medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios
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Medtropole | Ausgabe 16 | Januar 2009<br />
a<br />
Abb. 1: Hirnmetastase rechts frontal mit girlandenförmiger KM-Anreicherung um<br />
eine zentrale Nekrose im MRT in T1-Wichtung bei einem 74-jährigen Patienten<br />
mit bekanntem Bronchialkarzinom (a); postoperative Kontrolle mittels CCT (b)<br />
a<br />
Abb. 2: Hirnmetastase rechts präzentral in T1 mit KM; (a) Darstellung <strong>der</strong> ringförmigen<br />
KM-Anreicherung und zentraler Nekrose; in T2-Wichtung (b) Darstellung<br />
<strong>der</strong> Ausdehnung des perifokalen Ödems<br />
kann. Eine Bestrahlung führt dagegen oft<br />
durch eine transiente Zunahme des perifokalen<br />
Ödems zu einer zwischenzeitlichen<br />
Zunahme <strong>der</strong> Gesamtraumfor<strong>der</strong>ung. Ein<br />
weiterer Vorteil <strong>der</strong> Operation ist die Histologiegewinnung<br />
bei unbekanntem Pri-<br />
märtumor. [1,2]<br />
Im Fall eines Rezidivs einer Hirnfiliarisierung<br />
ist durch<strong>aus</strong> eine Re-Operation indiziert,<br />
wenn <strong>der</strong> Gesamtstatus dies zulässt,<br />
insbeson<strong>der</strong>e wenn nach erfolgter Strahlentherapie<br />
nur noch eingeschränkte Bestrahlungsoptionen<br />
vorliegen.<br />
Ist <strong>der</strong> Primärtumor unbekannt und die<br />
Metastase operativ schwer zugänglich,<br />
kann über eine Bohrlochtrepanation stereo -<br />
taktisch eine Biopsie ohne größeres Risiko<br />
<strong>für</strong> den Patienten gewonnen werden.<br />
Operationsindikationen sind in Tab. 1<br />
zusammengefasst.<br />
624<br />
b<br />
b<br />
Kriterien, die <strong>für</strong> eine operative Entfernung<br />
von Hirnmetastasen sprechen:<br />
■ Singuläre o<strong>der</strong> solitäre (keine extracerebrale<br />
Met.) Hirnmetastase<br />
■ Guter Allgemeinzustand<br />
(Karnofsky-Index > 70 %)<br />
■ Raumfor<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Effekt/<strong>aus</strong>geprägtes Ödem,<br />
insbeson<strong>der</strong>e mit neurologischen Defiziten<br />
■ Gute Kontrolle des systemischen Status <strong>der</strong><br />
neoplastischen Erkrankung<br />
■ Unbekannter Primärtumor/unklare Histologie<br />
■ Gute operative Entfernbarkeit/Lokalisation im<br />
Kleinhirn<br />
■ Eher chronischer Verlauf <strong>der</strong> neoplastischen<br />
Erkrankung (insbeson<strong>der</strong>e bei Mammakarzinom)<br />
Tab. 1<br />
Bestrahlung<br />
Stereotaktische Bestrahlung<br />
Bei tief liegenden o<strong>der</strong> in eloquenten Re -<br />
gionen (z. B. im Sprachzentrum) gelegenen<br />
Metastasen, die mikrochirurgisch schwer<br />
angehbar sind o<strong>der</strong> bei denen zusätzliche<br />
neurologische Ausfälle zu erwarten sind,<br />
ist die stereotaktische Bestrahlung (Cyberknife,<br />
Gamma-Knife, Lineac) eine wichtige<br />
Ergänzung. Nachteile sind die Größenbeschränkung<br />
des Tumors (< 3 cm), <strong>der</strong> retardierte<br />
Effekt auf die Raumfor<strong>der</strong>ung sowie<br />
Neurologisches Defizit, Krampfanfall,<br />
neuropsychologisches Defizit, Hirndrucksymptomatik,<br />
Routinediagnostik bei bek. Malignom<br />
(CCT), MRT (T1 +/- KM, T2, Flair)<br />
Cave: bei Hirnducksymptomatik o<strong>der</strong> drohendem Hydrocephalus<br />
40 mg Dexamethason i.v., Neurochirurg<br />
■ ggf. antiepileptische Therapie<br />
■ 3 x 4 – 3 x 8 mg Dexamethason<br />
■ Staging bei bek. Malignom (CT THX/Abd.)<br />
■ Onkologische Prognoseeinschätzung<br />
Solitäre/singuläre Metastase<br />
Ggf. bis zu 4 Metastasen<br />
Operation, im Einzelfall:<br />
stereotatische Bestrahlung<br />
(< 3 cm)<br />
Ganzhirnbestrahlung<br />
(alternativ im Einzelfall<br />
MRT-Kontrollen)<br />
MRT-Kontrollen<br />
Rezidiv: Operation o<strong>der</strong><br />
stereotatische Bestrahlung<br />
evtl. Chemotherapie<br />
Tab. 2 Ablaufschema: Diagnostik und Therapie bei Hirnmetastasen<br />
die langsame Rückbildung des Ödems und<br />
somit eine eher protrahierte Rekonvales -<br />
zenz. [3]<br />
Multiple Metastasen<br />
o<strong>der</strong> schlechter AZ o<strong>der</strong><br />
eingeschränkte Prognose bei<br />
singulären/solitären Metastasen<br />
Ganzhirnbestrahlung<br />
evtl. Chemotherapie<br />
MRT-Kontrollen<br />
Rezidiv: Im Einzelfall Operation<br />
o<strong>der</strong> stereotatische Bestrahlung<br />
evtl. Chemotherapie<br />
Ganzhirnbestrahlung<br />
Derzeitig ist die adjuvante Ganzhirn -<br />
bestrahlung nach erfolgter Operation Standard.<br />
Allerdings zeigen einige retrospektive<br />
Studien mit teilweise großen Fallzahlen<br />
keinen auf die mediane Überlebenszeit<br />
bezogenen Vorteil einer zusätzlichen<br />
Bestrahlung zur alleinigen Operation bei<br />
singulären o<strong>der</strong> solitären Metastasen: Die<br />
Lokalrezidivrate ist ohne zusätzliche<br />
Bestrahlung zwar größer, die Prognose<br />
wird aber wesentlich durch den Systemprogress<br />
bestimmt. Prospektive randomisierte<br />
Studien sollen diese Frage klären. In<br />
Abstimmung <strong>der</strong> Neurochirurgen mit den<br />
Onkologen und Strahlentherapeuten kann<br />
im Einzelfall auch jetzt auf eine Ganzhirnbestrahlung<br />
zugunsten einer engmaschigen<br />
MRT-Kontrolle verzichtet werden. Die<br />
fraktionierte Ganzhirnbestrahlung hat ihre<br />
Indikationen als primäre Therapie, insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei einer multiplen, diffusen Hirnmetastasierung,<br />
bei <strong>der</strong> lokale Therapieformen<br />
nicht möglich o<strong>der</strong> sinnvoll sind.