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Komplikationen in Sans-Souci

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<strong>Komplikationen</strong> <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>-<strong>Souci</strong><br />

Über vier Kopien dreier Ant<strong>in</strong>ous-Typen im Park, 1746 - 1858<br />

Für e<strong>in</strong>e im europäischen Vergleich nicht m<strong>in</strong>der repräsentative Gestaltung des Gartenbereichs wurde <strong>in</strong><br />

<strong>Sans</strong>souci im Jahre 1749 unter anderen e<strong>in</strong>e ergänzte Marmorkopie des »Ant<strong>in</strong>ous« aufgestellt, die bis vor<br />

kurzem als e<strong>in</strong>e unter <strong>in</strong>sgesamt 26, bzw. zuletzt nur noch 24 Marmorstatuen vor der Gartenfassade der<br />

Neuen Kammern zu f<strong>in</strong>den war (Abb. 1, 2. Statue von re.). 1 L<strong>in</strong>ks von ihr stand e<strong>in</strong>e Kopie der farnesischen<br />

Venus, die aus dem Bade steigt, 2 mit der er offenkundig - je seitlich vor dem östlichen Seitenrisalit aufgestellt<br />

- als Paar gelesen werden soll, wie es vergleichbar bei der Auftragsplanung <strong>in</strong> Dresden von 1721<br />

vorgesehen gewesen ist und ebenso 1771 für Schloss Rhe<strong>in</strong>sberg nachzuweisen ist. Se<strong>in</strong> Blick wendet sich<br />

<strong>in</strong> dieser Zusammenstellung hier von ihr ab, während sie ihm zugewandt aufgestellt war. Das lässt sich als<br />

schamhafte Haltung des »Ant<strong>in</strong>ous« lesen. Ihr Blick geht ebenfalls auf den Boden rechts von ihr, aber -<br />

anders als <strong>in</strong> zeitgenössischen Stichpublikationen 3 üblich - zeigt sie ihre entblößte Vorderseite dem<br />

Betrachter. Vor der l<strong>in</strong>ks folgenden Fassadenpartie steht nach e<strong>in</strong>er Pomona e<strong>in</strong>e weitere Venus (mit<br />

Delph<strong>in</strong>).<br />

Abb. 1, Potsdam, <strong>Sans</strong>souci, Neue Kammern (1955/2010)<br />

Bezeichnend für die gesamte Ausstattung aller Gebäude und Räume <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci mit antiken und<br />

zeitgenössischem Skulpturenschmuck ist, daß sich bisher - abgesehen von wenigen Ausnahmen -<br />

ikonographisch-programmatische und genealogische Konzepte nur für die Hauptachsen haben aufspüren<br />

lassen. 4 Die zeitgenössischen Dokumente oder Beschreibungen enthalten nur <strong>in</strong>direkte H<strong>in</strong>weis auf Ansätze<br />

solch traditionellen Gedankengutes, die zu erschließen erlauben, welcher genealogische oder politischideologische<br />

Bezug durch Statuen an bestimmten Stelle akzentuiert werden könnte.<br />

Anders als <strong>in</strong> Dresden waren nicht nur ästhetische Kriterien für Auswahl und Platzierung maßgebend, nicht<br />

aber etwa die Ikonographie der e<strong>in</strong>zelnen Statuen; eher wohl schon die der e<strong>in</strong>zelnen Ensembles im Kontext<br />

der Gesamtausstattungen. Bezeichnend dafür ist beispielsweise, daß der 1747 aus Wien erworbene sogen.<br />

Betende Knabe, e<strong>in</strong>e antike Bronzestatue e<strong>in</strong>es Jüngl<strong>in</strong>gs, für e<strong>in</strong>en „Ant<strong>in</strong>ous <strong>in</strong> der Stellung, wie er sich <strong>in</strong><br />

den Nil stürzt“ ausgegeben wurde, wie Oesterreich – e<strong>in</strong>em Kommentar gleich bei der Auflistung dieser<br />

Statue h<strong>in</strong>zufügte, 5 wiewohl er dem Gesichts- und Kopftypus nach nun mit diesem nicht das Ger<strong>in</strong>gste<br />

geme<strong>in</strong>sam hat. Er stand auf der Terrasse östlich vom Schlossgebäude, <strong>in</strong> dem Gitterwerkpavillon, den e<strong>in</strong>e


vergoldete Sonne über dem E<strong>in</strong>gang ziert (Abb. 2). In dieser Komb<strong>in</strong>ation konnte er vom Bibliothekszimmer<br />

aus, besonders bei untergehender Sonne voll angestrahlt, erblickt werden. Allerd<strong>in</strong>gs verdeckte der<br />

dazwischenliegende Laubengang die vergoldete Sonne etwa zur Hälfte.<br />

Abb. 2, Gitterpavillon mit Statue des Betenden Knaben<br />

1787 wurde er <strong>in</strong> den Paradesaal des Berl<strong>in</strong>er Schlosses versetzt. Heute ist er <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci durch e<strong>in</strong>e<br />

Kopie ersetzt, die zuvor beim Schloss Charlottenhof zu f<strong>in</strong>den war. Die charakteristischen Gesichtszüge des<br />

hadrianischen Liebl<strong>in</strong>gs konnten sich Interessierte dieser Zeit <strong>in</strong>dessen durchaus von mehreren Büsten her<br />

vertraut machen, die für <strong>Sans</strong>souci und Potsdam erworben und dort aufgestellt worden waren. Auf die erste,<br />

aus der Sammlung Polignac, traf der Besucher im östlichen Teil seitlich von der Hauptallee frontal vom<br />

Obelisken aus - noch vor dem Mohrenrondell - zu sehen (Abb. 3); e<strong>in</strong>e zweite fand sich <strong>in</strong> der Bildergalerie<br />

(Abb. 3a) und e<strong>in</strong>e dritte vor dem Neuen Palais, die <strong>in</strong> den damals gedruckten Führern – bis auf den von<br />

Salzmann - auch alle so benannt worden waren. 6<br />

Abb. 3, Ant<strong>in</strong>ous-Büste Abb. 3a Ant<strong>in</strong>ous-Büste, Stich von Krüger 1771


Neben der ersteren, von der seit 1772 zudem e<strong>in</strong>e graphische Reproduktion vorlag (Abb. 3), worauf<br />

Oesterreich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Verzeichnis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Anmerkung zu dieser Büste ausdrücklich h<strong>in</strong>gewiesen hatte, gab<br />

es ebenfalls e<strong>in</strong>e von dem mit e<strong>in</strong>em Ant<strong>in</strong>ouskopf ergänzten antiken Torso e<strong>in</strong>es Jüngl<strong>in</strong>gs vor dem Neuen<br />

Palais, 7 von der weiter unten noch zu berichten se<strong>in</strong> wird.<br />

Das ersche<strong>in</strong>t umso dr<strong>in</strong>glicher, da erstaunlicherweise selbst <strong>in</strong> neueren Versuchen der ikonologischprogrammatischen<br />

Deutung der Innen- und Außenausstattung mit antiken Skulpturen und Büsten die<br />

Darstellungen aller damals als Ant<strong>in</strong>ous benannten Exemplare beharrlich ausgeblendet worden s<strong>in</strong>d 8 – mit<br />

Ausnahme des Betenden Knaben. Das ersche<strong>in</strong>t umso bedenklicher, als die Platzierung der Büsten<br />

zwischen denen von Herrschern (Septimius Severus und Tiberius <strong>in</strong> dem ersten Falle oder Marc Aurel und<br />

Milo von Kroton im letzten Falle) durchaus hätte Anlaß geben können se<strong>in</strong>e Anwesenheit zu bedenken –<br />

aber sie sche<strong>in</strong>en wohl allzu schwer <strong>in</strong>s Deutungskonzept e<strong>in</strong>gepasst werden zu können.<br />

Friedrich II. / König Friedrich der Große hatte die Fassadenskulpturen - außer denen vor dem Mittelrisalit -<br />

aus Carrara erworben und 1749 an der 1747 nach Entwürfen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff<br />

errichteten Orangerie aufstellen lassen, die nach e<strong>in</strong>em Entschluss von 1768 ab 1771 unter der Leitung von<br />

Georg Christian Unger <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gästehaus (Cavalierhaus oder die Neuen Kammern genannt) umgestaltet<br />

worden war.<br />

E<strong>in</strong>e Sockel<strong>in</strong>schrift bei e<strong>in</strong>er der Statuen der Gartenanlage von <strong>Sans</strong>souci gibt Auskunft über die Herkunft:<br />

"Vig<strong>in</strong>ti quattuor haec signa ex propria lapicid<strong>in</strong>a, et per proprios statuarios offabre sculpenda curavit<br />

Antonius comes e Medico. Carrariens<strong>in</strong>s MDCCXLIX". 9 Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d Filippo Del Medico, „l'ispettore della<br />

Scuola di Architettura di Carrara“ und Giovanni Antonio Cybei, „il Direttore primario della Scuola di Scultura“<br />

der 1757 gegründeten Accademia di Carrara, die hier als Lieferanten auftraten. Zu diesen 24 <strong>in</strong> Italien<br />

angefertigten Skulpturen gehört die Marmorkopie e<strong>in</strong>es namentlich auch so bezeichneten »Ant<strong>in</strong>ous« nun<br />

nicht. Offensichtlich wurden zusätzlich m<strong>in</strong>destens zwei weitere – also <strong>in</strong>sgesamt vier - von allen 26<br />

Skulpturen der Südfassade vor Ort – <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> oder Potsdam - angefertigt.<br />

Die früheste Erwähnung ist <strong>in</strong> dem Verzeichnis zu dem von dem Hofgärtner Friedrich Zacharias Salzmann<br />

1772 veröffentlichen Kupferstichplan zu f<strong>in</strong>den. Dort f<strong>in</strong>det sich im Grundriss der Neuen Kammern der<br />

Buchstabe „r“. Im zugehörigen Text heißt es dann: „On voit devant les fenêtres v<strong>in</strong>gt six Statues de Marbre<br />

venues d'Italie....“ 10 Warum Salzmann es für diesen Ort nur bei dieser summarischen Angabe beließ, wo er<br />

ansonsten detaillierter andere Statuen, ihr Entstehungsjahr samt ihrem Verfertiger auflistete, mag daran<br />

liegen, daß die Autoren der e<strong>in</strong>zelnen Statuen ihm nicht bekannt gewesen se<strong>in</strong> mögen, auch nicht die der<br />

vor Ort gefertigten. Informierter zeigte sich dann wenige Jahre später die Bestandsbeschreibung des zwar<br />

künstlerisch vorgebildeten Oesterreich 1774, an dessen antiquarischen Kenntnissen gewisse Mängel zu<br />

konstatieren s<strong>in</strong>d. 11 Nun gibt es ke<strong>in</strong>e zeitgenössische Abbildung, so daß e<strong>in</strong>e Identifizierung der Statue auf<br />

erhebliche Schwierigkeiten stößt, zumal nicht immer e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Benennung der gleichen Statuen<br />

überall gewährleistet war. Oesterreich benannte sie als „Méléagre“, Manger zeichnete für diese Statuen aus<br />

Italien nur das Datum der Aufstellung der Objektgruppe – 1749 - und die dafür angefallenen Kosten detailliert<br />

auf. 12<br />

Die zeitlich nachfolgende Auflistung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> dem umfangreichen Werk von Friedrich Nicolai (1733-<br />

1811) aus den Jahren 1769 - 1786. In se<strong>in</strong>er Beschreibung der Statuen vor dem „Kavalierhaus“, die der sehr<br />

s<strong>in</strong>nvollen Reihenfolge von Osten nach Westen, weil vom Schloss kommend, folgt, führt er ke<strong>in</strong>en<br />

„Ant<strong>in</strong>ous“, sondern an siebter Stelle – nach der „Venus Kalipygos“ und vor e<strong>in</strong>er „Pomona“ - e<strong>in</strong>en<br />

„Meleager“ auf, wie schon Österreich vor ihm. 13 In nachfolgenden Beschreibungen aus den Jahren 1813,<br />

1843 und 1850 bleibt es bei der genannten Reihenfolge und Benennung. 14 Die <strong>in</strong> den letzten Jahren im<br />

Depot von <strong>Sans</strong>souci aufbewahrte Kopie des „Ant<strong>in</strong>ous“ von unbekannter Hand, die bis vor wenigen Jahren<br />

vor den Neuen Kammern gestanden hatte 15 – auf Fotos der Zeit um 1955 (Abb. 1) zweifelsfrei als dort<br />

stehend zu identifizieren –, kann aber genau für die Zeit zwischen 1749 und 1800 mit ke<strong>in</strong>er der gedruckten<br />

