1 Aufgabenstellung - Deutsche Geodätische Kommission
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8 1 <strong>Aufgabenstellung</strong><br />
Die getroffene Wahl des Anfangszeitpunktes der Betrachtung ist auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll, da die Fördermenge<br />
im »Ruhrrevier« vor dieser Zeit mit weniger als 10 Millionen t/a noch sehr niedrig war (Tab. 1, nach<br />
[Reuss 1892]).<br />
Obgleich der Umfang makropetrographischer Erfassungen sowohl örtlich als auch zeitlich sehr unterschiedlich ist, ist<br />
doch –bis auf wenige Kriegs- und Krisenzeiten– davon auszugehen, daß sich dieser in der Menge der geförderten Kohle<br />
widerspiegelt (Abb. 1, nach [Reuss 1892], [Vowinkel 1942], [OBA Do 1958], [Jahrbuch 1963], [Jahrbuch 1966],<br />
[Leonhardt 1981], [GVSt 1993], [GVSt 1994], [GVSt 1995], [GVSt 1996], [GVSt 1997] und [RAG 1998], [GVSt<br />
2001]). Insofern ist für die Aussagefähigkeit der makropetrographischen Informationen im Rißwerk die Fördermenge<br />
eine gewisse Vergleichsgröße. Für den Betrachtungszeitraum 1865 bis 2000 mit einer Gesamtfördermenge von 9884<br />
Mio. t entfallen weniger als 2% auf die letzten fünf Jahre. Eine Betrachtung der in diesem kurzen Zeitraum durchgeführten<br />
Erfassungen hat deshalb für die <strong>Aufgabenstellung</strong> der Arbeit nur eine recht unwesentliche Aussagekraft.<br />
Die Themenstellung enthält das Wort „Aussagefähigkeit“. Der Begriff „Aussagefähigkeit“ betrifft die Bereiche der<br />
makropetrographischen Erfassung und Darstellung dieser Informationen im Rißwerk. Die Betrachtung der Semantik des<br />
Wortes Aussagefähigkeit umfaßt die Bedeutungen des Wortes „Aussage“ auf zwei Ebenen: Im mathematischen Sinne<br />
[Lex 1981] kann einer Aussage eindeutig ein Wahrheitswert zugeordnet werden, und auf der anderen Ebene kann die<br />
Bedeutung des Wortes „Aussage“ in Richtung Gehalt, Substanz und Inhalt im Sinne von ausgedrücktem Inhalt verstanden<br />
werden [Thes 1990].<br />
Das Wort „Fähigkeit“ [Thes 1990] bedeutet im allgemeinen befähigt sein oder vermögen.<br />
Im Gesamtkontext der Arbeit meint das Wort Aussagefähigkeit das Vermögen, inwieweit der Inhalt des Rißwerks dem<br />
Betrachter eine objektive Aussage erlaubt oder kurz: Wie aussagefähig sind diese Informationen für den Betrachter,<br />
unabhängig von dessen Fragestellung oder von betrieblichen Anforderungen? Die Beantwortung dieser Frage ist wesentlich,<br />
weil zukünftige Anforderungen in der Regel noch nicht bekannt sind.<br />
Die Aufgabe der Arbeit ist es das Rißwerk besser nutzen zu können.<br />
Der Begriff „nutzen“ hat somit in diesem Zusammenhang zwei Aspekte, nämlich den der besseren Interpretation der<br />
bereits vorhandenen Rißwerke und denjenigen der besseren Gestaltung zukünftiger Rißwerke. Der erstgenannte Aspekt<br />
ist natürlich auch für zukünftige Aktivitäten des Bergbaus von Bedeutung, da bereits vorhandene Informationen besser<br />
verstanden und genutzt werden können.<br />
Aus dieser Arbeit soll sich eine bessere Beurteilung des Rißwerks ergeben, und diese Arbeit soll für die Zukunft Anregungen<br />
für bessere Informationsgrundlagen bei der Planung und Nutzung der Lagerstätte geben.<br />
Ziel der Arbeit soll es weiterhin sein, Folgerungen für die im Rißwerk darzustellenden Gesteine zu ziehen, so daß die<br />
gegenwärtigen und möglichst auch die zukünftigen Anforderungen erfüllt werden können.<br />
In der Arbeit werden Gesteinsarten allein im Hinblick auf makropetrographische Gesichtspunkte betrachtet; es erfolgt<br />
also keine Betrachtung von Gesteinsarten, deren Benennung von stratigraphischer, genetischer, lokaler oder anwendungsbezogener<br />
Natur ist, wie zum Beispiel Liegendschiefer oder Werksandstein.<br />
Auch sind paläontologische Betrachtungen und „Sondererscheinungen“ 3 nicht Gegenstand dieser Arbeit.<br />
3<br />
Hierzu zählen: Erdgas [Kukuk 1938]. Erdölartige Erscheinungen wie Erdöl [Kukuk 1909a], [Kukuk 1924c], auf den Zechen Holland, Ludwig,<br />
Ewald-Fortsetzung I/II/III und Consolidation [Kukuk 1938] und Erdölspuren [Kukuk 1938], Petroleum [Kukuk 1909a], asphaltähnlicher<br />
Schmierstoff [Kukuk 1924c], weiches Erdpech bzw. Ozokerit [Kukuk 1909a], Erdwachs auf Zeche Rheinpreussen I/II „unterhalb von Flöz C“<br />
sowie „zwischen Flöz Gretchen und Gustav“ auf der Zeche Prosper I/II „rund 110m unter Flöz Katharina“ [Kukuk 1938].<br />
Sand (Lockergestein) wurde über dem Flöz 20 der Zeche Victoria bei Lünen gefunden [Kukuk 1938].<br />
Edelmetalle (Silber, Gold und Platin) [Kukuk 1938] sowie der nur an einer Stelle, nämlich über Flöz Sonnenschein auf der 80-m-Sohle auf der<br />
Zeche Massener Tiefbau (nicht mehr zugänglich) aufgeschlossenen Stinkdolomit, als ein in einem weichen, krümeligen und feuchten Sandstein<br />
eingebettetes, faust- bis kopfgroßes Kalk- oder Dolomitgeröll eines teils sandigkieseligen, teils quarzitischen Gesteins [Kukuk 1924b].<br />
„Das Vorkommen von Kalksteinen in der productiven Steinkohlenformation ist eine Seltenheit.“ [Geinitz, Fleck, Hartig 1865].