,5 Prozent, jene für Kunststoff<br />
bei 2,6 Prozent. Unter Umweltgesichtspunkten<br />
sind diese Zahlen katastrophal.<br />
Dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zufolge<br />
sollen aus Gründen des Wettbewerbs private Entsorger<br />
ohne Vergabe durch die Kommunen erlösbringende<br />
Wertstoffe einsammeln können – wenn<br />
sie das wollen. Die Kommunen würden dann den<br />
Rest sammeln, der keine Erlöse bringt – weil sie<br />
das müssen. So sieht kein fairer und gleichberechtigter<br />
Wettbewerb aus!<br />
Hier wird ohne Not und wider besseres Wissen ein<br />
erfolgreiches System aufs Spiel gesetzt. Einbußen<br />
im Ressourcenschutz und Gebührenerhöhungen<br />
wären vielerorts die Folge. Wir wissen aus Gesprächen<br />
mit Kommunal- und Landespolitikern, dass<br />
unsere Bedenken parteiübergreifend geteilt werden.<br />
Wir fordern die Verantwortlichen im Bundestag<br />
daher auf, in den kommenden Verhandlungen<br />
zum Kreislaufwirtschaftsgesetz die notwendigen<br />
Korrekturen vorzunehmen – im Sinne einer nachhaltigen<br />
und bürgerfreundlichen Abfallwirtschaft.<br />
elde 5|2011<br />
Die Deutschen<br />
trennen ihren Müll.<br />
Der Rest aus<br />
der Tonne ist aber<br />
kein wertloser Abfall,<br />
sondern heiß<br />
umkämpft. Doch<br />
wem soll dieser Rest<br />
künftig gehören?<br />
> Pro & Contra<br />
Pro Contra<br />
Horst Meierhofer, stellvertretender Vorsitzender<br />
im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages<br />
Mehr Recycling und ein<br />
funktionierender Markt<br />
Stimmen Sie zu diesem Thema ab und kommentieren Sie unter www.fdp.de!<br />
Abstimmungsergebnis aus dem Heft 4: Pro 49 %, Contra 51 % der Stimmen.<br />
Wem gehört der Müll? Das ist die Frage, die immer<br />
wieder in den Mittelpunkt der Argumentation gerückt<br />
wird. Kein Wunder: Schließlich geht es für die<br />
Kommunen, aber auch für die Privatunternehmen<br />
um horrende Beträge.<br />
Für politische Entscheidungen ist diese Frage aber<br />
der falsche Ausgangspunkt. Im Kern geht es um<br />
mehr Recycling, um stabile Müllgebühren, um einen<br />
funktionierenden Markt und nicht zuletzt um benutzerfreundliche<br />
Abfalltonnen.<br />
Den wenigsten ist bekannt, was heute in die gelbe<br />
Tonne gehört. Wussten Sie, dass der Aluminiumde -<br />
ckel des Joghurtbechers darüber entsorgt werden<br />
darf, aber nicht das Aluminium, mit dem Sie selbst<br />
ihr Fleisch eingepackt haben? Der Kochlöffel aus<br />
Plas tik gehört nicht in die Tonne, jedoch jede Plas -<br />
tikverpackung.<br />
Wir wollen zukünftig Plastik einheitlich in einem<br />
Gefäß, einer Wertstofftonne, entsorgen. Das macht<br />
deswegen Sinn, weil hier echtes Recycling möglich<br />
ist. Möbel, Bodenbeläge, Getränkekästen u.v.m.<br />
werden daraus hergestellt. Private hätten nach jetzigen<br />
„Besitzständen“ einen Anteil von etwa 80<br />
Prozent am Inhalt der Wertstofftonne, der Anteil der<br />
Kommunen liegt bei 20 Prozent. Irgendjemand muss<br />
natürlich den Hut aufhaben. Ich setze mich wie bei<br />
der gewerblichen Papiersammlung für einen offenen<br />
Weg ein, der Kommunen wie Privaten Spielräume eröffnet:<br />
Natürlich unter dem Vorbehalt, dass die<br />
kommunale Entsorgungsstruktur nicht gefährdet<br />
wird. Sowohl die kommunalen als auch die privaten<br />
Unternehmen sollen sich an einem fairen Wettbewerb<br />
beteiligen. Gewährleisten soll dies eine neutrale<br />
Stelle, die faire Chancen garantiert.<br />
Weder private noch staatliche Monopole, das zeigt<br />
