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Art. 27 ZGB

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................1<br />

A. Vorbemerkungen.....................................................................................................3<br />

B. Semesterübersicht, Themen und Lesestoff .............................................................4<br />

C. Literatur (Auswahl).................................................................................................7<br />

D. Übungen <strong>ZGB</strong> I.....................................................................................................10<br />

Hinweise zu den Übungen .......................................................................................................... 10<br />

1. Einführung in das <strong>ZGB</strong> ................................................................................................. 11<br />

2. Rechtsfähigkeit, Anfang und Ende der Persönlichkeit.................................................. 13<br />

3. Handlungsfähigkeit 1..................................................................................................... 15<br />

4. Handlungsfähigkeit 2; Wohnsitz ................................................................................... 16<br />

5. Persönlichkeitsschutz 1 ................................................................................................. 18<br />

6. Persönlichkeitsschutz 2 ................................................................................................. 19<br />

7. Gegendarstellung........................................................................................................... 20<br />

8. Der Name; <strong>Art</strong>. <strong>27</strong> <strong>ZGB</strong> ................................................................................................ 21<br />

9. Auslegung und Lückenfüllung ...................................................................................... 22<br />

10. Rechtsmissbrauch.......................................................................................................... 23<br />

11. <strong>Art</strong>. 8 <strong>ZGB</strong>; die juristischen Personen........................................................................... 25<br />

12. Vereine und Stiftungen.................................................................................................. <strong>27</strong><br />

E. Materialien zur Vorlesung und zu den Übungen <strong>ZGB</strong> I.......................................29<br />

Nr. 1 <strong>Art</strong>. 1-36 BV<br />

Nr. 2 <strong>Art</strong>. 111-113 BV<br />

Nr. 3 EG <strong>ZGB</strong> Luzern (Auszug)<br />

Nr. 4 BGE 129 I 302 ff.<br />

Nr. 5 BGE 122 III 469 ff.<br />

Nr. 6 BGE 114 II 404 ff.<br />

Nr. 7 BGE 124 III 5 ff.<br />

Nr. 8 BGE 117 II 6 ff. (Auszug, E. 1)<br />

Nr. 9 BGE 120 III 131 ff. (Auszug, E. 3a-c)<br />

Nr. 10 BGE 1<strong>27</strong> V 237 ff.<br />

Nr. 11 BGE 126 III 209 ff.<br />

Nr. 12 BGE 130 III 345 ff.<br />

Nr. 13 BGE 123 III 193 ff.<br />

Nr. 14 BGE 112 II 330 ff.<br />

Nr. 15 BGE 129 III 715 ff. (Auszug, E. 4)<br />

Nr. 16 BGE 130 III 1 ff.<br />

Nr. 17 BGE 126 III 452 ff. (Auszug, E. 3)<br />

Nr. 18 BGE 129 III 369 ff.<br />

Nr. 19 BGE 129 III 209 ff.<br />

1


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

2<br />

Nr. 20 BGE 117 II 570 ff. (Auszug, E. 3)<br />

Nr. 21 BGE 131 III 97 ff.<br />

Nr. 22 BGE 1<strong>27</strong> III 337 ff.<br />

Nr. 23 BGE 122 III 1 ff.<br />

Nr. 24 BGE 130 III 321 ff.<br />

Nr. 25 ZZW 66 (1998) S. 292<br />

Nr. 26 Einführungsvorlesung (Begriffe usw.)<br />

Nr. <strong>27</strong> Anfang und Ende der Persönlichkeit<br />

Nr. 28 Beweisführung, <strong>Art</strong>en von Beweisen<br />

Nr. 29 Persönlichkeitsschutz (Vorgehen, Übersicht)<br />

Nr. 30 <strong>Art</strong>. 380 und 508 <strong>ZGB</strong><br />

Nr. 31 Schemen zu Auslegung und Gesetzeslücken<br />

Nr. 32 Übersicht zu <strong>Art</strong>. 2 <strong>ZGB</strong><br />

Nr. 33 Bemerkungen zu <strong>Art</strong>. 8-10 <strong>ZGB</strong><br />

Nr. 34 Einschränkung des Prüfungsstoffs Einleitungsartikel


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

A. Vorbemerkungen<br />

1. Der vorliegende Reader ist auf die Vorlesung <strong>ZGB</strong> I abgestimmt. Die Vorlesung wird<br />

durch Frau Prof. Dr. Regina E. Aebi-Müller gehalten.<br />

2. Die Lehrveranstaltung <strong>ZGB</strong> I (Einleitungstitel und Personenrecht) wird im Wintersemester<br />

durchgeführt und umfasst 3 Wochenstunden Vorlesung (im Plenum) und 2<br />

Wochenstunden Übungen (in Gruppen).<br />

Der Stoff wird – zusammen mit dem <strong>ZGB</strong> II (Familienrecht) – in der schriftlichen<br />

„Eignungsprüfung“ am Ende des zweiten Semesters geprüft.<br />

3. In die Vorlesung sind das <strong>ZGB</strong> sowie die vorliegenden Unterlagen mitzubringen. In der<br />

Wahl der Gesetzesausgabe (amtliche oder private Ausgabe) sind die Studierenden frei.<br />

Empfohlen wird:<br />

PETER GAUCH (Hrsg.), Schweizerisches Zivilgesetzbuch mit Obligationenrecht, Textausgabe,<br />

45. Aufl., 2004<br />

<strong>ZGB</strong> und OR sind auch separat erhältlich. Die genannte Gesetzesausgabe enthält neben<br />

dem <strong>ZGB</strong>/OR wichtige Nebengesetze, insbesondere die Zivilstandsverordnung (ZStV,<br />

SR 211.112.2) und das Datenschutzgesetz des Bundes (DSG, SR 235.1). Wer eine<br />

andere Gesetzesausgabe wählt ist deshalb gehalten, das DSG und die ZStV separat zu<br />

beschaffen.<br />

4. Die Vorbereitung der Studierenden auf die Lehrveranstaltung anhand des angegebenen<br />

Lesestoffes wird erwartet. Dabei sind die Gerichtsentscheide, die im vorliegenden<br />

Reader abgedruckt sind, nicht auswendig zu lernen. Sie dienen der Illustration und<br />

Vertiefung des Stoffes und werden in der Regel in der Vorlesung diskutiert.<br />

5. Ebenfalls erwartet wird die aktive Teilnahme am Unterricht: Stellen Sie Fragen, haken<br />

Sie bei Unklarheiten nach und erschrecken Sie nicht, wenn Sie aufgerufen werden.<br />

Neben dem Selbststudium wird auch die Repetition des Stoffes in Kleingruppen<br />

empfohlen.<br />

6. Aktuelle Hinweise zur Vorlesung sowie zusätzliche, in der Vorlesung verwendete<br />

Unterlagen (Schemen u.dgl.) sind – in der Regel nach mündlicher Vorankündigung in<br />

der Vorlesung – auf der Homepage der Dozentin abrufbar oder werden den für die<br />

Vorlesung eingeschriebenen Studierenden per Mailing-List mitgeteilt.<br />

Luzern, den 31. August 2005 Regina E. Aebi-Müller<br />

3


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

B. Semesterübersicht, Themen und Lesestoff<br />

4<br />

Datum Vorlesungsthemen Lesestoff* Übungen<br />

Woche 1<br />

25.10.2005<br />

Einführung in das <strong>ZGB</strong><br />

Überblick über den Stoff der Vorlesung<br />

<strong>ZGB</strong> I; Literaturhinweise u.dgl.<br />

Begriff des Privatrechts; Vereinheitlichung<br />

und Rechtsquellen des Privatrechts; Aufbau<br />

des <strong>ZGB</strong>; Grundbegriffe und -prinzipien des<br />

Privatrechts.<br />

<strong>27</strong>.10.2005 Personenrecht<br />

Einführung in das Personenrecht.<br />

Rechtsfähigkeit, Anfang und Ende der Persönlichkeit.<br />

1.11.2005 Allerheiligen, vorlesungsfrei<br />

3.11.2005 Dies academicus, vorlesungsfrei<br />

Woche 3<br />

8.11.2005<br />

10.11.2005<br />

Woche 4<br />

17.11.2005<br />

Woche 5<br />

22.11.2005<br />

Beweis von Leben und Tod<br />

Beweisvorschriften im allgemeinen; Beweis<br />

von Leben und Tod einer Person; Register<br />

und Verfahren.<br />

Die Handlungsfähigkeit im Allgemeinen<br />

Die verschiedenen Stufen der<br />

Handlungsfähigkeit<br />

Verwandtschaft, Schwägerschaft und<br />

Wohnsitz<br />

24.11.2005 Allgemeines zum Persönlichkeitsschutz<br />

Begriffsbestimmung; Charakterisierung der<br />

Persönlichkeitsrechte; Subjekte des Persönlichkeitsschutzes;<br />

Privat- und öffentlichrechtl.<br />

Persönlichkeitsschutz; Abgrenzung<br />

von <strong>Art</strong>. <strong>27</strong> und 28 ff. <strong>ZGB</strong>.<br />