Beschreibungen auf Anhieb zweifelsfrei <strong>in</strong> Zusammenhang gebracht werden.<br />

Etwas unterlebensgroß fällt als erstes der sehr k<strong>in</strong>dliche, rundlich große Kopf <strong>in</strong>s Auge, wie er <strong>in</strong><br />

zeitgenössischen Wiedergaben des Ant<strong>in</strong>ous vom Belvedere im Rokoko durchaus nicht selten anzutreffen ist<br />

(Abb. 4a). Die Ergänzungen entsprechen denen der Kle<strong>in</strong>bronzen des italienischen Della-Porta-Typs 16 , bis<br />

auf se<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>ke Hand. Sie greift nicht <strong>in</strong> das lang herabhängende Gewand, sondern bleibt lose davor platziert<br />

(Abb. 4b). Die auf dem h<strong>in</strong>teren Beckenrand aufgestützte Rechte entspricht dagegen völlig diesem<br />

Ergänzungstyp.<br />

Woher könnte der anonyme italienische (?) Bildhauer <strong>in</strong> Carrara 17 oder Rom diese Vorlage – als Kle<strong>in</strong>bronze


oder Stichreproduktion – gekannt haben? Wenn diese Statue zu den aus Carrara importierten gehören sollte<br />

– wovon allerd<strong>in</strong>gs nur bed<strong>in</strong>gt nach Überprüfung der veröffentlichten Belege auszugehen ist – dann lässt<br />

sich das kaum noch bestimmen; sollten <strong>in</strong>dessen bisher nicht zugängliche Belege darauf h<strong>in</strong>weisen, daß sie<br />

zu den m<strong>in</strong>destens zwei vor Ort gefertigten Statuen gehört, gäbe es eher nur weniger Möglichkeiten.<br />

Abb. 4, Anonym, „Meleager“ (Ant<strong>in</strong>ous), <strong>Sans</strong>souci Abb. 4 a - b, Details<br />

Die greifbaren Beschreibungen der Statuen von <strong>Sans</strong>souci <strong>in</strong> rezenten »Amtlichen Führern« 18 machen aber<br />

trotz e<strong>in</strong>es Fehlers bei der Bestimmung des Vorbildes für diese Kopie e<strong>in</strong>es deutlich: Die schon im 18.<br />

Jahrhundert gedruckte, immer wiederholte Benennungsvariante als „Meleager“ sche<strong>in</strong>t sich tatsächlich auf<br />

diese anonyme, ergänzte Kopie e<strong>in</strong>es „Hermes vom Typus Andros“ zu beziehen, der damals auch noch<br />

unter der Bezeichnung „Ant<strong>in</strong>ous vom Belvedere“ bekannt gewesen ist. 19 Die um 1710 von Elhafen<br />

geschnitzte Elfenbe<strong>in</strong>figur (München) e<strong>in</strong>es Meleager zeigt, daß dem Typus und der Pose nach die<br />

Benennung dieser Figur offensichtlich den Zeitgenossen nicht fremd se<strong>in</strong> brauchte, wiewohl bei dieser der<br />

am Sockel liegende Eberkopf die ikonographische E<strong>in</strong>deutigkeit gewährt. Am Portalrisalit des Kle<strong>in</strong>en Hofes<br />

des Berl<strong>in</strong>er Stadtschlosses waren zudem seit etwa 1704 beide Figuren, e<strong>in</strong> Meleager und e<strong>in</strong> Ant<strong>in</strong>ous,<br />

dicht beie<strong>in</strong>ander aufgestellt. 20<br />

Wieso nun aber diese Benennungsvariante für <strong>Sans</strong>souci sich auch ohne e<strong>in</strong> ikonographisch e<strong>in</strong>deutiges<br />

Kennzeichen durchsetzen konnte – die <strong>in</strong> Zeitgenossen greifbaren Stichwerken nach antiken Statuen nicht<br />

vorkommt -, mag daran gelegen haben, daß <strong>in</strong> der damaligen archäologischen Literatur der kritische Zweifel<br />

W<strong>in</strong>kelmanns (1764 gedruckt) an der traditionellen Benennung bereits erste Folgen gezeitigt hatte, obwohl<br />

1766 Less<strong>in</strong>g <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> erschienen »Laokoon« zu dieser vatikanischen Statue noch schrieb:<br />

„...Wenn aber Ant<strong>in</strong>ous den Zuschauer mit Bewunderung erfüllt, so setzt ihn der Apollo <strong>in</strong> Erstaunen ...“, und<br />

Johann Gottfried Herder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kasseler Lobschrift auf W<strong>in</strong>ckelmann von 1777 noch une<strong>in</strong>geschränkt vom<br />

„schönen Ant<strong>in</strong>ous“ sprach. Und der längere Zeit zur Tafelrunde <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci gehörige Francesco Algarotti<br />

sowohl <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Saggio della Pittura (1755) als auch <strong>in</strong> dem Saggio sopra l'Accademia di Francia che è <strong>in</strong><br />

Roma (1763) ausdrücklich den Ant<strong>in</strong>ous vom Belvedere an zweiter Stelle nach dem Apoll als unabd<strong>in</strong>gbare<br />

Vorbilder hervorgehoben hatte. 21 Über e<strong>in</strong>e engere Verb<strong>in</strong>dung zwischen W<strong>in</strong>ckelmann und <strong>Sans</strong>souci, die<br />

sich über dessen Freundschaft mit dem Lieferanten e<strong>in</strong>es weiteren Statuenensembles – dem römischen<br />

Bildhauer Batholomeo Cavaceppi – ergeben hatte, wird weiter unten noch zu berichten se<strong>in</strong>.<br />

Die Paarung vor dem schmalen Risalit des Ostflügels der Neuen Kammern mit e<strong>in</strong>er Venus hebt dieses Paar<br />

e<strong>in</strong> wenig hervor. E<strong>in</strong>malig bleibt diese Zusammenstellung ikonographisch schon, denn viel geläufiger war<br />

die Gegenüberstellung des unbekleideten Ant<strong>in</strong>ous mit e<strong>in</strong>er ebenso unbekleideten Venus Medici, von<br />

Marattas Zeichnung (um 1677) bis zum Kle<strong>in</strong>bronzepaar <strong>in</strong> Dresden (1704), der Aufstellung der Gipskopien<br />

<strong>in</strong> der Berl<strong>in</strong>er Akademie (um 1700) und Chodowieckis Graphik (1770). Daß hier die Wahl auf die Venus<br />

Kallipygos fiel, die dann auch noch so aufgestellt wurde, daß sie von ihrer durch das angehobene Gewand<br />

eher bedeckt ersche<strong>in</strong>ende Vorderseite zu sehen war, bedeutet nun aber nicht, daß hier bis an die Grenzen<br />

der Beliebigkeit antike Götterfiguren <strong>in</strong> Kopien zusammengestellt worden s<strong>in</strong>d. Natur- und Lebensalter<br />

erweisen sich bei der Durchsicht des durch die Auswahl abgesteckten Themenkreises als durchaus


angemessen für diesen schon westlich der Nord-Südachse gelegenen Teiles des Lustschlosses. Dafür<br />

sprechen ebenso die von Christian Glume (1714-1752) angefertigten Skulpturen für die Dachdekoration der<br />

vormaligen Orangerie.<br />

Abb. 5a,b, <strong>Sans</strong>souci, Fontänenrondell, Ansicht von SW / O<br />

Geht man den Weg von den Neuen Kammern h<strong>in</strong>ab südwärts zum sogen. Fontänenrondell, <strong>in</strong> dessen Mitte<br />

sich die Glockenfontäne erhebt, erblickt man rechter Hand vor der Ecke der nach Westen abgehenden<br />

Hauptallee e<strong>in</strong>e ganz andere Ant<strong>in</strong>ousgestalt (Abb. 5). 22 Im Gegensatz zu den stilistischen<br />

Eigentümlichkeiten der rokokohaften K<strong>in</strong>dlichkeit der Fassaden-Statue der Neuen Kammern blickt hier e<strong>in</strong>e<br />

athletischer proportionierte, erwachsener ersche<strong>in</strong>ende Gestalt e<strong>in</strong>es jungen Mannes (Abb. 6) mit<br />

entschieden erhobenem Kopf (Abb. 6a) – dem Florent<strong>in</strong>er David des Michelangelo abgelauscht – auf die<br />

Fontäne.<br />

Abb. 6a, Detail, Kopf des „Jungl<strong>in</strong>gs“ von Frauen<br />

Diese Statue stand bis vor 1843 auf dem rechten – östlichen - Eckplatz vor dem Mittelrisalit der vormaligen<br />

Orangerie. 23 Dann wurde sie versetzt und gegen die zuvor hier stehende „Venus von der Liebe gefesselt“<br />

ausgetauscht. Noch 1786 hatte sie Nicolai als an dieser Stelle des von ihm schon als Kavalierhaus<br />

bezeichneten Gebäudes stehend aufgezeichnet. Sie war also ganz <strong>in</strong> der Nähe des zuvor Behandelten<br />

platziert gewesen, gleichsam als entferntes Pendant – und dennoch ebenso wenig als „Ant<strong>in</strong>ous“ <strong>in</strong><br />

zeitgenössischen Reisebeschreibungen oder Führern durch <strong>Sans</strong>souci bezeichnet worden. Als „Jüngl<strong>in</strong>g am<br />

Palmbaum“ wurde sie an ihrem heutigen Standort 1843 erstmals im Führer von Belani registriert. 24


Nur sehr wenig entspricht sie dem antiken Vorbild, so daß man kaum von e<strong>in</strong>er Kopie sprechen mag. Zum<br />

ersten ist die ganze Figur seitenverkehrt gegenüber der antiken Vorlage aufgebaut. Eben so wenig<br />

entsprechen die Ergänzungen e<strong>in</strong>em der beiden bekannten Rekonstruktionstypen.<br />

Abb. 7, A. Frauen, Ant<strong>in</strong>ous, 1748(?) Abb. 8, Cl. Randon, Ant<strong>in</strong>ous, 1704<br />

Dafür ist diesmal das h<strong>in</strong>ter der Figur herabgezogene Gewand von der <strong>in</strong> der Hüfte aufgestützen L<strong>in</strong>ken zu<br />

e<strong>in</strong>em von dort über den stützenden Palmbaumstumpf gerade herabhängenden Bündel gefasst. Die Rechte<br />

legt sich von oben auf e<strong>in</strong>es der riesigen Blätter der Phantasiepflanze, die sich auf se<strong>in</strong>er rechten Seite von<br />

h<strong>in</strong>ten nach vorne um se<strong>in</strong>en rechten Oberschenkel schmiegt und sich mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren Trieb als<br />

Schamblatt dienlich erweist (Abb. 7). Die Bewegung, die, von dem nach rechts blickenden, leicht<br />

angehobenen Kopf ausgelöst, den ganzen Körper erfasst, bed<strong>in</strong>gt das weiter nach h<strong>in</strong>ten auswärts<br />

aufsetzende Spielbe<strong>in</strong>. Damit wird zugleich der überaus prägnante S-Schwung – wie er auf dem Stich von<br />

Claude Randon (Abb. 8) die Figur durchzieht – im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er klassizistischen Variante des Rokoko,<br />

gleichsam italienischer Vorliebe gemäß, gemildert.<br />

Diese Beobachtungen legen nahe davon auszugehen, daß der aus Schleswig-Holste<strong>in</strong> stammende<br />

Bildhauer Frauen während se<strong>in</strong>er Ausbildung, die er mutmaßlich <strong>in</strong> Kopenhagen an der Akademie und<br />

nachfolgend <strong>in</strong> Rom durchlief, sehr wohl auch ergänzte Versionen der antiken Statue kennen gelernt hatte,<br />

die <strong>in</strong>dessen nie die Figur seitenvertauscht wiedergaben. Er muss sich also e<strong>in</strong>er anderen Bildquelle bedient<br />

haben. Viele der an den Akademien der Zeit gebräuchlichen Studien- und Zeichenvorlagen enthielten immer<br />

auch e<strong>in</strong>e Stichabbildungen des „Ant<strong>in</strong>ous vom Belvedere“. Darunter f<strong>in</strong>den sich nun e<strong>in</strong>ige, die sie –<br />

<strong>in</strong>dessen immer ohne Ergänzungen - seitenverkehrt wiedergaben (Abb. 8). 25<br />

Nach e<strong>in</strong>er solchen Vorlage könnte nun der Bildhauer - durchaus zeitgenössischem stilistischem Geschmack<br />

folgend - se<strong>in</strong>e Fassung dann nachgerade üppig ausgestattet haben. Wenn er <strong>in</strong> Rom <strong>in</strong> der Werkstatt des<br />

Bildhauers Camillo Rusconis (1658 – 1728) und dort mit Giuseppe Rusconi zusammen gearbeitet haben<br />

sollte, 26 ist der stilistische Schritt zu e<strong>in</strong>er klassizistischen Tendenz so bed<strong>in</strong>gt nachvollziehbar. Wenn auch<br />

von diesen beiden italienischen Bildhauern bisher ke<strong>in</strong>e Kopien nach antiken Statuen bekannt geworden<br />

s<strong>in</strong>d, wäre dennoch denkbar, daß Frauen die Statue für <strong>Sans</strong>souci dort angefertigt haben könnte. Solange<br />

jedenfalls ke<strong>in</strong> Beleg dafür auftaucht, daß er den Auftrag dafür erst nach se<strong>in</strong>em Wechsel von Rom nach<br />

England, 1746, erhalten hat, sollte diese Option offen gehalten bleiben.


