19.07.2013 Aufrufe

hbsc/18 - Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und ...

hbsc/18 - Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und ...

hbsc/18 - Ludwig Boltzmann Institut für Medizin- und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sozialen Konsequenzen zunehmender Fragmentierung der modernen Gesellschaft ohne<br />

ausreichende soziale Absicherung, wie es in vielen Teilen nicht nur der USA der Fall ist.<br />

Social Cohesion wird somit zu einer wichtigen Variable des Wohlbefindens <strong>und</strong> der<br />

Ges<strong>und</strong>heit. Cohesion steht damit in einer nicht im Detail geklärter Beziehung zu Konzepten<br />

von Sicherheit, Vertrauen <strong>und</strong> im weiteren Sinne auch zum Konzept des sense of coherence<br />

des Aaron Antonovsky (vgl. Kap. 5.1).<br />

Mit dem Konzept der Social cohesion wird das Ausmaß der Differenzen innerhalb eines<br />

sozialen Systems beschrieben. Es ist daher <strong>für</strong> die Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften von großer<br />

Bedeutung, wenn es darum geht, psychosoziale Faktoren zu beschreiben <strong>und</strong> in ihren<br />

Wirkung zu verstehen. Studien belegen etwa, dass umso weniger Vertrauen <strong>und</strong><br />

Erwartungssicherheit in sozialen Systemen aufgebaut werden kann, je größer die<br />

Differenzen sind in bezug auf das Einkommen, Normen, Reziprozität <strong>und</strong> soziale Bilanz<br />

(Verhältnis von individuellen Aufwendungen <strong>und</strong> sozialen Belohnungen), Partizipation im<br />

System, Empowerment, Nachbarschaft <strong>und</strong> Sicherheit (Erben, Franzkowiak et al. 1999).<br />

Schicht als Folge der Exklusion aus sozialen Systemen – Schultyp<br />

Im Gegensatz zu einer auf soziales Kapital von Personen <strong>und</strong> Personengruppen<br />

fokussierenden Sichtweise, wird aus einer systemischen Position insbesondere die Frage<br />

der Inklusion bzw. Exklusion von Personen, Gruppen oder sozialen Systemen in die<br />

Funktionssysteme der modernen Gesellschaft thematisiert (Luhmann 1995).<br />

Sozialer Ausschluss <strong>und</strong> Benachteiligung können als kumulative Marginalisierung im Bereich<br />

der Ökonomie, der Produktion (Arbeitslosigkeit, geringfügige Beschäftigungsformen), des<br />

Konsums (Armut), der Bildung, sozialen Netzwerken (Gemeinschaft, Familie, Nachbarn) <strong>und</strong><br />

deren Unterstützung, von Rechten (Entmündigung, Bürgerrechte, Wahlrecht etc.), von<br />

politischer Partizipation (Wahlrecht, Mitbestimmung) beschrieben werden. Wobei in<br />

funktional differenzierten Gesellschaften die Tendenz besteht, dass durch Exklusion aus<br />

einem dieser Funktionssysteme die Exklusion aus weiteren Funktionssystemen begünstigt<br />

wird. Ausschluss aus Bildungsinstitutionen kann den Ausschluss aus der Wirtschaft nach<br />

sich ziehen, diesem folgt Ausschluss aus Nachbarschaftssystemen <strong>und</strong> intimen sozialen<br />

Beziehungen usw.. Zur Absicherung vor den Folgen der Exklusion aus den genannten<br />

Funktionssystemen wegen Alter, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Schwangerschaft, etc. hat die<br />

moderne Gesellschaft auch Systeme sozialer Sicherung (Sozialhilfe <strong>und</strong> Sozialversicherung)<br />

etabliert, die ihrerseits aber selbst wieder ungleichheitsrelevante Folgen haben.<br />

In Bezug auf die Schicht im österreichischen Schulsystem ist die Differenz von<br />

Inklusion/Exklusion auf die Schultypen anwendbar, wobei höhere Schulen auch höhere<br />

Inklusion bedeuten. Dies deshalb, weil das österreichische Pflichtschulsystem ein Zwei-<br />

35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!