die Erfahrung, sind der Sache dienlich.<br />
22
23<br />
> Friedrich – Naumann – Stiftung<br />
für die Freiheit<br />
Vince Ebert beim Parforceritt über das<br />
Feld der Freiheit.<br />
Vince Ebert:<br />
„Machen Sie sich frei. Denn Freiheit ist alles!"<br />
Rede zur Freiheit in Hamburg<br />
elde 5|2011<br />
Wenn ein deutscher Kabarettist sein Bühnenprogramm „Freiheit ist alles"<br />
nennt, prädestiniert ihn das dazu, eine „Rede zur Freiheit" zu halten. Vince<br />
Ebert hat dies auf Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit<br />
Mitte September in Hamburg im Haus der Patriotischen Gesellschaft getan.<br />
Zugegeben, auf den ersten Blick passt Ebert nicht in die lange Reihe seiner<br />
Vorredner, zu denen Peter Sloterdijk, Joachim Gauck oder Hans-Jürgen Papier<br />
gehören. Wer allerdings erwartet hatte, von ihm Comedy statt Philosophie<br />
vorgesetzt zu bekommen, wurde aufs Angenehmste enttäuscht: Ebert lieferte<br />
beides. Er setzte an zu einem Parforceritt über das weite Feld der Freiheit,<br />
nahm sich die Grenzen der Freiheit genauso vor wie ihre philosophischen Hintergründe,<br />
regelmäßig unterbrochen durch Zwischenapplaus.<br />
Er erinnerte daran, dass die Welt viel zufälliger abläuft, als wir uns das vorstellen<br />
können. Beispiel Aktienhandel: Das eigentliche Geheimnis von geheimen<br />
Erfolgsrezepten an der Börse sei, „dass es keine gibt. Und das ist gut so.<br />
Denn genau das ist Freiheit. Wenn alles vorausberechenbar wäre, würde das<br />
ja bedeuten, dass die Zukunft feststeht. Aber wenn alles vorherbestimmt ist,<br />
wo wäre dann die Freiheit? Freiheit gibt es nur um den Preis der Unberechenbarkeit.“<br />
Ebert kritisierte ferner die hierzulande gängige Armutsdefinition, die so genannte<br />
relative Armut, die sich am Durchschnittseinkommen aller Deutschen<br />
bemisst. Dazu lieferte er dem Publikum handgezeichnete Grafiken zur viel beschworenen<br />
Schere zwischen Arm und Reich. Natürlich gebe es in Deutschland<br />
Armut. Aber die habe nicht nur was mit Geld zu tun. „Als ich noch studiert<br />
habe, hatte ich so wenig Geld, dass ich locker unterhalb der Armutsgrenze<br />
war. Aber ich habe mich trotzdem nicht arm gefühlt.“<br />
Die Geschichte der Freiheit nannte Ebert eine „ziemliche Erfolgsstory“. Noch<br />
vor 100 Jahren habe es weltweit gerade mal 30 Demokratien gegeben. „Heute<br />
Große Aufmerksamkeit und viel Applaus in Hamburg. Der Kabarettist philosophiert über den<br />
Wert des Geldes.<br />
wird in 120 Nationen gewählt.“ Auch wenn da -<br />
runter Länder seien, „in denen eine Wahl was<br />
anderes bedeutet als bei uns: Simbabwe, Uganda,<br />
Italien…“<br />
Die bloße Tatsache, dass der Wille des Volkes in<br />
einer freien Wahl zum Ausdruck kommt, bedeute<br />
jedoch erst mal noch nicht viel. „Im Grunde genommen<br />
bedeutet Demokratie lediglich, dass zehn<br />
Füchse und ein Hase darüber abstimmen können,<br />
was es zum Abendessen gibt.“ Freiheit dagegen<br />
bedeute, dass der Hase mit einer Schrotflinte die<br />
Wahl anfechten kann.<br />
Vince Ebert bedauerte, dass der Wert der Freiheit<br />
in Deutschland einen schweren Stand hat. Zum<br />
Beispiel Meinungsfreiheit: Sobald irgendwo eine<br />
Lurch-Art gefährdet sei, „kann man‘s nicht erwarten,<br />
eine Bürgerinitiative zu gründen. Aber wenn<br />
dänische Karikaturisten mit dem Tode bedroht werden,<br />
wenn es also wirklich um die westlichen<br />
Werte der Freiheit geht, duckt man sich weg und<br />
faselt was von ,Respekt gegenüber anderen Kulturen'."<br />
