September 2002 - Evang.-Luth. Kirchengemeinde Nürnberg-Eibach
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Aus der Gemeinde ...<br />
In diesen Tagen<br />
kam mir wieder ein<br />
Buch in die Hände,<br />
das der<br />
tschechische<br />
Pfarrer Svatopluk<br />
Karásek<br />
geschrieben hat.<br />
(„Der durchnässte<br />
Pfarrer“ Zollikon<br />
2000)<br />
Karàsek war Pfarrer<br />
der Kirche der Böhmischen Brüder, als ihn<br />
die Kommunisten für zehn Jahre unter<br />
Berufsverbot stellten. Danach durfte er in<br />
die Schweiz ausreisen und wurde Pfarrer<br />
der evangelisch-reformierten Kirche im<br />
Kanton Zürich. 1997 kehrte er nach Prag<br />
zurück und ist seitdem Pfarrer der<br />
<strong>Evang</strong>elischen Kirche der Böhmischen<br />
Brüder an der Salvatorkirche in Prag.<br />
Den Prolog seiner Erinnerungen<br />
möchte ich hier zitieren: „Mit 14 verließ ich<br />
das Elternhaus. Damals, im Jahre 1956,<br />
tauschte ich die häusliche Nestwärme<br />
gegen den bolschewistisch-militärischen<br />
Geist des Schulinternats in Decín ein.<br />
Nach zwei Monaten hatte ich zum<br />
erstenmal Ausgang. Ich begab mich ins<br />
Wirtshaus „Zum Schützen“, wo Matrosen<br />
und Schiffsleute das Stammpublikum<br />
bildeten. Ein älterer Bursche, der ein<br />
Zupfinstrument bei sich hatte, spielte ein<br />
Lied und die anderen stimmten in seinen<br />
schönen Gesang ein. Plötzlich sang die<br />
ganze Wirtschaft aus voller Kehle: ‚Dass<br />
uns das Leben so wenig Liebe gibt...' Das<br />
war mir aus der Seele gesprochen: ‚So ist<br />
das Leben: es gibt wenig Liebe, aber auch<br />
wenig Freude und Behaglichkeit. Aber<br />
warum? Warum denn eigentlich?' Ich<br />
kehrte aus der Wirtschaft zurück in den<br />
traurigen Alltag, aber das Lied klang<br />
weiter und es tönt bis heute in meinen<br />
Ohren nach. Damals begriff ich zum<br />
erstenmal: Hier muss sich etwas ändern.<br />
Aber sofort korrigierte ich mich: ‚Hier<br />
muss ich etwas ändern.' Diese Aufgabe<br />
habe ich mir gestellt und ich frage mich<br />
nicht mehr, warum „das Leben so wenig<br />
4Liebe<br />
gibt“, sondern ich wringe es aus,<br />
damit es mehr hergibt. Das ist mein<br />
einziges Bestreben, und siehe da, der<br />
Becher füllt sich.“<br />
Die Kirchen im früheren Ostblock<br />
werden uns in den nächsten Wochen<br />
beschäftigen: Pfarrer Benning und ich<br />
werden am Pfarrkonvent des<br />
Prodekanats <strong>Nürnberg</strong>-West in<br />
Siebenbürgen teilnehmen. Wir werden<br />
den lutherischen Bischof in Hermannstadt<br />
Christoph Klein besuchen und die<br />
Zeugnisse deutscher Kultur in<br />
Siebenbürgen betrachten, etwa in<br />
Birthelm, Tartlau und Honigberg. Wir<br />
werden aber auch der Orthodoxie<br />
begegnen, etwa im theologischen<br />
Seminar in Hermannstadt, vor allem aber<br />
auch in den weltberühmten Zeugnissen<br />
orthodoxer Frömmigkeit, den<br />
sogenannten Moldau-klöstern im<br />
Nordosten des Landes. Auf dem<br />
Rückweg werden wir den ungarischen<br />
reformierten Bischof Lászlo Tökes<br />
besuchen, der bei der Revolution des<br />
Jahres 1989 eine entscheidende Rolle<br />
gespielt hat und lange Zeit in<br />
Lebensgefahr war. Viele tausend<br />
Kilometer werden wir vom 18. bis 26.<br />
<strong>September</strong> im Bus sitzen.<br />
Der Sonntag nach unserer Rückkehr fällt<br />
auf den 29. <strong>September</strong>. An diesem Tag<br />
steht im Kalender „Tag des Erzengels<br />
Michael und aller Engel“. Volkstümlich<br />
heißt der Tag Michaelis. Früher war dieser<br />
Tag auch in den evangelischen Gebieten<br />
Deutschlands ein Feiertag und zwar ein<br />
großer und markanter. Nachdem der 29.<br />
<strong>September</strong> in diesem Jahr auf einen<br />
Sonntag fällt, wollen wir auch in <strong>Eibach</strong><br />
Michaelis feiern und der Engel gedenken.<br />
Die Einführung der neuen<br />
Präparandinnen und Präparanden wird<br />
dann am Sonntag, 6. Oktober, in und nach<br />
dem Gottesdienst sein.<br />
Ich wünsche Ihnen allen eine erholsame<br />
und anregende Ferienzeit, wo auch<br />
immer Sie sie verbringen mögen. Es<br />
grüßt Sie Ihr<br />
Rainer Oechslen