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hbsc/18 - Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und ...

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Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Mädchen <strong>und</strong> Knaben sich klar in ihrem<br />

Ges<strong>und</strong>heitstatus, ihrem Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Risikoverhalten <strong>und</strong> den ihnen zur Verfügung<br />

stehenden Bewältigungsmechanismen unterscheiden.<br />

Für das Ziel der Ges<strong>und</strong>heitspolitik, allen Mädchen <strong>und</strong> Knaben ein ges<strong>und</strong>es Leben zu<br />

ermöglichen leitet sich aus Sicht der Public Health Forschung daraus weniger eine auf das<br />

Individuum gerichtete Strategie ab als das Schaffen von Lebensumfeldern <strong>und</strong> Strukturen,<br />

die das ermöglichen. Dazu gehört unter anderem der gleiche Zugang zum<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgungssytem, eine anti-diskriminierende Ges<strong>und</strong>heitspolitik, <strong>und</strong> die<br />

selben Partizipationsmöglichkeiten <strong>für</strong> Frauen <strong>und</strong> Männer, Mädchen <strong>und</strong> Knaben auf allen<br />

Entscheidungsebenen.<br />

Politische Strategien sollten zunächst darauf fokussieren, die Ungleichheiten auszugleichen,<br />

indem in Anlehnung an die Forderung der Jakarta declaration die sozialen, ökonomischen<br />

<strong>und</strong> Umweltbedingungen, welche Ges<strong>und</strong>heit determinieren, verändert werden. Dies<br />

bedeutet die höhere Mortalität von Knaben, die höhere Morbidität <strong>und</strong> den allgemein<br />

schlechteren Ges<strong>und</strong>heitszustand von Mädchen, aber auch das stark differenzierte<br />

Risikoverhalten von Mädchen wie Knaben zu reduzieren <strong>und</strong> ihnen zu mehr Kontrolle über<br />

ihren Ges<strong>und</strong>heitszustand zu verhelfen.<br />

Dabei muss aber im Auge behalten werden, dass die gender-spezifische Adaptierung von<br />

Ges<strong>und</strong>heitsprogrammen weder zu einer Neutralisierung der Geschlechteraspekte, noch zu<br />

einer Priorisierung des einen Geschlechtes zu ungunsten des anderen Geschlechtes führen<br />

darf. Nachhaltige Verbesserungen können nur erzielt werden, wenn alle europäischen<br />

Länder eigene Forschungsprojekte, die an ihren landesspezifischen Problemen ansetzen,<br />

durchführen, auf deren Basis entsprechende geschlechtssensible Politikanleitungen<br />

entwickelt <strong>und</strong> als integraler Teil in die nationale Politik übernommen werden können. Eine<br />

unter dem gender Aspekt auf Gleichheit ausgerichtete Ges<strong>und</strong>heitspolitik sollte in den<br />

Bereichen der Lebensstile, Umwelt <strong>und</strong> Versorgung integriert werden. Ohne ein<br />

geschlechtssensibles Verständnis von Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit bei Jugendlichen ist es<br />

schwierig effektive Praktiken <strong>und</strong> politische Programme umzusetzen. Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist<br />

die österreichische Tabakpolitik, die möglicherweise <strong>für</strong> die Eindämmung des Rauchens der<br />

Knaben seit 1994 mitverantwortlich sein dürfte, ihre Wirkung bei den Mädchen aber verfehlt<br />

zu haben scheint (vgl. Kap.2.3.2).<br />

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