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Peter Gerlach, Idylle<br />

Idylle<br />

Plötzlich trat ein Wetter auf<br />

die Wolken ballten sich zu hauf<br />

es regnet ohne Unterlass<br />

und Hirt und Herde werden nass.<br />

Da wird es wieder schön<br />

die Sonne ließ sich sehn<br />

der Hirte spielt auf der Schalmei<br />

und Hund und Herde sind dabei.<br />

(Deutscher Volksmund)<br />

Es ist so eine Sache mit der Idylle: Man hat sie nicht, man kann sich entweder nur nach ihr sehnen, von ihr<br />

träumen oder man hat sie immer schon verlassen, <strong>als</strong>o erkannt, was längst verloren. In beiden Fällen kann<br />

man über sie sprechen oder schreiben, man kann sie besingen oder sie auch malen. Immer dann aber ist es<br />

die Perspektive von außen, nur eine Fremdperspektive. Die, die über sie reden, leben eben nicht in ihr und<br />

diejenigen, die in ihr leben, reden nicht über sie. Sie sind insofern naiv, sie erleben sie unmittelbar. Sagt<br />

man.<br />

Idylle ist eine spezielle Variante von Utopie, ein imaginiertes paradiesgleiches, zeitloses Stückchen Erde,<br />

aber eigentlich nicht von dieser Welt. Idylle der Form nach ist eine literarische Kategorie, ein Modus des<br />

Erzählens und Dichtens. Zu diesem literarischen gesellte sich zunächst ein musikalischer Modus, später<br />

zudem ein bildkünstlerischer, ein Modus des gezeichneten Bildes und der Malerei. Dieser Modus ist<br />

möbliert. Es leben einfache Menschen glücklich in ihm gemeinsam mit Tieren - zumeist Schafen. Und es ist<br />

eine Landschaft, in der die Sonne scheint, immer. Das Personal steht sinnierend, nachdenklich mitten in<br />

dieser Natur. Alle Technik ist dort fremd, beispielsweise Maschinen oder Transportmittel – nicht einmal<br />

geritten wird dort. Es ist leise dort, allenfalls säuselt ein sanfter Wind, eine Quelle plätschert oder jemand<br />

lässt eine Flöte erklingen. Selten nur kommt Profan-Irdisches ins Spiel.<br />

Erfunden hat diese Unterart des literarischen Modus Theokrit aus Syrakus (um 300 – 260 v. Chr.) in der<br />

ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr., der in Alexandria am Hof des Ptolomaios einige Hirtenlieder<br />

verfasste, die <strong>als</strong> „kleine epische Dichtungen“ (= Eidyllia) den Namen einer Gattung prägten. 1 Dort waren es<br />

jedoch Hirten seiner sizilianischen Heimat, die realistisch bis ironisch in ihrem Alltagsmilieu in Szene gesetzt<br />

wurden. Für die europäische Neuzeit ist indessen Publius Vergilius Maro (70 - 19 v. Chr.) aus der Nähe von<br />

Mantua der entscheidende Überlieferer durch seine Eklogen 2 , die er um das Jahr 42 v. Chr. verfasste. Die<br />

wurden in eine andere – bukolische - Phantasie-Umwelt versetzt. Abgehoben, verklärt war deren Natur und<br />

entrückt ihr Dasein. Damit verwandelte er sie zu mythischen Gestalten, die eine Sehnsucht nach einer<br />

friedlichen Welt voller Heiterkeit markierten, in einer Landschaft, die zwar den Namen einer geographischen<br />

Realität aus der Mitte des griechischen Peleponnes erhielt - „Arkadien“ -, der Schilderung nach indessen<br />

1 Das ist erst aus den Kommentaren des 1. Jh. v. Chr. erschlossen, vgl. U. Dierse, Idylle, in: Historisches<br />

Wörterbuch der Philosophie, Bd. 4, Damstadt 1976, Sp. 191; auf den volkstümlichen Ursprung verweisen<br />

M. Fa. und M.- A. S., Bukolik, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Bd. 2, Stuttgart-Weimar 1997,<br />

Sp. 830 f. Zur idyllischen Landschaft in der Malerei: Götz Pochat, Figur und Landschaft, Berlin 1973, 54<br />

ff, 381 ff.<br />

2 M.Fa. 1997 (wie Anm.1), Sp 833.<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

aber ebenso nicht von dieser Welt war. Nur eines beließ Vergil seinen arakadischen Hirten, was er aus<br />

geographischer Spezialliteratur (Polybios) passend übernehmen konnte: Sie übten sich früh schon in<br />

Gesang und musikalischen Wettbewerben. Das passte ins Bild, denn Theokrit ließ seine Hirten den<br />

musikalischen Wechsel- und Wettgesang üben. Das vierte dieser Hirtengedichte, das die Schilderung eines<br />

zu erwartenden Goldenen Zeitalters im Zusammenhang mit der Geburt eines Knaben beschreibt, wurde sehr<br />

früh schon von den Christen <strong>als</strong> eine Verheißung ihres Erlösers ausgedeutet, der in einer Krippe im Stall<br />

geboren wurde und zu dessen Begrüßung sich Hirten auf dem Felde einfanden. Das garantierte auch dem<br />

römischen Autor einen unerwarteten Nachruhm.<br />

Damit liegt es an dieser Stelle nahe, für sein Arkadien auf ein möglicherweise verwandtes Motiv - nicht nur<br />

christlicher Glaubensvorstellung - zu verweisen: das vom Paradies (alttestamentarische Bezeichnung, aus<br />

dem iranischen pardes entlehnt). 3<br />

Zum Vergleich bietet sich sowohl die Vorstellung von der Lage <strong>als</strong> auch die Vorstellung vom zeitlichen<br />

Vorkommen an, nicht von dieser Welt zu sein, zumindest der paulinischen Überzeugung nach. Die Wüste<br />

von heute war oder wird einst wieder ein Gottesgarten sein. Wasser (Quellen, Flüsse), ein umfriedeter<br />

Lustgarten mit hohen Bäumen, die Lage im Osten oder Westen, auch am Rande der Welt, zeichnen dieses<br />

jenseitige oder auch himmlische Gefilde der Seligen aus. Der Glückszustand an diesem letztlich doch<br />

imaginären Ort ist geprägt von Ruhe und Frieden am Anfang und Ende der Zeiten. Diese Vorstellungsreihe<br />

wurde später dann in der Sage vom “Goldenen Zeitalter” historisiert und im Märchen vom “Schlaraffenland”<br />

schließlich säkularisiert. Varianten dieser Motive in unterschiedlicher Kombination finden sich in Asien<br />

(Japan, Hinduismus), im Iran, im Judentum bis in die slawischen und germanischen Religionen. Es ist das<br />

Gegenbild einer Gesellschaft von Nomaden, für die eine Oase in der Steppe die Elemente bestimmte,<br />

während das Ideal des wohlgepflegten Parks eine städtisch geprägte Kulturstufe (Mesopotamien)<br />

voraussetzte.<br />

In der bildenden Kunst des frühen Mittelalters schon kamen – neben dem aus römisch-profaner Kunst<br />

übernommenen „bon pastor“, der zum jugendlichen, unbärtigen Christus mit einem verlorenen Schaft auf<br />

seinen Schultern umgeprägt wurde – <strong>als</strong> Landschaftsabbreviaturen die Quelle, an der Hirsche trinken, samt<br />

Adam und Eva am Baum der Erkenntnis mit der Schlange, am häufigsten zur Darstellung. Der Garten selber<br />

indessen wurde zu dieser Zeit nicht weiter bildlich ausformuliert, wiewohl bereits die kaiserzeitliche<br />

Wandmalerei zahlreiche Darstellungen idyllischer Landschaften mit typischen bukolischen Motiven, wie<br />

Hirten und Schafe, kannte, die selbst noch in spätantiken Handschriftenillustrationen aufzufinden sind. Und<br />

da Vergil aufgrund der Weissagung in der 4. Ekloge <strong>als</strong> Wegbereiter des Christentums galt, konnte seine<br />

bukolische Phantasie ungefährdet neben der christlichen Heilslehre gelesen und kopiert werden. In einigen<br />

dieser Kopien nun finden sich einschlägige Darstellungen von anonymer Hand bis heute erhalten.<br />

Literarisch wurde die Idylle im Ritterroman tradiert, in den „Pastourelles“ der provenzalischen Troubadours,<br />

und zu Beginn der Renaissance schließlich, von den mittelalterlich religiösen Beschränkungen befreit,<br />

3 F.M.Th. de Liagre Böhl – A. Jepsen – F. Flesse, Paradies, Im Alten Testament, Paradieserzählung. In:<br />

Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 3.<br />

Auflage, Tübingen 1961, Sp. 95 – 100; B.E. - M. He., Paradies. In: Der kleine Pauly, Bd.9, Stuttgart –<br />

Weimar 2000, Sp. 307 – 309.<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

entwickelten sich aus den neulateinischen Eklogen der Humanisten, wie Petrarca und Boccaccio,<br />

volkstümliche Schäferromane am Ende des 15. Jahrhunderts in italienischer Sprache. In ihnen wurde ein<br />

durchaus zeitgenössisches politisches Problem angesprochen. Schon die Verwendung des Italienischen <strong>als</strong><br />

Schriftsprache war eine Neuerung. Die anspielungsreiche Klage über den Verlust der Heimat konnten die<br />

Zeitgenossen <strong>als</strong> aktuelle Klage über die kaiserliche-deutsche Fremdherrschaft verstehen. Dagegen konnte<br />

durch den Verlust der imperialen Rolle zu Zeiten der römischen Antike <strong>als</strong> sehnsuchtsvoll erwarteter Inhalt<br />

einer Erneuerung formuliert werden. Von dort fand das Arkadien-Motiv Eingang in das Schäferspiel oder die<br />