H/A-M: Rz 01.01-01.11<br />

H/A-M: 02.01-02.26<br />

03.01-03.40<br />

R: BGE 129 I 302 ff. (= Nr. 4)<br />

H/A-M: Rz 04.01-04.38<br />

H/J: Rz 7.39-7.55<br />

R: ZZW 66 (1998) S. 292 (=<br />

Nr. 25)<br />

<strong>Art</strong>. 1-23, 34-42 ZStV 1<br />

H/A-M: Rz 06.01-06.92<br />

R: BGE 124 III 5 ff. (= Nr. 7)<br />

H/A-M: Rz 07.01-07.75<br />

R: BGE 117 II 6 ff. (= Nr. 8)<br />

H/A-M: Rz 08.01-08.15;<br />

09.01-09.71<br />

R: BGE 1<strong>27</strong> V 237 ff. (= Nr.<br />

10)<br />

H/A-M: Rz 10.01-10.77<br />

R: BGE 129 I 302 ff. (= Nr. 4)<br />

BGE 126 III 209 ff.<br />

(= Nr. 11)<br />

<strong>Art</strong>. 7-36 BV (= Nr. 1)<br />

keine<br />

Übungen<br />

keine<br />

Übungen<br />

Übungsfall 1<br />

Übungsfall 2<br />

Übungsfall 3<br />

1<br />

Besonders Interessierte lesen dazu die Kommentierung in der Zeitschrift für Zivilstandswesen (ZZW) 2004,<br />

S. 141 ff.


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

Woche 6<br />

1.12.2005<br />

Woche 7<br />

6.12.2005<br />

<strong>Art</strong>. 28 <strong>ZGB</strong><br />

Grundlagen; Prüfungsschema Persönlichkeitsverletzung;<br />

einzelne Persönlichkeitsbereiche.<br />

<strong>Art</strong>. 28 ff. <strong>ZGB</strong><br />

Einzelne Persönlichkeitsbereiche (Fortsetzung);<br />

die spezifischen Klagen des<br />

Persönlichkeitschutzes.<br />

8.12.2005 Maria Empfängnis, vorlesungsfrei<br />

Woche 8<br />

15.12.05<br />

Woche 9<br />

20.12.2005<br />

<strong>Art</strong>. 28 ff. <strong>ZGB</strong><br />

Die „allgemeinen“ Klagen zum Schutz der<br />

Persönlichkeit; die vorsorglichen Massnahmen.<br />

Gegendarstellung<br />

Der Name (<strong>Art</strong>. 29 und 30 <strong>ZGB</strong>)<br />

<strong>Art</strong>. <strong>27</strong> <strong>ZGB</strong><br />

22.12.2005 Einführung in die Einleitungsartikel<br />

<strong>Art</strong>. 1 und 4 <strong>ZGB</strong><br />

Gesetzesrecht und Auslegung (Grundzüge).<br />

Woche 10<br />

12.1.2006<br />

Woche 11<br />

17.1.2006<br />

19.1.2006 <strong>Art</strong>. 7 <strong>ZGB</strong><br />

<strong>Art</strong>. 5 <strong>ZGB</strong><br />

<strong>Art</strong>. 6 <strong>ZGB</strong><br />

Woche 12<br />

26.1.2006<br />

<strong>Art</strong>. 1 und 4 <strong>ZGB</strong><br />

Auslegung (Fortsetzung).<br />

Gesetzeslücken und Lückenfüllung<br />

<strong>Art</strong>. 2 <strong>ZGB</strong><br />

Treu und Glauben, Rechtsmissbrauch.<br />

<strong>Art</strong>. 3 <strong>ZGB</strong><br />

Der Schutz des guten Glaubens<br />

<strong>Art</strong>. 8-10 <strong>ZGB</strong><br />

Privat- und Prozessrecht; Beweislast und<br />

-mass; Recht auf Beweis; <strong>Art</strong>. 9-10 <strong>ZGB</strong>.<br />

H/A-M: Rz 12.01-12.152<br />

R: BGE 123 III 193 ff. (=<br />

Nr. 13)<br />

Schema <strong>Art</strong>. 28 ff. <strong>ZGB</strong> (=<br />

Nr. 29)<br />

H/A-M: Rz 14.01-14.42<br />

R: BGE 129 III 715 ff. (= Nr.<br />

15)<br />

BGE 126 III 209 ff. (= Nr.<br />

11)<br />

H/A-M: Rz 14.43-14.112;<br />

15.01-15.68<br />

R: BGE 130 III 1 ff. (= Nr. 16)<br />

H/A-M: Rz 16.01-16.44;<br />

11.01-11.53<br />

R: BGE 129 III 369 ff. (= Nr.<br />

18)<br />

BGE 129 III 209 ff. (= Nr.<br />

19)<br />

H/J: Rz 1.01-1.30; 2.01-2.144<br />

R: BGE 122 III 469 ff. (= Nr. 5)<br />

BGE 114 II 404 ff. (= Nr. 6)<br />

H/J: 2.145-2.285<br />

R: BGE 120 III 131 ff. (= Nr. 9)<br />

H/J: Rz 3.01-3.158; 8.01-8.23<br />

R: BGE 130 III 345 ff. (= Nr.<br />

12)<br />

BGE 112 II 330 ff. (= Nr. 14)<br />

BGE 122 III 1 ff. (= Nr. 23)<br />

H/J: Rz 4.01-4.23; 5.01-5.29;<br />

6.01-6.35<br />

R: BGE 126 III 452 ff. (= Nr.<br />

17)<br />

EG <strong>ZGB</strong> Luzern (= Nr. 3)<br />

H/J: Rz 7.01-7. 92 (ohne Rz<br />

7.07-7.19)<br />

R: BGE 130 III 321 ff. (= Nr.<br />

24)<br />

Übungsfall 4<br />

Übungsfall 5<br />

Übungsfall 6<br />

Übungsfall 7<br />

Übungsfall 8<br />

Übungsfall 9<br />

Übungsfall 10<br />

5


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

6<br />

Woche 13<br />

31.1.2006<br />

Juristische Personen im Allgemeinen<br />

Die j.P. des <strong>ZGB</strong>; j.P. ausserhalb des Bundesprivatrechts;<br />

Anfang und Ende der j.P.;<br />

Rechts- und Handlungsfähigkeit der j.P.;<br />

Durchgriff; Sitz der j.P.<br />

H/A-M: 17.01-17.111<br />

R: BGE 117 II 570 ff. (= Nr. 20)<br />

2.2.2006 Der Verein H/A-M: Rz 18.01-18.75<br />

R: BGE 131 III 97 ff. (= Nr. 21)<br />

Woche 14<br />

9.2.2005<br />

Die Stiftung H/A-M: Rz 19.01-19.105<br />

R: BGE 1<strong>27</strong> III 337 ff. (= Nr.<br />

22)<br />

* H/A-M = HEINZ HAUSHEER/REGINA E. AEBI-MÜLLER, Das Personenrecht des<br />

Schweizerischen Zivilgesetzbuches, Bern 2005<br />

Übungsfall 11<br />

Übungsfall 12<br />

H/J = HEINZ HAUSHEER/MANUEL JAUN, Die Einleitungsartikel des Schweizerischen<br />

Zivilgesetzbuches, Nachdruck, Bern 2001. Bitte beachten Sie dazu Anhang<br />

Nr. 34: Beschränkung des Prüfungsstoffs!<br />

R = REGINA E. AEBI-MÜLLER, Reader <strong>ZGB</strong> I, WS 2005/06<br />

Es handelt sich um Empfehlungen. Der Vorlesungsstoff kann auch anhand anderer Lehrmittel<br />

erarbeitet werden.