Freiheit, schloss Vince Ebert seine Rede, bedeute<br />
nicht, das Richtige zu tun. Es sei besser, freiwillig<br />
ins Unglück zu laufen, als zu seinem Glück gezwungen<br />
zu werden. Sein Appell: „Machen Sie sich<br />
frei. Denn Freiheit ist alles!“ Boris Eichler
Ein Lebenswerk für die liberale Sache<br />
Wolfgang Mischnick zum 90.<br />
elde 5|2011<br />
Am 29. September wäre Wolfgang Mischnick 90<br />
Jahre alt geworden. Das Geheimnis seiner beispiellosen<br />
Karriere lag wohl darin, dass er die liberale<br />
Sache fast immer über die eigene Person stellte.<br />
Schon der junge Kriegsheimkehrer schloss sich<br />
1945 in Dresden nicht den Kommunisten an, sondern<br />
ging den steinigeren Weg bei den Liberaldemokraten.<br />
Als deren jugendpolitischer Sprecher widersetzte<br />
er sich den Machtgelüsten der SED und<br />
musste 1948 in den Westen fliehen. Dort begann<br />
er in der FDP seine politische Karriere erneut und<br />
wurde bald Landtags- und ab 1957 auch Bundestagsabgeordneter.<br />
1961 deutete alles auf eine ministerielle<br />
Karriere hin: Mischnick wurde jüngster<br />
Minister in der neuen CDU-FDP-Koalition, räumte<br />
aber schon 1963 seinen Kabinettsposten für den FDP-Vorsitzenden Mende.<br />
Doch der Karriereknick wurde zum Karriereschub: Mischnick zog in die Fraktionsführung<br />
ein und leitete ab 1968 die Bundestagsfraktion für rekordverdächtige<br />
23 Jahre! Während er innen- und außenpolitisch den Weg der Parteiführung<br />
treu begleitete, setzte er deutschlandpolitisch deutlich eigene Akzente,<br />
wobei seine vielfältigen Kontakte zur LDP(D) nicht überall wohl gelitten waren.<br />
Damit leistete Mischnick aber sehr wichtige Vorarbeiten für die Wiedervereinigung,<br />
speziell auch für die Einheit der deutschen Liberalen. Als Vollendung<br />
seiner eigenen Karriere empfand er die Wahl in den ersten gesamtdeutschen<br />
Bundestag als sächsischer Abgeordneter. Im Alter von 81 Jahren ist Wolfgang<br />
Mischnick 2002 in seiner hessischen Wahlheimat gestorben. J. F.<br />
Bürgermeisterwahl in Brandenburg<br />
In Brandenburg fanden im September Bürgermeisterwahlen statt. Klaus Rocher<br />
(Foto Mitte) bleibt in Rangsdorf unangefochten mit 71,61 % der Stimmen<br />
Bürgermeister. In seinem Wohnort Groß Machnow, in dem Klaus Rocher<br />
ehrenamtlicher Bürgermeister war, holte er sogar 90,66 Prozent der Stimmen.<br />
Ein eindeutiges Votum gab es auch für Bernd Lück (Foto links). Er<br />
bleibt Bürgermeister der Stadt Ketzin/Havel. Und der Verwaltungsfachmann<br />
Kai Knöpper (Foto rechts) wurde ebenfalls im ersten Wahlgang gegen zwei<br />
Mitbewerber mit 64,2 % zum Bürgermeister von Neuental gewählt.<br />
Gewählt wurde auch in Thüringen: Ulrich Wilke ist neuer ehrenamtlicher<br />
Bürgermeister in Niedersachswerfen. Auf den 58-jährigen Ulrich Wilke entfielen<br />
53,2 Prozent aller Stimmen.<br />
7. Deutscher Mittelstandstag am 4./5. November<br />
Am 4. November findet im Haus der Wirtschaft in Stuttgart der 7. Deutsche<br />
Mittelstandstag unter dem Motto „Chancen ergreifen" statt. Am 5. November<br />
folgt die 10. Bundesdelegiertenkonferenz mit Neuwahlen zum Bundesvorstand.<br />
Weitere Informationen unter www.mittelstandstag.org und per<br />
Mail info@liberaler-mittelstand.de.<br />
Foto: HNA, Peter Zerhau<br />
> Liberales<br />
Gedenken an Dr. Günter Rexrodt<br />
Ehrung zum 70. Geburtstag des langjährigen<br />
Bundeswirtschaftsministers, Berliner Senators<br />
und FDP-Präsidiumsmitglieds Dr. Günter Rexrodt:<br />
Mit einer Kranzniederlegung auf dem Berliner<br />