Schäferoper auf der Bühne und <strong>als</strong> arkadische Landschaft in die Malerei. In der Gartenarchitektur kam das<br />

gleiche Konzept <strong>als</strong> Meierei oder Hameau (Versailles, Park) zum Vorschein, bis es im Englischen Garten<br />

schließlich gar <strong>als</strong> ganze Landschaft gestaltet, umgesetzt wurde. Dem Motiv vom Arkadien liegt schließlich<br />

noch die Vorstellung vom edlen Wilden zugrunde, den die Literatur seit dem späten 18. Jahrhundert in<br />

entfernten Gegenden der kolonialen Welt oder auch in der germanisch-keltischen Vergangenheit auf dem<br />

eigenen Kontinent behauptete gefunden zu haben. In der Malerei wurden vergleichbare Schritte zu Beginn<br />

des 16. Jahrhunderts sichtbarlich beschritten. Realistische, Besitztum markierende<br />

Landschaftsdarstellungen (Ambrogio Lorenzetti, Buon Governo, 1340, Siena, Palazzo Publico) waren eine<br />

der Voraussetzung in der Geschichte der italienischen Malerei, die dann für ganz Europa vorbildlich wurde.<br />

In Venedig nun gestalteten auf dieser Grundlage u.a. Giorgione, Tizian, Campagnola die phantastische<br />

Landschaft, die durch ihr Personal – Schäfer, Schafe, Satyrn und Nymphen, selbst Philosophen – <strong>als</strong><br />

arkadische auch durch die Wahl des Repertoires kenntlich wurde. Ein vergleichbares Landschaftsrepertoire<br />

konnte ebenso für unterschiedliche biblische Motive gewählt werden – etwa von Annibale Carracci (Hl.<br />

Familie auf der Flucht nach Ägypten, 1604), dessen Stimmungsgehalt wesentlich von der Wahl der<br />

inszenierten Jahres- und Tageszeit bestimmt wird: Ruhiges, sonniges Wetter und üppige Vegetation ließen<br />

die Personen fast zur Nebensache werden. Zum reinen Stimmungsbild vollendete Claude Lorrain (1600 –<br />

1682) die arkadische Landschaft durch eine Lichtregie, die die sanfte Stille dieses Ortes entscheidend<br />

charakterisierte. Eine zeitliche Dimension signalisieren die von ihm eingefügten antiken Ruinen, die Arkadien<br />

<strong>als</strong> eine heroische, sichtlich längst vergangene Zeit markieren.<br />

Dem musikalischen Modus hatten die Griechen höchste Aufmerksamkeit geschenkt, einen breiten<br />

Variationsbereich ausgearbeitet, dessen Fülle indessen bei den Theoretikern zumeist auf wenig Gegenliebe<br />

stieß: bis auf zwei Modi wurden die übrigen schlicht <strong>als</strong> überflüssig erachtet. Die Übertragung des<br />

musikalischen auf den malerischen Modus verdanken wir neben vielen Vorbereitern wohl dem aus<br />

Frankreich stammenden, meist aber in Rom lebenden Maler Nicolas Poussin (1594/1665). Bekannt wurde<br />

seine Analogie von musikalischem und malerischem Modus durch einen viel zitierten Brief von 1647 an<br />

einen Sammler seiner Gemälde, Paul Fréart de Chantelou. 4 In diesem Brief belehrte er ihn über die<br />

angemessene Betrachtungsweise seiner Gemälde, was darauf hinweist, dass die von ihm gewünschte<br />

Lesart durchaus nicht selbstverständlich schon Allgemeingut der Gebildeten gewesen sein dürfte. Horaz<br />

hatte den Satz geprägt: „Ut pictura poesis.“ Die Malerei solle solche Differenzen beachten, wie sie in der<br />

4 Brief Nicolas Poussins an Paul Fréart de Chantelou, Rom 24. 11. 1647. In: Wilhelm Messerer, Die "Modi"<br />

im Werk von Poussin, Festschrift für Leo Dussler, München 1972, S. 349 f, Anm. 1; Jan Bialostocki, Das<br />

Modusproblem in den bildenden Künsten , in: ders., Stil und Ikonographie - Studien zur<br />

Kunstwissenschaft, 2.Aufl., (Dresden 1966), Köln 1981 S. 36 f, Anm. 45; dt. Otto Grautoff, Nicolas<br />

Poussin, München 1914, Bd. I, S. 452 f, Anm. 227; Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1913, Bd. II, Nr.93,<br />

245 - 248.<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

Dichtung üblich seien. Dieser Satz nun hatte wohl die nachhaltigsten Folgen für die theoretischen<br />

Überlegungen auch zur modusspezifischen Gliederung der bildenden Kunst seit der Frührenaissance. 5 Mit<br />

dem Modus-Begriff wird indessen nicht nur ein Komplex von Regeln erfasst, nach der der Maler die<br />

Zusammenstellung seiner Figuren und Gegenstände im Illusionsraum seiner Komposition - oder der<br />

Architekt die Auswahl der der Bauaufgabe angemessenen Elemente - zu prüfen und auszuwählen hat,<br />

sondern der Modus-Begriff ist schon seit Leon Battista Alberti (De Pictura 1436) speziell in Hinsicht auf die<br />

Wirkung der Komposition auf den Betrachter diskutiert worden. 6 Er solle sich durch die präzise modale<br />

Auswahl auf eine bestimmte Seelenstimmung, in einem bestimmten Tenor seiner Gefühlswelt angesprochen<br />

empfinden.<br />

Was aber stellten sich die Theoretiker denn nun vor, was durch eine Idylle angesprochen werden sollte?<br />

Was sollte eine Idylle darstellen, damit sie ihr angepeiltes Ziel auch wirkungskräftig erreichen konnte? Natur<br />

ist das Repertoire. Aber eine spezifische Seite der natürlichen Umgebung des Menschen, die über lange Zeit<br />

hinweg alltäglich <strong>als</strong> gefährliches und feindliches Gegenüber erfahrbar blieb, sollte den sorgenlosen Einklang<br />

zwischen ihr, dem Körper des Menschen und seinen inneren Gestimmtheiten zum Ausdruck bringen. Schafe<br />

und Hirten, sanfte sonnendurchschienene Hügel, auf denen schattenspendende dichte Laubbäume locker<br />

verteilt waren, bildeten das figürliche Repertoire einer solchen gemalten idyllischen Landschaft. Erste<br />

erhaltene Belege für eine derartige Wahl finden sich in den Ausstattungen römischer Villen aus der<br />

Kaiserzeit, etwa in der pompejanischen Wandmalerei. 7 Das Thema selbst ging im Mittelalter nicht völlig<br />

verloren. Elemente aus diesem Szenarium lebten in der christlichen Bilderwelt fort. Der „bon pastor“,<br />

Christus <strong>als</strong> Träger eines Schafes, entstammt dieser idyllischen Bilderwelt, auch die im Rosenhag thronende<br />

Madonna. 8 Seit dem 16. Jahrhundert fanden sich Idyllen aus allen weiteren Bereichen des gesellschaftlichen<br />

Lebens, zumindest wurden sie immer wieder unterstellt. Die Idylle im Alltag, am Arbeitsplatz oder die Idylle<br />

am Ferienort: Schwer zu finden, oftm<strong>als</strong> nur für kurze Zeit und häufig genug auch nur <strong>als</strong> kurzfristige<br />

Täuschung. Immer aber vorgeführt <strong>als</strong> das schlechthin Andere zur bedrückenden Unerträglichkeit<br />

bestehender Alltäglichkeit. Und das bis in die zur Aufdringlichkeit selbstverständlichen Sprachregelung in<br />

den Werbeprospekten der Freizeitindustrie heutzutage.<br />

Bereits im 16. Jahrhundert wurden die Modi in der kunstkommentierenden Theorie je mit einem der<br />

gesellschaftlichen Stände assoziiert, wie es bereits in Vitruvs Architekturtheorie angelegt schien. 9 Die Idylle,<br />

<strong>als</strong> eine Sonderform der Landschaftsmalerei mit ihrem verklärten ländlich-bäuerlichen Personal, blieb dem<br />

untersten Stand zugewiesen. In der akademischen Rangordnung spiegelte sich diese ältere Zuweisung noch<br />

darin, dass die Landschaftsmalerei in der Themenhierarchie <strong>als</strong> die niedrigste eingestuft wurde, weil sie <strong>als</strong><br />

die gleichsam ungeschichtlichste wahrgenommen wurde, <strong>als</strong> absoluter Gegenpart zum Heroisch-<br />

5 Rensselaer W. Lee, „Ut pictura poesis: The humanitic theory of painting”, in: Art Bulletin 22 (1940),<br />

197-269; auch New York 1967<br />

6 Veronica Biermann, „Leon Battista Albert (1404-1472). De re aedificatoria libri decem”. In: Bernd Evers –<br />

Christof Thoenes, »Architektur Theorie von der Renaissance bis zur Gegenwart. 89 Beiträge zu 117<br />

Traktaten.« Köln 2003, S. 22 – 25.<br />

7 Ranuccio Bianchi Bandinelli, „Paesaggio“. In: »Encyclopedia dell’Arte Antica.« Rom 1963, S. 816 ff mit<br />

vorzüglichen einschlägigen Abb<br />

8 Anton Legner, „Hirt, guter Hirt“. In: »Lexikon der christlichen Ikonographie.«, 2. Bd., Rom/Freiburg 1970,<br />

Sp. 289 ff ; W. Braunfels, „Das Marienbild in der Kunst des Westens bis zum Konzil von Trient“. In: ebda.,<br />

Bd. 3, Rom/Freiburg 1971, Sp. 198 ff.<br />

9 [Markus] Vitruvius [Pollio] (v. 31 v. Chr. - n. 27 v. Chr.), »De Architectura libri decem.«, V. I., 6 - 10; ed. F.<br />