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

C. Literatur (Auswahl)<br />

Lehrbücher<br />

BRÜCKNER CHRISTIAN, Das Personenrecht des <strong>ZGB</strong> (ohne Beurkundung des Personenstandes),<br />

Zürich 2000<br />

BUCHER ANDREAS, Natürliche Personen und Persönlichkeitsschutz, 3.A., Basel/Genf/<br />

München 1999<br />

CARONI PIO, Einleitungstitel des Zivilgesetzbuches, Basel/Frankfurt a.M. 1996<br />

DESCHENAUX HENRI/STEINAUER PAUL-HENRI, Personnes physiques et tutelle, 4.A., Bern 2001<br />

HAUSHEER HEINZ/AEBI-MÜLLER REGINA E., Das Personenrecht des Schweizerischen<br />

Zivilgesetzbuches, Bern 2005<br />

HAUSHEER HEINZ/JAUN MANUEL, Die Einleitungsartikel des Schweizerischen Zivilgesetzbuches,<br />

Nachdruck, Bern 2001<br />

PEDRAZZINI MARIO/OBERHOLZER NIKLAUS, Grundriss des Personenrechts, 4.A., Bern 1993<br />

PERRIN JEAN-FRANÇOIS, Droit de l’association (Droit civil suisse), Zürich 2004<br />

RIEMER HANS MICHAEL, Einleitungsartikel des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, Eine<br />

Einführung, 2.A., Bern 2003<br />

RIEMER HANS MICHAEL, Personenrecht des <strong>ZGB</strong>, Studienbuch und Bundesgerichtspraxis,<br />

2.A., Bern 2002<br />

SCHMID JÖRG, Einleitungsartikel des <strong>ZGB</strong> und Personenrecht, Zürich 2001<br />

TERCIER PIERRE, Le nouveau droit de la personnalité, Zürich 1984<br />

TUOR PETER /SCHNYDER BERNHARD/SCHMID JÖRG/RUMO-JUNGO ALEXANDRA, Das Schweizerische<br />

Zivilgesetzbuch, 12. A., Zürich 2002<br />

Sammlung „Schweizerisches Privatrecht“<br />

Im Band I (Geschichte und Geltungsbereich), herausgegeben von MAX GUTZWILLER,<br />

Basel/Stuttgart 1969<br />

JAGMETTI MARCO, Vorbehaltenes kantonales Recht, S. 239 ff.<br />

Im Band I (Geschichte und Geltungsbereich), herausgegeben von PIERRE TERCIER<br />

PIOTET DENIS, 2. Teilband (I/2), Ergänzendes kantonales Recht, Basel/Genf/München 2001<br />

Im Band II (Einleitung und Personenrecht), herausgegeben von MAX GUTZWILLER,<br />

Basel/Stuttgart 1967<br />

DESCHENAUX HENRI, Der Einleitungstitel, S. 1 ff.<br />

GROSSEN JACQUES MICHEL, Das Recht der Einzelpersonen, S. 285 ff.<br />

7


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

GÖTZ ERNST, Die Beurkundung des Personenstandes, S. 379 ff.<br />

GUTZWILLER MAX, Das Recht der Verbandspersonen, Grundsätzliches, S. 425 ff.<br />

HEINI ANTON, Die Vereine, S. 515 ff.<br />

GUTZWILLER MAX, Die Stiftungen, S. 571 ff.<br />

Im Band II (Einleitung und Personenrecht), herausgegeben von PIERRE TERCIER<br />

SCHÜPBACH HENRI-ROBERT, 3. Halbband (II/3), Der Personenstand, Erfassung und<br />

Beurkundung des Zivilstandes, Basel/Frankfurt a.M. 1996<br />

WEBER ROLF H., 4. Teilband (II/4), Juristische Personen, Basel/Genf/München 1998<br />

Kommentare<br />

Berner Kommentar (Kommentar zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch)<br />

BUCHER EUGEN, Band I, Einleitung und Personenrecht, 2. Abteilung, Die natürlichen<br />

Personen<br />

- 1. Teilband, Kommentar zu den <strong>Art</strong>. 11-26 <strong>ZGB</strong>, 3.A., Bern 1976<br />

- 2. Teilband, Kommentar zu <strong>Art</strong>. <strong>27</strong> <strong>ZGB</strong>, 3.A., Bern 1993<br />

GMÜR MAX/HAFTER ERNST, Band I, Einleitung erläutert von MAX GMÜR, Personenrecht<br />

erläutert von ERNST HAFTER, 2.A., Bern 1919<br />

LIVER PETER/MEIER-HAYOZ ARTHUR/MERZ HANS/JÄGGI PETER/HUBER HANS/FRIEDRICH<br />

HANS-PETER/KUMMER MAX, Band I, Einleitung und Personenrecht, 1. Abteilung, Einleitung,<br />

<strong>Art</strong>. 1-10 <strong>ZGB</strong>, Nachdruck, Bern 1966<br />

RIEMER HANS MICHAEL, Band I, Einleitung und Personenrecht, 3. Abteilung, Die juristischen<br />

Personen<br />

- 1. Teilband, Allgemeine Bestimmungen, Systematischer Teil und Kommentar zu <strong>Art</strong>.<br />

52-59 <strong>ZGB</strong>, 3.A., Bern 1993<br />

- 2. Teilband, Die Vereine, Systematischer Teil und Kommentar zu <strong>Art</strong>. 60-79 <strong>ZGB</strong>,<br />

3.A., Bern 1990<br />

- 3. Teilband, Die Stiftungen, Systematischer Teil und Kommentar zu <strong>Art</strong>. 80-89 bis <strong>ZGB</strong>,<br />

3.A., Nachdruck, Bern 1981<br />

Zürcher Kommentar (Kommentar zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch)<br />

BAUMANN MAX/DÜRR DAVID/LIEBER VIKTOR/MARTI ARNOLD/SCHNYDER BERNHARD, Band<br />

I, Einleitung – Personenrecht, Einleitung, 1. Teilband, <strong>Art</strong>. 1-7 <strong>ZGB</strong>, 3.A., Zürich 1998<br />

EGGER AUGUST, Band I, Einleitung, <strong>Art</strong>. 1-10 <strong>ZGB</strong>, Das Personenrecht, <strong>Art</strong>. 11-89 <strong>ZGB</strong>,<br />

2.A., Nachdruck, Zürich 1978<br />

8


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

Basler Kommentar<br />

HONSELL HEINRICH/VOGT NEDIM PETER/GEISER THOMAS (Herausgeber), Basler Kommentar<br />

zum Schweizerischen Privatrecht, Schweizerisches Zivilgesetzbuch I (<strong>Art</strong>. 1-456 <strong>ZGB</strong>), 2. A.,<br />

Basel/Genf/München 2002<br />

Stämpflis Handkommentar<br />

HAUSHEER HEINZ/JAUN MANUEL, Die Einleitungstitel des <strong>ZGB</strong>, <strong>Art</strong>. 1-10 <strong>ZGB</strong>, Bern 2003<br />

Zeitschriftenartikel<br />

Auf wichtige <strong>Art</strong>ikel in juristischen Zeitschriften wird in der Vorlesung hingewiesen. Als<br />

„Update“ zur angeführten Literatur empfiehlt sich, die Kommentierung der Rechtsentwicklung<br />

in folgenden Zeitschriften nachzulesen:<br />

- Zeitschrift des Bernischen Juristenvereins (ZBJV): Hier wird die Rechtsprechung<br />

des Bundesgerichts zu verschiedenen Rechtsgebieten jährlich referiert; das Personenrecht<br />

zuletzt von<br />

- REGINA E. AEBI-MÜLLER, ZBJV 140 (2004), S. 237 ff.<br />

- REGINA E. AEBI-MÜLLER, ZBJV 141 (2005), S. 101 ff.<br />

- Schweizerische Juristen-Zeitung (SJZ): Hier werden die Entwicklungen von<br />

Gesetzgebung, Literatur und Rechtsprechung zu verschiedenen Rechtsgebieten jährlich<br />

kurz skizziert; siehe zum Personenrecht zuletzt<br />

- HANS MICHAEL RIEMER/GABRIELA RIEMER-KAFKA, SJZ 99 (2003), S. 503 ff.<br />

(natürliche Personen)<br />

- HANS MICHAEL RIEMER, SJZ 99 (2003), S. 558 ff. (juristische Personen)<br />

- HANS MICHAEL RIEMER/GABRIELA RIEMER-KAFKA, SJZ 100 (2004), S. 463 ff.<br />

(natürliche Personen)<br />

- HANS MICHAEL RIEMER, SJZ 100 (2004), S. 514 ff. (juristische Personen)<br />

9


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

D. Übungen <strong>ZGB</strong> I<br />

Hinweise zu den Übungen<br />

1. Die folgenden Übungsfälle sind auf die Vorlesung <strong>ZGB</strong> I abgestimmt und werden ebenfalls<br />

im Wintersemester besprochen (2 Wochenstunden). Die Übungen werden nach<br />

separatem Plan in Gruppen durchgeführt, die durch Frau Prof. Regina E. Aebi-Müller,<br />

Herrn lic. iur. Marcel Amrein; Frau lic. iur. Karin Anderer, Herrn Dr. Ivo Biderbost,<br />

Herrn lic. iur. Raphaël Haas; Herrn lic. iur. Christoph Hehli, Herrn lic. iur. Michael<br />

Rüfenacht, Herrn lic. iur. Simon Wolfer und Herrn lic. iur. Rainer Wey geleitet werden.<br />