Waldfriedhof Heerstraße gedachten der FDP-Bundesvorsitzende<br />
und Bundeswirtschaftsminister<br />
Dr. Philipp Rösler, der FDP-Fraktionsvorsitzende<br />
Rainer Brüderle, der FDP-Schatzmeister Patrick<br />
Döring und der Berliner Landesvorsitzende Chris -<br />
toph Meyer des verdienten Liberalen. Günter<br />
Rexrodt hat die Politik der FDP maßgeblich geprägt,<br />
besonders dort, wo schwierige Aufgaben<br />
zu lösen waren. Er wirkte erfolgreich als Bundesschatzmeister<br />
und Mitglied des Präsidiums der<br />
FDP. 2001 führte er als Landesvorsitzender und<br />
Spitzenkandidat der Berliner Liberalen die FDP<br />
nach langjähriger Abwesenheit eindrucksvoll zurück<br />
ins Abgeordnetenhaus.<br />
40 Jahre Freiburger Thesen<br />
Am 25. Oktober 1971 begann in Freiburg ein dreitägiger<br />
FDP-Bundesparteitag, der sich tief in die<br />
liberale Erinnerung eingegraben hat. Das lag zum<br />
einen an dem dort beschlossenen Programm, den<br />
„Freiburger Thesen“. Zum anderen wurde erstmals<br />
die Funktion eines Generalsekretärs installiert<br />
und Karl-Hermann Flach in diese Position gewählt.<br />
Obwohl Flach gerade nicht an den Vorbereitungen<br />
des neuen Parteiprogramms mitgewirkt<br />
hatte, sondern sich in Freiburg erst wieder<br />
„zum Dienst zurück“ meldete, verbanden sich<br />
Programmbeschluss und Personalentscheidung<br />
zu einem allgemeinen Aufbruchsignal für den<br />
deutschen Liberalismus, zumal Flach die „Freiburger<br />
Thesen“ geschickt vermarktete. Aufsehen<br />
erregten weniger die Aussagen zu den zentralen<br />
Fragen Eigentumsordnung, Mitbestimmung, Vermögensbildung<br />
und Umweltpolitik, auch wenn<br />
letzteres als Thema von Parteiprogrammen überhaupt<br />
eine Novität war. Sondern es waren vor<br />
allem die von Werner Maihofer verfasste Einleitung<br />
und die vorgestellten vier Thesen zum Liberalismus<br />
allgemein, die den Freiburger Thesen<br />
den Charakter einer kraftvollen Neupositionierung<br />
der FDP verliehen. Die Partei fand damit<br />
überzeugend Anschluss an die seit den späten<br />
1960er-Jahren sich entfaltenden politischen Diskurse<br />
und gab zugleich der zwei Jahre zuvor gebildeten<br />
Regierung Brandt-Scheel das theoretisch-programmatische<br />
Fundament. J.F.<br />
Foto: Henning Schacht<br />
24
25<br />
> Liberale vor Ort elde 5|2011<br />
Liberale unterwegs im Land<br />
Viele Liberale nutzten die Sommermonate, um das Gespräch<br />
mit den Bürgerinnen und Bürgern zu suchen. Dabei ging es<br />
nicht nur darum, die Erfolge der FDP zu vermitteln und die<br />
Initiativen zu erläutern, sondern auch, sich die Probleme und<br />
Kritiken der Menschen anzuhören. Die elde-Redaktion fragte<br />
in den Ländern nach, was dabei besonders interessant war:<br />
Bei einer zweitägigen Bratwurst-Tour der FDP Bayern<br />
durch Oberfranken suchten der bayerische Wirtschafts -<br />
minister Martin Zeil und der FDP-Fraktionsvorsitzende<br />
im Bayerischen Landtag, Thomas Hacker, am 22. und<br />
23. August das Gespräch mit den Bürgern und der<br />
ortsansässigen Wirtschaft.<br />
Bei der Eröffnung von Strandresidenzen in Binz konnte Gino Leonhardt<br />
(2.v.l.) gemeinsam mit Guido Zöllick und Uwe Barsewitz<br />
vom Hotel- und Gaststättenverband feststellen: „Selten war die<br />
Richtigkeit der Senkung der Mehrwertsteuer auf Übernachtungen<br />
so eindeutig wie nach diesem verregneten Sommer. Ohne die verringerten<br />
Abgaben wäre die Bilanz schlechter ausgefallen.“<br />
Eine Fahrradtour durch seinen Wahlkreis Münster nutzte der FDP-NRW-<br />
