IN DIESEM HEFT: - lilienthaler-online
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Festvortrag anlässlich der Gründungsfeier<br />
des LSC Kranich Berlin e.V. am 12.9.2009 in Neuruppin - Fortsetzung<br />
Behindernde Merkmale<br />
Seit Lilienthal musste die Entwicklung des<br />
Fliegens aber auch immer mit massiven Behinderungen<br />
und sachfremden Einflüssen fertig<br />
werden.<br />
Die sich seit Lilienthals Tod rasant entwickelnde<br />
Flugtechnik geriet sehr schnell auch in den<br />
militärischen und somit politischen Einflussbereich.<br />
Der erste Weltkrieg ließ bereits erahnen,<br />
welche verheerenden Folgen, die Kriegführung<br />
mit Flugzeugen haben konnte.<br />
Eine der Folgen des verlorenen ersten Weltkriegs<br />
für Deutschland war das Verbot, Motorflugzeuge<br />
zu bauen und zu fliegen.<br />
Die Flugenthusiasten in Deutschland umgingen<br />
dieses Verbot, indem sie die von Lilienthal<br />
angestoßenen Gleitflugversuche in der Röhn<br />
wieder aufnahmen und in den jährlich seit 1920<br />
bis 1939 stattfindenden Röhnwettbewerben perfektionierten.<br />
So wurde dieses Flugverbot zum<br />
eigentlichen Startschuss für die rasante Entwicklung<br />
des Segelfluges in Deutschland.<br />
Seit 1933 wurde der Segelflug durch die Nationalsozialisten<br />
mehr und mehr ideologisiert,<br />
militarisiert und seiner humanistischen Ziele<br />
beraubt.<br />
Die Segelflugbewegung, ihre Einrichtungen<br />
und Vereine verloren ihre Eigenständigkeit, sie<br />
wurden ideologisiert und als Pilotenschmiede<br />
für kommende Kriegeseinsätze missbraucht.<br />
Reiher 1938<br />
24<br />
Auch nach dem verlorenen zweiten Weltkrieg<br />
gab es aus politischen Erwägungen wiederum<br />
das Verbot für Deutsche, zu Fliegen und Luftsport<br />
gleich welcher Art auszuüben.<br />
Unsere Vereinsgründer können davon berichten,<br />
welche Anstrengungen erforderlich waren,<br />
bis im August 1950 das Segelfliegen in<br />
Deutschland endlich wieder erlaubt wurde und<br />
nach 17 Jahren wieder eigenständige und ideologiefreie<br />
Segelflugvereine wie der LBW und<br />
der Aka-Luft gegründet werden konnten.<br />
Dies ist also der Hintergrund, vor dem auch die<br />
Vereine zu sehen sind, die sich nun zum Luftsportclub<br />
Kranich zusammengeschlossen haben.<br />
Sie haben ihre Wurzeln in der grandiosen<br />
Segelflugbewegung des letzten Jahrhunderts,<br />
die vor 120 Jahren mit Lilienthal ihren Anfang<br />
genommen hat. Diese Vereine stehen, wie alle<br />
Segelflugvereine in Deutschland, in der Tradition<br />
dieser bedeutsamen historischen Entwicklung.<br />
Der LBW wurde am 6.11.1950,<br />
im damaligen West-Berlin von<br />
Segelfliegern, die ihre fliegerische<br />
Prägung noch vor dem<br />
LBW<br />
Krieg erfahren hatten und<br />
deren Begeisterung für das<br />
Fliegen nun endlich wieder ausgelebt werden<br />
konnte, gegründet.<br />
Er begann seinen Flugbetrieb 1952 in Wilsche<br />
bei Gifhorn mit einer neuen MÜ13 E von Scheibe,<br />
die damals für 8400,- DM (!) durch Spenden<br />
finanziert werden konnte. Noch im gleichen<br />
Jahr erfolgte der Umzug auf den Flugplatz<br />
Braunschweig, wo man auch aufgrund der relativen<br />
Nähe zu Berlin die besten Voraussetzungen<br />
für eine erfolgreiche Entwicklung des<br />
Vereins hatte.<br />
Der LBW war der erste und lange Jahre auch<br />
der größte und erfolgreichste Westberliner Segelflugverein.<br />
Viele LBW-Mitglieder taten sich<br />
im Leistungsflug hervor. Sie nahmen an deutschen<br />
Meisterschaften teil und erzielten Deutsche<br />
Segelflugrekorde.<br />
Voraussetzung für eine solche Entwicklung<br />
waren natürlich Mitglieder, die in ganz beson-<br />
derer Weise den Verein geprägt haben. Sie<br />
waren Vorreiter, Begeisterer, Kämpfer und<br />
auch Geldbeschaffer.<br />
Von den Vielen sollen hier genannt werden:<br />
Berthold Kleinert<br />
Heinz Wagenknecht<br />
Wolfgang Richers<br />
Wolfgang Lellau<br />
Günter Uhlig<br />
Die Wende 1989 brachte für viele Berliner<br />
Segelflugvereine, so auch für den LBW, eine<br />
neue, nicht erwartete Situation. Endlich konnten<br />
wir unseren Sport auch in der Nähe unserer<br />
Heimatstadt betreiben. Doch was von<br />
allen Berliner Segelfliegern immer so heiß ersehnt<br />
war, ließ sich nicht so einfach umsetzen.<br />
Die lange Zeit erfolgloser Suche nach einem<br />
in der Nähe von Berlin gelegenen, geeigneten<br />
Gelände kostete den LBW viele Mitglieder.<br />
Dank des unermüdlichen Engagements von<br />
Reinhardt Eichelbaum konnte zusammen mit<br />
dem Akaluft und dem FTV-Spandau nach<br />
6-jährigen zähen Verhandlungen 1999 ein<br />
Kaufvertrag über ein 46 ha großes Gelände<br />
zur Errichtung eines Segelflugplatzes auf dem<br />
ehemaligen Militärflugplatz Neuruppin abgeschlossen<br />
werden.<br />
Am 3. Oktober 1999 nahm der LBW mit einem<br />
lachenden und einem weinenden Auge Abschied<br />
von Braunschweig, das ihm über 47<br />
Jahre fliegerische Heimat gewesen war.<br />
Am 15. Juli 2000 erfolgte, 45 km Luftlinie von<br />
der Stadtgrenze Berlins entfernt, der erste<br />
Start einer ASK 21 in Neuruppin mit Reinhard<br />
Eichelbaum (LBW) und Michael Pflug (Aka-<br />
Luft).<br />
Endlich war eine neue, dauerhafte Heimat auf<br />
eigenem Gelände in der Nähe Berlins gefunden<br />
!<br />
De r Li L i e n t h a L e r 1/2010