2. Die Übungen beginnen in der dritten Semesterwoche. In der Regel wird anhand konkreter<br />

Fallbeispiele der Stoff der Vorlesung der vorangegangenen Woche vertieft und<br />

illustriert.<br />

3. In die Übungen sind <strong>ZGB</strong> und OR sowie die vorliegenden Unterlagen mitzubringen.<br />

4. Die Vorbereitung der Studierenden auf die Übungsveranstaltung wird erwartet. Ebenfalls<br />

erwartet wird die aktive Teilnahme am Unterricht.<br />

5. Allfällige aktuelle Hinweise zu den Übungsveranstaltungen werden den eingeschriebenen<br />

Studierenden per Mailing-List mitgeteilt.<br />

10


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

1. Einführung in das <strong>ZGB</strong><br />

(Vorlesungswoche 3)<br />

A. Abgrenzung öffentliches Recht – Privatrecht 2<br />

Wie ordnen Sie die folgenden Sachverhalte ein?<br />

1. Studentin Miriam May mietet bei der Vollmer Immobilien AG in Luzern eine<br />

Zweizimmerwohnung für Fr. 900.- im Monat. Bei Mietantritt muss sie feststellen, dass<br />

in der Küche der Kühlschrank und der Backofen nicht funktionieren.<br />

2. Stefan Stalder erhält von der Steuerverwaltung des Kantons Luzern eine Steuerveranlagung;<br />

danach beträgt das steuerbare Vermögen Fr. 150'000.-, das steuerbare<br />

Einkommen Fr. 70'000.-. Stefan Stalder ist damit nicht einverstanden.<br />

3. Die Eheleute Etter möchten auf ihrem Krienser Grundstück ihr altes Chalet abreissen<br />

und ein vierstöckiges Mehrfamilienhaus erstellen. Der Gemeinderat von Kriens weist<br />

dieses Gesuch jedoch ab.<br />

4. Carlo Kaiser hat soeben seine Matura erfolgreich abgeschlossen. Er plant zunächst ein<br />

Zwischenjahr in Australien und möchte dann Soziologie studieren. Das Verhältnis zu<br />

seinem (wohlhabenden) Vater Valentin Kaiser ist seit längerem etwas gespannt.<br />

Kürzlich hat der Vater namentlich erklärt, er sei mit der Berufswahl seines Sohnes gar<br />

nicht einverstanden und werde diese Ausbildung auch nicht finanzieren.<br />

5. Die Seminararbeit von Sabine Schön, Informatikstudentin im 4. Semester, wird von<br />

ihrem Professor als ungenügend bewertet. Sabine fühlt sich ungerecht behandelt.<br />

6. Eugen Eigenmann ist gestorben. Er hinterlässt seine Ehefrau Rita und seine drei Töchter<br />

Anna, Bianca und Cécile. Sein Bankvermögen betrögt ca. Fr. 500'000.-; vom Jahr 2000<br />

hat er noch Fr. 30'000.- Steuerschulden. Ehefrau und Töchter stellen sich folgende<br />

Fragen:<br />

• Wer erbt wie viel?<br />

• Was geschieht mit den Fr. 30'000.- Steuerschulden?<br />

• Welche Erbschaftssteuern fallen an?<br />

7. Norbert Naumann und Peter Pohl sind Grundeigentümer und Nachbarn im Einfamilienhausquartier<br />

„Matten“ in Horw. Norbert stört sich daran, dass Peters Söhne Simon und<br />

Samuel mit ihren „Töfflis“ spät in der Nacht noch Lärm verursachen und dass Peters<br />

Tochter Tanja auch noch auch 22 Uhr bei offenem Fenster Klavier spielt.<br />

8. Toni Trinkler hat in alkoholisiertem Zustand die Fussgängerin Frieda Feierabend auf<br />

dem Fussgängerstreifen mit seinem Personenwagen angefahren und schwer verletzt.<br />

Welche Fragen stellen sich?<br />

2<br />

Fälle (ausser Ziff. 5) mit freundlicher Genehmigung des Autors entnommen aus JÖRG SCHMID, Materialien<br />

zum <strong>ZGB</strong> I, Studienjahr 2003/2004, Nr. 2.<br />

11


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

B. Tatbestand und Rechtsfolge<br />

Lesen Sie die folgenden Gesetzesbestimmungen:<br />

• <strong>Art</strong>. 29 <strong>ZGB</strong><br />

• <strong>Art</strong>. 31 Abs. 1 und 2 <strong>ZGB</strong><br />

• <strong>Art</strong>. 42 Abs. 1 <strong>ZGB</strong><br />

• <strong>Art</strong>. 46 Abs. 1 <strong>ZGB</strong><br />

• <strong>Art</strong>. 52 Abs. 1 <strong>ZGB</strong><br />

• <strong>Art</strong>. 56 <strong>ZGB</strong><br />

• <strong>Art</strong>. 75 <strong>ZGB</strong><br />

Umschreiben Sie jeweils in eigenen Worten den Tatbestand und die Rechtsfolge.<br />

C. Grundprinzipien und -begriffe des Privatrechts<br />

An welches Grundprinzip des Privatrechts denken Sie mit Blick auf den folgenden<br />

Sachverhalt?<br />

• Sandra Sommer ist Inhaberin eines Coiffeursalons. Marcel Meier möchte sich bei ihr<br />

die Haare schneiden lassen. Sandra stört sich an seinem Outfit und seiner Ausdünstung<br />

und weist ihn ab. Marcel bleibt beharrlich.<br />

Was verstehen Sie unter folgenden Begriffen:<br />

• Natürliche Person<br />

• Juristische Person<br />

• Sache<br />

• Forderung<br />

• Willenserklärung<br />

• Rechtsgeschäft<br />

• Vertrag<br />

12


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

2. Rechtsfähigkeit, Anfang und Ende der Persönlichkeit<br />

(Vorlesungswoche 4)<br />

A. Kurzfälle zur Rechtsfähigkeit<br />

Können in einem Testament als Erbe eingesetzt werden:<br />

• der Papagei Hugo;<br />

• die Universität Luzern;<br />

• das Musikensemble „Immerfroh“;<br />

• ein gezeugtes, noch ungeborenes Kind?<br />

B. Anfang der Persönlichkeit<br />

1. Der Gynäkologe Felber empfiehlt der schwangeren Sabine ein besonders wirksames<br />

Medikament gegen ihren Heuschnupfen. Er unterlässt es abzuklären, ob das Medikament<br />

für das ungeborene Kind verträglich ist. Tatsächlich hat die Herstellerfirma<br />

ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Einnahme während der Schwangerschaft zu<br />

unterlassen sei. Kind Kurt kommt mit schweren Behinderungen zur Welt. Felber lehnt<br />

jede Haftung mit der Begründung ab, zum Zeitpunkt der Behandlung sei Kurt noch gar<br />

nicht rechtsfähig gewesen. Trifft die Argumentation von Felber zu?<br />

2. Wie verhält es sich im Fall 1, wenn Kurt zufolge der Schädigung tot zur Welt kommt?<br />

3. Wie verhält es sich im Fall 1, wenn Kurt wegen des Heuschnupfen-Medikaments vorzeitig<br />

in der 25. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt, der beigezogene Neonatologe<br />

Herzschlag feststellt aber – im Einvernehmen mit Sabine – auf lebenserhaltende<br />

Massnahmen verzichtet? Kann Sabine im Namen von Kurt Genugtuung (d.h. Entschädigung<br />

für immaterielle Unbill) fordern?<br />

C. Beweis und Fiktion<br />

Was verstehen Sie unter folgenden Begriffen:<br />

• Gesetzliche Vermutung<br />

• Natürliche Vermutung<br />

• Fiktion<br />

Führen Sie je ein Beispiel dazu an!<br />

13


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

D. Beweis von Leben und Tod<br />

Anna und Beat sind verheiratet und haben eine gemeinsame Tochter, Gisela. Daneben hat<br />

Beat einen ausserehelichen Sohn, Cornelius. Eines Tages werden Anna und Beat tot aufgefunden,<br />

und zwar alternativ unter folgenden Umständen:<br />

• Anna und Beat werden im Auto aufgefunden. Der Tod ist durch Zuleitung von Abgasen<br />

ins Wageninnere eingetreten. Es erfolgen keine Erhebungen zur Bestimmung des<br />

genauen Todeszeitpunktes.<br />

• Anna und Beat kommen bei einem schweren Autounfall im G.-Tunnel ums Leben. Die<br />

Obduktion ergibt, dass Anna an einem Aortariss, Beat an einer Rauchvergiftung<br />

verstorben ist.<br />

Inwiefern ist die Reihenfolge des Todeseintritts wesentlich? Wie ist zu entscheiden?<br />

14


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

3. Handlungsfähigkeit 1<br />

(Vorlesungswoche 5)<br />

1. Haftet der 10jährige Bruno, wenn er dem Nachbarn mit dem Fussball eine Scheibe<br />

einschlägt 3 ?<br />

2. Süffig hat in seinem Stammlokal bereits etliche Viertel Wein getrunken. Gut gelaunt<br />

bestellt er schliesslich „auf Rechnung“ eine Flasche vom teuersten Champagner, den er<br />

in fröhlicher Runde geniesst. Als der Wirt beim nächsten Besuch die Begleichung der<br />

Rechnung verlangt, kann sich Süffig an nichts mehr erinnern. Muss er die Rechnung<br />

bezahlen? Kann sich der Wirt gegebenenfalls darauf berufen, er habe nicht gewusst,<br />

dass Süffig urteilsunfähig sei?<br />

3. Vgl. das vorangehende Fallbeispiel: Bevor Süffig das Lokal verlässt, stösst er aus<br />

Unachtsamkeit ein Weinglas um, wodurch das teure Seidenkleid von Madame Dupont<br />

ruiniert wird (Schaden: Fr. 480.-). Muss er für den Schaden einstehen?<br />

4. Die 80jährige, sehr vermögende Karoline hat keine nahen Angehörigen. Einziger<br />

gesetzlicher Erbe ist der Neffe Otto, mit dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr pflegt.<br />