Auf e<strong>in</strong>es bleibt abschließend noch h<strong>in</strong>zuweisen: Die zahlreichen Kompositionsvarianten, wie sie an der<br />

französischen Akademie <strong>in</strong> Rom oder <strong>in</strong> Paris für Versailles geschaffen worden waren, haben nichts an<br />

Vergleichen mit se<strong>in</strong>er Lösung aufzuweisen. Damit haben wir mit diesem Exemplar von <strong>Sans</strong>souci e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>malige, stilistisch durchaus bemerkenswert gelungene Ergänzungsvariante vor uns. Dem hatten<br />

Oesterreich und Nicolai – wahrsche<strong>in</strong>lich ungewollt, aber für sie naheliegend – durch ihre Benennung dieser<br />

Statue als „junger Mann“, bzw. „Jüngl<strong>in</strong>g“ bereits Rechnung getragen, der an se<strong>in</strong>em ursprünglichen<br />

Aufstellungsort durch se<strong>in</strong>e Nähe zu dem zuvor behandelten Statue des „Ant<strong>in</strong>ous-Meleager“, e<strong>in</strong>es Narziß,<br />

e<strong>in</strong>es Endymion, e<strong>in</strong>es Apoll und des Herkules e<strong>in</strong>e andere männliche Lebensaltersstufe zu repräsentierten<br />

hatte.<br />

1746 und 1748 (?) – also im Abstand von nur zwei Jahren - s<strong>in</strong>d diese beiden Statuen im älteren, östlichen<br />

Teil der Parkanlage von <strong>Sans</strong>souci zur Ausschmückung e<strong>in</strong>gefügt worden. Über 20 Jahre später wurde am<br />

westlichen Ende der Anlage das Neue Palais vollendet. E<strong>in</strong> weites grasbewachsenes Feld „auf englische<br />

Art“, das sich östlich vor diesem Palais erstreckt, wird von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Halbkreis angelegten zweireihigen<br />

Baumzone begrenzt. Vor diesem grünen Abschluss stehen zwischen Marmorbänken auf hohen Sockeln<br />

vierzehn Marmorstatuen, nunmehr alles Kopien nach antiken Vorbildern. Die antiken Orig<strong>in</strong>ale waren alle <strong>in</strong><br />

Rom erworben und vor der Lieferung <strong>in</strong> der Werkstatt Cavaceppis restauriert worden. 1772 schließlich<br />

fanden sie e<strong>in</strong>en vorübergehenden Platz <strong>in</strong> dem Halbrondell des westlichen Teiles des „Rehgarten“<br />

benannten Parkes <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci, östlich vor dem Neuen Palais, rechts und l<strong>in</strong>ks von der Hauptachse. 27<br />

Salzmann verdanken wir die erste Auflistung aus dem gleichen Jahr. 28 Unter diesen Erwerbungen f<strong>in</strong>den sich<br />

nun zwei Ant<strong>in</strong>ous-Versionen ganz anderer Art. E<strong>in</strong>e wirklich römische Darstellung des Ant<strong>in</strong>ous als<br />

Agathodaimon, d.h. mit e<strong>in</strong>er Schlange, die sich zu se<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ken um den stützenden Baum r<strong>in</strong>gelt, - wie er<br />

auf dem Frontispiz von Cavaceppis »Raccolta ...« (1768) 29 <strong>in</strong> dessen Werkstatt <strong>in</strong> Rom dargestellt ist (Abb.<br />

9) - braucht uns <strong>in</strong> unserem Zusammenhang nicht weiter zu <strong>in</strong>teressieren. 30 E<strong>in</strong>zig der H<strong>in</strong>weis sei hier noch<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>geflochten, daß auch durch diese Statue, von Salzmann unter der Nr. 109 als „Un Ant<strong>in</strong>ous<br />

Colossal en Médicéne“ bezeichnet, und e<strong>in</strong>e Anzahl von Ant<strong>in</strong>ous-Büsten an unterschiedlichen Plätzen im<br />

Park und <strong>in</strong> den Innenräumen sowohl <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci als auch <strong>in</strong> Potsdam – ebenso wie für alle anderen nach<br />

ihm – das Aussehen e<strong>in</strong>es Ant<strong>in</strong>ous vor Ort h<strong>in</strong>reichend bekannt geworden se<strong>in</strong> dürfte. 31<br />

Abb. 9, Cavaceppi, Titelbild 1768, Detail Abb. 10, Jüngl<strong>in</strong>gsstatue, Berl<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>e zweite <strong>in</strong> diesem Kontext 1772 aufgestellte antike Statue hätte die gleiche Folge haben können (Abb.<br />

10). 32 Allerd<strong>in</strong>gs mit e<strong>in</strong>em – für die damalige Rezeption <strong>in</strong>dessen wohl unerheblichen, weil für die<br />

Benennung als „Athlet“ oder „alter Kämpfer“ folgenlosen – Unterschied. Der Torso dieser Jüngl<strong>in</strong>gsstatue<br />

wurde vor 1766 <strong>in</strong> der Umgebung von Rom aus dem Tiber geborgen und über den als Kunstkenner und


Antiquar auch für Dresden tätigen Giovanni Lodovico Bianconi erworben. 33 In der Werkstatt Cavaceppis<br />

erfolgte e<strong>in</strong>e ergänzende Restaurierung. Dabei wurde dem Körper der Kopf e<strong>in</strong>er dem Kapitol<strong>in</strong>ischen<br />

Ant<strong>in</strong>ous-Albani gleichenden Version aufgesetzt. Die übrigen zu ergänzenden Teile des Körpers, die<br />

Baumstütze und die Füße samt Bodenplatte wurden ebenso dem gleichen Vorbild abgeschaut. Kaum e<strong>in</strong><br />

Hüftschwung resultiert aus dem knappen Zurücksetzen des l<strong>in</strong>ken Spielbe<strong>in</strong>es. Die Körperachsen s<strong>in</strong>d<br />

demgemäß nur ger<strong>in</strong>gfügig gegene<strong>in</strong>ander verschoben. Das Gesicht h<strong>in</strong>sichtlich Alter und Proportionen<br />

entspricht weder dem der Statue des Anonymus vor den Neuen Kammern, noch gar dem von Frauen am<br />

Fontänenrondell, noch dem des <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Nähe stehenden antiken Ant<strong>in</strong>ous-Medicus.<br />

Die Auswahl und anschließende Aufstellung von antiken Skulpturen im Park von <strong>Sans</strong>souci hat sicherlich,<br />

der frankophilen Neigung König Friedrich II. gemäß, das französischen Vorbild von Versailles – wo ebenfalls<br />

vier allerd<strong>in</strong>gs stilistisch e<strong>in</strong>heitlichere Kopien des Ant<strong>in</strong>ous vom Belvedere aufgestellt worden waren - im<br />

H<strong>in</strong>tergrund. 34 Nicht zufällig gehörten Arbeiten von Lambert-Sigisbert Adam (1700 Nancy – 1759 Paris) und<br />

Jean-Baptiste Pigalle (1714 Paris – 1785 Paris) zu den ersten Ausstattungsstücken an zentralen Stellen z.B.<br />

der Fontänendekoration. Nun wurde immer wieder argumentiert, daß die f<strong>in</strong>anzielle Enge des brandenburgpreußischen<br />

Haushalts und die Neigung zur daher auf Sparsamkeit bedachte Haushaltspolitik speziell<br />

Friedrich d. Gr. nicht zugelassen hätten, daß bedeutendere, d.h. ja auch kostenträchtigere Werke se<strong>in</strong>e<br />

Sammlungen bereichert hätten. Neuerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>dessen mehren sich die Stimmen, die dieses ältere negative<br />

Argument zwar nicht grundsätzlich zu revidieren angetreten s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>dessen e<strong>in</strong>e andere Perspektive auf die<br />

Ankaufspolitik eröffnen. Sie richten den Blick auf das Insgesamt der möglichen Intentionen, die zu den<br />

jeweiligen Entscheidungen geführt haben könnten, um das im europäischen Vergleich Besondere an<br />

<strong>Sans</strong>souci herauszustellen. 35<br />

Friedrich II. sah das Sammeln von Antiken als se<strong>in</strong>, als das ihm vorbehaltene Privileg als König an. Zwar<br />

sollte ihm die Antike nicht mehr wie im bis <strong>in</strong> das ausgehende 17. Jahrhundert praktizierten S<strong>in</strong>n als Zeichen<br />

e<strong>in</strong>er von der Antike abgeleiteten Kont<strong>in</strong>uität und Legitimität der Herrschaft dienen. Ihr Besitz sollte die<br />

Gleichrangigkeit des preußischen Königtums gegenüber den anderen europäischen Mächten auch mit<br />

diesen Mitteln manifestieren. Daher blieb es beispielsweise bei se<strong>in</strong>en Familienangehörigen etwas ungern<br />

gesehenes Exklusives, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf Umfang und Aufwand. Münzen, Büsten und Inschriften<br />

galten immer noch als e<strong>in</strong> unausgesprochen beliebtes Medium der gelehrt verdeckten Anspielungs-Rekurse<br />

auf antike und historisch-lokale Vorgänger und göttliche Abkunft. Dafür ist kürzlich die Sammlung Pr<strong>in</strong>z<br />

He<strong>in</strong>richs von Preußen <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>sberg beispielhaft analysiert worden. 36<br />

Wie weit lässt sich diese geänderte Perspektive nun auch mit dem Ergebnis zu den hier thematisch<br />

ausgewählt untersuchten Statuen und ihrem Ersche<strong>in</strong>ungsbild <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen oder gar stützen?<br />

Als erstes ist auffällig gewesen, daß nur an weit von e<strong>in</strong>ander gelegenen Orten, vorrangig im Bereich<br />

westlich der Nord-Südachse, e<strong>in</strong>zelne Statuen aus dem Ensemble des belvederischen Gartens <strong>in</strong> Kopien<br />

aufgestellt worden s<strong>in</strong>d. Dazu gehörte eben auch die des sogenannten „Ant<strong>in</strong>ous vom Belvedere“ nun nicht<br />

<strong>in</strong> der französischen, Duquesnoy'schen, sondern <strong>in</strong> der italienischen, Della Porta Ergänzungsversion ** und<br />

– unter Berücksichtigung der zeitgenössischen Benennung als „Ant<strong>in</strong>ous“ - die antike Bronzestatue des<br />

Betenden Knaben. E<strong>in</strong>zig ihr war im Führer von Österreich e<strong>in</strong> erläuternder Kommentar beigefügt, der auf<br />

die Treue des Untergebenen zu se<strong>in</strong>em Herrscher bis <strong>in</strong> den Tod abhob. Das nun steht sehr wohl <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang<br />

mit dem Ergebnis der ikonologisch-programmatischen Analyse der Parkanlage von Hüneke (2006), wonach<br />

im westlichen Teil auf Neigung, Fürsorge u.ä. des Herrschers zu und gegenüber se<strong>in</strong>en Untertanen<br />

angespielt wird. Die Quelle für den Kommentar zur Bronzestatue könnte das Historische Wörterbuch von<br />

Moréri ebenso wie das bedeutendste aufklärerische Nachschlagewerk der Zeit gewesen se<strong>in</strong>, das des<br />

Hugenotten Pierre Bayle. Ebenso aber kämen auch die von dem Benedikt<strong>in</strong>ermönch Bernard de Montfaucon<br />

verfassten Erläuterungen zum Altertum als Quelle <strong>in</strong> Frage. Alle drei Werke waren <strong>in</strong> zahlreichen aktuellen<br />