Landesvorsitzende und Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr im August,<br />
um Landes- und Hauptstadtjournalisten seine Heimat zu zeigen.<br />
Auf dem Programm, das auch die Übernachtung in einem münsterländischen<br />
Landhotel beinhaltete, standen u. a. die Besichtigung des KiTa-<br />
Neubaus der Universität Münster und das Gespräch mit der Firmenleitung<br />
eines hochinnovativen mittelständischen Unternehmens.<br />
Eine Sommertour durch das Land Brandenburg veranstaltete die<br />
FDP-Landtagsfraktion unter Leitung von Landeschef Gregor Beyer<br />
(links) und Fraktionschef Andreas Büttner (2.v.r.). Sechs Tage lang<br />
waren die Abgeordneten zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit der<br />
Pferdekutsche unterwegs.<br />
Im Kampf um den Sieg am Tischkicker war der Landesvorstand<br />
der Jungen Liberalen in Sachsen-Anhalt gern dabei. Sie unterstützten<br />
Jens Ackermann bei seinen Gesprächen in Magdeburg<br />
während der Deutschlandtour der FDP-Bundestagsfraktion.
Bei einem Besuch in den bayerischen Alpen nutzte die<br />
kommunalpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion,<br />
Vorsitzende des Parlamentsfinanzausschusses<br />
und Tierärztin, Dr. Birgit Reinemund, die Chance, „endlich<br />
wieder einmal echten Stallgeruch zu schnuppern“.<br />
Ihren ersten kulturellen Sommerabend veranstaltete<br />
die FDP St.Arnual im Saarland mit eindrucksvollem<br />
Live-Jazz einer Nachwuchsband auf dem<br />
Marktplatz. Trotz des Regens und der Verlegung<br />
der Veranstaltung nach innen in die Räumlichkeiten<br />
des anliegenden Gasthauses kam es zu einem<br />
regen Gedankenaustausch.<br />
elde 5|2011<br />
Beim Besuch eines Windparks in der Nordsee<br />
informierte sich der niedersächsische<br />
Umweltminister Hans-Heinrich Sander<br />
(links) über die Chancen des Bundeslandes<br />
bei der erneuerbaren Energie. „Sander<br />
macht keinen Wind, er lässt Wind machen",<br />
scherzte er im Gespräch mit den Betreibern<br />
der Anlage. Außerdem standen Wolfsgehege,<br />
Naturparks sowie Werkbesichtigungen<br />
auf dem Reiseplan der Sommertour.<br />
Ihre traditionelle Motorradtour führte die 15<br />
Biker der Sachsen-FDP mit Landeschef Holger<br />
Zastrow (Mitte) an der Spitze in den<br />
Nordosten der Republik. Vom 24. bis 28. August<br />
unterstützten die Liberalen in einer<br />
1400 Kilometer langen Schleife die Freunde<br />
in Mecklenburg-Vorpommern im Wahlkampf.<br />
Zum Auftakt des Landtagswahlkampfes<br />
in Berlin protestierten<br />
die Wahlkämpfer in der Hauptstadt<br />
unter Leitung von Landeschef<br />
Christoph Meyer (Mitte)<br />
gegen die Öffnungszeiten im<br />
Berliner Hauptbahnhof.<br />
> Liberale vor Ort<br />
26<br />
Im Rahmen der 14-tägigen<br />
Sommertour machte die FDP-<br />
Landtagsfraktion Hessen auch<br />
Halt beim Automobilhersteller<br />
Opel. Nach einem Gespräch<br />
mit Vertretern des Vorstands<br />
u. a. zum Thema Elektromobilität<br />
und einer Probefahrt mit<br />
dem Opel Ampera besichtigten<br />
die Abgeordneten auch die<br />
Oldtimerwerkstatt. Alexander<br />
Noll und Wilhelm Reuscher<br />
lassen sich vom Oldtimer-<br />
Werkstattleiter in einem Opel<br />
von 1920 chauffieren.<br />
Eine neue Druckmaschine in der Digitaldruckerei<br />
HIQ in Uder/Schönau setzten der thüringische<br />
FDP-Landtagsfraktionschef Uwe Barth (vorn<br />
rechts) und Matthias Bollwahn, FDP-Fraktionschef<br />
in Heiligenstadt, während ihrer diesjährigen<br />
Sommerreise in Gang.