Kürzlich hat Karoline ein Testament verfasst, wonach ihr gesamtes Vermögen der<br />

Methodistischen Kirche zukommen soll. Karoline hat dort während etwa zweier Jahre<br />

die Gottesdienste besucht und war vom Pfarrer regelmässig im Altersheim besucht<br />

worden. Otto möchte das Testament anfechten. Wie ist die Rechtslage? Fällt Ihre<br />

Beurteilung anders aus, wenn das Testament zu Gunsten von Scientology oder der Flat<br />

Earth Society 4 lautet?<br />

5. Die vierjährige Anna geht mit ihrer Gotte an ein Dorffest. Dort drückt ihr die Gotte ein<br />

Fünffrankenstück in die Hand, damit sich die Kleine etwas Süsses kaufen kann.<br />

Während die Gotte in ein Gespräch mit ihrer Freundin vertieft ist, trifft Anna einen<br />

Losverkäufer, gibt diesem ihr Fünffrankenstück und erhält im Gegenzug ein Los. Als<br />

sie dieses kurz darauf stolz der Gotte zeigt, stellt diese fest, dass Anna den Hauptpreis<br />

gezogen hat. Der Veranstalter der Tombola weigert sich, den Gewinn herauszugeben.<br />

Wie ist die Rechtslage?<br />

6. Kann die 16jährige Brigitte rechtsgültig<br />

• ein eigenes Bankkonto eröffnen;<br />

• mit ihrem Taschengeld ein Velo kaufen;<br />

• ein Testament errichten;<br />

• die Schenkung eines Reitpferdes annehmen?<br />

3 Vgl. <strong>Art</strong>. 41 und <strong>Art</strong>. 54 OR.<br />

4 Vgl. : «The Flat Earth Society is a nonpartisan, non-profit and nondenominational<br />

membership organisation dedicated to improving the understanding of the nature of reality through pataphysical<br />

inquiry, empirical investigation and the exchange of ideas. […] The Society asserts that the Earth is flat and has<br />

five sides […].»<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

4. Handlungsfähigkeit 2; Wohnsitz<br />

(Vorlesungswoche 6)<br />

A. Höchstpersönliche Rechte<br />

Was verstehen Sie unter einem „höchstpersönlichen Recht“? Welche zwei Unterarten von<br />

höchstpersönlichen Rechten sind zu unterscheiden? Geben Sie je ein Beispiel an.<br />

B. Der Banklehrling<br />

Der 17jährige Bruno absolviert eine Banklehre in Luzern. Monatlich verdient er CHF 1’200.-.<br />

• Damit er nicht vom Wohnort seiner Eltern aus pendeln muss, mietet er in Luzern ein<br />

Studio für monatlich CHF 600.-.<br />

• Bruno stört sich seit längerer Zeit an seinen abstehenden Ohren. Er möchte sich deshalb<br />

einer ambulanten Schönheitsoperation unterziehen, die ihn CHF 3'000.- kosten würde.<br />

Seine Eltern finden das völlig unnötig.<br />

• Bald darauf verlobt sich Bruno mit der 15 Jahre älteren Daniela. Zwei Monate später<br />

tritt er vom Verlöbnis zurück.<br />

Sind die Verträge, welche Bruno geschlossen hat, gültig?<br />

C. Der Hilfsgärtner<br />

Der geistig behinderte Carlo steht unter Vormundschaft. Während seiner Freizeit erledigt er<br />

für den Gartenbauunternehmer Geizig leichtere Arbeiten (Pflanzengiessen, Laubrechen usw.).<br />

Als er nach zwei Wochen den vereinbarten Lohn verlangt, hält ihm Geizig entgegen, es sei<br />

nie ein gültiger Arbeitsvertrag zustande gekommen. Wie ist die Rechtslage?<br />

D. Unhygienischer Salat I<br />

Der Restaurantinhaber Franz Kocher erhebt beim Amtsgerichtspräsidenten Luzern-Stadt 5<br />

Klage gegen den Zeitungsverlag X (vgl. zum Sachverhalt im Einzelnen hinten, Fall 7).<br />

Neben weiteren Einwänden macht der Zeitungsverlag geltend, das angerufene Gericht sei zur<br />

Beurteilung der Streitsache örtlich gar nicht zuständig, da der Verlag gemäss Handelsregistereintrag<br />

seinen rechtlichen Sitz im Kanton Zug, und Franz Kocher (der das Restaurant<br />

als Einzelunternehmung betreibt) Wohnsitz in Hergiswil/NW habe.<br />

Kocher behauptet freilich, dass er selber Wohnsitz in Luzern habe: Zwar wohne seine Familie<br />

(Ehefrau und zwei Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren) in einem (zu Miteigentum der<br />

Ehegatten erworbenen) Einfamilienhaus in Hergiswil, und er habe seine Papiere (allerdings<br />

nur aus steuerlichen Gründen) ebenfalls dort hinterlegt. Er halte sich aber während der<br />

Öffnungszeiten des „B“, d.h. von Dienstag bis Sonntag, fast ausschliesslich in einem<br />

5 Vgl. § 16 und 17 bis des Gesetzes über die Gerichtsorganisation (SRL 260); § 7 des Gesetzes über die<br />

Zivilprozessordnung (SRL 260a); § 2 lit. a. des Grossratsbeschlusses über die Anwendung des summarischen<br />

Verfahrens bei bundesrechtlichen Zivilstreitigkeiten (SRL 260c).<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

(gemieteten) Studio in Luzern auf, da er nach den langen Arbeitstagen und gelegentlichem<br />

Alkoholkonsum mit Stammgästen nicht mehr ins Auto steigen wolle. Sein gesamter<br />

Freundeskreis befinde sich in der unmittelbaren Umgebung von Luzern.<br />

Wo hat Kocher seinen Wohnsitz?<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

5. Persönlichkeitsschutz 1<br />

(Vorlesungswoche 7)<br />

A. Öffentlichrechtlicher oder privatrechtlicher Persönlichkeitsschutz?<br />

• Maja unterzieht sich einer Routineoperation. Dabei erweitert der Arzt – entgegen der<br />

ausdrücklichen Absprache mit Maja – eigenmächtig die Operation. Maja will wegen<br />

Verletzung der Persönlichkeit (nämlich ihrer körperlichen Integrität) klagen. Macht es<br />

einen Unterschied, ob Maja in einem Privatspital oder in einem öffentlichen Spital<br />

behandelt wurde?<br />

• Die Einwohnergemeinde E. (Kanton Luzern) verkauft der Marketingfirma Clever AG<br />

Adressen ihrer Einwohner, samt Geburtsdatum, Familienstand, Staatsangehörigkeit und<br />

der Angabe, ob vormundschaftliche oder sozialhilferechtliche Massnahmen bestehen.<br />

Meier, seit kurzem in E. wohnhaft, ist damit nicht einverstanden. Was kann er tun?<br />

• C. ist Afrikaner. Als er das öffentliche Hallenbad in G. besuchen möchte, wird ihm der<br />

Eintritt mit der Begründung verweigert, mit Afrikanern habe man schlechte Erfahrungen<br />

gemacht. C. ist empört. Wie kann er sich zur Wehr setzen, wenn a) das Hallenbad<br />

einem privaten Unternehmen gehört; b) das Hallenbad zum Schulhaus der Gemeinde G.<br />

gehört und ausserhalb der Schulzeiten unentgeltlich von der Öffentlichkeit genutzt<br />

werden kann.<br />

B. Erotische Fotos<br />

Die hübsche Mittelschülerin Anna (17-jährig) arbeitet teilzeitlich als Model, um sich ein<br />

Taschengeld zu verdienen. Ihre Agentur vermittelt sie einem Unternehmen der Erotikbranche,<br />

E., für welches Anna bei einem öffentlichen Anlass Kondome verteilt. Kurze Zeit später<br />

findet Anna in einem einschlägigen, von E. publizierten Heftchen Fotos dieses Anlasses, die<br />

sie in den Zusammenhang mit Pornographie und Prostitution stellen. In der Folge wird Anna<br />

immer wieder darauf angesprochen, ob sie „käuflich“ sei.<br />

Anna erhebt gegen E. Klage wegen Persönlichkeitsverletzung. Unter anderem fordert sie den<br />

mit der Publikation erzielten Gewinn sowie eine Entschädigung für die erlittene Unbill<br />

(Genugtuung). E. macht geltend, die Mutter der minderjährigen Anna habe telefonisch ihre<br />

Einwilligung zur Publikation der Fotos erteilt. Zudem stehe eine Gewinnabschöpfung bzw.<br />

eine Genugtuung schon deshalb nicht zur Diskussion, weil Persönlichkeitsgüter ausschliesslich<br />

ideeller (nicht vermögensrechtlicher) Natur seien.<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

