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23<br />
> Friedrich – Naumann – Stiftung<br />
für die Freiheit<br />
Vince Ebert beim Parforceritt über das<br />
Feld der Freiheit.<br />
Vince Ebert:<br />
„Machen Sie sich frei. Denn Freiheit ist alles!"<br />
Rede zur Freiheit in Hamburg<br />
elde 5|2011<br />
Wenn ein deutscher Kabarettist sein Bühnenprogramm „Freiheit ist alles"<br />
nennt, prädestiniert ihn das dazu, eine „Rede zur Freiheit" zu halten. Vince<br />
Ebert hat dies auf Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit<br />
Mitte September in Hamburg im Haus der Patriotischen Gesellschaft getan.<br />
Zugegeben, auf den ersten Blick passt Ebert nicht in die lange Reihe seiner<br />
Vorredner, zu denen Peter Sloterdijk, Joachim Gauck oder Hans-Jürgen Papier<br />
gehören. Wer allerdings erwartet hatte, von ihm Comedy statt Philosophie<br />
vorgesetzt zu bekommen, wurde aufs Angenehmste enttäuscht: Ebert lieferte<br />
beides. Er setzte an zu einem Parforceritt über das weite Feld der Freiheit,<br />
nahm sich die Grenzen der Freiheit genauso vor wie ihre philosophischen Hintergründe,<br />
regelmäßig unterbrochen durch Zwischenapplaus.<br />
Er erinnerte daran, dass die Welt viel zufälliger abläuft, als wir uns das vorstellen<br />
können. Beispiel Aktienhandel: Das eigentliche Geheimnis von geheimen<br />
Erfolgsrezepten an der Börse sei, „dass es keine gibt. Und das ist gut so.<br />
Denn genau das ist Freiheit. Wenn alles vorausberechenbar wäre, würde das<br />
ja bedeuten, dass die Zukunft feststeht. Aber wenn alles vorherbestimmt ist,<br />
wo wäre dann die Freiheit? Freiheit gibt es nur um den Preis der Unberechenbarkeit.“<br />
Ebert kritisierte ferner die hierzulande gängige Armutsdefinition, die so genannte<br />
relative Armut, die sich am Durchschnittseinkommen aller Deutschen<br />
bemisst. Dazu lieferte er dem Publikum handgezeichnete Grafiken zur viel beschworenen<br />
Schere zwischen Arm und Reich. Natürlich gebe es in Deutschland<br />
Armut. Aber die habe nicht nur was mit Geld zu tun. „Als ich noch studiert<br />
habe, hatte ich so wenig Geld, dass ich locker unterhalb der Armutsgrenze<br />
war. Aber ich habe mich trotzdem nicht arm gefühlt.“<br />
Die Geschichte der Freiheit nannte Ebert eine „ziemliche Erfolgsstory“. Noch<br />
vor 100 Jahren habe es weltweit gerade mal 30 Demokratien gegeben. „Heute<br />
Große Aufmerksamkeit und viel Applaus in Hamburg. Der Kabarettist philosophiert über den<br />
Wert des Geldes.<br />
wird in 120 Nationen gewählt.“ Auch wenn da -<br />
runter Länder seien, „in denen eine Wahl was<br />
anderes bedeutet als bei uns: Simbabwe, Uganda,<br />
Italien…“<br />
Die bloße Tatsache, dass der Wille des Volkes in<br />
einer freien Wahl zum Ausdruck kommt, bedeute<br />
jedoch erst mal noch nicht viel. „Im Grunde genommen<br />
bedeutet Demokratie lediglich, dass zehn<br />
Füchse und ein Hase darüber abstimmen können,<br />
was es zum Abendessen gibt.“ Freiheit dagegen<br />
bedeute, dass der Hase mit einer Schrotflinte die<br />
Wahl anfechten kann.<br />
Vince Ebert bedauerte, dass der Wert der Freiheit<br />
in Deutschland einen schweren Stand hat. Zum<br />
Beispiel Meinungsfreiheit: Sobald irgendwo eine<br />
Lurch-Art gefährdet sei, „kann man‘s nicht erwarten,<br />
eine Bürgerinitiative zu gründen. Aber wenn<br />
dänische Karikaturisten mit dem Tode bedroht werden,<br />
wenn es also wirklich um die westlichen<br />
Werte der Freiheit geht, duckt man sich weg und<br />
faselt was von ,Respekt gegenüber anderen Kulturen'."<br />
Freiheit, schloss Vince Ebert seine Rede, bedeute<br />
nicht, das Richtige zu tun. Es sei besser, freiwillig<br />
ins Unglück zu laufen, als zu seinem Glück gezwungen<br />
zu werden. Sein Appell: „Machen Sie sich<br />
frei. Denn Freiheit ist alles!“ Boris Eichler