Auflagen und Übersetzungen weit verbreitete, <strong>in</strong> denen die schriftlichen Überlieferungen, Medaillen und<br />

deren Inschriften, aber ke<strong>in</strong>e Darstellungen als Büsten oder Skulpturen zu Worte kamen. 37 Wenn diese – wie<br />

am Beispiel der beiden ersten westlich der Nord-Südachse aufgestellten Statuen aufgewiesen – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Kontext e<strong>in</strong>gefügt worden s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> dem Anklänge an göttliche Deszendenz eher negiert und entschieden<br />

gegen Lebensalter-Gruppierungen oder Naturallusionen ausgetauscht worden waren, dann wird e<strong>in</strong>e<br />

Veränderung des Assoziationsraumes deutlich, den Diderot 1766 mit se<strong>in</strong>er Deklaration der Statuen des<br />

Belvedere als „Aposteln des guten Geschmacks“ und des Ant<strong>in</strong>ous als „Exemplum vitalitatis“ von e<strong>in</strong>er<br />

entgegengesetzten, <strong>in</strong>dividualisierten Seite her angesprochen hatte. Diese Veränderung des Blickw<strong>in</strong>kels<br />

hatte Herder wenig später <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>lassungen zur Plastik ebenso zum Ausdruck gebracht. Zugleich hatte<br />

sich <strong>in</strong> der englischen Kunstliteratur das Assoziationsfeld, das mit den Statuen des Ant<strong>in</strong>ous verbunden<br />

worden war, vom „sentimentalen Nichtstun“ (Richardson) zum „gelassen natürlichem Dastehen“ (Hogarth)<br />

gewandelt. 38


Schaut man sich nun <strong>in</strong> anderen Feldern von Wissenschaft und Kunst um, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> solcher Wandel im<br />

Natur- und Menschenbild – als Teil der Natur begriffen – Gegenstand von differenzierter Betrachtung wurde,<br />

dann fällt auf, daß <strong>in</strong> der beg<strong>in</strong>nenden wissenschaftlichen Anthropologie ebenfalls entschieden zum Bild vom<br />

Menschen Neues formuliert wurde.<br />

Mit dem Ersche<strong>in</strong>en dreier für e<strong>in</strong>e materialistische Aufklärung dieser Zeit bedeutsamen Werke zum Bild vom<br />

Menschen e<strong>in</strong>es Teilnehmers der Tafelrunde von <strong>Sans</strong>souci, La Mettrie, - der <strong>in</strong> dem 1748 <strong>in</strong> Potsdam<br />

gedruckten Buch »L'Homme-Plante« folgenden bemerkenswerten Satz niederschrieb: “Cette Forêt de beaux<br />

hommes qui couvre le Prusse, est dûe aux so<strong>in</strong>s & aux recherches du feu Roi. La Générosité réussit encore<br />

mieux sur l'Esprit; elle en est l'aiguillon, elle seule peut le tailler, pour ansi dire, en Arbres des Jard<strong>in</strong>s de<br />

Marli, & qui plus est, en Arbres, qui, de Stériles qu'ils eussent été, porteront les plus beaux fruits. Est-il donc<br />

surprénant que les Beaux Arts prennent aujourd'hui la Prusse pour leur Païs Natal? & l'Esprit n'avoit-il pas<br />

droit de s'attendre aux avantages les plus flatteurs, de la part d'un Pr<strong>in</strong>ce qui en a tant?“ - und an Hand der<br />

Schriften von Buffon (1749) <strong>in</strong> Frankreich, Camper (1782) <strong>in</strong> Holland, und Schadow (1803 ff) im preußischen<br />

Berl<strong>in</strong> lässt sich auch <strong>in</strong> deren Untersuchungen und Veröffentlichungen der Weg nachvollziehen, der von der<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts an schließlich zu e<strong>in</strong>em für uns mit der Romantik verknüpften bürgerlichen<br />

Jugendlichkeitsideal führte. In se<strong>in</strong>em 1762 erschienen Saggio sopra la Pittura hatte Algarotti e<strong>in</strong>leitend die<br />

Jugenförderung durch Friedirich II ausdrücklich lobend hervorgehoben. 39<br />

Dabei war die Aufmerksamkeit <strong>in</strong> Preußen auf das menschliche Ersche<strong>in</strong>ungsbild <strong>in</strong> unterschiedlichem Alter<br />

durch zwei weitere Neuerungen mit stimuliert worden. Die Pflege der „Potsdamer Riesengarde und<br />

Grenadiergarde, No. 6“ als eigener Truppenteil 40 e<strong>in</strong>erseits und die e<strong>in</strong>e Generation zuvor (1717) e<strong>in</strong>geführte<br />

allgeme<strong>in</strong>en Schulpflicht andererseits könnten für die Wahrnehmung von altersbed<strong>in</strong>gten Unterschieden<br />

durchaus förderlich gewesen se<strong>in</strong>. Deren Anfänge lassen sich nun gerade an der vorgelegten<br />

Gegenüberstellung von drei der Ant<strong>in</strong>ous-Varianten <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci aufzeigen. Das wird zusätzlich evident,<br />

wenn zu dieser Gegenüberstellung noch die Kopie des Kapitol<strong>in</strong>ischen Ant<strong>in</strong>ous von Karl He<strong>in</strong>rich Eduard<br />

Stützel (1858, Abb. 11, 11a) 41 h<strong>in</strong>zugezogen wird, die anstelle des mit e<strong>in</strong>em Ant<strong>in</strong>ouskopf ergänzten antiken<br />

Jüngl<strong>in</strong>gstorso vor dem Neuen Palais e<strong>in</strong>gereiht worden ist. In se<strong>in</strong>er Formulierung der Gestalt und vor allem<br />

des Kopfes wird e<strong>in</strong>e neuerliche Wendung zum Männlich-Heroischen fassbar, wie sie für das<br />

nachrevolutionäre Deutschland der Kaiserzeit bezeichnend ersche<strong>in</strong>t.<br />

Abb. 11, Stützel, Kopie des Ant<strong>in</strong>ous Kapitol<strong>in</strong>us Abb. 11a, Detail<br />

Der ebenso zu konstatierende stilistische Wandel – hier nur an e<strong>in</strong>em Fall exemplarisch nachgezeichnet –<br />

fort von dem an der französischen Akademie <strong>in</strong> Rom geprägten klassizistischem Antikenbild zu e<strong>in</strong>er<br />

lebendigeren, menschlicheren und zarteren Version preußischer Prägung, führte den frankophilen Friedrich<br />

II. auf der Suche nach e<strong>in</strong>em ihm gemäßer dünkenden Idealbild vom Menschen zur Bevorzugung der


ömisch-geprägten, von Cavaceppi gepflegten und an der neuen Akademie von Carrara e<strong>in</strong>geführten<br />

stilistischen italienischen Variante der - noch nach der Mitte des 20. Jahrhunderts summarisch „Rokoko“<br />

genannten 42 - Kunst der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Innerhalb dieser Stilgruppe werden nunmehr<br />

sehr viel deutlicher selbst regionale Differenzen hervorgehoben können und müssen. So könnte aus dieser<br />

Perspektive ebenso die spezielle E<strong>in</strong>maligkeit der Anlage von <strong>Sans</strong>souci auch <strong>in</strong> der Ausstattung mit<br />

Skulpturen noch akzentuierter herausgearbeiten werden.<br />

Daß bei diesem Positionswandel u.a. der langjährige Vertraute und Berater, Francesco Algarotti e<strong>in</strong>e<br />

gewichtige Rolle gespielt haben könnte, legen dessen Schriften zur Architektur, bildenden Kunst und<br />

Akademie nahe. 43 In ihnen bemühte er sich sehr betont die Anhängigkeit der französischen Kunst von den<br />

großen Vorbildern <strong>in</strong> Italien <strong>in</strong> detaillierten Exkursen über regionale Differenzen <strong>in</strong> Italien dazulegen. Er, der<br />

Kenner, hat sicherlich <strong>in</strong> den Gesprächen der Tafelrunde bereits die Gelegenheit sich genommen diese<br />

Position ausführlich durchzuspielen und zu begründen. In se<strong>in</strong>en Texten hat er sie dann präzise<br />

ausformuliert niedergelegt. Diese konnten alle erst nach se<strong>in</strong>em krankheitsbed<strong>in</strong>gten Rückzug <strong>in</strong> Bologna<br />

fertiggestellt und überarbeitet zum Druck gegeben werden. Nicht zufällig muß ersche<strong>in</strong>en, daß die von ihm<br />

als selbstständige französische Maler dieser Zeit herausgestellten Namen nun auch <strong>in</strong> den Ankäufen des<br />

Königs prom<strong>in</strong>ent vertreten waren. Das sche<strong>in</strong>t, wie die Analyse der Ausstattung mit Gemälden und<br />

Wanddekorationen im Empfangs- und Speisezimmer von <strong>Sans</strong>souci im Vergleich zu denen von Potsdam<br />

und Charlottenburg und die der vier Statuen ergeben hat, nicht ganz ohne Auswirkung auf deren Auswahl<br />

geblieben zu se<strong>in</strong>. Noch dazu sollte nicht außer Acht bleiben, daß Algarotti zeitweilig selber im Kavaliershaus<br />

gewohnt haben wird und dort alle Kunstobjekte täglich unmittelbar vor Augen hatte. Zu diesen hat er sich<br />

<strong>in</strong>dessen nie geäußert. Er hat als Kunstagent Gemälde, aber ke<strong>in</strong>e Skulpturen e<strong>in</strong>gekauft, soll aber nach<br />

dem Bericht des Grafen Podewils aus Wien vor dem Ankauf des Betenden Knaben diese gesehen haben. Er<br />

hat als Sammler außer Zeichnungen und Gemälden auch Gipsabgüsse nach antiken Statuen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Sammlung zusammengetragen, die allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> dem Katalog se<strong>in</strong>er Sammlung <strong>in</strong> Venedig nicht aufgeführt<br />

worden s<strong>in</strong>d. Über die Glyptothek mit Abgüssen antiker Bildwerke <strong>in</strong> der Villa di Carpenedo s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong>dessen<br />

gut unterrichtet, unter denen sich u.a. e<strong>in</strong>e Büste des Ant<strong>in</strong>ous Kapitol<strong>in</strong>us f<strong>in</strong>det. 44<br />

Über die Qualität der vom König ausgewählten Kunstwerke wird man sich <strong>in</strong> dem Kreise der Tafelrunde sehr<br />

wohl e<strong>in</strong>ig gewesen se<strong>in</strong>.<br />

_ . _ . _ . _ . _<br />

Die besprochenen Statuen <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci waren die letzten der großen Kopien nach dem Ant<strong>in</strong>ous vom<br />

Belvedere, die von e<strong>in</strong>em der europäischen Herrscherhäuser für die Ausstattung ihrer repräsentativen oder<br />

privateren Anlagen <strong>in</strong> Auftrag gegeben und angefertigt worden waren. Duquesnoys Ergänzungsentwurf, der<br />

über drei Generationen h<strong>in</strong>weg die Reproduktionen bestimmt hatte, wurde zunächst gleichrangig mit<br />

anderen vervielfältigt, bis dann gegen Ende des 18. Jahrhunderts <strong>in</strong>dividuelle Lösungen den Vorzug<br />

erhielten, von denen <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci gleich zweimal erste Beispiele ausgeführt worden s<strong>in</strong>d. Für die folgenden<br />

Jahren lassen sich weiterh<strong>in</strong> noch e<strong>in</strong>ige wenige Beispiel benennen, die <strong>in</strong> Nachahmung dieser<br />

aufwendigen, kostenträchtigen Ensembles <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bescheideneren Rahmen ihren Platz gefunden haben.<br />

Peter Gerlach, Nongkhai, April 2010


Anmerkungen


1 ehemals Cavalier-Haus genannt; Stiftung Preußischer Kulturbesitz Schlösser und Gärten (im<br />

Folgenden abgek. SPSG), Skulptslg Inv. Nr. 484; das Foto veröffentlicht von Kurth 1962, Taf. 21<br />

"Neue Kammern, Gartenfront von Südosten“, © Deutsche Fotothek, Dresden, Inv. Nr. FD 127 581;<br />

seit 2002 steht die Statue im Depot von <strong>Sans</strong>souci; nach Dostert 2008, S. 3, 13 bleibt offen, <strong>in</strong><br />

welchem Zusammenhang diese Erwerbung und ihre Aufstellung <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci stattfand, da sie weder<br />

die Orangerie noch die Neuen Kammern erwähnt.<br />

2 Kopie nach Venus Kallipygos (Slg. Borghese), antike Vorbilder: Neapel, Museo Nazionale; Paris,<br />

Musée du Louvre; zu e<strong>in</strong>er vergleichbaren Zusammenstellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wandmalerei auf der<br />