6. Persönlichkeitsschutz 2<br />

(Vorlesungswoche 8)<br />

A. Die angebliche Simulantin<br />

Karin Kistler, Jahrgang 1974, erlitt im Jahre 2003 einen Haushaltsunfall und ist seither nach<br />

eigenen Angaben schwer gehbehindert. Die Versicherungsgesellschaft X hatte sich gemäss<br />

einem 2002 abgeschlossenen privaten Versicherungsvertrag verpflichtet, ihr für den Fall der<br />

Invalidität eine lebenslängliche, monatliche Rente von Fr. 2'800.- auszurichten. Allerdings<br />

kam auf Seiten der Versicherungsgesellschaft bald einmal der Verdacht auf, Karin Kistler<br />

simuliere die andauernden Beschwerden bloss. Im Prozess um die Versicherungsleistungen<br />

brachte Karin Kistler ein Zeugnis ihres Hausarztes bei, wonach − zufolge eines schlecht<br />

verheilten Knochenbruches − mit fortdauernden Schmerzen und einer entsprechenden Behinderung<br />

zu rechnen sei.<br />

Ungeachtet dieses Arztzeugnisses beauftragte die nach wie vor misstrauische Versicherungsgesellschaft<br />

einen Privatdetektiv mit der versteckten Überwachung der Versicherungsnehmerin.<br />

Der Detektiv sollte im Hinblick auf den hängigen Zivilprozess vom öffentlichen<br />

Gelände aus mit Photo- und Videoaufnahmen die Mobilität von Karin Kistler dokumentieren.<br />

Zufolge einer Unachtsamkeit des beauftragten Detektivs erhielt Karin Kistler Kenntnis von<br />

der Überwachung und informierte ihren Anwalt.<br />

Karin Kistler fühlt sich durch die Überwachung in ihrer Persönlichkeit verletzt. Sie möchte,<br />

notfalls gerichtlich, die sofortige Beendigung der Überwachung und die Herausgabe der<br />

bereits vorhandenen Foto- und Videoaufnahmen erzwingen.<br />

Die Versicherungsgesellschaft X ihrerseits macht geltend, sofern überhaupt eine Persönlichkeitsverletzung<br />

vorliege, so sei diese durch die überwiegenden Interessen der Versicherungsgesellschaft<br />

und der ehrlichen Prämienzahler an der Aufdeckung eines (versuchten)<br />

Versicherungsbetruges gerechtfertigt.<br />

Wie ist die Rechtslage?<br />

B. Der Verkehrsunfall<br />

In der Zeitung X. erscheint ein gross aufgemachter Bericht über einen Strassenverkehrsunfall.<br />

Dabei wird unter anderem ein Bild (8 cm x 12 cm) des schwer verletzten Studenten Silvio<br />

veröffentlicht, samt Namen, Wohnort und der Tatsache, dass er Opfer eines Rasers geworden<br />

sei. Nachdem sich Silvio etwas erholt hat, möchte er gegen das Vorgehen des betreffenden<br />

Zeitungsunternehmens rechtliche Schritte unternehmen. Welche Klagemöglichkeiten stehen<br />

ihm zur Verfügung? Welches Hauptargument wird die Anwältin des beklagten Zeitungsunternehmens<br />

dagegen ins Feld führen?<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

7. Gegendarstellung<br />

(Vorlesungswoche 9)<br />

Unhygienischer Salat II<br />

Am Samstag, 7. Oktober 2005, findet sich auf dem Kioskaushang der lokalen Luzerner<br />

Tageszeitung X die Schlagzeile «„B“: Unhaltbare hygienische Zustände!» Am gleichen Tag<br />

erscheint in der genannten Zeitung ein Bericht über die in verschiedenen Restaurants der Stadt<br />

und Umgebung Luzern durchgeführten Kontrollen des Lebensmittelinspektors. Hervorgehoben<br />

(und namentlich genannt) wird dabei allerdings einzig der renommierte Nobelbetrieb<br />

„B“, wo der Lebensmittelinspektor die hygienischen Verhältnisse kritisiert habe. Der <strong>Art</strong>ikel,<br />

der etwa eine halbe Seite in Anspruch nimmt, trägt die Überschrift: «Unhaltbare Zustände im<br />

„B“. Lebensmittelinspektor ist entsetzt». In der Mitte der Seite prangt sodann ein grosses Bild<br />

eines Salattellers. Als Untertitel steht dazu geschrieben: «Essen im „B“ kann ihre Gesundheit<br />

gefährden...» Die Vorwürfe des Lebensmittelinspektors werden im Begleitartikel nicht im<br />

Einzelnen ausgeführt. Zusammenfassend lässt sich dem Bericht etwa Folgendes entnehmen:<br />

Dem Restaurantinhaber Franz Kocher sei anlässlich der Routinekontrolle des Lebensmittelinspektors<br />

ein Verweis wegen der mangelhaften hygienischen Verhältnisse erteilt worden. Es<br />

sei unklar, ob deshalb für die Gäste des Restaurants je die konkrete Gefahr einer Lebensmittelvergiftung<br />

bestanden habe.<br />

Mit Einschreiben vom Freitag, <strong>27</strong>. Oktober 2005, teilt Franz Kocher dem Verlag der Zeitung<br />

X mit, er verlange die gehörige Publikation einer Gegendarstellung inklusive Affiche und Foto.<br />

Auf dem Kioskaushang soll stehen: «Gegendarstellung: Das „B“ kann weiterhin empfohlen<br />

werden!» Im Gegendarstellungstext wird sinngemäss folgendes ausgeführt: Die Routinekontrolle<br />

des Lebensmittelinspektors habe bei 70 % der untersuchten Betriebe grössere oder<br />

kleinere Mängel ergeben, was eher auf die äusserst restriktiven Gesetzesbestimmungen und<br />

weniger auf die mangelhaften Hygieneverhältnisse in Luzerner Lokalen zurückzuführen sei.<br />

Im „B“ sei einzig gerügt worden, dass die Kühlgeräte die vorgeschriebene Lagertemperatur<br />

für Fleisch im Zeitpunkt der Kontrolle wegen eines Defekts der Temperaturanzeige um wenige<br />

Grad Celsius überschritten hätten, was jedoch angesichts des starken Umlaufs − das<br />

Fleisch werde im Durchschnitt alle zwei Tage ausgewechselt − nicht zu konkreten Problemen<br />

geführt habe und zwischenzeitlich bereits korrigiert worden sei. Im übrigen sei der Betrieb als<br />

einwandfrei und vorbildlich qualifiziert worden. Als Gegendarstellung zur Fotografie des<br />

Salattellers verlangt Kocher den Abdruck desselben Bildes, diesmal mit dem Untertitel:<br />

«Entwarnung: Im „B“ erwartet Sie Essen in einwandfreier Qualität.» Zudem legt Kocher Wert<br />

darauf, dass die Gegendarstellung auch in der Online-Ausgabe der Zeitung X publik gemacht<br />

und der Ausgangsartikel mit der Gegendarstellung verlinkt wird.<br />

Eine Woche später druckt die Zeitung X den leicht gekürzten Text von Kocher als Leserbrief<br />

ab. Auf die weiteren Begehren von Franz Kocher geht sie nicht ein.<br />

Kocher ruft das Gericht an. Der Verlag der Zeitung X macht im Verfahren geltend, nachdem<br />

der Leserbrief abgedruckt worden sei, sei das Begehren um Gegendarstellung rechtsmissbräuchlich.<br />

Zudem sei es ohnehin verspätet beim Verlag eingetroffen. Schliesslich seien<br />

weder Kioskaushang noch Online-Zeitungen gegendarstellungsfähig.<br />

Wie beurteilen Sie die Rechtslage?<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

8. Der Name; <strong>Art</strong>. <strong>27</strong> <strong>ZGB</strong><br />

(Vorlesungswoche 10)<br />

A. www.djbobo.ch<br />

Der ehemalige Produzent des Musikers René Baumann alias DJ Bobo liess den Domain-<br />

Namen registrieren und nutzte ihn in der Folge auch. Baumann verlangt<br />

vom Produzenten die Übertragung, ev. Löschung des Domain-Namens sowie Schadenersatz<br />

(zufolge entgangener Nutzung des Domain-Namens). Hat seine Klage Aussicht auf Erfolg?<br />

B. Bier auf ewig<br />

Die F. AG, Inhaberin des Restaurants R., verpflichtete sich gegenüber der Brauerei B., «für<br />

alle Zeit» nur B.-Biere zum Ausschank zu bringen und das Bier sowie Mineralwasser<br />

ausschliesslich bei der Brauerei B. zu beziehen. Im Gegenzug verpflichtete sich die Brauerei,<br />

die notwendigen Buffeteinrichtungen für das Restaurant R. gratis zur Verfügung zu stellen.<br />