Krohm, Leipzig 1912, 97 - 98; Edidit et annotavit Curt Fensterbusch, Darmstadt 1964.<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

Pathetischen, den Aktivitäten in der realen oder vorgestellten geschichtlichen Gegenwart gewidmet. 10 Der<br />

Landschaftsdarstellung wurde von Anfang an in der Theorie nachgesagt, sie könne daher von den drei<br />

elementaren Funktionen, die wahre (bildende) Kunst zu erfüllen habe – docere (belehren), movere (innerlich<br />

bewegen) und delectare (erfreuen) – nur eine einzige, und zwar die unmittelbarste, einfachste erfüllen,<br />

nämlich erfreuen. Aus dieser Einschätzung behielt die Idylle immer einen untersten Rang in der<br />

akademischen theoretischen Einordnung. Das aber hat ihrer Wirkung, Entfaltung und Beliebtheit bei<br />

durchaus achtenswerten, ideenreichen Künstlern keinen Nachteil eingebracht. Und beim zahlenden<br />

Publikum erst recht nicht. Sie blieb die beliebteste soap-opera der Geschichte der Malerei Europas – und<br />

das keineswegs nur <strong>als</strong> Sinnbild und Vehikel des Eskapismus.<br />

Zum dazwischen liegenden "modus mediocris", dem des ausgewogenen Mittelmaßes der bürgerlichen Welt,<br />

hat der Modus der Idylle kaum feste Grenzen. Vielfältig sind die Übergänge von einem zum anderen. Dann,<br />

wenn der Ort der Idylle einen Namen hat – wie Arkadien beispielsweise – , kam gelegentlich erst, dann im<br />

Laufe des 16. Jahrhunderts unwiderruflich die Erfahrung mit der Tragik des Lebens ins Spiel. Giovanni<br />

Francesco Guercino und Nicolas Poussin lassen die Hirten auf eine Grabstätte treffen, die den Betrachter an<br />

die Vergänglichkeit seines irdischen Lebens gemahnte. 11 Bei ersterem – dem ersten bekannten Gemälde mit<br />

diesem Motiv - wurde es um 1621 zu einem Memento mori durch die dem Betrachter zugewandte, auf einem<br />

Stein angebrachte Inschrift „ET IN ARCADIA EGO“, auf dem ein Totenschädel platziert ist. Anders bei<br />

Poussin wenige Jahre später, um 1630.<br />

Die erste Fassung des Themas ist nach Panofsky durch die Einfügung des Flussgottes arkadischer <strong>als</strong> noch<br />

Guercinos Gemälde, doch habe es „immer noch eine moralische oder mahnende Aussage“. Der Totenkopf<br />

ist oberhalb der Augenhöhe der Hirten auf den Sarkophag versetzt und wird von ihnen nicht mehr beachtet.<br />

Die drei Hirten und eine Schäferin in sichtlich bewegten Gewändern befassen sich aufmerksam entziffernd<br />

mit der Inschrift vor ihnen, deren Aussage dadurch zum zentralen Thema des Gemäldes wird. Nunmehr ist<br />

es der personifizierte Tod selber, der aus den entzifferten Worten für sie – und damit auch für den Betrachter<br />

dieser Szene - ablesbar wird: Er spricht <strong>als</strong> personifizierter Tod zu den nachdenklichen Arkadiern. Vom<br />

moralisierenden Anspruch vollzog Poussin in der berühmteren, zweiten - etwa 15 Jahre später entstandenen<br />

- Fassung einen entscheidenden Sprung zu einer nunmehr gedankenreichen Betrachtung im gelassenen<br />

Gespräch. Die Hirten dieses Bildes sind versunken in Erinnerungen an eine bessere Vergangenheit, die es<br />

für sie gab, bevor ihnen hier dieser Tod entgegentrat. Ein Bild „unverhüllter elegischer Empfindung“, die bei<br />

der Betrachtung des schlichten kubischen Steingrabes entsteht, denn hier wurde zudem der Totenschädel<br />

fortgelassen. Panofsky verwies darauf, dass Sannazaro in seinem ‚Arcadia’ (1502), einem bedeutenden<br />

bukolischen Roman der beginnenden Neuzeit, den „im kalten Stein“ begrabenen Toten sprechen ließ. Mit<br />

diesem Hinweis erklärte er die f<strong>als</strong>che Deutung des Satzes mit „Auch ich lebte in Arkadien“ (bei Gryphius,<br />

Schiller bis Herder und Mathias Claudius) statt der grammatikalisch korrekten Übersetzung „Selbst in<br />

Arkadien gibt es mich“ (nämlich den Tod), der nun nicht mehr auf den Tod, sondern auf den im Sarkophag<br />

bestatteten Toten bezogen wurde. Der Hirten Entdeckung des unter ihnen anwesenden Toten, ihre sanfte<br />

10 Kunsttheoretischen Quellen gesammelt in: Werner Busch (Hg.), »Landschaftsmalerei.« Berlin 1997;<br />

Wilhelm Messerer, „Die "Modi" im Werk von Poussin“, In: »Festschrift für Leo Dussler.« München 1972,<br />

335 - 356.<br />

11 Erwin Panofsky, „Et in Arcadia ego“. in: ders., »Sinn und Deutung in der bildenden Kunst.« Köln 1975, 2.<br />

Aufl. 1978, S. 351-377.<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

elegische Reaktion auf die auch sie betreffende Sterblichkeit, fand ihr mentales Pendant in der sich<br />

entfaltenden Sehnsucht nach dem Goldenen Zeitalter. Zu dem von der Renaissance entdeckten Arkadien<br />

<strong>als</strong> distanzierende Alternative zur eigenen unbefriedigenden Gegenwart wurde in diesem zweiten<br />

Reflexionsschritt auf Distanz gegangen.<br />

Diese Distanzierung von der eigenen Erfindung blieb nicht folgenlos. Denn damit war auch die zweite der<br />

theoretischen Forderungen an die Wirkung von Kunst nunmehr erfüllt: Das Kunstwerk habe nicht nur zu<br />

erfreuen (delectare), sondern auch im menschlichen Inneren eine Rührung zu evozieren (movere).<br />

Folgenreich war diese Distanzierung auch in der weiteren malerischen Umsetzung dieses mit dem Arkadien-<br />

Motiv verknüpften bildlichen Repertoires. Arkadien konnte allenthalben vermutet werden, die Hirten und ihre<br />

Welt konnten exotischen Regionen ebenso zugesprochen werden wie exotische Ethnien – oder, mit<br />

gleichem Recht auf eben diese Wirkungen beim Betrachter, dessen eigene Lebenswelt und schließlich noch<br />

dessen eigenes Innenleben: der kunstbeflissene „Hirte“ in jedem von uns und die Illusion von der<br />

Harmoniefähigkeit von jedermann.<br />

An der modalen Zuordnung hielten die Institutionen und die sie vertretenden Theoretiker beharrlich fest,<br />

auch <strong>als</strong> längst andere Deutungen praktiziert wurden. Die Maler selber und ihr bürgerliches Publikum im<br />

ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert widmeten der stimmungsträchtigen Landschaft in der Malerei einen<br />

höheren Grad an Aufmerksamkeit und Wertschätzung ob der schon längst beobachteten und gelegentlich<br />

zuvor schon einmal zur Sprache gebrachten sinnlichen Affektion, die diese Darstellungen zu evozieren<br />

vermochten. Petrarca mit seinen Äußerungen über seine Emotionen anlässlich seiner Besteigung des Mont<br />

Ventoux (Provence), 1366, ist im Ansatz für ein einsam frühes Zeugnis für diese Art der Naturwahrnehmung<br />

lange gehalten worden, wenn auch eine Auswirkung auf die literarische Seite der bildenden Kunst, die<br />

Kunsttheorie, nicht gegeben ist, schon gar nicht auf irgendwelche Facetten der bildenden Kunst selber,<br />

jedenfalls nicht zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert 12 .<br />

Ansatzweise setzte eine Änderung nicht vor der Mitte des 16. Jahrhunderts, <strong>als</strong>o erst 300 Jahre später ein.<br />

Schließlich erst die Dichter des Sturm und Drang zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschrieben gerade das<br />

Erleben von Kräften des Naturschauspieles - wie Gewitter und Stürme, den Vollmond oder eisige<br />

Bergregionen - <strong>als</strong> Träger erhebender Seelenstimmungen. 13 Das bildkünstlerische Pendant fand sich in der<br />

romantischen Malerei u.a. bei Joseph Anton Koch und Caspar David Friedrich, beispielsweise in dessen<br />

„Mönch am Meer“ (1809-10, Berlin, Nationalgalerie), oder der „Gebirgslandschaft mit Regenbogen“ (um<br />

1810, Essen, Museum Folkwang). 14 Dieser bewegungslos vor der Weite einer kargen Küsten- oder<br />

Gebirgslandschaft einsam stehende, meditierende Mensch wurde gleichsam zum gemalten Prototypen des<br />

modernen Bewusstseins von der stimmungsmächtigen Natur und der selbst mit Bildern evozierbaren inneren<br />

Erlebniswelt des in ihr lebenden Menschen, den schließlich Giovanni Segantini (1858 – 1899) gegen Ende<br />

des Jahrhunderts <strong>als</strong> Hirte in die Gipfelregion der alpinen Bergwelt versetzte. Längst schon hatte die adlige<br />

Gesellschaft im 18. Jahrhundert sich in ihren gestylten Gartenlandschaften englischen Stiles spielend in<br />

