Ausgabe 1/12 - made in LEVERKUSEN

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ENTSORGUNG von Helga Würfel-Ellmann Um Strukturen im Bereich der gewerblichen Entsorgungs- Dienstleistungen zu verbessern, wurde am 1. September 2011 die RELOGA GmbH mit rund 100 Mitarbeitern und Fuhrpark (42 Lastwagen und etwa 700 unterschiedlich große Container) aus AVEA- Beständen gegründet. Seitdem sieht die Aufgabenteilung so aus: Die AVEA als 50-prozentige Stadttochter – die andere Hälfte ist in den Händen des Bergischen Abfallwirtschaftsverbandes – kümmert sich weiterhin um die Abfuhr des Hausmülls, um das Müllheizkraftwerk, das Wertstoffzentrum, die Schadstoffentsorgung und die Kompostieranlagen. Die RELOGA GmbH als 100-prozentiges Unternehmen der RELOGA Holding mit den beiden AVEA-erfahrenen Geschäftsführern Axel Kiehl und Andreas Möller ist in Leverkusen, dem Oberbergischen Kreis und dem Rheinisch-Bergischen Kreis für den Containerdienst und das Stoffstrommanagement zuständig. Über die Neuausrichtung sprach „Made in Leverkusen“ mit RELOGA-Geschäftsführer Axel Kiehl und Claus-Dieter Steinmetz, Bereichsleiter Kommunale Abfallwirtschaft bei der AVEA und Unternehmenssprecher. Maßgeschneiderte Lösungen für den individuellen Bedarf Made in Leverkusen im Interview mit Axel Kiehl und Claus-Dieter Steinmetz Axel Kiehl Claus-Dieter Steinmetz Was wollen Sie mit der Neuausrichtung erreichen? Kiehl: Mit der Trennung der rein kommunalen Aufgaben von den gewerblichen passen wir uns an veränderte Rahmenbedingungen in der Abfallwirtschaft an. Abwicklung, Ansprechpartner und Gesellschafter sind dieselben geblieben. Ist die RELOGA ein alter Hut mit neuem Namen? Kiehl: Nein, die RELOGA GmbH ist ein eigenständiges, komplett unabhängiges Unternehmen mit eigenem Betriebsrat. Das kommunale Entsorgungsunternehmen AVEA hat sich im Herbst neu aufgestellt. Zielsetzung war die Anpassung der AVEA-Unternehmensgruppe an veränderte Anforderungen an die Abfallwirtschaft. Was hat sich verändert? Steinmetz: Hintergrund ist das Vergaberecht auf nationaler und EU-Ebene. Derzeit wird heftig über das vom Bundestag beschlossene neue Kreislaufwirtschaftsgesetz diskutiert. Dabei geht es um die Frage, was eine Stadt selbst leisten muss und welche Aufgaben sie gewerblichen Sammlern überlassen kann oder muss. Wenn wir schon jetzt die Aufgaben sauber trennen, kann je nach künftiger Gesetzeslage die RELO- GA sich um diese Aufgaben bewerben und dabei auf einen zu 100 Prozent kommunalen Partner verlassen. 40 DAS REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 1/2012
Was sind weitere Vorteile der Neuorganisation? Kiehl: Wir kennen den Markt und verfügen über die notwendige Infrastruktur. Bei den Geschäftsfeldern haben wir die Strukturen verschlankt und sind flexibler geworden. Was heißt das konkret? Steinmetz: Wenn die AVEA beispielsweise einen neuen Mülltonnen-Typen einführen will, sind neben den AVEAeigenen Gremien alle Entscheidungsgremien von der Bezirksvertretung bis zum Stadtrat eingebunden, weil es hierbei um gebührenrelevante Fragen der Daseinsvorsorge geht. Kiehl: Die RELOGA kann dagegen kurzfristig und flexibel mit maßgeschneiderten Lösungen auf den individuellen Bedarf reagieren – wenn eine Firma etwa mehr Container benötigt –, weil die Entscheidungswege kürzer sind. Wer sind Ihre Kunden? Kiehl: Es sind vor allem Gewerbekunden – Lebensmittelfilialen, Baufirmen, Kliniken. Man kann aber auch privat von uns Container mieten, etwa für Bauschutt oder Grünschnitt. RELOGA will die Aktivitäten weiter ausbauen. Wie und wo? Kiehl: Bei der Lenkung von Abfallströmen in der Abfallwirtschaft wollen wir uns stärker präsentieren. Wir sind Betreiber beziehungsweise Mitbetreiber mehrerer Deponien, verfügen über Entsorgungskontingente in verschiedensten Entsorgungseinrichtungen. So können wir auch dazu beitragen, eine höhere Wertstoffauslese sicherzustellen. Sie streben im ersten Geschäftsjahr 14 Millionen Euro Umsatz an. Wohin fließen die erhofften Überschüsse? Kiehl: Da wir keine gebührenrelevanten Aufgaben wie die AVEA haben, werden unsere erwirtschafteten Erlöse direkt den Gesellschaftern zufließen. Diese können frei entscheiden, was damit im Interesse der Bürger passiert. Der Bundesrat hat das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz Ende November in den Vermittlungsausschuss überwiesen, weil das Gesetz, mit dem die EU-Abfallrichtlinie in deutsches Recht umgesetzt werden soll, die bisher zuständigen Städte und Gemeinden benachteiligt. Private Entsorger könnten sich dann die „Rosi- ENTSORGUNG nen“ im Abfall-Kuchen herauspicken. Die Bundesländer wollen aber kommunalen Betrieben zumindest beim Hausmüll das Selbstbestimmungsrecht der Kommunen und die Organisationshoheit aufrechterhalten. Wie stehen Sie zu dem Gesetz? Kiehl: Wichtig ist uns, dass nicht ein Bundesgesetz bestimmt, welches Sammelsystem wie von wem angeboten werden darf, sondern die Politik vor Ort. Auch sollten die Wertstoffe dort verbleiben, wo sie jetzt sind – bei den Kommunen. Ansonsten würden die Kosten der Abfallbeseitigung und -verwertung sozialisiert, die Gewinne aber privatisiert. Steinmetz: Nehmen Sie als Beispiel die Papier-Tonne. Als der Papier-Preis hoch war, wollten viele Unternehmen am Altpapier verdienen. Bei einer Privatisierung der Abfuhr würden Gewinne aus der Vermarktung nicht wie zurzeit den Gebührenzahlern gutgeschrieben, sondern beim privaten Entsorger verbleiben. Wenn der Papier-Preis sinkt, müsste die Stadt wieder in die Bresche springen, die Kosten dafür übernehmen und an die Steuerzahler weitergeben. Hier sind sich alle Kommunalpolitiker einig, dass dies kein zukunftsweisendes Modell sein kann. DAS REGIONALE FREIZEITMAGAZIN 1/2012 41
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