Als die F. AG den Bierlieferungsvertrag 17 Jahre später kündigte, machte die Brauerei neben<br />

dem nicht amortisierten Anteil der Buffetkosten Schadenersatz für entgangenen Gewinn<br />

geltend. Zu Recht?<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

9. Auslegung und Lückenfüllung<br />

(Vorlesungswoche 11)<br />

A. Gesetzesauslegung<br />

Im Zusammenhang mit <strong>Art</strong>. 267a OR hat das Bundesgericht Folgendes erwogen (übersetzter<br />

und gekürzter Text aus BGE 113 II 406):<br />

«OR 267a behandelt namentlich die Mieterstreckung für „Geschäftsräume“ („locaux<br />

commerciaux“, „locali d’affari“). Dieser Begriff ist nicht so klar wie der Begriff<br />

„Wohnung“, der in der gleichen Bestimmung vorkommt. Während der Begriff<br />

„Raum“ genügend klar ist und keinen Anlass zu Missverständnissen gibt, ist der<br />

Begriff „geschäftlich“ ziemlich vage. Das ergibt sich allein schon daraus, dass er<br />

sowohl in der Umgangssprache wie in der juristischen Terminologie verschiedene<br />

Bedeutungen hat. Im gewöhnlichen Sprachgebrauch wird das Wort „Geschäft“ unter<br />

anderem gleichbedeutend mit „Laden“ verwendet, oder im weitesten Sinn (…), um<br />

eine wirtschaftliche Tätigkeit zu bezeichnen (…). Welche Bedeutung man auch<br />

immer nimmt: Es ist nicht vorstellbar, dass Tätigkeiten gemeint sein könnten, die<br />

keinen geschäftlichen Charakter haben. Anders verhält es sich im juristischen<br />

Sprachgebrauch. Zweifellos gilt hier nur die herkömmliche Bedeutung des Begriffs<br />

(…).»<br />

Welches Auslegungselement steht für das Bundesgericht in diesem Textabschnitt im<br />

Vordergrund? Welche anderen Auslegungselemente kennen Sie?<br />

B. Lückenfüllung<br />

Anton Friedli betreibt an einer belebten Ladengasse in der Luzerner Altstadt eine Bäckerei.<br />

Als sein Nachbar Theo Braun sein Gebäude sanieren lässt, kommt es zu erheblichen Lärmund<br />

Staubimmissionen und in der Folge zu einem deutlichen Umsatzrückgang in Friedlis<br />

Bäckerei. Friedli klagt gegen Braun auf Schadenersatz. Braun macht geltend, dass seine<br />

Bautätigkeit zulässig sei (was zutrifft) und keine Haftungsnorm für rechtmässig zugefügte<br />

Schäden bestehe (was ebenfalls zutrifft).<br />

Ist dem Friedli doch zu helfen?<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

10. Rechtsmissbrauch und guter Glaube<br />

(Vorlesungswoche 12)<br />

A. Rechtsmissbrauch<br />

Liegt in den folgenden Sachlagen Rechtsmissbrauch (<strong>Art</strong>. 2 Abs. 2 <strong>ZGB</strong>) vor?<br />

1. A. und B. sind Nachbarn und wohnen an schöner Hanglage in Meggen. Das Grundstück<br />

von A. liegt etwas unterhalb desjenigen von B. Kurze Zeit nach einem heftigen<br />

nachbarrechtlichen Streit mit B. errichtet A. einen 4 m hohen Grenzzaun, womit B.<br />

seine Aussicht einbüsst. A. beruft sich auf die geltenden Bauvorschriften, wonach der<br />

Zaun an sich ohne weiteres zulässig ist. Zudem macht er geltend, er wolle mit dem Zaun<br />

verhindern, dass der Hund von B. wie bis anhin auf sein Grundstück eindringe und da<br />

sein Geschäft verrichte. Ist die Errichtung des Zaunes mit Blick auf <strong>Art</strong>. 2 Abs. 2 <strong>ZGB</strong><br />

zulässig?<br />

2. C. erteilt dem D. den Auftrag, ein Schwimmbecken mit einer Länge von 50 m zu<br />

erstellen. Als sich nach Fertigstellung zeigt, dass das Becken nur 49.95 m misst,<br />

verlangt C. unentgeltliche Nachbesserung. Zu Recht?<br />

3. A. gewährt dem B. ein Darlehen mit der Abrede, dass der Gläubiger das Darlehen<br />

kündigen könne, wenn der Schuldner mit den Zinszahlungen in Rückstand gerate.<br />

Nachdem B. mit den Zinszahlungen um CHF 12.- im Rückstand ist, kündigt A. das<br />

Darlehen. Darf er das ?<br />

4. Das Grundstück von C. grenzt an dasjenige von D. an. Auf dem Grundstück von C.<br />

lastet ein Wegrecht zu Gunsten von D. Nachdem die Nachbarn sich zerstritten haben,<br />

benutzt D. diesen Weg bei jeder Gelegenheit mit dem Auto, während er sich zuvor<br />

bemüht hatte, den Weg so oft als möglich zu Fuss zurück zu legen.<br />

5. E. und F. vereinbaren einen Stromlieferungsvertrag mit einer Laufdauer von 10 Jahren.<br />

Wenige Monate nach Inkrafttreten des Vertrages brennt die Fabrik des Strombeziehers<br />

F. ab. Stromlieferant E. beharrt auf Erfüllung des Vertrages. Zu Recht?<br />

6. Der verheiratete Geschäftsmann und Politiker V. pflegt eine Liebesbeziehung mit seiner<br />

Angestellten L. Als L. schwanger wird und V. davon Kenntnis gibt, verspricht dieser,<br />

sich finanziell um sie und das Kind zu kümmern. Hingegen bittet er L. aus nahe<br />

liegenden Gründen, die Angelegenheit nicht publik zu machen. Nachdem die Frist zur<br />

Erhebung der Vaterschaftsklage verstrichen ist (vgl. 263 Abs. 1 Ziff. 1 <strong>ZGB</strong>), will er<br />

nichts mehr von seinem Versprechen wissen.<br />

7. Beim Verkauf einer Liegenschaft beurkunden 6 Verkäufer V. und Käufer K. (zum Zweck<br />

der Steuer- und Gebührenhinterziehung 7 ) bewusst einen tiefer liegenden Kaufpreis als<br />

in Wahrheit vereinbart. V. überträgt in der Folge das Eigentum an K. Dieser bezahlt<br />

indessen nur den in der öffentlichen Urkunde erwähnten Kaufpreis und weigert sich, das<br />

vereinbarte Schwarzgeld von CHF 100'000.- zu leisten. Daraufhin beruft sich V. auf<br />

Nichtigkeit des Grundstückkaufs und klagt auf Rückübertragung des Eigentums.<br />

6 Der Verkauf eines Grundstücks ist nach <strong>Art</strong>. 216 Abs. 1 OR öffentlich zu beurkunden.<br />

7 Beurkundungs- und Grundbuchgebühren werden in ‰ des Kaufpreises berechnet. Zudem wird in der Regel<br />

eine (kantonale) Grundstückgewinnsteuer fällig, wenn der Verkäufer mit dem Verkauf einen Gewinn erzielt, d.h.<br />

der Verkaufspreis höher ist als der seinerzeitige Erwerbspreis.<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

B. Lebensversicherung<br />

Der 17jährige Bruno (vgl. schon vorne, Fall 4B) möchte auf Anraten seines Arbeitgebers eine<br />

Lebensversicherung der Säule 3a abschliessen und monatlich CHF 200.- einzahlen. Als der<br />

Versicherungsagent beim Vater von Bruno die Zustimmung zum Vertrag einholen will, wird<br />

ihm diese verweigert. Die Mutter von Bruno weist jedoch darauf hin, dass sie Bruno gegenüber<br />

schon vor dem Telefonanruf des Agenten ihre Zustimmung zum Versicherungsvertrag<br />

erteilt hat.<br />

Wie ist die Rechtslage? (Hinweis: Die Eltern von Bruno sind verheiratet und beide Inhaber<br />

der elterlichen Sorge.)<br />

C. Vertretung<br />

Der fünfzehnjährige Michael erscheint im Dorfladen und kauft dort „für seine Mutter“ zwei<br />

Stangen Zigaretten auf Rechnung. Als Michaels Mutter am nächsten Tag von der Ladeninhaberin<br />

darauf angesprochen wird, stellt sich heraus, dass Michael gelogen hat: Er hat die<br />

Zigaretten keineswegs im Auftrag seiner Mutter gekauft. Inzwischen hat er sie allerdings<br />

bereits seinen Freunden verschenkt.<br />

Die Mutter von Michael hält den Kauf – mangels gültiger Vertretung – für ungültig. Die<br />

Ladeninhaberin macht geltend, sie habe nicht davon ausgehen müssen, dass Michael lüge.<br />

Vielmehr sei sie mit Bezug auf die Vertretung gutgläubig gewesen. Der Kaufvertrag sei<br />

deshalb gültig zustandegekommen und die Mutter müsse die Zigaretten bezahlen. Wie ist die<br />