27<br />
> Liberales<br />
Kulturfrühstück in Rostock-Warnemünde<br />
„Kunst und Kultur sind<br />
so wichtig, weil sie<br />
die Grundlage der<br />
geis tigen Entwicklung<br />
einer Gesellschaft dar -<br />
stellen“: Dafür erhielt<br />
Bundesaußenminister<br />
Dr. Guido Westerwelle als Hauptredner des 56. Kulturfrühstücks der FDP-<br />
Bundestagsfraktion in Rostock-Warnemünde am 21. August 2011 viel Beifall.<br />
Christian Ahrendt (links im Bild), Parlamentarischer Geschäftsführer der<br />
Fraktion, sowie der kulturpolitische Sprecher, Reiner Deutschmann, luden<br />
Kulturschaffende aus Mecklenburg-Vorpommern ein, um mit ihnen über das<br />
Thema „Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik mit Blick auf das Baltikum“<br />
zu diskutieren. Die zahlreichen Gäste, die sich an diesem schönen Sommertag<br />
im Kurhaus Warnemünde mit Blick auf die Ostsee eingefunden hatten,<br />
erlebten einen spannenden und abwechslungsreichen Sonntagvormittag.<br />
„Kunst und Kultur", so der Bundesaußenminister, „spiegeln den Zustand<br />
einer Gesellschaft wider: Wie Regierungen mit Künstlern und Intellektuellen<br />
umgehen, ist immer auch Gradmesser für Demokratie und Menschenrechte<br />
im Land.“<br />
Wolfram Dette ausgezeichnet<br />
30 Jahre im Dienste seiner Stadt und des Landes Hessen: Wetzlars Oberbürgermeister<br />
Wolfram Dette hat von der Landesregierung den Hessischen Verdienstorden<br />
erhalten. Bei der Übergabe<br />
der Auszeichnung sagte Minis -<br />
terpräsident Volker Bouffier, die<br />
Tugenden, die er schon an dem Studenten<br />
Dette geschätzt habe –<br />
Standfestigkeit, Geradlinigkeit und<br />
Zielstrebigkeit – habe dieser auch in<br />
seine politische Arbeit eingebracht.<br />
Die Verleihung des Ordens sporne<br />
ihn an, weiter zum Wohle von Wetzlar<br />
und seiner Bürger zu arbeiten, so Dette. Foto (v.l.): Volker Bouffier, Gundi<br />
und Wolfram Dette sowie FDP-Präsidiumsmitglied Jörg-Uwe Hahn auf dem<br />
Magistratsempfang in Wetzlar.<br />
Foto: Imke Janssen-Mignon<br />
Schneller zum Bootsführerschein<br />
elde 5|2011<br />
Auf Initiative des FDP-Bundestagsabgeordneten<br />
Tors -<br />
ten Staffeldt veranstalteten<br />
FDP und CDU/CSU eine Anhörung<br />
zum Sportbootführerschein. Die Mehrheit<br />
der geladenen Experten unterstützt die<br />
Reformpläne der Koalition. Der Zugang zum<br />
Sportbootführerschein soll erleichtert, Wettbewerbsnachteile<br />
gegenüber europäischen Nachbarländern<br />
sollen abgebaut, gleichzeitig Sicherheitsstandards<br />
aufrechterhalten werden. Die Koalition verspricht sich davon<br />
eine bessere Entwicklung des Wassersports und des Tourismus. Noch in diesem<br />
Jahr soll das Eckpunktepapier der Verkehrsarbeitsgruppen der Koalition<br />
als Antrag in den Bundestag eingebracht werden.<br />
Generationen im Dialog<br />
Anlässlich seines 10-jährigen Jubiläums führte<br />
der Bundesverband Liberale Senioren zusammen<br />
mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit<br />
am 9. Juli in Stuttgart eine Podiumsdiskussion<br />
mit Vertretern aus drei Generationen durch.<br />
Am Nachmittag wurde ein neuer Bundesvorstand<br />
gewählt: Neuer Vorsitzender ist Detlef Parr<br />
(Mitte), Stellvertreter sind Dr. Kurt Sütterlin<br />
(links) und Eckart Georg (rechts).<br />
Besucherfahrt speziell für Familien<br />
Premiere im Bundestag: Erstmals<br />
wurde eine Besucherfahrt<br />
