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Peter Gerlach, Idylle<br />

jeglicher künstlerischen Arbeit erklärt. Ort- und zeitloser konnte die Vorstellungswelt von der Idylle kaum je<br />

vorher und nachher bezeichnet werden. Und damit operiert Werbung und ihr Behauptung von vermarktbarer<br />

Wirksamkeit noch weiterhin unverdrossen erfolgreich.<br />

Ein ganz anderes, aber nicht minder eindrucksvolles Beispiel ist eine nur mündlich kolportierte Einlassung<br />

von Hoehme. Seine grobstrichigen, gegenstandslosen Gemälde lassen sich wie von oben erblickte<br />

Landschaften lesen. Er selber erinnere sich immer an den Blick, den er während seiner Militärzeit aus dem<br />

Cockpit des Sturzkampffliegers auf die unter ihm erscheinende Landschaft gehabt habe. Wahrhaft ein<br />

Zeugnis von Sehnsucht nach Idylle in diesen turbulenten, todesträchtigen Zeiten. Irritierend erscheint die<br />

gängige Deutung von Eduard Hoppers realistischen Gemälden von Szenen aus dem großstädtischen Alltag:<br />

z.B. der Blick auf die nächtliche Szene einer Bar mit zwei vereinzelten Gästen und einem Barmann. Die<br />

durch die Blickrichtung und die Farbigkeit erzeugte Stimmung ist aber auch lesbar <strong>als</strong> eine von friedlicher<br />

Stille und von entspannter Gelassenheit, eher vielleicht <strong>als</strong> die verbreitere von bedrückender Einsamkeit.<br />

Doch liegt wohl die Qualität von Hoppers Inszenierung gerade in dieser Ambivalenz der Stimmungsqualität,<br />

die sich aus der Erfahrungswelt der unterschiedlichen Betrachter speist. Und genau diese Ambivalenz war<br />

bereits in der Malerei der 20er Jahre manifest gemacht worden, <strong>als</strong> eine Entdeckung der durchaus<br />

zwiespältigen Lebenswelten, die unmittelbar nebeneinander zu existieren vermochten und damit die nicht<br />

immer nur spannungsgeladene, auf Aggressivität hinauslaufende soziale Wirklichkeit ausmachte. Neue<br />

Sachlichkeit, wenn man darunter nicht nur diejenige Malerei erfasst, die sich dem großstädtischen Milieu,<br />

dem Verkehr und der Industriewelt zugewandt hatte, sondern auch die, die - wie Schrimpf etwa – selbst in<br />

dieser Zeit der politischen und ökonomischen Turbulenzen in solchen Umgebungen noch Orte und Momente<br />

der Stille mit Menschen fand, die sich besinnlich in ihrer Welt zu orientieren trachteten. Schäfer waren sie<br />

sicher nicht mehr und naiv auf keinen Fall geblieben. Das Prinzip Hoffnung indessen hatten viele auch<br />

dam<strong>als</strong> noch nicht völlig aufgegeben. Und das galt und gilt weiterhin nicht nur für Maler.<br />

Mai 2006<br />

http://www.kunstserviceg.de/gerlach 12 von 15

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