Westwand im 2. der gewölbten Kellerräume des Südflügels <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>sberg, 1771 durch Friedrich<br />

Reclam (* 1734 - † 1774, Studium 1756-1762 <strong>in</strong> Rom): Gröschel 2002, S. 311, Abb. S. 310, o.l.<br />

3 De Rossi 1704, Sp. 53 - 54, Taf. LV, dabei ist die auf dem Stich rechts zu sehende Stütze <strong>in</strong> der<br />

Potsdamer Kopie nach h<strong>in</strong>ten versetzt. E<strong>in</strong>e der Potsdamer Kopie vergleichbare Ansicht bietet die<br />

zwischen 1683 und 1686 von François Barois <strong>in</strong> der französischen Akademie <strong>in</strong> Rom für den Parc du<br />

Château de Marly angefertigte und dort 1694 aufgestellte Marmorkopie, die 1798 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Nische der<br />

östlichen Erdgeschossfassade des Palais des Tuileries überführt worden ist, heute aber wieder im<br />

Innenhof von Marly aufgestellt ist. Siehe zu dieser Kopie: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:<br />

Callipygian_Venus_Barois_Louvre_MR1999.jpg<br />

4 Kreikenbom 1998 detalliert zur Kle<strong>in</strong>en Galerie; Hüneke 2006; Hüneke 2007; Dostert 2008, S. 1, 3,<br />

39 - 40, 46.<br />

5 Salzmann (* 1731 – † 1801, 1767–1801 Hofgärtner) 1772, S. 9, Nr. m. 29; ders. 1779; S. 15, Nr. m.<br />

29 mit vergleichbarem Kommentar; Oesterreich (* 1726 - † 1778) 1775, S. 21, Nr. 113, mit<br />

Kurzfassung die Opfergeschichte; Nicolai 1789, S. 1205, Nr. [29]. Zur angeblichen Herkunft aus Rom<br />

und der Schenkung durch Papst Clemenz IX. an Pr<strong>in</strong>z Eugen von Savoyen vgl. Salzmann (a.a.O.);<br />

Nicolai, Edit. 1995, S. 760, Anm. 183; Zimmer 1997; Vogtherr 2001, S. 231, 239; S. Gerlach 2002;<br />

Kunisch 2005, S. 270; Hüneke 2007, S. 148; Dostert 2008, S. 17; Müller-Kaspar <strong>in</strong> Hüneke 2009, S.<br />

440 – 441, Kat.Nr. 293, Berl<strong>in</strong> SMBPK, Antikensammlung, Inv.Nr. Sk 2. Zur Vorbesitzer- und<br />

Rezeptionsgeschichte für die Zeit bis 1640 siehe: http://census.bbaw.de/easydb/ unter dem<br />

Stichwort „Pray<strong>in</strong>g Boy“, dort auch die unterschiedlichen Benennungen aufgeführt: „Il Pastor;<br />

Phtixus; Ganymede; Youthful Apollo; Apollo; Ant<strong>in</strong>ous; Ant<strong>in</strong>oos; Berl<strong>in</strong> Efebo; Efebo; Efebo orante;<br />

Orante; Fanciullo orante; Fanciullo che prega; Adorante; Berl<strong>in</strong> Adorante; Apollo giovane; Apollon.“<br />

Aus den dort aufgeführten Quellen (1549 - 1776) wird allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>es nicht ersichtlich: War beim<br />

Ankauf die Benennung als „Ant<strong>in</strong>ous“ bereits vorgegeben oder wurde sie für <strong>Sans</strong>souci erst<br />

erfunden und vom wem, denn 1776 schrieb W<strong>in</strong>ckelmann noch:“...e<strong>in</strong>e unbekleidete Figur, die mit<br />

aufgehobenen Händen <strong>in</strong> die Höhe schauet..“ Auf diese Frage gibt nun leider auch ke<strong>in</strong>e der<br />

aufwendigen neuesten Publikationen Auskunft, da zu Dokumenten über Verkauf <strong>in</strong> Wien und den<br />

Ankauf <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nichts angegeben wurde. Konrad Levezow, der 1803 <strong>in</strong> Der Freimüthige (1, Berl<strong>in</strong><br />

1803, S. 67 – 68) e<strong>in</strong>e erste archäologisch-kritische Besprechung der Bronzestatue vorlegte,<br />

plädierte gegen „Ant<strong>in</strong>ous“ für „Ganymed“. Ebenso verschweigt St. Gerlach 2002, S. 7 – 8, <strong>in</strong> dem<br />

ausführlichen Referat der Deszendenz der Bronze leider systematisch die Quellen ihrer Kenntnisse,<br />

die Conze 1886 zum<strong>in</strong>dest ab 1717 z.T. ausführlich vorgestellt hatte. Allerd<strong>in</strong>gs bleibt auch bei ihm<br />

unklar, wie die zeitgenössische Bezeichnung lautete: so schrieb er (S. 1) von „Ant<strong>in</strong>ous“ als es um<br />

den Foucquet'schen Besitz geht, ohne dafür e<strong>in</strong>en dokumentarischen Beleg beizubr<strong>in</strong>gen.<br />

6 Noch Salzmann (1772, S. 2, Nr. c. 3., ders. 1779, S. 9, Nr. 3) kannte sie nur als „Un Buste unconnu“;<br />

dagegen Oesterreich 1775, S. 4, Nr. 10, nach der des Kaisers Tiberius Nr. 9, und vor der des<br />

Kaisers Septimus Severus, Nr. 11; Nicolai 1789, S. 1201, [Nr. 3]: „Ant<strong>in</strong>ous“. Zur Sammlung Polignac<br />

und ihren Ankauf für <strong>Sans</strong>souci vgl. Dostert 1996. Vor (heute h<strong>in</strong>ter) dem Neuen Palais zwischen der<br />

des Marc Aurel (Nr. 97) und der des Milo von Krotona (Nr.99); Salzmann 1772, S. 36: "gg. Nr.98.<br />

Ant<strong>in</strong>ous, Buste antique. NB. Ces quatre [95 - 98] Bustes sont venus de Rome."; Oesterreich 1775,<br />

S. 49: "Nr. 329. Aus Rom. 4. Ant<strong>in</strong>ous. Nach e<strong>in</strong>er Antike copirt. Römische Arbeit vom dritten Range,<br />

von Cararischem Marmor; 38 Zoll (c)." (c) Diese Statue, <strong>in</strong>gleichen die unter No. ..., hat der geheime<br />

Rath Bianconi, Chursächsischer M<strong>in</strong>ister am Römischen Hofe, dem König verschafft.“ Nicolai 1789,<br />

S. 1230: „Ant<strong>in</strong>ous nach e<strong>in</strong>er römischen Antike“ (als zehnte, = Nr. 98, genannt); Anonym 1850, S.<br />

38: Nr. 10; Berl<strong>in</strong> SMBPK, Antikensammlung, Inv.Nr. Sk 364, Müller-Kaspar <strong>in</strong> Hüneke 2009, S. 435<br />

– 436, Abb., aus Rom, seit 1772 vor dem Neuen Palais aufgestellt; heute Kopie von Stuetzel, 1856<br />

(?), SPSG Skulpt.slg. 777, Vermutung von Hüneke 2000, S. 263, 264; Hüneke 2004, S. 220, Anm.<br />

18.<br />

7 Oesterreich 1773, S. 73: "...Bilder-Gallerie zu <strong>Sans</strong>-<strong>Souci</strong>... 12) Ant<strong>in</strong>ous, halbes Brust=Stück<br />

coloßischer Größe, römische Arbeit vom ersten Range. (*) ... * Diese zwölf Brust=Stücke s<strong>in</strong>d 1772<br />

durch Krüger zu Potsdam <strong>in</strong> Kupfer gestochen worden." Ephraim Gottlieb Krüger (*1756 Dresden - †


Dresden 1834) 3. Zwölf antike Köpfe nach [J.] Seydelmann.“ (Nagler, Bd. 8, 1835, S. 84); Ferner<br />

nennt Oesterreich 1774, S. ** als von Krüger gestochen die Statuen des Ant<strong>in</strong>ous und des Aesculap<br />

im Halbzirkel vor dem neuen Palais. Andreas Lud(e)wig Krüger (1743 Potsdam - 1805), "… hat... für<br />

die Antiquités de <strong>Sans</strong> <strong>Souci</strong>, 2 part. Potsdam 1770-1773 ... Blätter geliefert." (Nagler 8, 1835:84;<br />

Thieme-Becker, Bd. 21, 1927, S. 586 - 588: "... Von K.s Radierungen nach antiken Büsten ...<br />

erschienen 2 Samml. zu je 12 Bl.... "Seconde Partie des Antiquités ... placèes dans la Grande<br />

Gallerie des Tableaux ...", Danzig, Floerke, 1772. Bez. "Ludewig Krüger", "L.K."; Exemplar: Berl<strong>in</strong>,<br />

Kunstbibliothek, Sign.: DeT 1635/10). E<strong>in</strong>e weitere Büste vor dem Neuen Palais bei Salzmann 1772,<br />

S. 36, „gg. … 98. Ant<strong>in</strong>ous, Buste antique. … NB. Ces quatre Bustes sont venus de Rome.“; bei<br />

Oesterreich 1775, S. 49, Nr. 329.- 4. "Ant<strong>in</strong>ous … nach e<strong>in</strong>er Antike copiert..." Anm. (c) „...hat der<br />

Geheime Rath Bianconi ... dem Könige verschafft."<br />

8 So von Kühn 1979, über G. Heres 1986, H. Heres 1992, Kreikenbom 1998, Hüneke 2004 und 2007,<br />

Vogtherr 2005, bis Dostert 2008.<br />

9 Am Sockel des Endymion, 1748 von Asmus Frauen, Skulpt.slg. Nr. 472. Die Formulierung der<br />

Angabe <strong>in</strong> »Amtlicher Führer« 2002, S. 138, ist <strong>in</strong>dessen ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>deutig. Sie könnte sich<br />

nämlich auch auf die anschließend im gleichen Abschnitt genannte Statue e<strong>in</strong>es Faun (Skulpt.slg.<br />

473) von François Gaspard Adam (* 1710 Nancy – † 1761 Paris, ab 1747 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> tätig) beziehen.<br />

Er hatte mit e<strong>in</strong>em Stipendium der französischen Akademie <strong>in</strong> Rom zwischen 1741 und 1746 Kopien<br />

nach antiken Statuen angefertigt, u. a. diesen Faun (was bei Oesterreich 1775, S. 4 bestätigt wird).<br />

Dann aber wäre dieser evtl. ebenso zur Lieferung für das Südfront-Ensemble der Neuen Kammern<br />

zu zählen. Wer aber hat eigentlich diese Behauptung, daß alle 24 <strong>in</strong> der Inschrift erwähnten Statuen<br />

des Südfrontensembles aus dieser Lieferung stammten, erstmalig aufgestellt? Oder, daß alle 24 <strong>in</strong><br />

der Inschrift erwähnten Statuen ausschließlich an der Südfront aufgestellt wurden? Weder<br />

Oesterreich noch Nicolai führen die Statue e<strong>in</strong>es Endymion <strong>in</strong>dessen <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auf,<br />

sondern erwähnen ihn als No. 16 (1775, S. 4) „Beym E<strong>in</strong>gange … Casp. Adam... <strong>in</strong> Rom nach<br />

Orig<strong>in</strong>al auf dem Capitol...gefertigt.“ Daraus muß zu folgern se<strong>in</strong>, daß ke<strong>in</strong>eswegs alle Objekte aus<br />

Carrara vor den „Neuen Kammern“ aufgestellt worden waren! Manger (1789, Bd. I, S. 113) schrieb<br />

„... im Garten...“. Bei Oesterreich 1775, S. 4 und S. 29 wird bei diesen Statuen weder die Inschrift<br />

erwähnt, noch die Herkunft der Statuen, allerd<strong>in</strong>gs heißt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fußnote zum Bacchus (S. 30,<br />

245. - 26.) „Ces 26 Statues ont été faites par de jeunes Artistes aux carrieres de Carare dont les<br />

propriétaires font travailler les jeunes Sculpteurs qui cherchent de l'ouvrage, & qui quelquefois<br />

réussissent assés bién. La plus grande partie de'ces sortes de statues s'envoient à Amsterdam, à<br />

Hambourg & à Lubeck, où à peu de fraix on en orne un grande nombre de jard<strong>in</strong>s.“ Also bezieht er<br />

hier die nicht aus Carrara oder Italien gelieferten vier, von ihm hier ungesondert aufgeführten<br />