12 Das wohl darauf schließen läßt, daß es sich zumindest bei der Interpretation dieses Ereignisses eher um<br />

ein Konstrukt späterer Philologie handeln mag.<br />

13 Dirk Tölke, »Eislandschaften und Eisberge. Studien zu Motiv- und Bildgeschichte von Eisformationen und<br />

polaren Szenerien in Gemälden und Graphiken des 16.-20.Jh.« Aachen 1995<br />

14 Joseph Leo Koerner, »Caspar David Friedrich, Landschaft und Subjekt. Epochen der deutschen Kunst.«<br />

Bd. III, Romantik. = Bild und Text, hrgsg. Von G. Boehm und K.Stierle, München 1998<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

einer solchen - aber <strong>als</strong> beherrscht und domestiziert begriffenen - Naturlandschaft häuslich gemacht, um<br />

Federball zu spielen 15 oder um unter einer von einem Baumast herabhängenden Schaukel ein Picknick zu<br />

veranstalten 16 : eine Schäferidylle auf Zeit <strong>als</strong> Gesellschaftsspiel. Selten drohte dort am Himmel ein Gewitter<br />

in der Ferne, das in Bildern von Giorgione, Poussin und wenigen anderen schon immer längst mit von der<br />

Partie gewesen war, wenn auch nur gelegentlich die Chance hatte zum Hauptmotiv zu avancieren. 17<br />

Bevorzugte Landschaften boten sich in Europa und an dessen Rändern an, um die geeigneten Motive<br />

abzugeben. Italien natürlich in erster Linie, dort vorzüglich die Campagna ob ihrer sanften Konturen und den<br />

tatsächlich dort noch immer agierenden jugendlichen Schäfern. Griechenland kam erst mit dem so<br />

genannten Biedermeier – der spätromantischen Malerei – in den Blick, <strong>als</strong> ein Bayer griechischer König<br />

geworden war und die Grenzen des osmanischen Reiches weiter nach Osten verschoben worden waren.<br />

Erst im späten 19. Jahrhundert erweiterte sich das zur Wahl stehende Landschaftsspektrum über den<br />

europäischen Kontinent hinaus. Mit Paul Gaugin (1848-1903) hielt nach 1887/1893 die exotisch ferne<br />

Südsee Einzug ins Repertoire. Die in diesen Landschaften lebenden Menschen, <strong>als</strong> die „guten Wilden“ der<br />

Anthropologie aus europäischer Perspektive, galten <strong>als</strong> besonders naturverbunden und zivilisationsfern: Ein<br />

vorgebliches Arkadien wurde weltweit immer wieder neu entdeckt. Eine gegenläufige Alternative wurde<br />

indessen nicht minder virulent.<br />

Paul Cézanne (1839-1906) bevorzugte diese andere Alternative, um das nämliche zu evozieren. Akte –<br />

männliche und weibliche, offenkundig lokaler Ethnien – gruppierte er um knappe Landschaftsausschnitte, die<br />

er dem südlichen Frankreich abschaute. 18 Allenfalls ein Stück Ufer, ein Stück Rasen mit einigen Bäumen, die<br />

Schatten spendeten, ließ er sehen, denn die sonnendurchleuchtete, sommerliche Jahreszeit blieb<br />

unabdingbarer Bestandteil dieser Idyllen. Das galt noch weiterhin im beginnenden 20. Jahrhundert <strong>als</strong><br />

bildwürdig. Das gilt für Gemälde Max Liebermanns, Pablo Picassos, Salvatore Dalis u.a. Das gilt ebenso in<br />

den Gemälden deutscher Expressionisten 19 , bei Wassily Kandinsky, Rohlfs und Otto Mueller (1874-1930) in<br />

15 Daniel Nikolaus Chodowiecki, 1726-1801: „Gesellschaft im Tiergarten“, um 1760, Museum der bildenden<br />

Künste Leipzig, Abb. in: Willi Geismeier, »Daniel Chodowiecki.« Leipzig 1993, S. 38; „Federballspiel“, um<br />

1770, Kösen, Priv. Besitz, Abb. In: Ludwig Kaemmerer, »Chodowiecki.« Bielefeld – Leipzig 1897, Abb.<br />

136<br />

16 Jean-Honoré Fragonard, 1732 - 1806; „Parklandschaft mit Schaukel“, 1778-1780, Washington, D.C.,<br />

National Gal of Art; Abb. In: Jean-Pierre Cuzin, »Fragonard. Leben und Werk.« München 1988, S. 205,<br />

Abb. 251<br />

17 Nicolas Poussin 1594-1665, „Le Paysage à l'arbre fouroyé”, 1651, nur <strong>als</strong> Stich überliefert; Anthony Blunt,<br />

»The Paintings of Nicolas Poussin. A critical catalogue.« London 1966, S. 147, Abb. 217; „Landscape<br />

with a man killed by a snake”, um 1648, London, Nat. Gallery; ebda: S. 143, Nr. 209, Abb. 209;<br />

„Landschaft mit Pyramus und Thisbe“, 1651, Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt a.M.; ebda: S.126, Nr.<br />

177, Abb. 177<br />

18 „Pastorale“ [Frühstück im Freien], um 1870, Paris Musée d'Orsay; „Trois Baigneuses“, 1881-82, Paris<br />

Musée de Petit Palais; „Badende Frauen“, 1898-1905, Philadelphia Museum of Art.<br />

19 Der Ausdruck „Expressionismus“ wurde in einem Artikel von Wilhelm Worringer, "Sturm" (Aug. 1911)<br />

anscheinend zum erstenmal auf die bildende Kunst angewendet; er schrieb über die "jungen Pariser<br />

Synthetisten und Expressionisten Cézanne, van Gogh und Matisse", auf die der Begriff heute nicht mehr<br />

oder vielleicht schon wieder angewendet wird. Anläßlich einer Ausstellung des Blauen Reiters (1912) in<br />

der Galerie der »Sturm« wurde die Bezeichnung „Expressionismus" erstmalig im heutigen Sinne mit der<br />

modernen deutschen Kunstrichtung in Verbindung gebracht. Zunächst nur auf die eher romantische Seite<br />

der expressionistischen Malerei angewandt, ließ sich die Bezeichnung dann auch auf die explosiven und<br />

groblinigen Formen der Brücke-Maler anwenden und schließlich auf die deutsche und ausländische<br />

expressive Malerei und Plastik im allgemeinen. Die expressionistische Literatur ist im Gegensatz zur<br />

bildenden Kunst von kulturpessimistischen, düsteren Schilderungen geprägt, insofern „realistischer“ <strong>als</strong><br />

die bildende Kunst, vgl. W. Rothe, »Der Expressionismus. Theologische, soziologische und<br />

anthropologische Aspekte einer Literatur.« Frankfurt a.M. 1977. Ließe sich danach erwarten, daß<br />

utopische Konstrukte zur Sprache kämen, wie sie etwa die Jugendbewegung oder die Reformpädagogik<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

den 20er Jahren zumal 20 . Er bevorzugte Zigeuner <strong>als</strong> sein Modellpersonal. Die Landschaften bei ihm blieben<br />

– wie schon bei Cézanne - auf ein Minimum von Andeutungen reduziert. Sie wurde nach wie vor <strong>als</strong><br />

Ausschnitt vorgestellt. Jeder geographischen, tages-, jahreszeitlichen oder weltgeschichtlichen Zuordnung<br />

entzogen, wiewohl sonnendurchschienenes und ungefährdetes Ambiente. Aber Entscheidendes musste<br />

zweifelsfrei auf den ersten Blick hin auszumachen sein: Schatten unter Bäumen, Rasen, auf dem sie lagern<br />

und spärliche Bekleidung, die eine angenehme Temperatur der Luft suggeriert. Dafür konnte er begleitende<br />

Tiere weitgehend entbehren, während andere diese nun wiederum zum alleinigen Sinnbild eben dieser<br />

Stimmungslage herausgreifen. Vermittelt bleiben alle vier Elemente präsent: Luft und Erde unmittelbar,<br />

Wasser erscheint indirekt zumeist <strong>als</strong> Bach- oder Seeufer. Das Feuer vermittelt ebenso indirekt die diesen<br />

Gemälden eigene Helligkeit der Farben, <strong>als</strong> Wirkung des warmen Sonnenlichtes. Hans von Marées (1837-<br />

1887) bediente sich zwar in seinem Gemälde „Garten der Hesperiden“, (1878, München Bayerische<br />

Staatsgemäldesammlung) der gleichen Elemente – Rasen, schattenspendende Bäume, kaum oder nur leicht<br />

bekleidete, elegisch sinnend dreinblickende, jugendliche Menschen vor einem Gewässer im Hintergrund.<br />

Aber schon der Titel beansprucht Pathos. Die Geschichte entstammt der Mythologie und hatte schon von<br />

daher den akademischen Rang eines höheren Anspruchs, anders <strong>als</strong> in den vergleichbaren Gemälden<br />

„Hochbild mit drei Gestalten“ der gleichen Zeit und einigen früheren Gemälden, wie „Familienbild III“ (um<br />

1860?, Stuttgart, Staatsgalerie) und „Römische Landschaft II“ (1868, Dresden, Staatliche<br />

Gemäldesammlung) 21 . Max Liebermann (1847-1935) entdeckte eine wohl ins Fiktive verschobene<br />

biographische Variante des Motivs <strong>als</strong> Erbe der Entdeckung der Kindheit <strong>als</strong> eigener Lebenswelt 22 im<br />

früheren 19. Jahrhundert und erkor sie sich <strong>als</strong> Thema einiger seiner Gemälde. Er malte realistische Szenen<br />

mit badenden Knaben am Strand, die unbekleidet-unbeschwert in den sanften, flachen Wellen ungefährdet<br />

und ungezügelt toben. 23 Dörfliches Leben – zumal mit Kindern und Alten - wurde zum beliebten Bildmotiv<br />

des Biedermeier, mit der Dorflinde im Zentrum, um die herum sich besinnliche Alte und sorglos spielende<br />

Kinder scharten. Ludwig Richters (1803-1884 Dresden) Illustrationen gewannen schließlich allen Aspekten<br />

dieses Milieus, allen Varianten dieser Lebenswelt diesen idyllischen Charakter ab. 24 Carl Spitzweg (1808 –<br />

bestimmten (vgl. z.B. die Biographie Rainer Marwedel, »Theodor Lessing. 1872 - 1933.« Darmstadt<br />

