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Komplikationen in Sans-Souci

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Schaut man sich nun <strong>in</strong> anderen Feldern von Wissenschaft und Kunst um, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> solcher Wandel im<br />

Natur- und Menschenbild – als Teil der Natur begriffen – Gegenstand von differenzierter Betrachtung wurde,<br />

dann fällt auf, daß <strong>in</strong> der beg<strong>in</strong>nenden wissenschaftlichen Anthropologie ebenfalls entschieden zum Bild vom<br />

Menschen Neues formuliert wurde.<br />

Mit dem Ersche<strong>in</strong>en dreier für e<strong>in</strong>e materialistische Aufklärung dieser Zeit bedeutsamen Werke zum Bild vom<br />

Menschen e<strong>in</strong>es Teilnehmers der Tafelrunde von <strong>Sans</strong>souci, La Mettrie, - der <strong>in</strong> dem 1748 <strong>in</strong> Potsdam<br />

gedruckten Buch »L'Homme-Plante« folgenden bemerkenswerten Satz niederschrieb: “Cette Forêt de beaux<br />

hommes qui couvre le Prusse, est dûe aux so<strong>in</strong>s & aux recherches du feu Roi. La Générosité réussit encore<br />

mieux sur l'Esprit; elle en est l'aiguillon, elle seule peut le tailler, pour ansi dire, en Arbres des Jard<strong>in</strong>s de<br />

Marli, & qui plus est, en Arbres, qui, de Stériles qu'ils eussent été, porteront les plus beaux fruits. Est-il donc<br />

surprénant que les Beaux Arts prennent aujourd'hui la Prusse pour leur Païs Natal? & l'Esprit n'avoit-il pas<br />

droit de s'attendre aux avantages les plus flatteurs, de la part d'un Pr<strong>in</strong>ce qui en a tant?“ - und an Hand der<br />

Schriften von Buffon (1749) <strong>in</strong> Frankreich, Camper (1782) <strong>in</strong> Holland, und Schadow (1803 ff) im preußischen<br />

Berl<strong>in</strong> lässt sich auch <strong>in</strong> deren Untersuchungen und Veröffentlichungen der Weg nachvollziehen, der von der<br />

Mitte des 18. Jahrhunderts an schließlich zu e<strong>in</strong>em für uns mit der Romantik verknüpften bürgerlichen<br />

Jugendlichkeitsideal führte. In se<strong>in</strong>em 1762 erschienen Saggio sopra la Pittura hatte Algarotti e<strong>in</strong>leitend die<br />

Jugenförderung durch Friedirich II ausdrücklich lobend hervorgehoben. 39<br />

Dabei war die Aufmerksamkeit <strong>in</strong> Preußen auf das menschliche Ersche<strong>in</strong>ungsbild <strong>in</strong> unterschiedlichem Alter<br />

durch zwei weitere Neuerungen mit stimuliert worden. Die Pflege der „Potsdamer Riesengarde und<br />

Grenadiergarde, No. 6“ als eigener Truppenteil 40 e<strong>in</strong>erseits und die e<strong>in</strong>e Generation zuvor (1717) e<strong>in</strong>geführte<br />

allgeme<strong>in</strong>en Schulpflicht andererseits könnten für die Wahrnehmung von altersbed<strong>in</strong>gten Unterschieden<br />

durchaus förderlich gewesen se<strong>in</strong>. Deren Anfänge lassen sich nun gerade an der vorgelegten<br />

Gegenüberstellung von drei der Ant<strong>in</strong>ous-Varianten <strong>in</strong> <strong>Sans</strong>souci aufzeigen. Das wird zusätzlich evident,<br />

wenn zu dieser Gegenüberstellung noch die Kopie des Kapitol<strong>in</strong>ischen Ant<strong>in</strong>ous von Karl He<strong>in</strong>rich Eduard<br />

Stützel (1858, Abb. 11, 11a) 41 h<strong>in</strong>zugezogen wird, die anstelle des mit e<strong>in</strong>em Ant<strong>in</strong>ouskopf ergänzten antiken<br />

Jüngl<strong>in</strong>gstorso vor dem Neuen Palais e<strong>in</strong>gereiht worden ist. In se<strong>in</strong>er Formulierung der Gestalt und vor allem<br />

des Kopfes wird e<strong>in</strong>e neuerliche Wendung zum Männlich-Heroischen fassbar, wie sie für das<br />

nachrevolutionäre Deutschland der Kaiserzeit bezeichnend ersche<strong>in</strong>t.<br />

Abb. 11, Stützel, Kopie des Ant<strong>in</strong>ous Kapitol<strong>in</strong>us Abb. 11a, Detail<br />

Der ebenso zu konstatierende stilistische Wandel – hier nur an e<strong>in</strong>em Fall exemplarisch nachgezeichnet –<br />

fort von dem an der französischen Akademie <strong>in</strong> Rom geprägten klassizistischem Antikenbild zu e<strong>in</strong>er<br />

lebendigeren, menschlicheren und zarteren Version preußischer Prägung, führte den frankophilen Friedrich<br />

II. auf der Suche nach e<strong>in</strong>em ihm gemäßer dünkenden Idealbild vom Menschen zur Bevorzugung der

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