Statuen vor dem Mittelrisalit, mit e<strong>in</strong> - ohne <strong>in</strong>dessen auf die Inschrift hier als mögliche Quelle für<br />

se<strong>in</strong>e Angabe zu verweisen; die Inschrift aber wurde von ihm an ganz anderer Stelle verortet: An<br />

e<strong>in</strong>er der vergoldeten Bleigruppen von Georg Franz Ebenhecht (* 1710 - † Leipzig 21.Feb.1775) von<br />

1748 am Umgang des Fontänenrondells südlich unterhalb der Neuen Kammern (1775, S. 41, 249<br />

„Die Entführung der Helena durch Paris“), die nun mit Sicherheit weder aus Carrara noch sonstwo<br />

aus Italien stammte. Damit bleibt nur e<strong>in</strong>e Schlußfolgerung möglich: Es gibt ke<strong>in</strong>en<br />

dokumentarischen Beleg, auf welche der Statuen sich dieses <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> gemeißelte Dokument<br />

beziehen mag. Nur durch e<strong>in</strong>e materiell-stilistischen E<strong>in</strong>schätzung der e<strong>in</strong>zelnen Statuen, die sich <strong>in</strong><br />

Bearbeitungsweise und Ausdruck von den vor Ort gearbeiteten h<strong>in</strong>reichend unterscheiden dürften,<br />

ließe sich die Zusammensetzung dieser Lieferung mit e<strong>in</strong>em Grad hoher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

rekonstruieren. Zur Geschichte der Akademie <strong>in</strong> Carrara siehe:<br />

http://www.accademiacarrara.it/<strong>in</strong>dex.php?pag=63.<br />

10 Salzmann 1772, S. 16, Nr. r; Salzmann 1779, S. 22, Nr. r :“... für welches 26 marmorne Figuren aus<br />

Italien auf dergleichen Fuß=Gestelle, stehen...“<br />

11 Oesterreich (* 1726 - † 1778, Inspector der großen Königlichen Bilder-Gallerie zu <strong>Sans</strong>souci 1757 -<br />

1778), 1774, führt ke<strong>in</strong>en "Ant<strong>in</strong>ous" unter den 26 Statuen "Devant l'Orangerie que le Roi a convertie<br />

en différens appartemens, en une salon de marbre & deux galeries [...]", auf. Ob sie mit der Statue<br />

Oesterreich 1775, S. 29, Nr. 231: "12. Jeune homme; de 6 piés 3 pouces; marbre de Carrare. Le<br />

nome du sculpteur A. Frauen y est marqués." (bzw. dt. 1775, S. 40) zu identifizieren ist, sche<strong>in</strong>t nicht<br />

ganz klar zu se<strong>in</strong>, denn es könnte sich eher wohl um se<strong>in</strong>e Nr. "226 - 7. Méléagre de 5 piés 8<br />

pouces.", da er diese Statue neben der „Venus ... à belles fesses“ (Nr. 225 – 6.) aufführte. Sollte die<br />

damalige Reihenfolge <strong>in</strong> der Aufstellung die gleiche se<strong>in</strong>, wie vor der Überführung <strong>in</strong>s Depot, und<br />

Oesterreich sie von Osten nach Westen auflistete, liegt diese Folgerung nahe. Welche Aus- und<br />

Vorbildung Oesterreich genossen hatte, die ihm das Amt e<strong>in</strong>es Inspektors e<strong>in</strong>trugen und wie es um<br />

se<strong>in</strong>e Antikenkenntnisse bestellt war, ist nirgends belegt, vgl. noch Nehls 2002, passim.


12 Oesterreich 1775, S. 29; Manger (*1728 <strong>in</strong> Kitzscher bei Leipzig; † 1790 <strong>in</strong> Potsdam) 1789, Bd. I, S.<br />

113: "3. Hiernach [1749] wurden noch mehrere aus Italien gekommene marmorne Figuren auf ihre<br />

Postamente im Garten versetzt." Manger 1790, Bd. III, S. 787: "1749 Versetzung der aus Italien<br />

gekommenen Statüen vor dem Orangehaus, S. 113, Thlr. 137 gr. 17 pf. 9".<br />

13 Nicolai 1786, II. Anhang, S. 1217 f, (1995, S. 766, Nr. 220/1 - 245/26): „... l<strong>in</strong>ker Hand: (l) das<br />

Kavalierhaus [r].... Vor diesem Gebäude stehen 26 Statuen, von Künstlern <strong>in</strong> den karrarischen<br />

Ste<strong>in</strong>brüchen gearbeitet; es s<strong>in</strong>d: e<strong>in</strong>e Flora, die Gött<strong>in</strong> des Überflusses, Apoll, Flora, Vertumnus,<br />

Venus (e<strong>in</strong>e Kopie der berühmten Antike Venus Kallipygos), Meleager, Pomona ...“. Bei der 12. „e<strong>in</strong><br />

Jüngl<strong>in</strong>g (worauf der Name des Bildhauers, As. Frauen, steht)“ erwähnt er den Namen des<br />

Bildhauers, ebenso wie bei der 14. „Apoll (mit demselben Namen)“ und der 15. „e<strong>in</strong> Schäfer (wieder<br />

mit dem Namen)“. Bei Letzterem kann es sich nur um den „Endymion“ von Asmus Frauen, 1748,<br />

(SPSG, Skulpt.slg. Inv. Nr. 473) handeln. Auch hier ist nicht zu erfahren, welches denn die zweite<br />

nicht aus Carrara gelieferte Statue sei. Nach se<strong>in</strong>er Aufzählung von 26 Statuen dürften nur 23 aus<br />

Carrara stammen und drei – se<strong>in</strong>e Nr. 12, 14 und 15 - von dem Bildhauer Asmus Frauen vor Ort<br />

gearbeitet se<strong>in</strong>. Im Amtlichen Führer 2002, S. 138: „Mittelrisalit l Endymion mit Bogen und Köcher,<br />

Asmus Frauen, 1738. Hier 1830-1965 e<strong>in</strong> Faun von Francois Gaspar Adam aus dem östlichen<br />

Lustgarten (Skulpt.slg. 472. - Oesterreich 1775, Nr. 16). Auf der Rückseite des Sockels die<br />

late<strong>in</strong>ische Liefer<strong>in</strong>schrift des Grafen Francesco del Medici aus Carrara: „Vig<strong>in</strong>ti quattuor haec signa<br />

ex propria lapicid<strong>in</strong>a et per proprios statuarios offabre sculpenda curavit Antonius comes e Medico.<br />

Carrariens<strong>in</strong>s MDCCIXXL“... Da fragt sich, ob die Inschrift auf dem Sockel der Statue von Frauen<br />

oder von Adam steht, die Grammatik der Formulierung läßt beide Lesarten zu, vgl. Anm. 9. In der<br />

neuen kommentierten Nicolai-Edition von 1995 entsteht darüberh<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> Mißverständnis dadurch,<br />

daß die im Text von Nicolai formulierte Folge: „... e<strong>in</strong>e Flora, die Gött<strong>in</strong> des Überflusses, ...“ als e<strong>in</strong>e<br />

Statue <strong>in</strong>terpretiert wird und daher e<strong>in</strong>e davor stehende Flora als „fehlend“ markiert wurde. Diese<br />

Stelle läßt sich aber auch so lesen, daß „e<strong>in</strong>e Flora“ (Oesterreich 1775, Nr. 220) die erste Statue<br />

bezeichnet und „die Gött<strong>in</strong> des Überflusses“ (Oesterreich 1775, Nr. 221) bereits die zweite Statue<br />

bezeichnet, die nicht e<strong>in</strong>e Flora, sondern e<strong>in</strong>e Abundatia darstellt die sich, klassischer Ikonographie<br />

entsprechend, durch das Füllhorn von e<strong>in</strong>er Flora unterscheidet. Folgerichtig wurde im Amtlichen<br />

Führer (2006) dann auch die erste dort verzeichnete Statue als die Nr. 221 von Oesterreich<br />

identifiziert, die bei Nicolai an letzter Stelle (26) genannt wurde: „Flora“, über deren Verbleib<br />

ebensowenig bisher zu erfahren ist, wie über den des (Oesterreich Nr. 245, Nicolai an erster Stelle<br />

genannt) „Bacchus“.<br />

14 Schmidt 1813, S. 255, erwähnt die Statuen nicht; Belani 1843 ebensowenig; Anonym 1843, S. 36 –<br />

37: „23 Marmorbildsäulen“ (von O nach W): 1. Überfluss, 2. Apoll, 3. Flora, 4. Vertumnus, 5. Venus<br />

Kalipygos, 6. Meleager, 7. Pomena … ; ebenso Anonym 1850, 2. Auflage, S. 36 – 37.<br />

15 SPSG Potsdam-<strong>Sans</strong>souci, Skulptslg, Inv.Nr. 480.<br />

16 dazu Gerlach 1989: www.peter-gerlach.eu/pub<strong>in</strong>dex.php?cont=1989.<br />

17 1757/1769 war die Accademia di Belle Arti di Carrara, als e<strong>in</strong>e Bildhauer- und Architektenschule,<br />

gegründet worden. Siehe: http://www.accademiacarrara.it/<strong>in</strong>dex.php?pag=63: „... L'Accademia venne<br />

dunque creata allo scopo di promuovere lo sviluppo delle arti, sostenendo nel contempo l'<strong>in</strong>dustria e<br />

il commercio del marmo. A tal f<strong>in</strong>e furono istituite le sole sezioni della Scuole di Scultura e di<br />

Architettura. Il Direttore primario della Scuola di Scultura fu Giovanni Antonio Cybei; l'ispettore della<br />

Scuola di Architettura fu Filippo Del Medico“.<br />

18 Bei Kurth 1962, S. 196 f<strong>in</strong>den sich nur allgeme<strong>in</strong>e stilistische Bemerkungen; Eckardt 1962, Huth<br />

1962, S. 15, Nr. 8 a-y verzeichnet von Westen her als letzte – oder erste von Osten aus gelesen –<br />

Nr. 485: „y e<strong>in</strong>e Fortuna mit Früchten“, Nr. 484: „x Apoll (Kopie des Apoll vom Belvedere)“, Nr. 483:<br />

„w Flora mit Blumen“, Nr. 482: „v Vertumnus mit Früchten“, Nr. 481: „u Venus Kalipygos, Neapel“ und<br />

als Nr. 480: „t Meleager, Nachahmung nach dem Hermes Andros-Farnese“ (!), was e<strong>in</strong>deutig e<strong>in</strong><br />

Fehler ist, da dieser weder den Palmbaum als Stütze aufweist, noch irgende<strong>in</strong> Gewand über der<br />

Schulter trägt und auch se<strong>in</strong>e Rechte nicht <strong>in</strong> der Hüfte aufstützt; identisch mit Angaben <strong>in</strong> Eckardt<br />

1964 und »Amtlicher Führer«, Potsdam 2002, S. 136 - 140 – noch mit gleichem Irrtum. Demnach<br />

müsste e<strong>in</strong>e der fünf Statuen, die ursprünglich im Bereich östlich vom östlichen Risaliten aufgestellt<br />

worden war, irgendwann entfernt worden se<strong>in</strong>. Zudem können die vier Skulpturen vor dem<br />

Mittelrisalit (Huth 1962, S. 138-139, Nr. 8 l – o: „alle von A. Frauen“) nicht diejenigen se<strong>in</strong>, die auf<br />

e<strong>in</strong>em Foto dieser Fassade aus dem Jahre 1955 (© SLUB, Deutsche Fotothek, Möbius 1955, Inv.Nr.<br />

127581) auszumachen s<strong>in</strong>d. Weiterh<strong>in</strong> ist auf diesem Foto zu bemerken, daß am Westende<br />

m<strong>in</strong>destens drei leere Sockel stehen, von denen der rechte wohl diejenige Statue getragen haben<br />

wird, die hier – wie möglicherweise aus Symmetriegründen ebenso am Ostende - aus der<br />

Fünfergruppe entfernt worden ist. Wann aber diese Veränderungen stattgefunden haben, ist bisher


nicht auszumachen gewesen.<br />

19 Die Bezeichnungen dieser Statue des Cortile Octagono del Belvedere der Vatikanischen Museen<br />

variierte von: Ant<strong>in</strong>oos, Ant<strong>in</strong>ous über Belvedere Ant<strong>in</strong>ous, Enagonios Hermes, Hermes, Hermes<br />

Psychopompos, Hercules, Meleager, Mercury, Milo bis zu Oedipus und Theseus; vgl. dazu<br />

http://census.bbaw.de/easydb/ unter dem Stichwort: Ant<strong>in</strong>ous Belvedere. Zur Ikonographie des<br />