Rechtslage?<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

11. <strong>Art</strong>. 8 <strong>ZGB</strong>; die juristischen Personen<br />

(Vorlesungswoche 13)<br />

A. <strong>Art</strong>. 8 <strong>ZGB</strong> – Die Simulantin II<br />

Als Fall 6 wurde in der Semesterwoche 8 die Beobachtung von Karin Kistler durch einen<br />

Privatdetektiv behandelt. Dabei wurde selbstverständlich davon ausgegangen, dass die<br />

Versicherungsgesellschaft ein rechtlich erhebliches Interesse daran hat, die vermutete<br />

Simulation nachweisen zu können.<br />

• Versuchen Sie, sich die prozessuale Ausgangslage in Fall 6 zu vergegenwärtigen.<br />

Welche zwei Prozesse sind zu unterscheiden?<br />

• Wie ist die Beweislast in den beiden Prozessen verteilt: Wer muss was beweisen? Wer<br />

trägt die Folgen einer allfälligen Beweislosigkeit?<br />

• Die Versicherungsgesellschaft macht geltend, aus <strong>Art</strong>. 8 <strong>ZGB</strong> fliesse ein Anspruch<br />

darauf, die nötigen Beweismittel mit Blick auf einen Zivilprozess beschaffen zu dürfen.<br />

Was ist von diesem Argument zu halten?<br />

• Angenommen, im Prozess um die Versicherungsleistungen gelangt der Richter zum<br />

Schluss, Karin Kistler leide mit «überwiegender Wahrscheinlichkeit» an der<br />

behaupteten Behinderung. Wie muss er entscheiden?<br />

B. Beweisrecht<br />

In früher diskutierten Fall 3. (Handlungsfähigkeit), Ziff. 2., kommt es zum Prozess: Süffig,<br />

der in betrunkenem Zustand eine Runde Champagner auf Rechnung bestellt hat, ist<br />

nachträglich nicht bereit, diesen zu bezahlen. Der zuständige Richter heisst die Klage des<br />

Wirtes gut. Im Urteil findet sich dafür u.a. mit folgende Begründung:<br />

«(…) Dem Kläger (Wirt) ist es nicht gelungen, die Urteilsfähigkeit des Beklagten<br />

Süffig nachzuweisen. Allerdings erscheint diese dem Gericht insgesamt immerhin<br />

als wahrscheinlich. Die Klage ist deshalb gutzuheissen. (…)»<br />

Kommentieren Sie diese Begründung!<br />

C. Die juristische Person im Allgemeinen<br />

1. In der Streitigkeit um eine Gegendarstellung („Unhygienischer Salat“, vgl. vorne, Fall<br />

4D und Fall 7) macht Restaurantinhaber Franz Kocher im Zusammenhang mit der Frage<br />

nach dem Gerichtsstand geltend, der beklagte Zeitungsverlag X verfüge im Kanton Zug<br />

lediglich über eine Postfachadresse. Die gesamte Tätigkeit des Verlages spiele sich<br />

jedoch in den in der Stadt Luzern gemieteten Räumlichkeiten ab, weshalb dieser dort<br />

seinen Sitz habe. Demgegenüber dürfe nicht auf den Handelsregistereintrag abgestellt<br />

werden. Die Klage beim dem Amtsgericht Luzern sei somit – unabhängig vom<br />

Wohnsitz des Klägers – zulässig. Wie ist die Rechtslage?<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

2. C. erhebt Klage wegen Persönlichkeitsverletzung gegen den Zeitungsverlag A. Der<br />

Verlag macht Folgendes geltend:<br />

• Für den fraglichen <strong>Art</strong>ikel sei nur die freiberuflich arbeitende (also nicht bei A.<br />

angestellte) Journalistin und <strong>Art</strong>ikelverfasserin persönlich verantwortlich.<br />

• Falls den verantwortlichen Redaktor, dem der <strong>Art</strong>ikel vor der Publikation<br />

vorgelegt worden sei, ein Verschulden treffe, sei gegen diesen vorzugehen.<br />

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Es ist davon auszugehen, dass der fragliche <strong>Art</strong>ikel C. in seiner Persönlichkeit<br />

widerrechtlich verletzt hat (<strong>Art</strong>. 28 <strong>ZGB</strong>). C. hat dadurch einen Vermögensschaden<br />

erlitten. Haftet der Verlag nach <strong>Art</strong>. 55 <strong>ZGB</strong>?


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

12. Vereine und Stiftungen<br />

(Vorlesungswoche 14)<br />

A. Kurzfälle zum Verein<br />

1. Drei Unternehmen der Uhrenbranche einigen sich darauf, künftig in gewisser Hinsicht –<br />

nämlich beim Einkauf von Halbfertigfabrikaten, beim Auftreten gegenüber Gewerkschaften<br />

usw. – zusammenzuarbeiten. Dürfen sie zu diesem Zweck einen Verein<br />

gründen?<br />

2. Der Verein G. lädt zur jährlichen Mitgliederversammlung. Auf der Einladung ist als<br />

Traktandum 5 die Wahl des Vereinsvorstandes vorgesehen. Gegen den Widerspruch<br />

von Vereinsmitglied A. wird B. als Vereinspräsident gewählt. A. ist mit dem<br />

Vereinsbeschluss nicht einverstanden. Er macht er geltend, der Name des Kandidaten B.<br />

sei in der Einladung zur Mitgliederversammlung nicht angegeben worden; zudem sei B.<br />

anlässlich der Wahl nicht in den Ausstand getreten. Wie ist die Rechtslage?<br />

3. Der Verein „Gemischter Chor O.“ und der Verein „Sänger von O.“ haben in den letzten<br />

Jahren einen Mitgliederschwund zu beklagen. An einem privaten, freundschaftlichen<br />

Treffen der beiden Vereinspräsidentinnen entsteht die Idee, die beiden Vereine könnten<br />

sich zusammentun (fusionieren). Wie ist vorzugehen?<br />

B. Der zerstreute Sportler<br />

Die Vereinsstatuten des «Rollhockeyclubs Wimmis» sind äusserst kurz gefasst und enthalten<br />

nur Bestimmungen über den Zweck und die Organisation: Oberstes Organ ist die<br />

Mitgliederversammlung. Daneben gibt es einen Vereinsvorstand aus drei Mitgliedern, davon<br />

ist eines der Präsident.<br />

Der begabte, aber etwas zerstreute Sportler Frederik ist Mitglied des genannten Vereins.<br />

Nachdem er mehrfach verspätet zum Training erschienen ist und einmal aus Vergesslichkeit<br />

ein Cupspiel verpasst hat, beschliesst der Vereinsvorstand am 30. Juni 2005, ihn aus dem<br />

Verein auszuschliessen. Frederik will sich dagegen – notfalls gerichtlich – zur Wehr setzen.<br />

Was kann er tun?<br />

C. Kurzfälle zur Stiftung<br />

1. Eva möchte einen Teil ihres Vermögens der Förderung der Kinderbetreuung an der<br />

Universität Luzern widmen. Was muss sie vorkehren? Kann sie später – etwa für den Fall,<br />

dass sie selber in finanzielle Bedrängnis gerät – das gewidmete Vermögen wieder zurück<br />

verlangen?<br />

2. Nachdem ihre eigenen Kinder „ausgeflogen“ sind, ändern sich die Prioritäten von Eva. Sie<br />

möchte das in die in Ziff. 1 genannte Stiftung eingebrachte Vermögen nunmehr für<br />

Anliegen des Tierschutzes einsetzen. Kann sie das?<br />

3. Die im Jahr 1978 gegründete Professor Walter Hug Stiftung (mit Sitz in St. Gallen)<br />

bezweckte ursprünglich die «Förderung und finanzielle Unterstützung der schweizerischen<br />

rechtswissenschaftlichen Forschung durch periodische Ausrichtung des „Walter<br />

Hug Preises“ an schweizerische Forscher für hervorragende rechtswissenschaftliche<br />

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Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

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Leistungen […]». Der Stiftungsrat möchte den Wortlaut dieser Bestimmung den heutigen<br />

Gegebenheiten wie folgt anpassen: «[…] periodische Ausrichtung des „Walter Hug<br />

Preises“ an schweizerische Forscherinnen und Forscher […]». Wie ist vorzugehen?<br />

4. Adolf errichtet mittels Testament eine Stiftung mit folgender Zwecksetzung: «Zweck der<br />

Stiftung soll es sein, aus ihren Erträgnissen die historische Forschung über die Ereignisse,<br />

welche zum Zweiten Weltkrieg geführt haben, sowie über den Zweiten Weltkrieg und<br />

seine Auswirkungen zu fördern und die Ergebnisse dieser Forschung zu verbreiten.<br />

Insbesondere sollen tüchtige Historiker unterstützt werden, die den Begriff der<br />

historischen Wahrheit nicht relativieren.» Was ist davon zu halten?


Aebi-Müller <strong>ZGB</strong> I WS 2005/2006<br />

E. Materialien zur Vorlesung und zu den Übungen <strong>ZGB</strong> I<br />

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