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Ausgabe 1/12 - made in LEVERKUSEN

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Das T<strong>in</strong>gel-Tangel-Varieté „Der<br />

blaue Engel“ wird für den tyrannischen<br />

verknöcherten Gymnasiallehrer<br />

Professor Rath zum Verhängnis. Der<br />

strenge Hüter von Bildung und Moral<br />

gerät hier auf die Schiefe Bahn, als er<br />

der lasziven Lola verfällt. Sie ist „von<br />

Kopf bis Fuß auf Liebe e<strong>in</strong>gestellt“<br />

und Rath, den se<strong>in</strong>e Schüler<br />

spöttisch nur Professor Unrat nennen,<br />

riskiert alles. Schließlich verliert er<br />

nicht nur se<strong>in</strong>e Reputation sondern<br />

auch se<strong>in</strong>en Beruf. Er endet als e<strong>in</strong><br />

lächerlicher, gedemütigter Mensch, der<br />

se<strong>in</strong>e ganze Würde verloren hat. Se<strong>in</strong>e<br />

Schüler, die <strong>in</strong> dem berüchtigten Lokal<br />

„Der blaue Engel“ e<strong>in</strong>- und ausgehen,<br />

zeigen Unrat unverblümt, dass die von<br />

allen umschwärmte „Künstler<strong>in</strong> Lola“<br />

von vielen zu haben ist.<br />

„Unrat, dieses lächerliche Scheusal…<br />

hat doch e<strong>in</strong>ige Ähnlichkeit mit mir“,<br />

erklärte viele Jahre später He<strong>in</strong>rich<br />

Mann. E<strong>in</strong> viertel Jahrhundert nach<br />

Ersche<strong>in</strong>en des Romans lernte er <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Berl<strong>in</strong>er Bar die Animierdame<br />

Nelly Kröger kennen. Sie wurde Manns<br />

zweite Ehefrau. 1933 emigrierten sie<br />

geme<strong>in</strong>sam mit dem ganzen Familienclan<br />

der berühmten Literatenfamilie<br />

Mann über Frankreich <strong>in</strong> die USA. Als<br />

sie 1944 <strong>in</strong> Santa Monica an e<strong>in</strong>er<br />

Überdosis Schlaftabletten starb, war sie<br />

46 Jahre alt.<br />

Das Leben von He<strong>in</strong>rich Mann,<br />

der 1871 <strong>in</strong> Lübeck auf die Welt<br />

kam, endete 1950 <strong>in</strong> der Emigration.<br />

Die geplante Rückkehr nach<br />

Deutschland hat er nicht mehr<br />

geschafft. Er wurde zunächst <strong>in</strong> den<br />

USA bestattet. 1961 wurde se<strong>in</strong>e Urne<br />

feierlich nach Deutschland überführt<br />

und auf dem Dorotheenstädtischen<br />

Friedhof <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> beigesetzt. Die Grabstätte<br />

gehört zu den Ehrengräbern des<br />

Landes Berl<strong>in</strong>. Hier er<strong>in</strong>nert auch e<strong>in</strong>e<br />

Gedenktafel an Nelly Mann-Kröger, die<br />

ihrem Ehemann <strong>in</strong> der Emigration tapfer<br />

zur Seite stand.<br />

Nachdem <strong>in</strong> der vergangenen Spielzeit<br />

2009/10 die Buddenbrooks von<br />

Thomas Mann auf dem Spielplan der<br />

KulturStadtLev standen, lässt Dramaturg<strong>in</strong><br />

Claudia Scherb <strong>in</strong> der aktuellen<br />

Spielzeit den Bruder He<strong>in</strong>rich<br />

Mann zu Wort kommen. „Er ist gleichwohl<br />

wie se<strong>in</strong> Bruder e<strong>in</strong> großartiger<br />

Romancier gewesen, der e<strong>in</strong>en sehr kritischen<br />

Blick auf se<strong>in</strong>e Zeit hatte. Da<br />

werden gesellschaftliche Brüche gegenübergestellt,<br />

die auch <strong>in</strong> der heutigen<br />

Zeit noch nachvollziehbar s<strong>in</strong>d“, erklärte<br />

Scherb. Gemäß dem Motto der<br />

Spielzeit 2011/<strong>12</strong> „(Un)Möglichkeiten“<br />

ist „Der blaue Engel“ sicher passend.<br />

Scherb wählte für die Aufführung <strong>in</strong><br />

der Festhalle Opladen e<strong>in</strong>e ganz neue<br />

Bühnenfassung des Theaters an der<br />

Josefstadt Wien von Peter Turr<strong>in</strong>i aus<br />

(Uraufführung, August 2009).<br />

Der Blaue Engel<br />

Festhalle am Opladener Platz<br />

Mittwoch, 14. März 20<strong>12</strong><br />

Beg<strong>in</strong>n: 19.30 Uhr<br />

Vorverkauf:<br />

Kartenbüro im Forum<br />

0214/406-4113 und<br />

kulturstadtlev.de<br />

Dabei entstanden wunderbare Dialoge,<br />

die sowohl Elemente des Films nach<br />

dem Drehbuch von Carl Zuckmayer als<br />

auch des Romantextes enthalten. Liedtexte<br />

und die Musik von Friedrich Hollaender<br />

fanden ebenfalls Verwendung.<br />

Kritiker und Publikum waren von der<br />

neuen Textfassung begeistert.<br />

Für das Euro-Studio Landgraf <strong>in</strong>szenierte<br />

Frank Matthus die Neufassung<br />

des Stücks, das nun <strong>in</strong> Opladen zu<br />

sehen se<strong>in</strong> wird. Das Bühnenbild entwarf<br />

Karel Spanhak. Mareike Porschka<br />

war für die Kostüme zuständig und die<br />

überraschenden Zaubertricks wurden<br />

von Pius Maria Cüppers e<strong>in</strong>studiert.<br />

In der Hauptrolle als Professor Immanuel<br />

Rath, genannt Unrat, tritt der von<br />

Film, Fernsehen und Bühne bekannte<br />

Schauspieler Gerd Silberbauer auf.<br />

Die Rosa Fröhlich, genannt Lola, spielt<br />

Stefanie Mendoni.<br />

Foto: Michael Oberender<br />

20 DAS REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 1/20<strong>12</strong>

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