1987, darin 72 ff zur Gründung der Odenwaldschule 1910). Lediglich in Rothes Kapitel IX "Rationalismus<br />

und Wissenschaftskult." (S. 275 ff) scheint etwas vom Gegenteil auf: "Man begreift den<br />

expressionistischen Antirationalismus fälschlich <strong>als</strong> generelle Absage an Bewußtheit und Vernunft -<br />

sprich Ratio - zugunsten blinder Emotionalität (Gefühlskult) und Vitalismus (Lebensreligion). Die<br />

Gleichzeitigkeit einer verbreiteten irrationalistischen Zeitströmung in Nordamerika und Europa<br />

(Theosophie, Spiritismus u.a.m.) sowie einer religiösen Erneuerungsbewegung (Freikirchen, Baptisten,<br />

religiöse Sozialisten) fördert dieses Mißverständnis. Doch im Unterschied zu den irrationalistischen<br />

Geistesmoden, die sich soziologisch auf aristokratische Zirkel und bürgerliche Konventikel beschränkten,<br />

besitzt die expressionistische Kritik an einer triumphierenden Wissenschaft und einem autoritären<br />

Verstandesregiment durchaus kognitive Qualitäten. Sei verneint keineswegs doktrinär jegliche Ratio,<br />

sondern nur deren Perversion zu einem Rationalismus, sie zielt auf dessen fatalen Herrschaftsanspruch,<br />

auf sein arrogantes Negieren aller übrigen psychischen Potenzen und kreativen Fähigkeiten des<br />

Menschen..."<br />

20 J. G. Prinz von Hohenzollern – M.- A. von Lüttichau (Hg.), »Otto Mueller.« München - New York 2003<br />

21 Zu Abb. aller aufgeführten Werke vgl. Uta Gerlach-Laxner, »Hans von Marées, Katalog seiner<br />

Gemälde.« München 1980.<br />

22 Philippe Ariès, »Geschichte der Kindheit.« München - Wien 1975; Peter Gerlach, »Proportion, Körper,<br />

Leben.« Köln 1990, Kap. 3, S. 123 – 149.<br />

23 Mathias Eberle, »Max Liebermann, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien.« Bd. I, 1865 – 1899,<br />

München 1995, S. 438, „Badende Knaben“, 1895, Privatbesitz; Abb. Nr. 1895/15; S. 443 ff, „Badende<br />

Knaben – Jungen in Zandvoort“, 1896-1898, München, Neue Pinakothek, Abb. Nr. 1896/2-3; S. 512 ff<br />

„Badende Knaben am Meer“, 1899, Privatbesitz / Tel Aviv Museum, Abb. Nr. 1899/12-22<br />

24 Gemälde: „Böhmische Hirtenlandschaft“, 1841, Dresden Gemäldegalerie neuer Meister; Titelblatt zu<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

1885 München 25 ) widmete sich dem kleinstädtisch-bürgerlichen Pendant, wo allerdings ideale Innerlichkeit<br />

allenfalls noch <strong>als</strong> Beschaulichkeit Ausdruck fand. Die alternative Natur war <strong>als</strong> domestizierter Bestandteil<br />

der bürgerlichen Lebenswelt in diese integriert und jeglichem feindlichen Schrecken scheinbar enthoben.<br />

Utopie und geschichtliche Wirklichkeit schienen sich gegenseitig bedingend ihre Gegensätzlichkeit verloren<br />

zu haben. Dies gelang indessen – allenfalls in der Fiktion der Bilderwelt – dadurch, dass alles das<br />

ausgeblendet wurde, was die soziale und ökonomische Seite des bürgerlichen Alltag auch in einer Kleinstadt<br />

entscheidend prägte.<br />

Migrationen bestimmten weiterhin die inhaltlichen Variationen im Umkreis der Idylle. Close up aus<br />

thematisch verwandten Motiven der älteren Malerei wurden gleichsam <strong>als</strong> vergrößerter Ausschnitt<br />

hervorgehoben und der alte Kontext ausgeblendet, um diesen der ergänzenden Phantasie des Betrachters<br />

anheim zu stellen. Aus der seit Ambrogio Lorenzettis Fresco des „Buon Governo“ im Palazzo Pubblico zu<br />

Siena (1337-1339) aus der europäischen Malerei nicht mehr wegzudenkenden Großstadtszenerie, die im 19.<br />

Jahrhundert – bei Adolph Menzel u.a. - sich gerade des Verkehrsknotens angenommen hatte, versuchten<br />

andere sich in einem beruhigten Seitenblick auf Nebenstätten des Geschehens. In eine großstädtische<br />

Parklandschaft am Fluss verlegten die französischen Impressionisten ihre Idyllen: Sonntägliche<br />

Spaziergänger flanieren dort fein herausgeputzt. So beispielsweise in Claude Monets (1840-1926) „Au bord<br />

de l'eau“, (1868, Chicago, Art Institute), oder in „La berge du Petit-Gennevilliers“, (um 1875, Privatslg. USA) 26<br />

und Pierre-Auguste Renoirs (1841 Limoges -1919 Nizza) „La Grenouillère“ (1868-69, Moskau, Puschkin<br />

Museum) oder in „La Famille Henriot“ (um 1871, Merion, USA, Barnes Fondation). 27 In diesen Beispielen<br />

findet sich eine erste Version von Darstellungen bürgerlicher Freizeitgepflogenheiten – sich, soweit es die<br />

Umwelt gestattete, dort zu ergehen, ohne von der sich an den Rändern der anwachsenden Städten<br />

ausbreitenden Industrie und dem Verkehr sich behelligt zu fühlen. Wilhelm Kobell, der in jungen Jahren sich<br />

Landschaften und dörfliches Leben zeichnend erwanderte, setzte später in seinen Gemälden manche Szene<br />

um, die alle Charakteristika der klassischen Idylle aufzuweisen hat: gemächliche Bewegungen der Akteure,<br />

sanfte Landschaftsausschnitte, ruhiges, sonniges Wetter, meist ländliche Bevölkerung, gelegentlich in der<br />

Begegnung mit städtischen Touristen. Diese Darstellungen lassen sich wie eine Dokumentation einer zu<br />

Ende gehenden Zeit lesen, in der sorgsam Beobachtetes wiedergegeben wurde, wenn etwa lokale Trachten<br />

<strong>als</strong> Residuen einer kulturellen Besonderheit ausgeführt wurden, <strong>als</strong> handele es sich in diesen Gemälden um<br />

anthropologische Studien. Mit anderen Worten: Das wäre eine realistische Lesart. Liest man die Gemälde<br />

indessen auf ihren durchgängigen Stimmungsgehalt hin und achtet auf das Arrangement des auftauchenden<br />

Person<strong>als</strong>, so kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass die dokumentarische Lesart sehr wohl ihre<br />

Berechtigung hat, dass aber auf der anderen Seite die Auswahl der dokumentierten Szenen, die Auswahl<br />

der Wettersituation und der auf ein Minimum reduzierte Aktionismus – Unwetter, Unfälle etwa, die auch im<br />

Kutschenzeitalter durchaus dramatische Aufläufe provozieren konnten oder gar Bedrohungen durch wilde<br />

Ludwig Bechsteins Märchenbuch, 1857; Anonym, »Ludwig Richter.« Leipzig-Augsburg 1995, Abb.106 –<br />

107; Goethe-Album, 1856, Abb. In: Wolf Stubbe, »Das Ludwig Richter Album.« Bd. 1 - 2, München 1968,<br />

Abb. S. 52<br />

25 „Das Paar auf der Bank“, um 1860, München, Städtische Galerie im Lenbachhaus, „Flötenkonzert im<br />

Waldesinneren“, um 1855, Bonn, Bundespräsidialamt, „Schalmeispielender Hirte“, um 1875, Privatbesitz,<br />

Abbildungen in: Siegfried Wichmann, Carl Spitzweg, Weyarn 1995<br />

26 Abb. In: Ausstellungskatalog »Hommage a Claude Monnet (1840-1926).« Paris, Grande Palais 8.2.-<br />

5.5.1980, Nr.18, S. 85 und Nr. 40 bis, S. 131<br />

27 Michel Drucker, »Renoir.« Paris 1955<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

Tiere gibt es in seiner Welt nirgends – dann liegt der Schluss nahe, dass dem idyllischen Aspekt seine<br />

Vorliebe galt. Der deutsche Maler und Fotograf Wols (Wolfgang Schulze, 1913 Berlin - 1951 Paris), der in<br />

Paris lebte, machte noch Ende der 30er Jahre sich dieses Motiv zu eigen, um daraus schließlich seine<br />

abstrakten Kompositionen abzuleiten. Wie bei Marc Chagall, zwei Jahrzehnte zuvor, schweben seine<br />

feinstrichig gezeichneten Figuren in einer Umgebung, die von Großstadtversatzstücken durchsetzt und<br />

umfangen ist. Doch es ist eine verklärte, sonnendurchschienene, helle Welt von heiterer Farbigkeit. 28<br />

Des Bauhauses Sache war die Idylle nicht – so erscheint es auf den ersten Blick. Seine Vertreter hatten ein<br />

ernstes Anliegen, nicht aber die beruhigende, liebliche Seite der Vorstellungen vom alternativen Leben. In<br />

der Literatur zum Bauhaus wurde diese Frage indessen auch bisher nicht gestellt, weil es aus allem, was<br />

zum Bauhaus zu sagen schien, doch zu ferne lag, darüber viele Worte zu verlieren. Aber jenseits der<br />

politischen Agitation, dem Industriedesign und der Auftrags-Architektur sprechen die von den Malern selbst<br />

verwendeten assoziativen Begriffe, wenn sie über ihre gegenstandslosen Kompositionen redeten und<br />

schrieben, eine beredte Sprache. Da ist dann wieder von Ausgewogenheit, von Stille, von Harmonie die<br />

