elde511_RZ:Layout 1 - Elde Online
elde511_RZ:Layout 1 - Elde Online
elde511_RZ:Layout 1 - Elde Online
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
21<br />
Anzeige<br />
> Bildung elde 5|2011<br />
Das „Bologna“ der beruflichen Bildung ist auf dem Weg<br />
„Kopenhagen“ heißt die Devise, wenn es darum<br />
geht, die berufliche Aus- und Weiterbildung fit für<br />
die Zukunft zu machen. Wie seinerzeit „Bologna“<br />
durch die Schaffung eines europäischen<br />
Hochschulraums die Beschäftigungsfähigkeit<br />
der EU-Bürger verbessern<br />
sollte, soll der 2002 von<br />
den europäischen Bildungsminis -<br />
tern in Gang gesetzte „Kopenhagen-Prozess“<br />
Gleiches durch mehr<br />
Kooperation in der beruflichen Bildung<br />
erreichen. Im Juni forderte das<br />
Europäische Parlament die Mitgliedstaaten<br />
auf, die Maßnahmen im Be- Nadja Hirsch<br />
reich der beruflichen Bildung endlich<br />
umzusetzen:<br />
> Grenzüberschreitende Angebote sollen zumindest<br />
optionaler Bestandteil der beruflichen Bildung<br />
sein. Die Anerkennung von im Ausland<br />
erworbenen Lernergebnissen ist dafür ausschlaggebend.<br />
> Strukturelle Reformen müssen für mehr Qualität<br />
sorgen. Ein duales System wie in Deutsch-<br />
Bildung ist unsere wichtigste Ressource<br />
Gerade vor dem Hintergrund der demographischen<br />
Entwicklung unserer Gesellschaft sind eine sehr<br />
gute Bildung junger Menschen und das lebenslange<br />
Lernen aller Menschen von herausragender<br />
Bedeutung für die Innovations- und Zukunftsfähigkeit<br />
Deutschlands. Deutschland hat keine natür -<br />
lichen Rohstoffe in nennenswertem Umfang, so<br />
muss es viel mehr auf die Talente und Fähigkeiten<br />
seiner Menschen setzen. Bildung<br />
ist damit zweierlei: Das Versprechen<br />
einer Chance auf gesellschaftlichen<br />
Aufstieg und die entscheidende<br />
Zukunftsressource<br />
unseres Landes.<br />
Die tendenziell schrumpfende Bevölkerung,<br />
Hürden auf dem Weg<br />
zu einer höheren Ausbildung,<br />
aber auch der in bestimmten Berufsgruppen<br />
zu beobachtende Sebastian Blohm<br />
Exodus hochqualifizierter Fachkräfte<br />
führt zum heute allseits sichtbaren Phänomen<br />
des Fachkräftemangels. Unter diesen Bedingungen<br />
wird die optimale Förderung aller Talente,<br />
insbesondere angesichts des sich verschärfenden<br />
globalen Wettbewerbs, zur entscheidenden Zukunftsfrage<br />
unseres Landes.<br />
Ein wichtiger Schlüssel sind Bildungschancen für<br />
alle Heranwachsenden, unabhängig von sozialem<br />
Hintergrund und Herkunft. Verschiedene Untersu-<br />
land ist selten. Oft ist die Aus- und Weiterbildung nur schlecht in den Bildungszyklus<br />
integriert oder mit der Arbeitswelt verzahnt.<br />
> Die Nachfrage nach Gering- und Nichtqualifizierten nimmt ab. Deshalb<br />
muss die berufliche Bildung flexibler werden und die Potenziale<br />
von Geringqualifizierten, Migranten, Arbeitssuchenden,<br />
Menschen mit Behinderungen sowie Schulabbrechern fördern.<br />
Menschen mit geringem Einkommen könnten durch ein<br />
Gutscheinsystem Zugang zur Weiterbildung erhalten.<br />
> Ausbildungsangebote in Modulform können helfen, diese<br />
besser in die verschiedenen Lebensstadien der Menschen einzupassen.<br />
> Instrumente wie der Europäische Qualifikationsrahmen sollen<br />
die berufliche Bildung transparenter und vergleichbarer<br />
machen, müssen aber konsequent umgesetzt und angewandt<br />
werden.<br />
Für einen europäischen Arbeitsmarkt mit einer mobilen Arbeitnehmerschaft<br />
ist die berufliche Bildung eine, wenn nicht die wichtigste Voraussetzung. Das<br />
„Bologna der beruflichen Bildung“ ist auf dem Weg. Als Liberale bringen wir<br />
die Erfahrungen aus dem Bologna-Prozess konstruktiv ein und unterstreichen<br />
die enormen Chancen für Arbeitnehmer und Unternehmen.<br />
Nadja Hirsch, FDP-Europaabgeordnete und Initiatorin<br />
des Entschließungsantrags des Europäischen Parlaments zur Beruflichen Bildung<br />
chungen haben jedoch gezeigt: In kaum einem anderen europäischen Land<br />
hängt der Bildungserfolg so stark von der sozialen Herkunft ab wie bei uns.<br />
Dies gilt insbesondere für den Zugang zu einer universitären Ausbildung.<br />
Dies untermauert eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD)<br />
im Auftrag des Reemtsma Begabtenförderungswerkes unter 2.968 repräsentativ<br />
ausgewählten Studierenden aller Fachrichtungen. Ohne die Unterstützung<br />
der Eltern und studienbegleitende Erwerbsarbeit, wäre demnach für die meisten<br />
Studierenden ein Hochschul-Abschluss nicht finanzierbar. So sichern die<br />
Eltern bei 61 Prozent der Studierenden einen Teil des benötigten<br />
Einkommens, 56 Prozent tragen durch Jobben zur Finanzierung<br />
bei. Eine marginale Rolle spielen nach wie vor Stipendien: Lediglich<br />
fünf Prozent der Befragten finanzieren ihr Studium ganz oder<br />
in Teilen durch ein Stipendium.<br />
Die mit der Einführung des Deutschland-Stipendiums verbundenen<br />
Hoffnungen der Studierenden haben sich - was die Quantität<br />
der Förderung betrifft - bislang nicht erfüllt: Die Möglichkeit, ein<br />
Stipendium zu erhalten, schätzen die meis ten Befragten heute<br />
weniger aussichtsreich ein als noch vor einem Jahr. Nur noch gut<br />
ein Drittel der Befragten (36 Prozent) beurteilt die Chancen auf<br />
ein Stipendium als „sehr groß“ oder „eher groß“. Bei einer Umfrage<br />
vor einem Jahr vertraten noch 53 Prozent diese Meinung. Mehr als die<br />
Hälfte der Studierenden (54 Prozent) fordert, bei der Stipendienvergabe die finanzielle<br />
Situation bzw. die Bedürftigkeit des Antragstellers stärker zu berücksichtigen.<br />
Es muss uns gelingen, allen jungen Talenten und hochqualifizierten Leistungsträgern<br />
im Land attraktive Rahmenbedingungen und Aufstiegschancen zu bieten.<br />
Sonst fehlen Deutschland in Zukunft zunehmend intelligente Köpfe im globalen<br />
Wettbewerb. Dies zeigt die Studie überdeutlich.<br />
Sebastian Blohm, stellvertretender Vorsitzender des Reemtsma Begabtenförderungswerks