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0rganspende - vita sana Gmbh

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gehörige, in ihren seelischen<br />

Grundfesten erschüttert vom Ableben<br />

einer Mutter, die eine Hirnblutung<br />

erlitten hat oder vom Unfalltod<br />

eines Kindes. Und diese<br />

Menschen nun werden von den<br />

Ärzten gefragt, ob sie bereit<br />

seien, die Einwilligung zur Organentnahme<br />

zu geben. Die Entscheidung<br />

muss – sagt die Medizin<br />

– innerhalb weniger Stunden<br />

fallen, also in einer Zeitspanne,<br />

in der viele Angehörige unter<br />

Schock stehen.<br />

Renate Greinert<br />

Renate Greinert, wohnhaft in<br />

Wolfsburg, Pädagogin und Initiantin<br />

des Seminars «Pro und contra<br />

Organspende» und Autorin<br />

der Schrift «Organspende – nie<br />

wieder», hat 1985 ihren ältesten<br />

Sohn verloren. Christian wurde<br />

zum Organspender; und seine<br />

Mutter befasst sich heute noch<br />

höchst kritisch mit den negativen<br />

Aspekten der Organspende. <strong>vita</strong><br />

<strong>sana</strong> sonnseitig leben sprach mit<br />

Renate Greinert.<br />

Frau Greinert, haben Sie nicht<br />

auch den Eindruck, seit einigen<br />

Jahren werde die Situation von<br />

Angehörigen besser wahrgenommen<br />

und man respektiere,<br />

dass diese Menschen in ihrem<br />

Leid von der Organspendefrage<br />

völlig überfordert werden?<br />

Gewiss, es besteht die Forderung,<br />

dass die Angehörigen nicht<br />

bedrängt werden dürfen. Nur hält<br />

sich kein Transplantationsmediziner<br />

daran. Die Angehörigen<br />

werden nach wie vor massiv unter<br />

Druck gesetzt, dies können<br />

wir den Berichten von Betroffenen<br />

entnehmen, die sich bei unserer<br />

Organisation melden.<br />

Offenbar fehlt es weitgehend<br />

am interdisziplinären Dialog,<br />

in der auch psychologische und<br />

spirituelle Aspekte angesprochen<br />

werden?<br />

Ja, und genau diese Diskussion<br />

darf nicht verhindert werden.<br />

Menschen sind Individuen, ihre<br />

Individualität geht bis in die letzte<br />

Körperzelle. Beschönigend<br />

wird von Organspende gesprochen.<br />

Ehrlicher wäre es, von Organentnahme<br />

zu sprechen.<br />

Gegen Menschen, die sich in<br />

ihren gesunden Tagen als Or-<br />

ganspender zur Verfügung<br />

stellen und somit einem Mitmenschen<br />

Hilfe bieten wollen,<br />

werden Sie aber kaum etwas<br />

einzuwenden haben?<br />

Es ist nichts dagegen einzuwenden,<br />

wenn der Spendewillige seinen<br />

Entscheid getroffen hat,<br />

nachdem er sich über die Hirntodproblematik<br />

umfassend informiert<br />

hat und sich auch der Bedeutung<br />

des Bibelwortes «Du<br />

sollst Deinen Nächsten lieben<br />

wie Dich selbst» bewusst geworden<br />

ist. Er sollte auch darüber<br />

nachgedacht haben, dass er, wie<br />

alle Menschen, in seinem Sterbeprozess<br />

ganz wichtige Phasen<br />

durchläuft, auf die er im Falle<br />

Das verpflanzte Herz: Eine künstlerische Umsetzung<br />

des Transplantationsprinzips.<br />

bab.ch/doc-stock<br />

einer Organentnahme verzichten<br />

muss. Ich bin der Meinung, dass<br />

das Leben ausreichend Möglichkeiten<br />

bietet, um dem Gebot der<br />

Darf man einen Sterbenden mit dem Trauma<br />

einer Organentnahme belasten?<br />

Nächstenliebe zu genügen. Im<br />

Sterben jedoch möchte ich alle<br />

meine geistig-seelischen Prozesse<br />

in Ruhe abschliessen können.<br />

Nach meiner Auffassung ist der<br />

Tod ein Übergang in eine neue<br />

Existenz. Darf man einen Sterbenden<br />

mit dem Trauma einer<br />

Organentnahme belasten, darf<br />

man ihn sterbend noch einmal<br />

auf den Operationstisch schnallen,<br />

damit er Spender von lebenden<br />

Organen wird? Hat mein<br />

Sohn etwas empfunden, als man<br />

seinen Körper vom Kinn an abwärts<br />

aufschnitt, seine Körperhälften<br />

wie eine Wanne auseinander<br />

spreizte und mit eiskalter<br />

Perfusionslösung füllte?<br />

<strong>vita</strong> <strong>sana</strong> sonnseitig leben 8/2006<br />

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