organisiert, die sich<br />
speziell an Familien mit Kindern<br />
richtete. Die Idee dazu hatte Miriam Gruß,<br />
familienpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion.<br />
So waren 50 Besucher aus der Region<br />
Augsburg zu Gast in Berlin und erlebten ein<br />
ganz besonderes Programm: Im Deutschen Historischen<br />
Museum und im Reichtagsgebäude gab<br />
es beispielsweise eine Führung speziell für Kinder<br />
und in Babelsberg konnten Kinder und Eltern hinter<br />
die Kulissen der Filmbranche blicken.<br />
elde Impressum<br />
Herausgeber: Rainer Brüderle und Christian Lindner; Chef -<br />
redakteur: Wulf Oehme; stv. Chefredakteure: Beatrix Brodkorb,<br />
Kathrin Klawitter; Redaktion: Roland Kowalke; Redak -<br />
tionelle Mitarbeit: Birte Betzendahl, Ralf Breitgoff, Thomas<br />
Diener, Christopher Gohl, Daniel Kölle, Gabriele Renatus,<br />
Cars ten Reymann, Dr. Lars-André Richter, Thomas Scheffler,<br />
Thomas Volkmann; Anschrift der Redaktion: Thomas-Dehler-<br />
Haus Berlin, Reinhardt str. 14, 10117 Berlin, Postfach 04 03 49,<br />
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(030) 27 57 28 79, Telefax: (030) 27 57 28 80; Verlag: Universum<br />
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Cicero Ge sell schaft für Werbung und Kommuni kation mbH,<br />
Wiesbaden; Gesamt her stellung: altmann-druck GmbH, Berlin;<br />
elde erscheint sechsmal im Jahr und wird für die FDP-Mit -<br />
glie der im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung eines<br />
besonderen Bezugs preises geliefert. Jahres bezugs preis sonst<br />
25 Euro inkl. MwSt. und Versand.
elde will’s wissen<br />
Was ist Ihr Lebensmotto?<br />
Ihr Lieblingsprojekt?<br />
Als Kind wollten Sie sein wie …?<br />
Und heute?<br />
Was können Sie richtig gut?<br />
Was können Sie absolut nicht?<br />
Was können Sie absolut nicht leiden?<br />
Mit wem würden Sie gern mal die<br />
Rolle tauschen?<br />
Und mit wem nicht?<br />
Wo zappen Sie konsequent weg?<br />
Wie konsequent sind Sie überhaupt?<br />
Was sagt man Ihnen nach?<br />
Was sollte man Ihnen nachsagen?<br />
Was war Ihr schönstes Geschenk?<br />
Welches Geschenk von Ihnen hat die<br />
größte Freude ausgelöst?<br />
Was würden Sie auf eine<br />
Robinson-Insel mitnehmen?<br />
Wie entspannen Sie?<br />
Was wäre Ihre Traumreise?<br />
Was haben Sie zuletzt geträumt?<br />
Wovor fürchten Sie sich?<br />
Ein Stichwort für den Autor<br />
Ihrer Nobelpreis-Laudatio?<br />
Ihr Leibgericht?<br />
Können Sie das auch kochen?<br />
Mit wessen Hilfe am liebsten?<br />
Ihr schrägster Einkauf?<br />
Was bereuen Sie?<br />
Wer putzt Ihre Schuhe?<br />
> Fragebogen<br />
Gib mir die Kraft zu ändern, was ich zu ändern vermag, zu akzeptieren,<br />
was ich nicht ändern kann und die Weisheit, zwischen beidem zu unterscheiden.<br />
Derzeit meine Terrasse zu begrünen – ist aber erst ganz am Anfang.<br />
Batman.<br />
So, wie ich bin – nur ohne meine Fehler.<br />
Eins und eins zusammenzählen.<br />
Smalltalk länger als 15 Minuten ertragen.<br />
Kultivierte Borniertheit.<br />
Harald Schmidt.<br />
Allen anderen.<br />
Überall da, wo es blutig wird, und bei Horrorfilmen.<br />
Keine Regel ohne Ausnahme.<br />
Das muss ich noch in Erfahrung bringen.<br />
Nur Gutes, und wenn das nicht geht, die Wahrheit.<br />
Ein Lächeln in schwierigen Zeiten.<br />
Eine Spielzeugtrompete. Die Freude war groß beim Geburtstagskind,<br />
