Vor Ort - Mieterberatung Prenzlauer Berg GmbH in Berlin

BVV
Zu viel Wohnungsbau
Bebauungspläne sollen Flächen für Infrastruktur sichern Von Albrecht Molle
Die Frage, wie sich in den fünf
Sanierungsgebieten von Prenzlauer
Berg die bauliche Verdichtung in
Gestalt immer neuer Wohnungsbauvorhaben
so steuern lässt, dass eine
adäquate Versorgung der Gebietsbewohner
mit sozialen Infrastruktureinrichtungen
gewährleistet bleibt, bewegt
in zunehmendem Maße auch
die Bezirksverordnetenversammlung.
Aus aktuellem Anlass haben die
Verordneten auf Antrag der Fraktionen
von SPD und Bündnis 90/Die
Grünen das Bezirksamt jetzt beauftragt,
für zwei potenzielle Wohnstandorte
im südlichen Bereich des Sanierungsgebietsgebiets
Kollwitzplatz die
Aufstellung von Bebauungsplänen zu
prüfen.
So soll mit dem Eigentümer der
ehemaligen Bötzowbrauerei darüber
verhandelt werden, dass für das
23.000 m² große Areal an der
Prenzlauer Allee als künftige Nutzung
eine Mischung aus Wohnen und
wohnverträglichem Gewerbe vorgesehen
wird. Auch will man eruieren, ob
dort neben einem bereits vor Jahren
vereinbarten KiTa-Neubau weitere
Flächen für öffentliche Infrastruktur in
Frage kommen. Der bisherige Eigentümer
ist seit März 2007 im Besitz
einer rechtskräftigen Baugenehmigung
für einen SB-Markt, acht Fachmärkte,
Gastronomie, Büros und
Wohnungen. Da eine Konzentration
von Einzelhandel an diesem Standort
aber inzwischen unrentierlich wäre,
hat Divaco die Immobilie auf den
Markt gebracht. Im Bezirksamt geht
man davon aus, dass der neue
Eigentümer, nach noch unbestätigten
Berichten ein ausländisches Unternehmen,
gesprächsbereit sein wird.
Bei dem zweiten ins Visier der
BVV geratenen Grundstück handelt es
sich um das ca. 14.000 m² große
Gelände der ehemaligen Berliner
Weißbierbrauerei in der Straßburger
Straße 6-9, das zurzeit gewerblich
genutzt wird und auf dem ein Investor
den Bau von bis zu 350 Wohnungen
plant. Auch hier sollen im Rahmen
eines B-Planverfahrens Flächen für
öffentliche Infrastruktur gesichert
werden. Vor allem geht es dabei um
eine Schulhoffläche für eine in diesem
Bereich dringend benötigte Grundschule.
Mit dem BVV-Beschluss zu den
beiden Liegenschaften, denen in einer
vom Sanierungsbeauftragten
S.T.E.R.N. erstelten Abschlussuntersuchung
zum Sanierungsgebiet Kollwitzplatz
»beträchtliches Entwicklungspotenzial«
attestiert wird, solle
kein Investor verprellt werden, betonten
die stadtentwicklungspolitischen
Sprecher der Fraktionen von SPD und
Bündnis 90/Die Grünen, Roland Schröder
und Almuth Tharan. Das Erfordernis
zur Festsetzung von B-Plänen sei
auch nicht zwingend, wenn im
Auf dem »Marthashof« an der Schwedter Straße entstehen 130 Eigentumswohnungen.
Rahmen von Verträgen mit den
Investoren sichergestellt werde, dass
im Umfeld der neuen Wohnanlagen
auch die notwendige öffentliche
Infrastruktur entsteht.
Eine ähnliche Entwicklung wie
im Kollwitzplatz-Quartier, das infolge
massiver städtebaulicher Aufwertung
für den Zeitraum seit 1998 ein
Vor Ort 05. 2 0 0 8 3
Bevölkerungswachstum von 20 Prozent
verzeichnet, vollzieht sich auch
im benachbarten Sanierungsgebiet
Teutoburger Platz. Aktueller Wohnungsbauschwerpunkt
ist hier der
nördliche Abschnitt der Schwedter
Straße, wo auf den Grundstücken 41-
43 die Wohnanlage »Kastaniengärten«
mit 37 Eigentumswohnungen
entsteht. Noch viel umfangreicher ist
das Wohnungsbauvorhaben der STO-
FANEL Investment GmbH auf den
Nachbargrundstücken 37-40. Auf dem
12.400 m² großen, als Marthashof
bekannten Areal entsteht um einen
grünen, tagsüber öffentlich zugängigen
Hof eine U-förmige, aus fünf- bis
sechsgeschossigen Gebäuden bestehende
Anlage mit 130 Eigentumswohnungen.
Nach den Worten von
Projektentwickler Werner Rübberdt,
der das Projekt am 10. April im
Stadtentwicklungsausschuss der BVV
vorstellte, gibt es dafür bereits
zahlreiche in- und ausländische Interessenten.
Die Grundlagen für die
Planung des Quartiers, das Raum für
©Albrecht Molle
rund 500 Bewohner biertet, waren im
vorigen Jahr im Rahmen eines
zwischen der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung und dem Investor
vereinbarten Gutachterverfahrens gelegt
worden, an dem auch das
Bezirksamt und die Betroffenenvertretung
Teutoburger Platz beteiligt
waren.