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...in vielerlei Hinsicht war es mein erstes Mal.<br />
Vor allem war es mein erster Segelflieger-<br />
Urlaub in Südafrika. Wobei mir mein Chefpilot<br />
Torsten Klette schon vorher den Tipp gegen<br />
den Neid der Daheimgebliebenen mit auf den<br />
Weg gab, nicht von einem Urlaub, sondern<br />
von einem Trainingslager zu sprechen. Meine<br />
Freundin überzeugte es nicht, aber nach<br />
meinem ersten längeren Flug über der südafrikanischen<br />
Halbwüste (Karoo), wusste ich was<br />
er meinte. Ich bin in meinem Leben schon 6<br />
Marathons gelaufen und bilde mir ein schon<br />
ein bisschen was auszuhalten, aber die 775 km<br />
als Copilot waren kaum weniger anstrengend<br />
als mein letzter Marathon in Nizza.<br />
Aber fangen wir von vorn an. Als mir Torsten in<br />
der letzten Saison in Lüsse von seinen Flugerlebnissen<br />
in Gariep Dam erzählte, war die<br />
Neugier durchaus vorhanden. Allerdings bin<br />
ich ein „Sonntagspilot“ mit gerade mal 150<br />
Flugstunden, der ganz gerne mal am Wochenende<br />
die eine oder andere Stunde rund um den<br />
Platz in Lüsse fliegt oder mit dem Motorsegler<br />
zum Kaffeetrinken an die Ostsee. Segelfliegen<br />
in Afrika war eine andere Welt, etwas worüber<br />
ich in der Zeitung lese. Als Torsten dann<br />
irgendwann meinte, dass er noch jemanden<br />
sucht, der mit ihm gemeinsam einen DuoDiscus<br />
in Südafrika chartert, begann mein Traum<br />
jedoch Gestalt anzunehmen.<br />
Am 3. Januar machte ich mich dann auf Weg,<br />
vom tief verschneiten Berlin ins hochsommerliche<br />
Südafrika. Die ersten 4 Tage hatte ich mir<br />
Zeit zum Akklimatisieren gegeben. Ans Wetter<br />
anpassen, den Flugplatz kennen lernen, die<br />
Gegend erkunden und ein wenig am Pool relaxen.<br />
Dann war es soweit. Mein erster Flug war ein<br />
ziemlicher Kampf. War ich bislang der Meinung<br />
einen unerschütterlichen Magen zu besitzen,<br />
wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Leider<br />
hatte ich keine Tüte dabei. Ich habe dann<br />
auch die 553 km durchgehalten, aber genießen<br />
konnte ich den Flug nicht wirklich. Von da an<br />
wurde es von Tag zu Tag besser. Torsten ließ<br />
mich immer öfter an den Knüppel und 3 Tage<br />
später bin ich dann bereits selbst eine 448 km<br />
Strecke geflogen. Bis dahin für mich unvorstellbar.<br />
Vieles war für mich unvorstellbar und das<br />
erste Mal: Januar bei 40 Grad, Schildkröten,<br />
Strauße und Zebras neben dem Flugplatz, Segelfliegen<br />
in 4500 m, integriertes Steigen von<br />
6 m/s und ebenso starkes Sinken.<br />
10<br />
Mein erstes Mal in Afrika …<br />
Dass Segelfliegen in Afrika Erfahrung braucht<br />
und auch ein Turbo im Heck nicht gleichbedeutend<br />
mit sorglosem Fliegen ist, sollte ich bei<br />
unserem letzten Flug erfahren. Torsten hatte<br />
sich bei guten Wetteraussichten noch einmal<br />
ein 750 km FAI-Dreieck vorgenommen und<br />
ich hatte meinen Platz als aufmerksamer Beobachter<br />
und Ablösung für kleinere Pausen auf<br />
dem hinteren Sitz eingenommen.<br />
Eine Stunde lang ging es auch ganz gut voran<br />
und wir hatten bereits knappe 100 km zurückgelegt.<br />
Da es auch in Afrika am Vormittag mit<br />
der Thermik oft nicht so einfach ist, war das gar<br />
nicht schlecht. Mit 1.800 m hatten wir auch eine<br />
für deutsche Verhältnisse mehr als komfortable<br />
Arbeitshöhe. Als es dann jedoch minutenlang<br />
mit Sinkgeschwindigkeiten von 5 m/s und mehr<br />
nach unten ging, dauerte es nicht lange bis wir<br />
anfingen uns nach einer Außenlademöglichkeit<br />
umzusehen. Die sind in der Karoo knapp. Sieht<br />
es auch von oben so aus, als könne man quasi<br />
überall außen landen, da es keine Bäume oder<br />
sonstige sichtbare Hindernisse gibt, stellt sich<br />
die Lage bei näherer Betrachtung anders dar.<br />
Die Felder sind übersät mit Termitenhügeln<br />
– hart wie Beton, so dass es kaum möglich ist<br />
ein Segelflugzeug dort heil herunterzubringen.<br />
Landemöglichkeiten sind vor allem Farmen<br />
und Flugplätze. So fingen wir also schon<br />
in einer Höhe von 1000 m an uns nach einer<br />
geeigneten Farm umzuschauen. Weiter ging<br />
De r Li L i e n t h a L e r 1/2010<br />
Fotos: Torsten Klette