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MITTEILUNGEN DER RESIDENZEN-KOMMISSION DER ...

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wie ihn der Kaiser Friedrich II. gerade in den 20er und 30er Jahren des 13. Jahrhunderts forciert<br />

hatte, scheinen heute doch eine babenbergische Gründung nahe zu legen.<br />

Durch punktuelle Untersuchungen nach der Methodik der architekturgeschichtlichen Bauforschung<br />

wie Mauerwerksanalysen (gezielt gesetzte Sondagen und begrenzte Freilegungen)<br />

ist zu überprüfen, in welchem Ausmaß Bausubstanzen der mittelalterlichen Kastellburg im<br />

heutigen Baubestand erhalten geblieben sind. Die Resultate sind unter Heranziehung sämtlicher<br />

bildlicher Quellen und historischer Pläne auszuwerten und zu interpretieren. Zentraler<br />

Aspekt ist die Beurteilung des Erscheinungs- und Funktionsbildes der Wiener Hofburg als<br />

Herzogs-, Königs-, und schließlich Kaiserresidenz. Die Kastellburg, verteidigungstechnisch<br />

nach den Gesichtspunkten des 13. Jahrhunderts als Stadtburg unmittelbar an der Stadtmauer<br />

errichtet, behielt, abgesehen von inneren Um- und Ausbauten, mehr als 250 Jahre lang ihren<br />

verhältnismäßig bescheidenen Gesamtumfang. Kenntnis über die Raumfunktionen und den<br />

Baubestand der Burg besitzen wir durch den Teilungsvertrag von 1458, in dem die Aufteilung<br />

der Nutzung der Burg zwischen Friedrich III. und seinen Brüdern Herzog Albrecht VI.<br />

und Herzog Sigmund von Tirol festgelegt worden ist. Daraus erschließen sich Wohnverhältnisse,<br />

die sich nur schwer mit dem höchsten Herrscheramt des Abendlandes und dem damit<br />

verbundenen Repräsentationsanspruch in Beziehung setzen lassen.<br />

Zur Rekonstruktion des spätmittelalterlichen Residenz-Verständnisses ist es unerläßlich,<br />

die im 14. Jahrhundert einsetzende rege Stiftungs- und Bautätigkeit in unmittelbarer Nähe<br />

und in engem Zusammenhang mit der Burg zu thematisieren: 1324/27 Verlegung des vorstädtischen<br />

Augustiner Eremitenklosters unmittelbar neben die Burg mit Neubau der Kirche;<br />

vor 1337 Bau der Georgskapelle als Versammlungsort der Societas Templois, einem Laienorden<br />

unter dem Patronat des hl. Georg; wiederholte herzogliche Bestiftungen der der Burg<br />

benachbarten Michaelerkirche. Unter Friedrich III. schließlich wurde die sogenannte „Öde<br />

Kirche“ auf dem Areal der im 16. Jahrhundert erbauten Stallburg errichtet; Teile des Fundamentes<br />

konnten jüngst bei Grabungen freigelegt werden.<br />

In der Summe scheint für das Selbstverständnis der Regenten des 14. und 15. Jahrhunderts<br />

ein auf sakralen Stiftungen liegender Schwerpunkt höchst charakteristisch, während der<br />

Aufwand für die Baulichkeiten der Hofburg und die damit verbundenen Wohn- und Repräsentationsbedürfnisse<br />

vergleichsweise bescheiden blieben.<br />

Zeitraum 1533-1705<br />

Die Untersuchung umfaßt etwa 170 Jahre (von 1533, dem Jahr der Verlegung des Hofes von<br />

Prag nach Wien unter Ferdinand I. bis zum Tod Kaiser Leopolds I. 1705) und damit die Regierungszeiten<br />

von insgesamt sieben Kaisern aus dem Haus Habsburg. Sie setzt mit der Erweiterung<br />

der mittelalterlichen Kastellburg ein und endet mit der mittlerweile baulich wie<br />

topographisch beträchtlich ausgeweiteten Anlage, die in der Folge die Ausgangslage für die<br />

imperiale Ausgestaltung der Hofburg im 18. Jahrhundert bildet. Die detaillierten Darstellungen<br />

der Hofburg auf Wiener Stadtplänen des 16. und 17. Jahrhunderts führen die Entwicklung<br />

und Ausdehnung klar vor Augen, die die Hofburg in diesem Zeitabschnitt erfahren hat.<br />

Mit dem Schweizertor, der Stallburg, der Amalienburg und dem Leopoldinischen Trakt entstehen<br />

Schlüsselbauten der Residenzanlage und zugleich Hauptwerke der Renaissance und<br />

des Frühbarock in Österreich. Zusätzlich war das Residenzareal mit einer Reihe weiterer<br />

Bauten bestückt, die heute nicht mehr existieren und zum Teil auch nicht mehr eindeutig<br />

lokalisiert werden können: Ballhäuser, Theaterhäuser, Galerie, Badehaus, Reithalle mit<br />

Rosstummelplatz, Hofspital, Hofkanzleien und Bibliothek.<br />

Die schon angesprochene Grundlagenforschung wird eine detaillierte Dokumentation der<br />

Planungs- und Baugeschichte sowie eine Erstellung der relativen Bauabfolge mit graphischer<br />

Darstellung auf Bauphasenplänen unter Heranziehung sämtlicher verfügbarer bildlicher Quel-<br />

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