medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios
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Medtropole | Ausgabe 16 | Januar 2009<br />
Chirurgische Aspekte akuter und<br />
chronischer Erkrankungen <strong>der</strong><br />
Aorta ascendens und des Aortenbogens<br />
Dr. Stephan Geidel, Priv.-Doz. Dr. Michael Laß, Prof. Dr. Jörg Ostermeyer<br />
In <strong>der</strong> Herzchirurgie haben akute und chronische Erkrankungen <strong>der</strong> Aorta ascendens (zwischen Aortenklappenanulus<br />
und Abgang des Truncus brachiocephalicus) sowie des angrenzenden Aortenbogens eine her<strong>aus</strong>ragende<br />
Bedeutung, da sie zu einer lebensbedrohlichen Blutung ins Perikard (Tamponade) und zur Beeinträchtigung <strong>der</strong><br />
hirnzuführenden Gefäße (Insult), <strong>der</strong> Aortenklappenfunktion (Insuffizienz) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Koronardurchblutung<br />
(Myokardischämie) führen können. Nicht selten ist neben dem Aortenbogen auch die Aorta descendens involviert.<br />
Als klinisch relevante Erkrankungen sind vor allem die sog. Aortendissektion und das Aortenaneurysma zu nennen.<br />
Vor allem bei akuter Ascendensdissektion gelten frühzeitige Diagnose und unmittelbare chirurgische Versorgung<br />
nach wie vor als große interdisziplinäre Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung, da die Letalität bis zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Operation<br />
stündlich um zwei Prozent zunimmt. [1]<br />
Aortendissektion<br />
Bei einer Dissektion dringt Blut über einen<br />
Einriss (= Entry) <strong>der</strong> Intima zwischen Ge -<br />
fäß-Media und Adventitia ein (Abb. 2) und<br />
bildet ein zusätzliches, „falsches“ Gefäßlumen.<br />
[1] Gewinnt <strong>der</strong> Blutstrom im falschen<br />
Lumen peripher wie<strong>der</strong> Anschluss an das<br />
wahre Lumen, bezeichnet man diesen<br />
zweiten Einriss als „Re-entry“. Die wesentlichen<br />
Vor<strong>aus</strong>setzungen <strong>für</strong> chirurgische<br />
Behandlungsmethoden <strong>der</strong> Aortendissektion<br />
wurden bereits in den 50er- und 60er-<br />
Jahren geschaffen. [1] Definitionsgemäß gilt<br />
eine Dissektion innerhalb <strong>der</strong> ersten zwei<br />
Wochen nach dem Schmerzereignis als<br />
„akut“, anschließend als „chronisch“. Hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Inzidenz einer akuten Dissektion<br />
im Bereich Aorta ascendens/Bogen<br />
muss in Deutschland eine Häufigkeit von<br />
ca. 15/1 Mio. Einwohner pro Jahr angenommen<br />
werden. [5,6] Männer sind im Verhältnis<br />
von 3:1 häufiger betroffen, das<br />
altersbezogene Maximum des Auftretens ist<br />
die fünfte Lebensdekade. Ein arterieller<br />
Hypertonus besteht bei über 80 Prozent<br />
616<br />
<strong>der</strong> Patienten; unterhalb des 40. Lebensjahres<br />
ist ein Marfan-Syndrom häufig. Bei 20<br />
Prozent <strong>der</strong> Patienten mit akuter Aortendissektion<br />
findet man histologisch eine<br />
zystische Media-Degeneration, in weiteren<br />
20 Prozent be steht eine schwere Arterio -<br />
sklerose (Abb. 3). Eine bicuspidale Aortenklappenanlage<br />
ist mit einem gehäuften<br />
Auftreten einer Aortendissektion assoziiert.<br />
Klassifikationen<br />
Die Stanford-Klassifikation berücksichtigt<br />
<strong>aus</strong>schließlich die Ausdehnung des Doppellumens<br />
(Typ A: Aorta ascendens involviert<br />
– im Gegensatz zu Typ B), die De-<br />
Bakey-Einteilung die Lokalisation des primären<br />
Einrisses (Typ I: Entry in <strong>der</strong> Ascendens,<br />
Doppellumen bis in den Bogen o<strong>der</strong><br />
weiter reichend; Typ II: Entry in <strong>der</strong> Ascendens,<br />
Doppellumen auf die Ascendens<br />
beschränkt; Typ III: Entry + Doppellumen<br />
in <strong>der</strong> Descendens).<br />
<strong>Klinik</strong> und natürlicher Verlauf<br />
Bei akuter Typ-A-Dissektion besteht unbehandelt<br />
eine Letalität von 40 bis 50 Prozent<br />
innerhalb <strong>der</strong> ersten 24 Stunden. Ist ein<br />
chronisches Stadium erreicht (ca. zehn Prozent),<br />
überleben immerhin zwei Drittel<br />
ohne chirurgische Therapie die folgenden<br />
drei Jahre. Da die akute Aortendissektion<br />
nicht selten die gesamte Hauptschlaga<strong>der</strong><br />
betrifft, ist die Beschwerdesymptomatik<br />
vielfältig (häufig: starke linksseitig betonte<br />
o<strong>der</strong> in den Rücken <strong>aus</strong>strahlende thora -<br />
kale Schmerzen, kardiogener Schock, Dys -<br />
pnoe, wechselnde Pulse, neurologische<br />
Ausfälle, akutes Abdomen, akute Nieren -<br />
insuffizienz).<br />
Diagnostik und Operation<br />
Aufgrund <strong>der</strong> extrem hohen Letalität in -<br />
nerhalb <strong>der</strong> ersten Stunden spielt <strong>der</strong> „Faktor<br />
Zeit“ die entscheidende Rolle. Somit<br />
muss bei jedem akuten Thoraxschmerz<br />
(nach Infarkt<strong>aus</strong>schluss) eine Echokardiographie<br />
durchgeführt werden, die in zwei