Zur Angemessenheit von Optionspreisen - ESCP Europe
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dem Wall Street Journal. Beckers (1980) gibt für die <strong>von</strong> ihm verwendeten Daten<br />
keine Quelle an. 36<br />
Optionspreise beziehen sich jedoch nicht zwingend auf den Schlusskurs der<br />
zugrunde liegenden Aktie, denn Optionen werden ebenso wie Aktien kontinuierlich<br />
gehandelt und Optionspreise sowie Aktienkurse ändern sich fortlaufend. 37 Die Verwendung<br />
<strong>von</strong> Aktien-Schlusskursen zur Berechnung des theoretischen Optionspreises<br />
stellt eine häufig vernachlässigte Fehlerquelle empirischer Studien zur Optionsbewertung<br />
dar. Entsprechend bemängelt auch Rubinstein die Verwendung nicht<br />
korrespondierender Daten: „Most empirical work designed to test [the Black/Scholes<br />
model] has suffered from a number of deficiencies including (…) severe limitations<br />
created by use of closing option and stock prices (…).” 38 Black bezieht sich ebenfalls<br />
auf die Bedeutung variabler Options- bzw. Aktiennotierungen, wenn er als Fehlerquelle<br />
bei der Überprüfung des Black/Scholes-Modells angibt: „The stock price may<br />
be observed at a different time from the option price.“ 39 Basieren dagegen sowohl<br />
Aktienkurse als auch Optionspreise auf variablen Notierungen, kann jeder Option<br />
genau der zeitlich passende Aktienkurs zugeordnet werden. Bei der ausschließlichen<br />
Verwendung <strong>von</strong> Aktien-Schlusskursen wird demgegenüber die tatsächliche Volatilität,<br />
die sich aufgrund der innertäglichen Wertschwankungen ergibt, nicht berücksichtigt<br />
und damit vermutlich unterschätzt. Somit wird das Ziel konterkariert, das<br />
Black/Scholes-Modell auf Validität zu überprüfen.<br />
In der vorliegenden Studie werden die Preise <strong>von</strong> 1.250 Call-Optionen auf die Aktien<br />
<strong>von</strong> Deutscher Telekom, Siemens und Deutscher Bank analysiert. Diese drei Werte<br />
haben einen Anteil <strong>von</strong> 30% am Deutschen Aktienindex (DAX), der die 30 bedeutendsten<br />
und umsatzstärksten deutschen Aktien umfasst und ca. 70% der gesamten<br />
Marktkapitalisierung inländischer börsennotierter Gesellschaften repräsentiert. 40 Die<br />
drei untersuchten Aktienwerte machen damit rund ein Fünftel der Marktkapitalisierung<br />
sämtlicher inländischen börsennotierten Gesellschaften aus. Der Untersuchungszeitraum<br />
läuft vom 2. September bis 30. September 2002. In diesem Zeitraum<br />
wurden bei Siemens 285, bei der Deutschen Telekom 451 und bei der Deutschen<br />
Bank 514 Optionspreise analysiert. Insgesamt wurden somit die rechnerischen<br />
Preise zu 1.250 Optionsnotierungen berechnet und mit den tatsächlich am Markt<br />
zustande gekommenen <strong>Optionspreisen</strong> verglichen.<br />
Um das zeitliche Auseinanderfallen <strong>von</strong> Optionspreis und Aktienkurs zu vermeiden,<br />
werden sekundengenaue Aktien- und Optionsnotierungen verwendet, wobei jeder<br />
Option der jeweils passende Aktienkurs zugeordnet wird. Sowohl die Optionsnotierungen<br />
als auch die Aktienkurse stammen <strong>von</strong> der Deutschen Börse. Die variablen<br />
Aktienkurse auf Xetra wurden über das Wertpapierinformationssystem (WPI) der<br />
Börsen-Zeitung bezogen. Je nach Aktie und Handelsvolumen handelt es sich um ca.<br />
5.000 bis 10.000 tägliche Kursnotierungen.<br />
36 Vgl. MacBeth/Merville (1980), S. 287 sowie Beckers (1980), S. 663.<br />
37 Vgl. Rubinstein (1985), S. 456f.<br />
38 Rubinstein (1985), S. 456.<br />
39 Black et al. (1992), S. 51.<br />
40 Vgl. Deutsche Börse (2002), S. 3.