nicht bei dessen Eltern.<br />
Zahlreiche Bücher, eine Hängematte, ein Satellitentelefon<br />
inkl. Solarakku und ein Flugticket nach Hause.<br />
Möglichst lange, aber viel zu selten.<br />
Einmal ins Weltall und zurück.<br />
Dass Politik durchweg von Vernunft und Sachverstand geleitet wird.<br />
Dass den Menschen, die ich liebe, etwas zustößt.<br />
Phantasie.<br />
elde 5|2011<br />
Diesmal: Alexander Alvaro, Europaabgeordneter und Mitglied im FDP-Präsidium<br />
Alexander Alvaro (36) ist deutscher und portugiesischer Staatsangehöriger, er wuchs in Australien<br />
und Deutschland auf. Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre zum Bankkaufmann und studierte<br />
Jura an den Universitäten Bremen, Mannheim, Lausanne und Düsseldorf. Von 2000 bis 2005 war<br />
er Mitglied des Bundesvorstandes der Jungen Liberalen, zuletzt als stellvertretender Bundesvorsitzender.<br />
Seit acht Jahren vertritt er die FDP im Bundesvorstand und seit diesem Jahr im Präsidium<br />
der Liberalen. Am 13. Juni 2004 wurde Alexander Alvaro als Europaabgeordneter erstmals in das<br />
Europäische Parlament gewählt, wo er vorrangig für Bürgerrechte, Datenschutz und innere<br />
Sicherheit zuständig ist und Berichterstatter für die e-Privacy-Richtlinie war. Derzeit ist er stellvertretender<br />
Vorsitzender des Haushaltsausschusses.<br />
Confit de canard mit Rosmarinkartoffeln, dazu ein guter Bordeaux.<br />
Da gehört nicht viel zu, ja.<br />
Meiner Freundin und meinen besten Freunden.<br />
Ein grandioses Hawaiihemd.<br />
Mich nicht zweiteilen zu können.<br />
Ich komme nicht darum herum, es selber zu tun.<br />
28
Friedrich Naumann<br />
STIFTUNG FÜR DIE FREIHEIT<br />
Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ist im<br />
In- und Ausland aktiv. Unsere Auslandsarbeit ist Teil<br />
der außen- und entwicklungspolitischen Zusammenarbeit<br />
der Bundesrepublik Deutschland. Der Grundwert<br />
der Freiheit leitet unsere gesamte Arbeit. Wir wollen<br />
mit unseren Projekten einen Beitrag dazu leisten, dass<br />
die Menschen überall auf der Welt in Freiheit, Würde<br />
und Frieden leben können. Gemeinsam mit unseren<br />
Partnern, zu denen liberale politische Parteien, Think-<br />
Tanks und vielfältige andere Nichtregierungsorganisationen<br />
gehören, unterstützen wir die Entwicklung demokratischer<br />
und rechtsstaatlicher Institutionen sowie<br />
den Aufbau offener Marktwirtschaften. Durch die Verbreitung<br />
bewährter liberaler Konzepte leisten wir auch<br />
einen Beitrag dazu, dass immer mehr Menschen die<br />
Chance erhalten, sich Wohlstand zu erarbeiten.<br />
Die Stimme der Freiheit.<br />
Weltweit.<br />
Entwicklungspolitik ist dabei für uns keine Einbahnstraße.<br />
Wir setzen auf den offenen Dialog und bringen<br />
erfolgreiche Politikmodelle aus den Projektländern auch<br />
in die deutsche Diskussion ein. Heute arbeitet die<br />
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in sieben<br />
Regionalbüros, 44 Projektbüros und über 60 Projektländern<br />
weltweit. Über 100 Einzelprojekte werden von<br />
mehr als 250 engagierten Mitarbeitern in den jeweiligen<br />
Projektregionen umgesetzt. Zuwendungsgeber sind<br />
das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung, das Auswärtige Amt, in zunehmendem<br />
Maße die Europäische Union und weitere<br />
Akteure der Entwicklungspolitik.<br />
freiheit.org