Rede. Alles Begriffe, die sehr wohl mit dem Stimmungsbild von der Idylle verknüpft erscheinen. Und zwar mit<br />

einer Seite dieser Ideetradition, die auf den neuzeitlichen Kern der damit verbundenen Vorstellungswelt zum<br />

ersten Mal am Anfang des 17. Jahrhunderts zur Hauptsache wurde: der von der Innerlichkeit. Inneres<br />

Erleben – Einfühlung lautete der zeitgenössische Leitbegriff von Theodor Lipps bis zu dem von Kandinsky<br />

gelegentlich <strong>als</strong> Kronzeugen beschworenen Wilhelm Worringer 29 - <strong>als</strong> positiv besetzte menschliche Fähigkeit<br />

von jederzeit aktivierbarer Ausgeglichenheit und Beglückung durchsetzt das Vokabular der am Bauhaus<br />

Lehrenden, von Paul Klee, Wassily Kandinsky, Johannes Itten 30 bis Oskar Schlemmer. Sie beriefen sich auf<br />

Wilhelm Worringers Schrift „Abstraktion und Einfühlung“, in der hauptsächlich von der wenige Zeit zuvor<br />

entdeckten frühgeschichtlichen Malerei die Rede war, aber auch gelegentlich von der Kunst der Kinder, die<br />

Kandinsky und vor allem Paul Klee faszinierte 31 . Der utopisch-fiktive Duktus von „abstrakter“ Kunst und den<br />

28 „L'inaccesible rocher“, 1939, Paris, Priv. Bes.; „Ohne Titel“, um 1941, Privatbes. Ausst. Katalog »Wols<br />

1913-1951, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen.« Nationalgalerie Berlin, 13.9.-5.11.1973, Nr. 52 und 87<br />

29 Im Jahre 1898 veröffentlichte Paul Stern eine kritische Studie unter dem Titel »Einfühlung und<br />

Association in der neueren Ästhetik. Ein Beitrag zur psychologischen Analyse der ästhetischen<br />

Anschauung.« Hamburg - Leipzig 1898, 82 S.; sie erschien <strong>als</strong> 5. Bd. in der von Theodor Lipps und<br />

Richard Maria Weber herausgegebenen Reihe der "Beiträge zur Ästhetik." Zur "Einfühlung" <strong>als</strong><br />

Selbstgenuß siehe: Theodor Lipps, "Einfühlung und ästhetischer Genuß." In: »Die Zukunft.« Bd. 54,<br />

1906, S.100 - 114; bereits 1903 in: »Ästhetik. Psychologie des Schönen und der Kunst.« Hamburg -<br />

Leipzig 1903, Bd. 1 – 2; Bd.1, 2. Abschnitt "Einleitendes zur Frage der Einfühlung", S. 96 - 223<br />

ausführlich behandelt. Auf Sätze wie "... Das Gefühl der Schönheit ... ist das beglückende Gefühl des<br />

ungehemmten Sichauslebens der Individualität" (a.a.O., S. 202) berief sich auch Wilhelm Worringer,<br />

»Abstraktion und Einfühlung.« (1906) 3. Aufl. München 1911, S. 4 ff. Vgl. zur Kritik des Begriffspaares<br />

von Worringer: Peter Gerlach, "Abstraktion und Einfühlung." In: Aachener Kunstblätter, Bd. 56/57,<br />

Aachen 1988/89, S. 343 – 352, und Kitty Zijlmans - Jos Hoogeveen, »Kommunikation über Kunst. Eine<br />

Fallstudie zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des 'Blauen Reiters' und von Wilhelm Worringers<br />

'Abstraktion und Einfühlung'.« = Kleine Alpha Reeks 1, Leiden 1988.<br />

30 Bei Itten spielte nun eine Überlagerung mit einem pseudo-fernöstlichen Kult – dem Mazdaznan – eine die<br />

Harmonielehre besonders fördernde Rolle, vgl. Karin Thönnissen, »Johannes Itten und die Höhere<br />

Preussische Fachschule für textile Flächenkunst.« Diss. Aachen 1998.<br />

31 „Es gibt nämlich noch Uranfänge von Kunst, auffindbar in ethnographischen Sammlungen oder daheim in<br />

der Kinderstube. Lache nicht, Leser, die Kinder können es auch, und es steckt Weisheit darin, daß sie es<br />

auch können. Je hilfloser sie sind, desto lehrreichere Beispiele bieten sie uns.“ Paul Klee, »Tagebücher.«<br />

1912, vgl. Marcel Franciscono, "Paul Klee und die Kinderzeichnung." In: Jonathan Fineberg (Hrsg.),<br />

»Kinderzeichnung und die Kunst des 20. Jahrhunderts.« Stuttgart 1995, S. 29. Erwähnenswert ist hier<br />

auch die Tätigkeit des Malers und Kunstpädagogen Cižek, vgl. L. W. Rochowanski, »Die Wiener<br />

Jugendkunst. Franz Cižek.« Wien 1946, S.15 ff.<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

dabei aktivierten Inspirationsquellen wurde in einer ebenso der ethnographischen und ethnologischen<br />

Forschung entnommenen Vorstellungswelt entlehnt. Dazumal knüpfte sie sich an den Begriff von<br />

„Ursprünglichkeit“ 32<br />

- mithin einen Zustand heimisch in jener mythischen Idealwelt, die die<br />

harmonieverheissende Idylle ebenso zu beschwören sich angeschickt hatte und weiterhin zu nähren nun<br />

erneut in skandalträchtigem Gewand antrat. Kasimir Edschmid formulierte Entsprechendes bereits zwischen<br />

1917 und 1918, was wohl auf die frühe expressionistische Phase der meisten der am Bauhaus tätigen<br />

Künstler zutreffen dürfte: "Die Künstler der neuen Bewegung geben nicht mehr die leichte Erregung. Sie<br />

geben nicht mehr die nackte Tatsache. Ihnen entfaltet das Gefühl sich maßlos... Sie sahen nicht. Sie<br />

schauten. Sie fotografierten nicht. Sie hatten Gesichte. Statt der Rakete schufen sie die dauernde Erregung.<br />

Statt dem Moment die Wirkung in die Zeit... In ihr stand die Erde, das Dasein <strong>als</strong> eine große Vision. Es gab<br />

Gefühl darin und Menschen. Sie sollten erfaßt werden im Kern und im Ursprünglichen. Dafür bedurfte es<br />

einer Gestaltung der künstlerischen Welt... Ein neues Weltbild mußte geschaffen werden, das nicht mehr<br />

teilhatte an jenem nur erfahrungsgemäß zu Erfassenden der Naturalisten, nicht mehr teilhatte an jenem<br />

zerstückelten Raum, den die Impression gab, das vielmehr einfach sein mußte, eigentlich, und darum<br />

schön... So wird der ganze Raum des expressionistischen Künstlers Vision. Die Tatsachen haben<br />

Bedeutungen nur so weit, <strong>als</strong>, durch sie hindurchgreifend, die Hand des Künstlers nach dem faßt, was hinter<br />

ihnen steht... Er sieht das Menschliche in den Huren, das Göttliche in den Fabriken, er wirkt die einzelne<br />

Erscheinung in das Große ein, das die Welt ausmacht... Alles bekommt Beziehung zur Ewigkeit... Die Welt<br />

ist da, es wäre sinnlos, sie zu wiederholen. Sie im letzten Zucken, im eigentlichen Kern aufzusuchen und zu<br />

schaffen, das ist die größte Aufgabe der Kunst... Jeder Mensch ist nicht mehr Individuum, gebunden an<br />

Pflicht, Moral, Gesellschaft, Familie. Er wird in dieser Kunst nicht <strong>als</strong> das Erhebendste und Kläglichste: Er<br />

wird Mensch... Nun ist der Mensch wieder großer, unmittelbarer Gefühle mächtig. Er bleibt nicht mehr Figur,<br />

er ist wirklich Mensch... So kann er sich steigern und zu Begeisterungen kommen, große Ekstasen aus<br />

seiner Seele aufschwingen lassen...". 33 In ihren Bauhausbüchern betonten die Lehrenden die<br />

emotionsevozierende Kraft jeglicher bildlichen Konfiguration von der einfachen Linie bis hin zur farbigen<br />

Fläche, wie sie es in den Forschungen der Wahrnehmungspsychologie des späten 19. und beginnenden 20.<br />

Jahrhunderts bereits hätten nachlesen können. 34 Diese Erkenntnis in Theorie und zuvor bereits in der<br />

malerischen Praxis war einer der entscheidenden Einblicke und Einsichten in die innere Natur menschlichen<br />

Vermögens und der Funktion, die Bildern dabei zukommt, an der Hirnforschung, Psychologie und<br />

Wahrnehmungstheorie noch heute weiter zu forschen haben. Komposition aus den elementaren optisch-<br />

bildlichen Elementen habe das Ziel, diese auf der Fläche des Blattes von Papier oder der Oberfläche von<br />

Leinwand zu einem in sich harmonischen Gefüge werden zu lassen, ohne sich dem Illusionswert von<br />

traditionellen, an der Realität orientierten Abbildern zu unterwerfen. Damit nun ließen sich einerseits die<br />

akademisch vorbelasteten Gegenstandshierarchien umgehen, andererseits das bisher <strong>als</strong> niedrigste<br />

Kunststufe geltende – das Ornament – zum einzig kunstwürdigen aufwerten. Das an die geometrisch-<br />

elementaren Formen geknüpfte Glücks- und Harmoniebedürfnis des Einzelnen wurde damit selber <strong>als</strong><br />

thematisches Zentrum der bildenden Kunst deklariert und das Erreichen dieses Zieles zum Prinzip von<br />