Meleager siehe Susan Woodford, „Meleagros“, <strong>in</strong>: »Lexicon Iconogaphicum Mythologiae Classicae«,<br />

Tom. VI, München-Zürich 1992, S. 415; zeitgenössische Abb. des vatikanischen Meleager, Sala<br />

degli Animali, Inv. Nr.490, <strong>in</strong>: Rossi-Maffei 1704, Taf. 141. Zu e<strong>in</strong>schlägigen Publikationen, die <strong>in</strong> der<br />

Bibliothek des Pr<strong>in</strong>zen He<strong>in</strong>rich von Preußen greifbar war, siehe Gröschel 2003, S. 80 - 83 und<br />

Hüneke 2006, S. 207, Anm. 6, die auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Bibliothek von <strong>Sans</strong>souci vorhandene Ausgabe der<br />

vom Jesuitenpater F. A. Pomey verfassten »Methode...«, Paris 1715, h<strong>in</strong>gewiesen hat, deren<br />

late<strong>in</strong>ische Erstausgabe <strong>in</strong> Leiden 1659 erschienen war und zahlreiche Wiederauflagen auch <strong>in</strong><br />

Deutschland bis 1771 erlebt hatte; e<strong>in</strong>e dt. Bearbeitung verfasste Hager 1762, dazu Rutishauser<br />

2007.<br />

20 Gerlach 2009: http://www.peter-gerlach.eu/pub<strong>in</strong>dex.php?cont=2009.<br />

21 Less<strong>in</strong>g 1766, S. 75; Herder (1777/1778) 1882, S. 17; auf den „um die Kunst unsterblich verdienten<br />

Abtes W<strong>in</strong>ckelmann“ verweist Oesterreich/Krünitz 1775, S. 3, 14, 79. Algarotti, Saggio 1755, S. 30,<br />

ders. Saggio sopra l'Accademia, 1763, S. 6 (zit. nach ed. Hoffmann 2006) .<br />

22 Asmus Frauen, Ant<strong>in</strong>ous, sig. auf der Vorderfront der Sockelplatte: „A. TRAUEN fec.“, SPSG,<br />

Skulpt.slg. Inv.Nr. 166. Hoffmann 1991, S. 46: „Stand bis Ende des 18. Jh. an Stelle des Faun von F.<br />

G. Adam (E. 31) vor den Neuen Kammern.“ (ohne Quellenangabe!); Asmus Frauen (Trauen), *1707<br />

Wilster (Schleswig-Holste<strong>in</strong>) - † 1779 Amsterdam, dänisch-niederländischer Bildhauer und<br />

Bronzegießer. Tätig <strong>in</strong> Italien, ab 1746 England. 1748 (?) <strong>in</strong> Potsdam für Schloss <strong>Sans</strong>souci,<br />

Hauptallee, Rondell: Apoll, Ant<strong>in</strong>ous; AKL, Bd. 44, Leipzig 2005, S. 230: „Antonius“ (!!) statt<br />

"Ant<strong>in</strong>ous".<br />

23 Oesterreich 1774, S. 134, „231. – 12. Jeune homme; de 6 piés 3 pouces; marbre de Carare. Le<br />

nome du Sculpteur A. Frauen y est marqué.“, den Namen nennt er ebenso bei den nachfolgenden<br />

Nr. 233.- 14. und 234.- 15. „Narcysse“, nicht <strong>in</strong>dessen beim gleich daneben stehenden 232.- 13;<br />

Nicolai 1786, S. 1218, (12) „Kavalierhaus … E<strong>in</strong> Jüngl<strong>in</strong>g (worauf der Name des Bildhauers, As.<br />

Frauen, steht)...“, der sie allerd<strong>in</strong>gs ungeschieden ausdrücklich unter die „26 Statuen, von Künstlern<br />

<strong>in</strong> den karrarischen Ste<strong>in</strong>brüchen gearbeitet“ e<strong>in</strong>reihte. Die Bildhauersignatur merkt er ebenso wie<br />

Oesterreich bei weiteren zwei, nicht aber beim daneben stehenden „Narciß“ an.<br />

24 Belani (d.i. Karl Ludwig Häberl<strong>in</strong>, als Romanschriftsteller unter dem Namen H. E. R. Belani bekannt,<br />

*1784 Erlangen, † 1858 Potsdam) 1843, S. 56: 2. Nebenfontäne; ebenso Anonym 1850, S. 19; Kurth<br />

1962, Taf. 144 bildet zwar e<strong>in</strong> Foto e<strong>in</strong>er Teilansicht dieses Fontänenrondells ab, auf der die Statue<br />

rechts im Vordergrund gut zu sehen ist, geht aber leider im Text, S. 197, mit ke<strong>in</strong>em Wort auf die<br />

Statuen e<strong>in</strong>, nur auf die nun nicht mehr vorhandenen vergoldeten Bleifiguren des G.F. Ebenhecht<br />

von 1748, über deren Verbleib er <strong>in</strong> Anm. 19, S. 229 vermerkte, daß sie „zugrunde gegangen“ seien.<br />

25 Dabei ist an Proportionslehren ebenso zu denken, wie beispielsweise das sehr verbreitete Werk von<br />

Audran 1683, übersetzt von Sandrart, Nürnberg (s.d.) [1685?] oder an die zahlreichen<br />

Wiederauflagen von Preissler 1721 bis h<strong>in</strong> zu Preisslers 4. Theil, 1757. Bei den Stichwerken sei auf<br />

das von Sandradt 1675 und 1680 oder den nach Perrier 1638 seitenvertauscht reproduzierten Stich<br />

des Cornelis van Dalen d. Ä. von 1702 und die von Claude Randon (* Pontoise 1674 - † Rom nach<br />

1704) gestochene Reproduktion <strong>in</strong>: De Rossi 1704, Taf. III, h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

26 Wie <strong>in</strong> AKL, Bd. 44, 2005, S. 230. Wer <strong>in</strong>dessen se<strong>in</strong>e Tätigkeit 1748 <strong>in</strong> Potsdam-<strong>Sans</strong>souci<br />

bezeugte, ist offen, denn das Datum mag sich auch nur auf die Lieferung oder Aufstellung der vier<br />

von ihm signierten Statuen beziehen. In Hoffmann 1991, S. 46 und V<strong>in</strong>ken 2000, S. 830 ist dieses<br />

Datum jedoch nur beim „Ant<strong>in</strong>ous“ zugefügt, nicht aber bei e<strong>in</strong>er der anderen von ihm signierten<br />

Statuen! Zu Giuseppe Rusconi neuerd<strong>in</strong>gs: Arcuri 2003.<br />

27 Dostert 2008, S. 13, 45 - 46 und Anm. 24, 31, 45; Müller-Kaspar <strong>in</strong> Hüneke 2009, S. 402, Kat.Nr.<br />

256, Sk 510 und S. 434, Kat. Nr. 288, Sk 361.<br />

28 Salzmann 1772, S. 37 – 38, ii. 102 – 115; Oesterreich 1774, S. 35; Oesterreich 1775, S. 45 – 46,<br />

311.- 1. bis 325. - 14 (<strong>in</strong> umgekehrter Reihenfolge); Salzmann 1779, S. 33 – 34, ii 102 – 115; Nicolai<br />

1786, S. 1229 – 1230, „wenn man von der äussersten l<strong>in</strong>ker Hand anfängt, … [102 – 115]“.<br />

29 Berl<strong>in</strong>, Pergamonmuseum, Inv.Nr. Sk 361; Oesterreich 1775, S. 47, Nr. 318.- 7. „Ant<strong>in</strong>ous...<br />

Römische Arbeit von erstem Range.“ Nicolai 1786, S. 1230: „Ant<strong>in</strong>ous, als Gott der Gesundheit,


kolossalisch...“; Conze 1891, S. 146-147, Nr. 361; Müller-Kaspar 2009, S. 434 – 435; Bartolomeo<br />

Cavaceppi, (*1717 - † 1799, römischer Bildhauer und Restaurator), 1768, Frontispiz Bd. 1,<br />

Kupferstich: die Statue f<strong>in</strong>det sich l<strong>in</strong>ks vorne. In diesem ersten Band des dreiteiligen Stichwerkes ist<br />

sie nochmals als Taf. 24 mit dem H<strong>in</strong>weis „... <strong>in</strong> Germania.“ frontal abgebildet. Die Taf. 14, 31, 34,<br />

45, 46, 47, 48, 51, 52, 55, 56, 57, 58, 59 tragen den gleichen H<strong>in</strong>weis, lediglich beim Merkur auf Taf.<br />

14 steht ausdrücklich „Or esistente nel palazzo di S.M.Prussiano a <strong>Sans</strong>-<strong>Souci</strong>“ darunter. E<strong>in</strong>e<br />

weitere Taf. 60 verzeichnet e<strong>in</strong>e sitzende Nymphe als „... presentemente esistente <strong>in</strong> Hannover<br />

presso ...“. Seit 1830 im Alten Museum, Berl<strong>in</strong>, aufgestellt, Müller-Kaspar <strong>in</strong> Hüneke 2009, S. 434,<br />

Kat. Nr. 288, Abb., Berl<strong>in</strong> SMBPK, Antikensammlung, Inv. Nr. Sk 361; 1852 <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci durch Kopie<br />

von August Julius Streichenberg (*1814 <strong>in</strong> Angermünde, † 1878 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />

(http://de.wikipedia.org/wiki/August_Julius_Streichenberg) ersetzt, SPSG, Skulptslg. Inv.Nr. 742.<br />

30 Zumal der Kopf nachträglich h<strong>in</strong>zugefügt ist, zwar e<strong>in</strong> antikes, aber eher fragwürdiges Bildniss<br />

wiedergab; zum Torso Müller-Kaspar <strong>in</strong> Hüneke 2009, S. 402 - 403, Kat.Nr. 256, Berl<strong>in</strong>, SMBPK,<br />

Antikensammlung, Inv. Nr. Sk 510. Zur Restaurierung e<strong>in</strong>er weiteren Statue aus dem Ensemble des<br />

Halbrondells vor dem Neuen Palais (Athlet, Berl<strong>in</strong>, SMBPK, Antikensammlung, Inv. Nr. Sk 471) durch<br />

Cavaceppi siehe Heres 1999, S. 267 – 269.<br />

31 Oesterreich erwähnt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vorwort (1775, S. 4) unter den hervorragendsten Meisterwerken des<br />

Altertums den Kapitol<strong>in</strong>ischen Ant<strong>in</strong>ous Albani, woraus hervorgeht, daß er sehr wohl e<strong>in</strong>e Vorstellung<br />

vom Aussehen e<strong>in</strong>er solchen Statue gehabt haben mag, ebenso gab es u.a. e<strong>in</strong>e „Ant<strong>in</strong>ous“-Büste<br />

im Garten von <strong>Sans</strong>souci, die auch von Zeitgenossen als solche bezeichnet worden ist, wodurch<br />

dessen Aussehen h<strong>in</strong>reichend geläufig se<strong>in</strong> konnte, vgl. Salzmann 1772, S. 2, Nr. c. 3. noch „Un<br />

Buste unconnu“; ders. 1779, S. 9, Nr. 3; Oesterreich 1775, S. 4, Nr. 10, zudem listete Krünitz für<br />

diese Ausgabe im Register unter dem Stichwort „Ant<strong>in</strong>ous“ zwei Büsten „No. 10. 329., No. 99. 840.“<br />

(S.275, d.i. Berl<strong>in</strong>, SMPK, Antikensammlung, Inv. Nr. Sk 365, Müller-Kaspar <strong>in</strong> Hüneke 2009, S. 275,<br />

Kat.Nr. 155, Berl<strong>in</strong>, SMPK, Antikensammlung, Inv.Nr. Sk 365, vormals <strong>in</strong> der Bildergalerie) und e<strong>in</strong>e<br />

Statue: „No. 113. 318.“ auf; von Nicolai, 1789, S. 1201, als Dritte aufgeführt. Vgl. Müller-Kaspar <strong>in</strong><br />

Hüneke 2009, S. 276, Kat.Nr. 156, Berl<strong>in</strong>, SMPK, Antikensammlung, Inv.Nr. Sk 366, vormals<br />

Bildergalerie (?).<br />

32 Berl<strong>in</strong>, Pergamon Museum, Inv.Nr. Sk 510 (Torso) and K 136 (Kopf); Salzmann 1772, S. 38, Nr. 111<br />

„Un sécond Athléte“; Oesterreich 1775, S. 47 - 48, Nr. 316.- 5. „E<strong>in</strong> alter Kämpfer oder R<strong>in</strong>ger<br />

