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Komplikationen in Sans-Souci

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Nur sehr wenig entspricht sie dem antiken Vorbild, so daß man kaum von e<strong>in</strong>er Kopie sprechen mag. Zum<br />

ersten ist die ganze Figur seitenverkehrt gegenüber der antiken Vorlage aufgebaut. Eben so wenig<br />

entsprechen die Ergänzungen e<strong>in</strong>em der beiden bekannten Rekonstruktionstypen.<br />

Abb. 7, A. Frauen, Ant<strong>in</strong>ous, 1748(?) Abb. 8, Cl. Randon, Ant<strong>in</strong>ous, 1704<br />

Dafür ist diesmal das h<strong>in</strong>ter der Figur herabgezogene Gewand von der <strong>in</strong> der Hüfte aufgestützen L<strong>in</strong>ken zu<br />

e<strong>in</strong>em von dort über den stützenden Palmbaumstumpf gerade herabhängenden Bündel gefasst. Die Rechte<br />

legt sich von oben auf e<strong>in</strong>es der riesigen Blätter der Phantasiepflanze, die sich auf se<strong>in</strong>er rechten Seite von<br />

h<strong>in</strong>ten nach vorne um se<strong>in</strong>en rechten Oberschenkel schmiegt und sich mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren Trieb als<br />

Schamblatt dienlich erweist (Abb. 7). Die Bewegung, die, von dem nach rechts blickenden, leicht<br />

angehobenen Kopf ausgelöst, den ganzen Körper erfasst, bed<strong>in</strong>gt das weiter nach h<strong>in</strong>ten auswärts<br />

aufsetzende Spielbe<strong>in</strong>. Damit wird zugleich der überaus prägnante S-Schwung – wie er auf dem Stich von<br />

Claude Randon (Abb. 8) die Figur durchzieht – im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er klassizistischen Variante des Rokoko,<br />

gleichsam italienischer Vorliebe gemäß, gemildert.<br />

Diese Beobachtungen legen nahe davon auszugehen, daß der aus Schleswig-Holste<strong>in</strong> stammende<br />

Bildhauer Frauen während se<strong>in</strong>er Ausbildung, die er mutmaßlich <strong>in</strong> Kopenhagen an der Akademie und<br />

nachfolgend <strong>in</strong> Rom durchlief, sehr wohl auch ergänzte Versionen der antiken Statue kennen gelernt hatte,<br />

die <strong>in</strong>dessen nie die Figur seitenvertauscht wiedergaben. Er muss sich also e<strong>in</strong>er anderen Bildquelle bedient<br />

haben. Viele der an den Akademien der Zeit gebräuchlichen Studien- und Zeichenvorlagen enthielten immer<br />

auch e<strong>in</strong>e Stichabbildungen des „Ant<strong>in</strong>ous vom Belvedere“. Darunter f<strong>in</strong>den sich nun e<strong>in</strong>ige, die sie –<br />

<strong>in</strong>dessen immer ohne Ergänzungen - seitenverkehrt wiedergaben (Abb. 8). 25<br />

Nach e<strong>in</strong>er solchen Vorlage könnte nun der Bildhauer - durchaus zeitgenössischem stilistischem Geschmack<br />

folgend - se<strong>in</strong>e Fassung dann nachgerade üppig ausgestattet haben. Wenn er <strong>in</strong> Rom <strong>in</strong> der Werkstatt des<br />

Bildhauers Camillo Rusconis (1658 – 1728) und dort mit Giuseppe Rusconi zusammen gearbeitet haben<br />

sollte, 26 ist der stilistische Schritt zu e<strong>in</strong>er klassizistischen Tendenz so bed<strong>in</strong>gt nachvollziehbar. Wenn auch<br />

von diesen beiden italienischen Bildhauern bisher ke<strong>in</strong>e Kopien nach antiken Statuen bekannt geworden<br />

s<strong>in</strong>d, wäre dennoch denkbar, daß Frauen die Statue für <strong>Sans</strong>souci dort angefertigt haben könnte. Solange<br />

jedenfalls ke<strong>in</strong> Beleg dafür auftaucht, daß er den Auftrag dafür erst nach se<strong>in</strong>em Wechsel von Rom nach<br />

England, 1746, erhalten hat, sollte diese Option offen gehalten bleiben.

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