32 Peter Gerlach, „Ursprung und Ursprünglichkeit.“ In: Heinz Herbert Mann - Peter Gerlach (Hg.), »Regel<br />

und Ausnahme. Festschrift für Hans Holländer.« Aachen 1995, S. 97 - 110.<br />

33 Zitiert nach B. S. Myers, »Die Malerei des Expressionismus.« Köln 1957, S. 41 – 42.<br />

34 Peter Gerlach, „Zeichenhafte Vermittlung von Innenwelt in Konstruktivistischer Kunst.“ In: H. Holländer -<br />

Chr. W. Thomsen (Hg.), »Besichtigung der Moderne: Bildenden Kunst, Architektur, Musik, Literatur,<br />

Religion. Aspekte und Perspektiven.« Köln 1987, S. 157 - 190<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

jeglicher künstlerischen Arbeit erklärt. Ort- und zeitloser konnte die Vorstellungswelt von der Idylle kaum je<br />

vorher und nachher bezeichnet werden. Und damit operiert Werbung und ihr Behauptung von vermarktbarer<br />

Wirksamkeit noch weiterhin unverdrossen erfolgreich.<br />

Ein ganz anderes, aber nicht minder eindrucksvolles Beispiel ist eine nur mündlich kolportierte Einlassung<br />

von Hoehme. Seine grobstrichigen, gegenstandslosen Gemälde lassen sich wie von oben erblickte<br />

Landschaften lesen. Er selber erinnere sich immer an den Blick, den er während seiner Militärzeit aus dem<br />

Cockpit des Sturzkampffliegers auf die unter ihm erscheinende Landschaft gehabt habe. Wahrhaft ein<br />

Zeugnis von Sehnsucht nach Idylle in diesen turbulenten, todesträchtigen Zeiten. Irritierend erscheint die<br />

gängige Deutung von Eduard Hoppers realistischen Gemälden von Szenen aus dem großstädtischen Alltag:<br />

z.B. der Blick auf die nächtliche Szene einer Bar mit zwei vereinzelten Gästen und einem Barmann. Die<br />

durch die Blickrichtung und die Farbigkeit erzeugte Stimmung ist aber auch lesbar <strong>als</strong> eine von friedlicher<br />

Stille und von entspannter Gelassenheit, eher vielleicht <strong>als</strong> die verbreitere von bedrückender Einsamkeit.<br />

Doch liegt wohl die Qualität von Hoppers Inszenierung gerade in dieser Ambivalenz der Stimmungsqualität,<br />

die sich aus der Erfahrungswelt der unterschiedlichen Betrachter speist. Und genau diese Ambivalenz war<br />

bereits in der Malerei der 20er Jahre manifest gemacht worden, <strong>als</strong> eine Entdeckung der durchaus<br />

zwiespältigen Lebenswelten, die unmittelbar nebeneinander zu existieren vermochten und damit die nicht<br />

immer nur spannungsgeladene, auf Aggressivität hinauslaufende soziale Wirklichkeit ausmachte. Neue<br />

Sachlichkeit, wenn man darunter nicht nur diejenige Malerei erfasst, die sich dem großstädtischen Milieu,<br />

dem Verkehr und der Industriewelt zugewandt hatte, sondern auch die, die - wie Schrimpf etwa – selbst in<br />

dieser Zeit der politischen und ökonomischen Turbulenzen in solchen Umgebungen noch Orte und Momente<br />

der Stille mit Menschen fand, die sich besinnlich in ihrer Welt zu orientieren trachteten. Schäfer waren sie<br />

sicher nicht mehr und naiv auf keinen Fall geblieben. Das Prinzip Hoffnung indessen hatten viele auch<br />

dam<strong>als</strong> noch nicht völlig aufgegeben. Und das galt und gilt weiterhin nicht nur für Maler.<br />

Mai 2006<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

Endnoten<br />

1. Das ist erst aus den Kommentaren des 1. Jh. v.Chr. erschlossen, vgl. U. Dierse, „Idylle“, in: »Historisches<br />

Wörterbuch der Philosophie.« Bd. 4, Damstadt 1976, Sp. 191; auf den volkstümlichen Ursprung verweisen<br />

M. Fa. und M.- A. S., „Bukolik“, in: »Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike.« Bd. 2, Stuttgart-Weimar<br />

1997, Sp. 830 f. Zur idyllischen Landschaft in der Malerei: Götz Pochat, »Figur und Landschaft.« Berlin<br />

1973, 54 ff, 381 ff.<br />

2. M.Fa. 1997 (wie Anm.1), Sp. 833.<br />

3. F.M.Th. de Liagre Böhl – A. Jepsen – F. Flesse, „Paradies, Im Alten Testament, Paradieserzählung“. In:<br />

»Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft.« 3.<br />

Auflage, Tübingen 1961, Sp. 95 – 100; B.E. - M. He., „Paradies“. In: »Der kleine Pauly.« Bd.9, Stuttgart –<br />

Weimar 2000, Sp. 307 – 309.<br />

4. Brief Nicolas Poussins an Paul Fréart de Chantelou, Rom 24. 11. 1647. In: Wilhelm Messerer, »Die<br />

"Modi" im Werk von Poussin, Festschrift für Leo Dussler.« München 1972, S. 349 f, Anm. 1; Jan<br />

Bialostocki, „Das Modusproblem in den bildenden Künsten“. In: ders., »Stil und Ikonographie - Studien zur<br />

Kunstwissenschaft.« 2.Aufl., (Dresden 1966), Köln 1981 S. 36 f, Anm. 45; dt. Otto Grautoff, »Nicolas<br />

Poussin.« München 1914, Bd. I, S. 452 f, Anm. 227; Ernst Guhl, »Künstlerbriefe.« Berlin 1913, Bd. II, Nr.93,<br />

245 - 248.<br />

5. Rensselaer W. Lee, „Ut pictura poesis: The humanitic theory of painting.” In: Art Bulletin 22 (1940),<br />

197-269; auch New York 1967.<br />

6. Veronica Biermann, „Leon Battista Albert (1404 -1472). De re aedificatoria libri decem”. In: Bernd Evers –<br />

Christof Thoenes, »Architektur Theorie von der Renaissance bis zur Gegenwart. 89 Beiträge zu 117<br />

Traktaten.« Köln 2003, S. 22 – 25.<br />

7. Ranuccio Bianchi Bandinelli, „Paesaggio“. In: »Encyclopedia dell’Arte Antica.« Rom 1963, S. 816 ff mit<br />

vorzueglichen einschlägigen Abb.<br />

8. Anton Legner, „Hirt, guter Hirt“. In: »Lexikon der christlichen Ikonographie.« 2. Bd., Rom/Freiburg 1970,<br />

Sp. 289 ff ; W. Braunfels, „Das Marienbild in der Kunst des Westens bis zum Konzil von Trient“. In: ebda.,<br />

Bd. 3, Rom/Freiburg 1971, Sp. 198 ff.<br />

9. [Markus] Vitruvius [Pollio] (v. 31 v. Chr. - n. 27 v. Chr.), »De Architectura libri decem«, V. I., 6 - 10; ed. F.<br />

Krohm, Leipzig 1912, 97 - 98; Edidit et annotavit Curt Fensterbusch, Darmstadt 1964.<br />

10. Kunsttheoretischen Quellen gesammelt in: Werner Busch (Hg.), »Landschaftsmalerei.« Berlin 1997;<br />

Wilhelm Messerer, »Die "Modi" im Werk von Poussin, Festschrift für Leo Dussler.« München 1972, 335 -<br />

356.<br />

11. Erwin Panofsky, „Et in Arcadia ego.“ in: »Sinn und Deutung in der bildenden Kunst.« Köln 1975, 2. Aufl.<br />

1978, S. 351 – 377.<br />

12. Das wohl darauf schließen läßt, daß es sich zumindest bei der Interpretation dieses Ereignisses eher um<br />

ein Konstrukt späterer Philologie handeln mag.<br />

13. Dirk Tölke, »Eislandschaften und Eisberge. Studien zu Motiv- und Bildgeschichte von Eisformationen<br />

und polaren Szenerien in Gemälden und Graphiken des 16.-20.Jh..« Aachen 1995<br />

14. Joseph Leo Koerner, »Caspar David Friedrich, Landschaft und Subjekt. Epochen der deutschen Kunst.«<br />

Bd. III, Romantik. = Bild und Text, hrgsg. Von G. Boehm und K.Stierle, München 1998<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

15. Daniel Nikolaus Chodowiecki, 1726-1801: „Gesellschaft im Tiergarten“, um 1760, Museum der bildenden<br />

Künste Leipzig, Abb. in: Willi Geismeier, »Daniel Chodowiecki.« Leipzig 1993, S. 38; „Federballspiel“, um<br />

1770, Kösen, Priv. Besitz, Abb. In: Ludwig Kaemmerer, »Chodowiecki.« Bielefeld – Leipzig 1897, Abb. 136.<br />

16. Jean-Honoré Fragonard, 1732-1806; „Parklandschaft mit Schaukel“, 1778-1780, Washington, D.C.,<br />

National Gal of Art; Abb. In: Jean-Pierre Cuzin, »Fragonard. Leben und Werk.« München 1988, S. 205, Abb.<br />

251.<br />

17. Nicolas Poussin 1594-1665, „Le Paysage à l'arbre fouroyé”, 1651, nur <strong>als</strong> Stich überliefert; Anthony<br />

Blunt, »The Paintings of Nicolas Poussin. A critical catalogue.« London 1966, S. 147, Abb. 217; „Landscape<br />

with a man killed by a snake”, um 1648, London, Nat. Gallery; ebda: S. 143, Nr. 209, Abb. 209; „Landschaft<br />

mit Pyramus und Thisbe“, 1651, Städelsches Kunstinstitut, Frankfurt a.M.; ebda: S.126, Nr. 177, Abb. 177.<br />

