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Zur Angemessenheit von Optionspreisen - ESCP Europe

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Call-Option mit einem Ausübungspreis <strong>von</strong> 65 Euro und einer Restlaufzeit <strong>von</strong> 122<br />

Tagen. Der aktuelle Kurs der zugrunde liegenden Aktie beträgt 50 Euro, die<br />

geschätzte Volatilität des Aktienkurses 58% und der risikofreie Zinssatz 4,0%. Nach<br />

dem Black/Scholes-Modell hat diese Option einen rechnerischen Wert <strong>von</strong> 2,50 Euro.<br />

Der Zinssatz übt nur einen geringen Einfluss auf den Optionspreis aus: In dem vorliegenden<br />

Beispiel sinkt der Optionspreis selbst bei einem Zinssatz <strong>von</strong> 0% nur <strong>von</strong><br />

2,50 Euro auf 2,35 Euro, während der Optionspreis bei einem Zinssatz <strong>von</strong> 10%<br />

lediglich auf 2,74 Euro ansteigt. 13 Bei Änderungen der anderen Variablen reagiert der<br />

Optionspreis demgegenüber deutlich stärker. Allerdings lässt sich die mit der Sensitivitätsanalyse<br />

verbundene Ceteris-paribus-Annahme angesichts der Interdependenzen<br />

zwischen den einzelnen Variablen nicht aufrecht erhalten. So induziert beispielsweise<br />

ein sinkender Aktienkurs (d. h. ceteris paribus ein sinkender Optionspreis) in<br />

der Regel eine höhere Volatilität (d. h. ceteris paribus einen steigenden Optionspreis),<br />

löst also diametral entgegengesetzte Effekte auf den Optionspreis aus.<br />

3. Empirische Studien zum Black/Scholes-Modell<br />

Angesichts der mit den Annahmen des Black/Scholes-Modells verbundenen Anwendungsprobleme<br />

wurde das Modell bereits frühzeitig empirischen Tests unterzogen.<br />

Darüber hinaus finden sich in der einschlägigen Literatur alternative Modelle zur<br />

Optionsbewertung. Die erste empirische Überprüfung erfolgte durch die Begründer<br />

des Modells selbst – noch vor Veröffentlichung ihrer Formel. 14 In ihrer Untersuchung<br />

vergleichen Black/Scholes theoretisch errechnete Optionspreise mit Over-thecounter-<strong>Optionspreisen</strong>.<br />

Als Schätzung für die künftige Volatilität verwenden sie die<br />

historische Volatilität und halten diese ebenso wie den kurzfristigen Zinssatz auf<br />

Basis sechsmonatiger Commercial Papers über die Laufzeit konstant. Ihre Schlussfolgerung<br />

lautet, dass das Black/Scholes-Modell<br />

1. Aktien mit einer hohen (geringen) Volatilität überbewertet (unterbewertet),<br />

2. Out-of-the-money-Optionen unterbewertet bzw. In-the-money-Optionen überbewertet<br />

3. Optionen mit einer Laufzeit <strong>von</strong> weniger als drei Monaten überbewertet.<br />

Die Aussagekraft der Ergebnisse leidet allerdings darunter, dass die Zeitgleichheit<br />

<strong>von</strong> Optionspreis und zugeordnetem Aktienkurs nicht gewährleistet ist. Black/Scholes<br />

vergleichen die Optionspreise eines Händlerbuches mit den Schlusskursen der<br />

zugrunde liegenden Aktien, obwohl sich die Over-the-counter-Optionspreise nicht<br />

zwingend auf die Aktien-Schlusskurse beziehen. 15<br />

13 Siehe auch Cox/Ross (1976), S. 145-166 sowie MacBeth/Merville (1979), S. 1174.<br />

14 Vgl. Black/Scholes (1972), S. 399-417 sowie Black (1975), S. 36-72.<br />

15 Diese Problematik wird erstmals <strong>von</strong> Rubinstein (1985) thematisiert.

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