(Athlet). Man hat diese Statue sehr mißhandelt, und man siehet deutlich, daß der Leib, welcher völlig<br />

antik ist, ganz mit Degen- und Dolchstichen bezeichnet ist, zum Beweise, daß es nicht der Leib<br />

e<strong>in</strong>es Athleten ist. Römische Arbeit vom ersten Range...“, S. 46 Anm. „(c) … Hat der Geheime Rath<br />

Bianconi, Chursächsicher M<strong>in</strong>ister am Römischen Hofe, dem Könige verschafft.“; Salzmann 1779, S.<br />

34, Nr. 111. „E<strong>in</strong> Athlete“; Nicolai 1789, S. 1230, an neunter Stelle: „E<strong>in</strong> Krieger, des Leib ist ganz<br />

antik und zeigt Dolch- und Schwertstiche..“; Staatliche Museen Berl<strong>in</strong>-Potsdam K, Antikensammlung,<br />

Inv. Nr. SK 304. Müller-Kaspar 2009, S. 402 – 403; ergänzt s<strong>in</strong>d Arme, Be<strong>in</strong>e, Füße samt<br />

Bodenplatte und Kopf. Ergänzungen von Daniel Rauch 1826/27 überarbeitet; vor 1830 <strong>in</strong> den<br />

Bestand des Alten Museums überführt. In <strong>Sans</strong>souci wurde sie 1858 durch die gegenwärtig<br />

vorhandene Kopie (SPSG, Skulpt.slg., Inv. Nr. 740, sign.: „E.STÜTZEL.COP.1858“) nach dem<br />

Ant<strong>in</strong>ous-Albani der kapitol<strong>in</strong>ischen Museen, Rom, von Carl He<strong>in</strong>rich Eduard Stützel (* um 1795 <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>; † 15. März 1862 <strong>in</strong> Potsdam; auch Stietzel, war e<strong>in</strong> deutscher Holzschnitzer und Bildhauer,<br />

der <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und vor allem <strong>in</strong> Potsdam tätig war, Thieme – Becker Bd. 32, 1938, S. 243), ersetzt, vgl.<br />

Hüneke 2004, S. 223 und Anm. 16. Sie zeigt e<strong>in</strong> zurückgenommenes Standmotiv, da die Be<strong>in</strong>e<br />

enger beie<strong>in</strong>ander stehen, e<strong>in</strong>e zum Palmbaum abgewandelte Stütze, zusätzlich e<strong>in</strong> über den<br />

rechten Arm gelegtes Tuch und anders formulierte Hände. Der Kopf ersche<strong>in</strong>t hier älter und weniger<br />

gerundet.<br />

33 Bianconi (*1717 Bologna - † 1781 Perugia), italienischer Mediz<strong>in</strong>er und Antiquar, e<strong>in</strong> vielseitig<br />

orientierter Gelehrter, als dessen Mentor stand er im Briefwechsel mit W<strong>in</strong>ckelmann. Bianconi war<br />

Arzt am Hof von Hessen-Darmstadt beim Pr<strong>in</strong>z-Bischof von Augsburg, seit 1744 und Berater des<br />

sächsischen Kurfürsten Augustus III <strong>in</strong> Dresden, lebte seit 1763 wieder <strong>in</strong> Italien. Er verfasste u.a.<br />

e<strong>in</strong>e Biographie von R. A. Mengs; siehe: http://en.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Ludovico_Bianconi.<br />

34 Dazu Taylor – Salerno 1954, Lib. Nono „L'assolutismo e l'imitazione di Versailles.“, S. 529 – 550,<br />

bes. S. 535 – 543 „II. Frederico il Grande e la nascità del colletionismo <strong>in</strong> Prussia.“<br />

35 Dostert 1996; Dostert 2008; Kreikenbom 1998 zur speziellen Funktion - anders als zuvor im<br />

europäischen Vergleich: S. 44 (zum doch hohen Kostenaufwand), 51, 67, 82 f; Hüneke 2006, S. 209<br />

– 213 und ihr Versuch e<strong>in</strong>en Neuansatz e<strong>in</strong>er ikonologischen Deutung der gesamten Anlage zu<br />

skizzieren; Hüneke 2007, S. 147-148 hat dankenswerterweise e<strong>in</strong>en Vergleich mit den<br />

Ausstattungsprogrammen anderer europäischer Gartenanlagen e<strong>in</strong>gefordert, den sie im Ansatz


vorlegte.<br />

36 Gröschel 2002 zum Bibliotheksbestand und zum stilistischen Wandel um 1770; Gröschel 2003 am<br />

Beispiel der malerischen Ausstattung des Schlosses und graphischen Ansichten der Gärten und<br />

Gebäudestile.<br />

37 Oesterreich 1775, S. 20 - 21: "Auf der Terrasse vor <strong>Sans</strong>-<strong>Souci</strong> [...] 113. - Ant<strong>in</strong>ous <strong>in</strong> der Stellung,<br />

wie er sich, e<strong>in</strong>em zur Genesung des Adrian gethanenen Gelübde zufolge, <strong>in</strong> den Nilfluß stürzen will.<br />

Aus Erkenntlichkeit ließ dieser Kayser verschiedene, dem Andenken des Ant<strong>in</strong>ous gewidmete,<br />

Tempel bauen, und sehr viele Statüen und Büsten, nach welchen man ihn nachgemacht hat,<br />

errichten.[...]"; »Le grand dictionaire historique ou le Mélange Curieux de l'Histoire Sacrée et<br />

Profane: qvi contient en Abregè l'Histoire Fabuleuse Des Dieux & des Heros de l'Antiquité Payenne:<br />

Les Vies et les Actions remarquables des Patriarches & des Juges [...]. Par M.re Louis Moréri,<br />

Prêtre, Docteur en Theologie [* 1643 Bargemon - † 1680 Paris]«. Tome I., Lyon 1674; zit. nach<br />

Nouvelle et derniere Édition revue, corrigée et avgmentée, Paris 1718, Ant<strong>in</strong>ous: S. 374; Pierre<br />

Bayle (*1647 <strong>in</strong> Le Carla, heute: Carla-Bayle, Département Ariège - † 1706 Rotterdam),<br />

»Dictionnaire historique et critique«. Leers, Rotterdam 1697, 2 volumes <strong>in</strong>-folio; édition de 1702, 3<br />

volumes <strong>in</strong>-folio; dt. Übersetzung: Johann Christoph Gottsched, »Herrn Peter Baylens Historisches<br />

und Critisches Wörterbuch«. Breitkopf, Leipzig 1741 – 1744. Zit. nach: »[...] Sixieme edition, revue,<br />

corrigée, et augmentée avec la vie de l'auteur, par Mr. des Maizeaux«.Tome premier, Basel, Jean<br />

Louis Brandmuller, 1761 S. 244 – 245 (mit ausführlichem Zitat und Kommentarenzu allen antiken<br />

Quellen; Bernard de Montfaucon (* 1655 – † 1741), »L'antiquité expliquée et représentée en figures.<br />

Antiquitas explenatiore et schematibus illustrata«. (1719), 2éme Édit. Paris 1722 - 1724, 10 Bde. und<br />

5 Suppl., Tome II, Cap. XVIII, V., S. 320 - 323 "Culte de Neotera & d'Ant<strong>in</strong>oüs".<br />

38 Diderot 1766, S. 42 - 43; Herder 1770, S. 126; zur entsprechenden Reflexion <strong>in</strong> der Kunsttheorie<br />

Gerlach 1989: http://www.peter-gerlach.eu/pub<strong>in</strong>dex.php?cont=1989m; Gerlach 1984a, S. 57 – 58.<br />

39 Julien Offray de La Mettrie (*23. Nov. 1709 Sa<strong>in</strong>t-Malo; † 11. Nov. 1751 Potsdam), Werke: (Anonym),<br />

»L'Homme Mach<strong>in</strong>e.« Leiden, Elie Luzac Fils, 1748, Widmung: "À Monsieur Haller, Professeur en<br />

Medec<strong>in</strong>e à Gott<strong>in</strong>gue.", nicht unterzeichnet; Avertissement de l'Imprimeur, fol 3v: "envöíe de Berl<strong>in</strong>...<br />

six Exemplaires à l'adresse de M. le Marquis d'Argens...", (e<strong>in</strong>em weiteren ständigen Mitglied der<br />

Tafelrunde); »L'Homme plus que Mach<strong>in</strong>e.« London 1748 (Pseudonym: Elie Luzac, Widmung:<br />

"Monsieur ***", unterzeichnet "Votre très humble & très obéissant Serviteur ******");(Anonym)<br />

»L'Homme Plante.« Potsdam, Voss, 1748; zu den übrigen Autoren vgl. Gerlach 1984, S. 58-73:<br />

http://www.peter-gerlach.eu/pub<strong>in</strong>dex.php?cont=1984; Gerlach 1990: http://www.petergerlach.eu/<strong>in</strong>dex2.php?fp=proportion.html.<br />

Algarotti 1762, zit. nach 1831, S. 498: „(a) In Berl<strong>in</strong>o,<br />

dove un Sapiente è <strong>in</strong> sedia reale, si trova esser meso <strong>in</strong> pratica un tal pensamento.“<br />

40 http://de.wikipedia.org/wiki/Altpreu%C3%9Fisches_Infanterieregiment_No._6_von_1675/3 . Auf das<br />

für die Geschichte der metrischen Anthropometrie <strong>in</strong> diesem Zusammenhang bedeutsame, onl<strong>in</strong>e<br />

verfügbare Werk von Johann S. Elsholtz (*1623 - † 1688), »Anthropometria.« [Padua 1654]<br />

Nürnberg 1695, sei h<strong>in</strong>gewiesen, der für das preußische Heer mit Rekrutenvermessung tätig war.<br />

1656, drei Jahre nach se<strong>in</strong>er Promotion mit dem vorliegenden Werk, 33 jährig, war er Leibarzt des<br />

Großen Kurfürsten von Brandenburg geworden.<br />

41 SPSG, Inv.Nr. 730, Kopie mit e<strong>in</strong>schlägigen Abänderungen, z.B. die Fruchtbündel am Stamm, Sk<br />

304; vgl. Abb. 10, Zeichnung von Inv.Nr. 510 aus Königliche Museen zu Berl<strong>in</strong>, Beschreibung der<br />

Antiken Skulpturen, Berl<strong>in</strong> 1891, S.360, Nr. 510. E<strong>in</strong> vergleichbares Fruchtgehänge f<strong>in</strong>det sich an der<br />

Baumstütze des Athleten (Sk 471) schon auf dem Stich <strong>in</strong> Cavaceppi 1768, I, Taf. 47, woraus zu<br />

schliessen ist, daß die ergänzende Restaurierung des Ant<strong>in</strong>ous ebenso <strong>in</strong> der Werkstatt Cavaceppis<br />

durchgeführt worden war.<br />

42 Kurth 1962 ist e<strong>in</strong> Musterbeispiel der pauschalen Vore<strong>in</strong>genommenheit <strong>in</strong> der Beurteilung des späten<br />

18. Jahrhundert aus der Perspektive des mittleren 20. Jahrhunderts; dagegen Vogtherr 2005<br />

<strong>in</strong>sistiert auf belegbarer Differenzierung, die er an der Gemälde- und Wandausstattung des Audienz-<br />

und Speisezimmers <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci vorführt. Dostert 1999, S. 48 wies darauf h<strong>in</strong>, daß Friedrich II 1759<br />

an den Skulpturen aus dem Nachlass Lambert Sigisbert Adams ke<strong>in</strong> Interesse mehr gezeigt hatte.<br />

43 Francesco Algarotti (*1712 Venedig - † 1765 Pisa), „Saggio sopra l'Architettura“, In: »Opere varie<br />

del Conte Francesco Algarotti, ciamberlano di S.M. Re di prussia e Cavaliere dell'Ord<strong>in</strong>e di Merito«.<br />

Venezia 1757; »Saggio sopra la Pittura«. Bologna 1762; »Saggio sopra l'Accademia di Francia che<br />

e' <strong>in</strong> Roma«. Livorno 1763. Neuere Übersetzung, detaillierte Bibliographie und Kommentar zur Vita<br />

und diesen Texte von Hans Schumacher 2006 unter: http://www.algarotti.de/<br />

44 Conze 1886, S. 4; Faedo 1995; Faedo 1996, S. 194, Taf.LXIV, Fig. 4; zum Katalog der Sammlung <strong>in</strong>


Venedig: http://www.algarotti.de/03Algarotti_Schriften%20Kunst.pdf

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