18. „Pastorale“ [Frühstück im Freien], um 1870, Paris Musée d'Orsay; „Trois Baigneuses“, 1881-82, Paris<br />

Musée de Petit Palais; „Badende Frauen“, 1898-1905, Philadelphia Museum of Art.<br />

19. Der Ausdruck „Expressionismus“ wurde in einem Artikel von Wilhelm Worringer, "Sturm" (Aug. 1911)<br />

anscheinend zum erstenmal auf die bildende Kunst angewendet; er schrieb über die "jungen Pariser<br />

Synthetisten und Expressionisten Cézanne, van Gogh und Matisse", auf die der Begriff heute nicht mehr<br />

oder vielleicht schon wieder angewendet wird. Anläßlich einer Ausstellung des Blauen Reiters (1912) in der<br />

Galerie der »Sturm« wurde die Bezeichnung „Expressionismus" erstmalig im heutigen Sinne mit der<br />

modernen deutschen Kunstrichtung in Verbindung gebracht. Zunächst nur auf die eher romantische Seite<br />

der expressionistischen Malerei angewandt, ließ sich die Bezeichnung dann auch auf die explosiven und<br />

groblinigen Formen der Brücke-Maler anwenden und schließlich auf die deutsche und ausländische<br />

expressive Malerei und Plastik im allgemeinen. Die expressionistische Literatur ist im Gegensatz zur<br />

bildenden Kunst von kulturpessimistischen, düsteren Schilderungen geprägt, insofern „realistischer“ <strong>als</strong> die<br />

bildende Kunst, vgl. W. Rothe, »Der Expressionismus. Theologische, soziologische und anthropologische<br />

Aspekte einer Literatur.« Frankfurt a.M. 1977. Ließe sich danach erwarten, daß utopische Konstrukte zur<br />

Sprache kämen, wie sie etwa die Jugendbewegung oder die Reformpädagogik bestimmten (vgl. z.B. die<br />

Biographie Rainer Marwedel, »Theodor Lessing. 1872 - 1933.« Darmstadt 1987, darin 72 ff zur Gründung<br />

der Odenwaldschule 1910). Lediglich in Rothes Kapitel IX "Rationalismus und Wissenschaftskult." (S. 275 ff)<br />

scheint etwas vom Gegenteil auf: "Man begreift den expressionistischen Antirationalismus fälschlich <strong>als</strong><br />

generelle Absage an Bewußtheit und Vernunft - sprich Ratio - zugunsten blinder Emotionalität (Gefühlskult)<br />

und Vitalismus (Lebensreligion). Die Gleichzeitigkeit einer verbreiteten irrationalistischen Zeitströmung in<br />

Nordamerika und Europa (Theosophie, Spiritismus u.a.m.) sowie einer religiösen Erneuerungsbewegung<br />

(Freikirchen, Baptisten, religiöse Sozialisten) fördert dieses Mißverständnis. Doch im Unterschied zu den<br />

irrationalistischen Geistesmoden, die sich soziologisch auf aristokratische Zirkel und bürgerliche Konventikel<br />

beschränkten, besitzt die expressionistische Kritik an einer triumphierenden Wissenschaft und einem<br />

autoritären Verstandesregiment durchaus kognitive Qualitäten. Sei verneint keineswegs doktrinär jegliche<br />

Ratio, sondern nur deren Perversion zu einem Rationalismus, sie zielt auf dessen fatalen<br />

Herrschaftsanspruch, auf sein arrogantes Negieren aller übrigen psychischen Potenzen und kreativen<br />

Fähigkeiten des Menschen..."<br />

20. J. G. Prinz von Hohenzollern – M.- A. von Lüttichau (Hg.), »Otto Mueller.« München - New York 2003.<br />

21. Zu Abb. aller aufgeführten Werke vgl. Uta Gerlach-Laxner, »Hans von Marées, Katalog seiner<br />

Gemälde.« München 1980.<br />

22. Philippe Ariès, »Geschichte der Kindheit.« München - Wien 1975; Peter Gerlach, »Proportion, Körper,<br />

Leben.« Köln 1990, Kap. 3, S. 123 – 149.<br />

23. Mathias Eberle, »Max Liebermann, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien.« Bd. I, 1865 – 1899,<br />

München 1995, S. 438, „Badende Knaben“, 1895, Privatbesitz; Abb. Nr. 1895/15; S. 443 ff, „Badende<br />

Knaben – Jungen in Zandvoort“, 1896-1898, München, Neue Pinakothek, Abb. Nr. 1896/2-3; S. 512 ff<br />

„Badende Knaben am Meer“, 1899, Privatbesitz / Tel Aviv Museum, Abb. Nr. 1899/12-22.<br />

24. Gemälde: „Böhmische Hirtenlandschaft“, 1841, Dresden Gemäldegalerie neuer Meister; Titelblatt zu<br />

Ludwig Bechsteins Märchenbuch, 1857; Anonym, »Ludwig Richter.« Leipzig-Augsburg 1995, Abb.106 – 107;<br />

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Peter Gerlach, Idylle<br />

»Goethe-Album.« 1856, Abb. In: Wolf Stubbe, »Das Ludwig Richter Album.«, Bd. 1 - 2, München 1968, Abb.<br />

S. 52.<br />

25. „Das Paar auf der Bank“, um 1860, München, Städtische Galerie im Lenbachhaus, „Flötenkonzert im<br />

Waldesinneren“, um 1855, Bonn, Bundespräsidialamt, „Schalmeispielender Hirte“, um 1875, Privatbesitz,<br />

Abbildungen in: Siegfried Wichmann, »Carl Spitzweg.« Weyarn 1995.<br />

26. Abb. In: Ausstellungskatalog »Hommage a Claude Monnet (1840-1926).« Paris, Grande Palais 8.2.-<br />

5.5.1980, Nr.18, S.85 und Nr.40 bis, S. 131.<br />

27. Michel Drucker, »Renoir.« Paris 1955.<br />

28. Wols, „L'inaccesible rocher“, 1939, Paris, Priv. Bes.; „Ohne Titel“, um 1941, Privatbes. Ausst. Katalog<br />

»Wols 1913-1951, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen.« Nationalgalerie Berlin, 13.9.-5.11.1973, Nr. 52 und<br />

87.<br />

29. Im Jahre 1898 veröffentlichte Paul Stern eine kritische Studie unter dem Titel »Einfühlung und<br />

Association in der neueren Ästhetik. Ein Beitrag zur psychologischen Analyse der ästhetischen<br />

Anschauung.« Hamburg - Leipzig 1898, 82 S.; sie erschien <strong>als</strong> 5. Bd. in der von Theodor Lipps und Richard<br />

Maria Weber herausgegebenen Reihe der "Beiträge zur Ästhetik." Zur "Einfühlung" <strong>als</strong> Selbstgenuß siehe:<br />

Theodor Lipps, „Einfühlung und ästhetischer Genuß." In: Die Zukunft, Bd. 54, 1906, S.100 - 114; bereits<br />

1903 in: »Ästhetik. Psychologie des Schönen und der Kunst.« Hamburg - Leipzig 1903, Bd. 1 – 2; Bd.1, 2.<br />

Abschnitt „Einleitendes zur Frage der Einfühlung", S. 96 - 223 ausführlich behandelt. Auf Sätze wie: „... Das<br />

Gefühl der Schönheit ... ist das beglückende Gefühl des ungehemmten Sichauslebens der Individualität"<br />

(a.a.O., S. 202) berief sich auch Wilhelm Worringer in: »Abstraktion und Einfühlung.« (1906) 3. Aufl.<br />

München 1911, S. 4 ff. Vgl. zur Kritik des Begriffspaares von Worringer: Peter Gerlach, „Abstraktion und<br />

Einfühlung." In: Aachener Kunstblätter, Bd. 56/57, Aachen 1988/89, S. 343 – 352 und Kitty Zijlmans - Jos<br />

Hoogeveen, »Kommunikation über Kunst. Eine Fallstudie zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des<br />

'Blauen Reiters' und von Wilhelm Worringers 'Abstraktion und Einfühlung'.« = Kleine Alpha Reeks 1, Leiden<br />

1988.<br />

30. Bei Itten spielte nun eine Überlagerung mit einem pseudo-fernöstlichen Kult – dem Mazdaznan – eine<br />

die Harmonielehre besonders fördernde Rolle, vgl. Karin Thönnissen, »Johannes Itten und die Höhere<br />

Preussische Fachschule für textile Flächenkunst .« Diss. Aachen 1998.<br />

31. Marcel Franciscono, "Paul Klee und die Kinderzeichnung." In: Jonathan Fineberg (Hrsg.),<br />

»Kinderzeichnung und die Kunst des 20. Jahrhunderts.« Stuttgart 1995, S. 29. Erwähnenswert ist in diesem<br />

Zusammenhang die Tätigkeit des Malers und Kunstpädagogen Cižek, vgl. L. W. Rochowanski, »Die Wiener<br />

Jugendkunst. Franz Cižek.« Wien 1946, S.15 ff.<br />

32. Peter Gerlach, „Ursprung und Ursprünglichkeit“. In: Heinz Herbert Mann - Peter Gerlach (Hg.), »Regel<br />

und Ausnahme. Festschrift für Hans Holländer.« Aachen 1995, S. 97 - 110.<br />

33. Zitiert nach B. S. Myers, »Die Malerei des Expressionismus.« Köln 1957, S. 41 – 42.<br />

34. Peter Gerlach, „Zeichenhafte Vermittlung von Innenwelt in Konstruktivistischer Kunst“. In: H. Holländer -<br />

Chr. W. Thomsen (Hg.), »Besichtigung der Moderne: Bildenden Kunst, Architektur, Musik, Literatur,<br />

Religion. Aspekte und Perspektiven.« Köln 1987, S. 157 - 190.<br />

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